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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 7 in der NFL

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© getty

Woche 7 in der NFL, und die einzige Konstante bleibt die Inkonstanz: Favoriten stolpern, Underdogs gewinnen - und für Bradys Buccaneers und Rodgers' Packers wird es langsam aber sicher ernst. Außerdem: Der McCaffrey-Trade und warum die Panthers von den Cardinals lernen können.

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Wir befinden uns ohne jeden Zweifel in einer Saison, die selbst für NFL-Verhältnisse unvorhersehbar ist. Und die Formel ist nicht schwierig: Weniger Punkte, weniger offensive Effizienz und weniger Big Plays führen zu mehr engen Spielen - was wiederum Tür und Tor für Überraschungen öffnet.

Eine NFL-Saison ist ohnehin geplagt von der Problematik der kleinen Sample Size. Wo in anderen Ligen signifikant mehr Spiele absolviert werden, sodass kleinere Ausrutscher für einen Favoriten weniger Gewicht haben, können solche in der NFL schwer wiegen.

Elf oder neun Siege? Das ist der Unterschied zwischen Playoffs und keiner Postseason. Und der in der NFL meist ohnehin schon schmale Grat zwischen neun und elf Siegen wurde dieses Jahr nochmal schmaler, weil nur wenige Teams Spiele deutlich gewinnen; erst recht nicht die Teams, die um eine Position in der Zehn-Siege-Range kämpfen. Einzelne Big Plays - und nicht selten defensive Big Plays - entscheiden Spiele derzeit noch häufiger.

Das Resultat, das wir nach etwas mehr als einem Drittel dieser Saison sehen, sind viele komplett offene Divisions. Weder rennen die Buccaneers mit der NFC South weg, noch die Packers mit der NFC North. In der NFC West setzt sich niemand ab, genau wie in der AFC North und der AFC South.

Das sorgt für bestes Entertainment, auch weil jegliche Form von Prognose umso schwieriger ist. Aber es deckt auch schonungslos Schwachstellen auf, ob in puncto Kaderzusammenstellung, Coaching, oder auch Quarterback-Play.

Green Bay und Tampa Bay sind vermutlich die beiden Paradebeispiele dafür. Tom Brady und Aaron Rodgers waren in der vergangenen Saison die beiden Spieler, die sich um die MVP-Auszeichnung stritten. Beide dirigierten gut geölte Offense-Maschinen - und beide scheitern gerade an ihren Umständen.

Ironischerweise kann man zwar ein gemeinsames Problem ausmachen - die Offensive Line ist bei den Bucs und bei den Packers von einer Stärke zu einem Fragezeichen geworden -, doch die Schlussfolgerung fällt gegensätzlich aus: Während die Packers schematisch immer noch ein gutes Run Game haben und eine Klein-Klein-Offense umsetzen können sollten, sollten die Bucs eine Offense eine Offense aufziehen können, in der sie ihre Playmaker in vorteilhafte Situationen bringen und so Coverages diktieren.

Beides aber passiert nicht, und mit den Niederlagen gegen Washington, respektive Carolina, rutschen beide nicht nur auf dem Scoreboard, sondern vor allem mit den Leistungen auf dem Platz tiefer in die Krise.

1. Die Buccaneers sind am Tiefpunkt angekommen

Nach diesem desolaten Auftritt gegen die Panthers, dieser 3:21-Niederlage gegen ein Team, das eindeutig den Umbruch eingeleitet hat, nachdem man jetzt mit zwei offensiv unentschuldbaren Spielen gegen die jeweils klaren Underdogs Pittsburgh und Carolina verloren hat, ist es an der Zeit für ein ernsthaftes Gespräch. Für ein Gespräch darüber, was die Buccaneers-Offense dieses Jahr spielt. Was uns das über die beteiligten Akteure verrät - und ob eine Lösung in Sicht ist.

Ich war hier bislang geduldig. Ich bin davon ausgegangen, dass sich die individuelle Qualität irgendwann durchsetzen wird, dass Tampa Bay, ganz einfach formuliert, nach wie vor zu stark besetzt ist, um wirklich ernsthaft einzubrechen, und die ersten Wochen der Saison, als regelmäßig Receiver ausfielen, spielte in dieses Narrativ bestens hinein.

Aber ein zentrales Thema aus offensiver Perspektive in dieser Saison ist für mich die Tatsache, dass sich gut designte Offenses mit guten Play-Callern sich angesichts der Art und Weise, wie Defenses das Geschehen gerade diktieren, umso mehr absetzen.

Tampa Bay hat nichts davon.

Bucs können nicht mehr von individueller Qualität leben

Die Bucs haben nach wie vor eine hohe Receiver-Qualität, aber Defenses lassen Offenses nicht mehr einfach über individuelle Receiver-Matchups Spiele dominieren. Die Bengals haben das mehrfach in dieser Saison schon zu spüren bekommen - wenn auch nicht diese Woche - gegen die Backup-Cornerbacks der Falcons.

Die Bucs haben nach wie vor einen Quarterback, der auf einem sehr hohen Level spielt - aber Brady agiert bislang nicht auf dem Elite-Level, das er letztes Jahr hatte. Dieses Level wäre aber in dieser Saison umso dringender gebraucht, um den Ball mit langen Drives nachhaltig zu bewegen.

Und es wäre umso dringlicher benötigt, um diese Offense zu tragen. Denn Tampa Bay hat nicht nur keine gut designte Offense oder keinen guten Play-Caller - die Bucs sind hier schlecht.

Der Game Plan gegen Pittsburgh in der Vorwoche war eine Absurdität. Gegen eine Steelers-Defense, die ohne ihren Elite-Pass-Rusher T.J. Watt sowie ohne vier von fünf Startern in der Secondary auskommen musste, hätte der Game Plan den vollen Fokus auf das Passspiel finden müssen.

Stattdessen war es ein First-Down-Run-Fest, und das obwohl Fournette keinerlei Dynamik mitbringt, nichts kreiert und die mittlerweile häufig thematisierte, ersatzgeschwächte Interior Offensive Line auch keine Räume kreiert. Auf diese Art hält man auch auf dem Papier klar unterlegene Gegner stets im Spiel, weil man nie davon zieht.

Bucs-Offense: Dogmatisch und unkreativ

Es ist eine dogmatische Offense, die den Ball insbesondere bei First Down läuft, um ihn zu laufen, und im Gegensatz zu vergangenen Jahren ist die individuelle Qualität nicht mehr ausreichend, um diese Defizite auszugleichen. Zumal zu dieser klar erkennbaren Schwachstelle ein Game-Management und Fourth-Down-Decision-Making kommt, das ich nicht einmal als konservativ, sondern als riskant bezeichnen würde.

Denn: Wer mit ideenlosem Play-Calling seinen Spielraum für Fehler ohnehin schon limitiert, kann sich nicht den Luxus erlauben, auch noch regelmäßig bei Vierter-und-Kurz zu punten.

Ich denke noch immer nicht, dass die Bucs die Playoffs verpassen werden. Dafür ist die Division zu schwach und dafür bin ich, auch auf die Gefahr hin, mir selbst zu widersprechen, weiterhin zu sehr davon überzeugt, dass Brady seine Offense zumindest einigermaßen besser in die Spur bringen wird.

Kann Brady die Bucs jetzt noch retten?

Aber solange die Offensive Line so anfällig ist, wird das Run Game nicht funktionieren, während das Play-Calling von Byron Leftwich - dessen Head-Coach-Aktien dieses Jahr auch kräftig abstürzen dürften - eben jenes Run Game in den Mittelpunkt rückt. Nicht nur bei First Down, sondern auch etwa bei der Sequenz in der zweiten Hälfte gegen die Panthers, als man erst Dritter- und dann Vierter-und-Kurz nicht in ein First Down verwandelte.

Wenn dann Brady noch Evans mehrfach tief verfehlt, nachdem Evans einen komplett offenen 75-Yard-Touchdown gleich zum Start des Spiels spektakulär fallen gelassen hat, dann ist das Maß für Ausrutscher auch schnell voll.

Head Coach Todd Bowles sprach anschließend darüber, dass es finsterer nicht werden würde. Er sprach auch wieder darüber, dass man mental tougher sein müsse. Eine Phrase, die man von ihm zuletzt bereits gehört hatte und die genauso nichtssagend ist wie sie klingt.

Die Bucs bräuchten jetzt eine schematische offensive Generalüberholung, und nach allem, was wir von diesem Trainerstab gesehen haben, halte ich es für wahrscheinlicher, dass der Impuls dafür von Brady selbst kommen muss. Das will ich nicht ausschließen - aber die Alarmsirenen müssen allerspätestens mit diesem Auftritt gegen Carolina auf Hochtouren laufen.