Anaheim Ducks (1) - Winnipeg Jets (4)
Ausgangslage: Aus Sicht des Pacific-Division-Champions ist es eine gefährliche Ausgangslage. Anaheim dominiert seine Gegner nicht, gewinnt mehr Spiele mit nur einem Tor Abstand als irgend ein anderes Team (33 von 41 solcher Spielen gewonnen, NHL-Rekord) und hat in Partien, die mit mehr als einem Tor Unterschieden endeten, eine negative Bilanz. Kurzum: Die Ducks bewegen sich, metaphorisch, auf extrem dünnem Eis. Dennoch sind die Erwartungen nach dem dritten Division-Sieg in Folge hoch.
Coach Bruce Boudreau mahnte daher: "Die Erwartungen werden weiter wachsen. Aber lassen Sie uns erst mal die erste Runde gewinnen, dann sprechen wir über die zweite Runde. Jeder will den Cup, das ist ein Kindheitstraum. Aber nur weil man es will, wird es nicht passieren. Wir müssen erst die anderen schlagen." Immerhin gab es zuletzt das enttäuschende Playoff-Aus gegen L.A. und Detroit und auch Boudreau selbst kam mit den Capitals von 2009 bis 2011 nach starker Regular Season nie über die zweite Playoff-Runde hinaus.
Die Power-Play-Quote (15,7 Prozent) sowie das Penalty-Killing (81 Prozent) sprechen ebenfalls nicht für die Ducks. Die Jets, die - zum ersten Mal seitdem die Franchise 2011 wieder nach Winnipeg zurückgekehrt ist - den Sprung in die Playoffs geschafft haben, sind hier nur geringfügig besser, präsentierten sich dafür aber in Fünf-gegen-Fünf-Situationen stärker als Anaheim.
Winnipeg hat zwar eine der harmloseren Offenses, was die Playoff-Teams angeht, kann sich aber auf seine solide Defensive verlassen. Die Neuzugänge Tyler Myers, Drew Stafford, Lee Stempniak und Jiri Tlusty haben zudem eingeschlagen und die Jets verfügen über bislang ungekannte Kadertiefe.
Players to watch: Jets-Goalie Ondrej Pavelec, für den es das Playoff-Debüt wird, ist in herausragender Verfassung. Nachdem er in den vergangenen Jahren häufig wegen seiner Inkonstanz kritisiert wurde, spielt Pavelec eine gute Saison und steigerte sich im Schlussspurt nochmals. Insgesamt 92 Prozent der Schüsse auf sein Tor wehrte er ab.
Pavelecs Gegenüber Frederik Andersen, der in den Vorjahres-Playoffs seinen Stammplatz verlor, hatte einige Formschwankungen nach seiner Verletzung, fand aber pünktlich zu den Playoffs wieder zu seiner starken Form aus der ersten Saisonhälfte. Offensiv soll es Ducks-Top-Scorer Ryan Getzlaf richten: Der Center wurde gegen Saisonende mehrfach geschont und wird nach Angaben von Boudreau erstmals seit drei Jahren gesund in die Playoffs gehen.
Prognose: Anaheim wird nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre mit wackligen Beinen in die Serie starten, während die Jets gerade bei Heimspielen vor Emotionen überkochen dürften. So bleibt das Spiel spannender, als es ein Blick auf die reine Regular-Season-Tabelle vermuten lassen würde. Am Ende aber setzt sich die insgesamt höhere Qualität der Ducks durch. Tipp: Ducks in 6.
Vancouver Canucks (2) - Calgary Flames (3)
Ausgangslage: Die Canucks haben den Turnaround deutlich schneller geschafft, als selbst hartgesottene Fans zu hoffen gewagt hatten. Nach der desolaten Vorsaison drehten der neue Geschäftsführer Jim Benning sowie der neue Coach Willie Desjardins an einigen Schrauben, ohne aber den kompletten Umbruch zu vollziehen - und der Erfolg gibt ihnen Recht. Vor allem offensiv, mit den dominanten Zwillingen Daniel und Henrik Sedin in der Top-Line, läuft es um Welten besser als im vergangenen Jahr. 2,88 Tore pro Spiel sind ligaweit der achtbeste Wert.
Das Top-Defense-Duo Chris Tanev und Alex Edler hat zudem seinen Teil dazu beigetragen, dass Vancouvers Defense soldie agiert, und das Team so auch das vorzeitige Regular-Season-Aus von Goalie Ryan Miller auffangen konnte. Nach dessen Knieverletzung Ende Februar sprang Eddie Lack ein, übertraf seinerseits außerdem die Erwartungen und half den Canucks so zurück in die Playoffs. Miller ist seit Freitag wieder im Training und kann womöglich schon im ersten Duell der Serie mitwirken.
Auch Calgary hat seinen Umbruch schneller als erwartet vollzogen und zum ersten Mal seit 2009 die Playoffs erreicht. Die Flames bauen auf junge Spieler, angeführt von Sean Monahan, dem als erst elftem Spieler in den vergangenen 20 Spielzeiten vor seinem 21. Geburtstag mindestens 30 Tore und 30 Assists in einer Saison gelangen. Die Youngster wurden umso wichtiger, als sich Kapitän und Topverteidiger Mark Giordano Ende Februar einen Trizepsriss zuzog. Doch die Flames fingen den Verlust wider Erwarten gut auf.
Auch der Ausfall von Lance Bouma (Handbruch) stoppte Calgary nicht. Vor allem im Schlussdrittel bewiesen die Flames immer wieder viel Herz, allerdings stellt Calgary ein extrem unerfahrenes Team, in dem zehn Spieler überhaupt noch keinen Playoff-Einsatz vorweisen können. Verteidiger Dennis Wideman betonte dennoch: "Ich war schon ein paar Mal in den Playoffs, aber dieses Team scheint eines meiner besten Teams zu sein. All die Rückschläge zu verkraften und so als Mannschaft zusammen zu kommen, ist etwas besonderes."
Players to watch: Die Flames werden von Monahan abhängen, daran gibt es keinen Zweifel. Der 20-jährige Center erzielte 31 Tore und stand länger als jeder andere Flames-Stürmer auf dem Eis. Außerdem bleibt abzuwarten, in wie weit Bouma den physischen, schnellen Youngster nach seiner Verletzungspause möglicherweise entlasten kann.
Die Sedin-Zwillinge sind auf der anderen Seite die mehr als offensichtliche Wahl, die beiden Topstürmer sind Vancouvers Lebensversicherung. Spannend wird sein, wie das Goalie-Duell zwischen Lack und Miller ausgeht. Sollte Miller den Vorzug erhalten, wird er nach seinen schwachen Playoff-Auftritten mit St. Louis im vergangenen Jahr besonders im Fokus stehen.
Prognose: Das vielleicht engste Duell der Western Conference. Beide Teams sind extrem nah beieinander, was eine Prognose unglaublich schwer macht. Calgary, das ligaweit die meisten Schüsse abgeblockt hat (1.557) wird Vancouver zweifellos einen großen Kampf bieten, die Canucks setzen sich am Ende aber mit ihrer Erfahrung knapp durch. Tipp: Canucks in 7.
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