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NFL - Quarterback-Optionen der New York Jets: Wer könnte Zach Wilson ersetzen?

Von Stefan Petri
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Angeführt von Quarterback Zach Wilson sind die New York Jets (1-2) aktuell eines der schlechtesten Teams der Liga - Aaron Rodgers' Ersatzmann ist schlicht und ergreifend nicht gut genug. SPOX nimmt mögliche Quarterback-Alternativen unter die Lupe, von Free Agents über Trade-Optionen bis hin zu möglichen Comebacks. So kann es im Big Apple schließlich nicht weitergehen - oder?

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Als die New York Jets in Week 1 trotz der bitteren Verletzung von Star-Quarterback Aaron Rodgers doch noch mit 22:16 in Overtime gegen die Buffalo Bills gewannen, hatten die Fans Hoffnung, dass mit Ersatzmann Zach Wilson doch noch eine erfolgreiche Saison möglich sein würde. Head Coach Robert Saleh sprach seiner neuen Nummer eins prompt das Vertrauen aus: "Zach ist unser Quarterback. Wir haben vollstes Vertrauen in ihn."

Zwei Wochen später, nach Pleiten gegen die Dallas Cowboys (10:30) und die New England Patriots (10:15), steht Saleh mit diesem Vertrauen ziemlich alleine da. Wilson sei "unser unumstrittener Quarterback", betonte er am Montag nach dem Pats-Spiel. "Er ist nicht der Grund für unsere Niederlage gestern." In der Tat gibt es da noch ein paar andere Verdächtige, von der löchrigen Offensive Line über das Running Game bis hin zur hochkarätigen Defense, die gegen Mac Jones weder einen Ballgewinn noch einen Sack verzeichnen konnte.

Dennoch konzentriert sich die Kritik im Big Apple auf Wilson - und das nicht zu Unrecht: Der hatte es im vergangenen Jahr fertig gebracht, zum zweiten Mal in Folge der Quarterback mit dem schlechtesten Passer Rating der Liga zu sein, und hat es vor Week 4 schon wieder inne (57.0). Der 24-Jährige wirkt in der Pocket nervös und überhastet und trifft ein ums andere Mal die falschen Entscheidungen. Wenn er im Sommer tatsächlich Fortschritte gemacht hat, dann sind sie nicht zu sehen. "Das war grausam", schimpfte Jets-Legende Joe Namath in einem Radio-Interview: "Ich würde ihn nicht behalten. Von Zach Wilson habe ich genug gesehen."

Sehen wird er ihn am kommenden Sonntag im Sunday Night Game gegen die Kansas City Chiefs, soviel versprach Saleh bereits. Aber auch der klingt nicht mehr vollständig überzeugt: "Momentan gibt uns Zach die beste Chance auf einen Sieg. Mehr kann ich dazu nicht sagen."

Eine Passquote von knapp über 52 Prozent bei 2 Touchdowns und 4 Interceptions hat Wilson in seinen drei Spielen hingelegt - von einer allzu großen Siegchance kann man da nicht sprechen. Nur: Welche Alternativen gibt es für die Jets? SPOX analysiert die aktuelle Situation und nimmt mögliche Alternativen für Zach Wilson unter die Lupe, sollte das Team doch noch die Reißleine ziehen. Denn: Mit ihm als Quarterback sind die Playoffs meilenweit entfernt.

Head Coach Robert Saleh von den New York Jets.
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New York Jets, QB-Alternativen zu Zach Wilson: Die aktuelle Situation

Viele Alternativen für Zach Wilson gibt es im Jets-Roster nicht: Nach Rodgers' Verletzung wurde bislang kein weiterer QB verpflichtet, lediglich Tim Boyle wurde vom Practice Squad ins Team befördert. Der 28-Jährige blickt auf ganze drei NFL-Starts zurück und drängt sich als Starter sicherlich nicht auf.

Will man noch einen weiteren Arm holen? "Das wäre wohl eher eine Frage für [General Manager] Joe [Douglas]", wich Saleh einer entsprechenden Frage aus, "aber ich glaube nicht." Laut overthecap.com stünden immerhin rund acht Millionen Dollar an Cap Space zur Verfügung.

Könnte man sich einen Trade für einen neuen QB leisten? Der Zweitrundenpick im kommenden Draft 2024 wandert für den Rodgers-Trade nach Green Bay. Einen Fünftrundenpick hat man nicht, dafür aber zwei Viertrundenpicks aus einem Trade mit den Broncos. Man könnte sich auf dem Papier also einen Trade erlauben, allerdings sind Draft Picks in der NFL extrem wertvoll, auch die Picks der späteren Runden, um die großen Kader auffüllen zu können.

Der Spielplan bietet in den kommenden drei Wochen eigentlich nur eine lösbare Aufgabe, auswärts in Denver. Anschließend steht die Bye Week an: Eine bessere Bilanz als 2-5 zu diesem Zeitpunkt wäre schon eine sehr große Überraschung ...

New York Jets: Die Gegner in den kommenden Wochen

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GegnerKansas City Chiefs (A)Denver Broncos (A)Philadelphia Eagles (H)Bye WeekNew York Giants (A)
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New York Jets, QB-Alternativen zu Zach Wilson: Comebacks nach Karriereende?

Könnte ein eigentlich schon zurückgetretener Quarterback für die Jets noch einmal zurückkehren, um mit dem Team einen letzten Super-Bowl-Run zu starten? Tom Brady hatte schon vor Wochen dankend abgewunken, zuletzt wurde Matt Ryan gehandelt. Der MVP von 2016 hatte in der vergangenen Saison für die Indianapolis Colts gespielt, war aber da ehrlicherweise auch nur ein Schatten seiner selbst. "Matty Ice" ist mittlerweile 38 und arbeitet aktuell für CBS als Experte , hat seine Karriere aber offiziell noch nicht beendet.

Auf die Jets hat er allerdings auch keine Lust. Er stehe zwar mit seinem Berater in Kontakt, der seinen Job mache und sich "gewisse Situationen" genau anschaue, verriet Ryan am Montag bei CBS. Aber: "An sowas habe ich aktuell kein Interesse."

Nun könnte man noch weitere Namen aus dem Hut zaubern wie Ben Roethlisberger oder Philip Rivers, den die San Francisco 49ers letztes Jahr reaktivieren wollten, hätten sie nach der Verletzung von Brock Purdy doch noch den Super Bowl erreicht. Aber Rivers ist mittlerweile auch schon 41 und seit 2020 nicht mehr aktiv. Auch er würde die Jets nicht retten. Also vielleicht doch ein Free Agent?

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New York Jets, QB-Alternativen zu Zach Wilson: Quarterback Free Agents

  • Carson Wentz

Ein erfahrener Mann, der in der vergangenen Saison acht Spiele für die Washington Commanders absolvierte, sieben davon als Starter. Wentz ist erst 30 und soll laut Jay Glazer bereits Interesse an den Jets angemeldet haben. Der Nummer-2-Pick von 2016 könnte auch als Wilsons Backup an Bord kommen und im Zweifelsfall für diesen übernehmen. Nur: Um die Geschicke der Jets tatsächlich zu wenden, müsste Wentz an alte Zeiten anknüpfen - das konnte er 2022 definitiv nicht. Fünf seiner sieben Starts verloren die Commanders, Wentz kam am Ende auf 11 Touchdowns und 9 Interceptions und wurde Ende Februar nach nur einem Jahr in der Hauptstadt entlassen. Großes Interesse aus der Liga gab es seitdem nicht.

  • Colt McCoy

37 ist der Quarterback mittlerweile, der von 2010 bis 2022 insgesamt fünf verschiedene Jerseys trug. McCoy blickt auf 56 Einsätze in der Liga zurück, 36 davon als Starter, kennt sich aber auch aus mit einer Rolle als Backup. 22 lief er viermal für die Arizona Cardinals auf (ein Touchdown, drei Interceptions), hatte aber auch mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Ein lädierter Ellbogen soll zudem eine Rolle bei seiner Entlassung in Arizona Ende August gespielt haben. McCoy sollte früher oder später irgendwo unterkommen, ein Starting Quarterback ist er aber nur in Nofällen.

  • Joe Flacco

Noch einer mit viel Erfahrung: Der 38-Jährige, Super-Bowl-Sieger mit den Baltimore Ravens in der Saison 2012, spielte in den vergangenen beiden Jahren für die Jets, hätte also als Plus weniger Eingewöhnungszeit als komplette Neulinge. Sieben Spiele (fünf Starts) waren es 2021 und 2022, man sollte sich von den 8 Touchdowns und nur 3 Interceptions allerdings nicht blenden lassen: Gerade letztes Jahr war Flacco schon ziemlich schlecht - vielleicht noch schlechter als Wilson.

  • Nick Foles

2017 war Foles lediglich Ersatz für Carson Wentz bei den Philadelphia Eagles, übernahm dann nach dessen Verletzung - und führte das Team sensationell bis in den Super Bowl und als MVP zum Sieg über die New England Patriots. Wäre das vielleicht noch einmal möglich? Wirklich bestätigen konnte Foles seine Heldentaten in den Jahren nach dem Titel nur selten, 2022 schlug er sich als Backup bei den Indianapolis Colts durch (zwei Starts, kein Touchdown, 4 Interceptions). Jets-GM Douglas kennt Foles immerhin noch aus gemeinsamen Philly-Zeiten, die Telefonnummer sollte er haben.

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New York Jets, QB-Alternativen zu Zach Wilson: Kirk Cousins per Trade?

Am liebsten würden die meisten Jets-Fans wohl einen Trade von Vikings-QB Kirk Cousins sehen. Der 35-Jährige gehört vielleicht nicht zu den Top-10-Quarterbacks in der Liga und ist immer wieder für eine überhastete Entscheidung gut, ist als Gesamtpaket aber absolut solide und kann in der richtigen Situation auch abliefern. Die Zahlen der bisherigen Saison in Minnesota lassen sich sehen: 1075 Passing Yards in drei Spielen, bei 9 Touchdowns, 2 Interceptions und einer Passquote von fast 70 Prozent.

Warum die Vikings ihn dennoch abgeben könnten? Weil aus besagten drei Spielen kein Sieg herausgesprungen ist, statistisch gesehen sind die Playoff-Chancen damit auf ein Minimum gesunken. Da Cousins' Vertrag am Saisonende ausläuft, könnte man bei einem Trade noch einen guten Draft Pick für ihn kassieren. Für die Jets wäre Cousins mit Sicherheit nicht billig, aber ein Playoff-Run mit ihm wäre auf jeden Fall vorstellbar.

Zu schnell wird man bei den Vikings die Saison aber eher nicht aufgeben: In den kommenden drei Wochen tritt man bei den Panthers und Bears an, das sollten eigentlich zwei Siege werden. So ganz ist der Playoff-Zug also vielleicht noch nicht abgefahren. Und warum soll sich die Konkurrenz bis zur Trade Deadline nicht ein Wettbieten um Cousins liefern, sollte man ihn tatsächlich abgeben wollen? Der eine oder andere Contender könnte bis Ende Oktober ja ebenfalls einen neuen Quarterback brauchen.

Jacoby Brissett.
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New York Jets, QB-Alternativen zu Zach Wilson: Weitere Trade-Kandidaten

  • Ryan Tannehill (Tennessee Titans): Wie Cousins läuft der Vertrag des 35-Jährigen zum Saisonende aus, den Saisonstart haben die Titans (1-2) in den Sand gesetzt. Ob der Veteran per Trade zu haben sein wird, dürfte sich in den nächsten Wochen entscheiden.
  • Jacoby Brissett (Washington Commanders): Ist bei den Commanders ein vergleichsweise teurer Backup (zehn Mio. Dollar Jahresgehalt), aber hinter dem unerfahrenen Sam Howell wollte Washington einen 1a-Backup, um im Zweifelsfall reagieren zu können. Zwar hat sich Howell den Job als Starter erstmal gesichert, aber das könnte sich im Laufe der Saison auch noch ändern. Brissett dürfte also nicht zu haben sein - es sei denn, Howell explodiert plötzlich und spielt auf MVP-Level.
  • Cooper Rush (Dallas Cowboys): Entpuppte sich vergangene Saison als fähiger Vertreter von Dak Prescott und gewann vier von fünf Spielen, auch wenn er nicht gerade überragend spielte. Die Cowboys holten sich vor Saisonbeginn bekanntlich Trey Lance von den 49ers ins Haus - Rush könnte also eventuell zu haben sein.
  • Tyler Huntley (Baltimore Ravens): Dass Lamar Jacksons Vertretung nach der letzten Saison nach vier Einsätzen tatsächlich zum Pro Bowl eingeladen wurde, war der Witz des Jahrhunderts. Derzeit duelliert er sich mit Josh Johnson um die Rolle als Nummer zwei. Unersetzlich ist er also nicht, aber Lamars Vertretung spielt in Baltimore eigentlich regelmäßig.
  • Jameis Winston (New Orleans Saints): Hat als Starter über die Jahre immer wieder seine Stärken (Passing Yards) und Schwächen (Turnover) gezeigt. Die Saints hätten hinter Starter Derek Carr auch noch den ewigen Taysom Hill anzubieten, insofern hätten die Jets anklopfen können. Nach der Schulterverletzung Carrs vom Sonntag dürfte ein Trade aber vom Tisch sein: Winston wird jetzt gebraucht.
  • Case Keenum (Houston Texans): Rookie-QB C.J. Stroud spielt bislang groß auf, außerdem steht noch Davis Mills als Backup im Kader. In Houston soll man vom 35-jährigen Keenum als Mentor allerdings so begeistert sein, dass man sich eigentlich nicht von ihm trennen will.
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New York Jets, QB-Alternativen zu Zach Wilson: Fazit

Die guten Alternativen zu Zach Wilson fallen in New York nicht einfach vom Himmel. Die Qualität der Free Agents ist überschaubar, wenn wohl auch etwas höher als bei Wilson. Macht ein Carson Wentz, der erst einmal das System und das Playbook lernen muss, wirklich den Unterschied? Vielversprechende Trade-Kandidaten gäbe es schon eher, bis zur Trade Deadline am 31. Oktober könnten auch noch ein paar dazukommen. Nur: Je länger die Jets warten, desto schlechter wird wohl die Bilanz ausfallen - und desto kleiner wird der Traum von den Playoffs.

Bis zur Bye Week in Woche 7 wird es Zach Wilson wohl oder übel noch richten müssen, selbst wenn ein Free Agent als Backup verpflichtet wird, von heute auf morgen kann man auf der wichtigsten Position im Sport keine Neuling installieren. Nach dem Heimspiel gegen die Eagles am 15. Oktober wird aber sicherlich noch einmal Bilanz gezogen.

Fällt den Jets kein Quarterback in den Schoß, der ein definitives Upgrade zu Wilson darstellt, müsste die einfachste Lösung auch nicht die schlechteste sein: Mit Wilson weitermachen und hoffen, dass beim 24-Jährigen doch noch der Groschen fällt.

Wenn nicht, schreibt man die Saison 2023 ab, bekommt immerhin einen hohen Pick im anstehenden Draft - und startet 2024 mit dem genesenen Rodgers einen neuen Versuch.

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