NFL

Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 1 in der NFL

SPOX blickt zurück auf Woche 1 in der NFL.
© getty

An Geschichten, Überraschungen und Sensationen mangelt es in Week 1 nie - und auch die neue Saison machte da keine Ausnahme! Die Vikings schicken sich an, Green Bay den Norden streitig zu machen, während die Dolphins ihre neue Offense präsentieren. Trey Lance gibt sein Debüt als fester Starter in San Francisco, mit gemischten Resultaten. Die Takeaways zu Week 1 fassen mehrere der größten Geschichten zusammen.

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Je älter man wird, desto schwieriger ist es, dieses kindliche Gefühl vom Weihnachtsabend nochmal zu spüren. Die traurige Realität ist, dass es sehr schwer ist, sich kindliche Vorfreude beizubehalten. Sarkasmus und Zynismus treten an die Stelle von leuchtenden Augen und Überraschungen.

Dabei kann es immer noch etwas Wunderbares sein, wenn Vorstellungskraft und Realität verschmelzen. Und manchmal kann Sport uns diese Momente bieten, wenn wir älter werden. Der Draft kann bei manchen diese Gefühl nochmal aufleben lassen. Ein lange antizipiertes Endspiel kann das.

Der Start einer neuen Saison, wenn auch etwas anders, kann es ebenfalls. Dabei spielen sportliche Aspekte natürlich eine Rolle, aber auch Narrative nehmen ihren Ausgang. Geschichten, die uns vielleicht wochenlang begleiten werden, nehmen ihren Anfang.

Keine war in Week 1 deutlicher als der rund um die Buffalo Bills: Können die Bills, nachdem sie zwei Mal so dramatisch in den Playoffs gescheitert sind, endlich den letzten Schritt auch gehen? Diese Franchise, deren berühmteste Postseason-Statistik darin besteht, dass sie Anfang der 90er Jahre vier aufeinanderfolgende Super Bowls zwar erreicht, aber jedes Mal verloren haben.

Es war beeindruckend, zu sehen, wie die Bills die offenen Fragen rund um ihr Team beim Auftaktsieg gegen die Rams beantworteten und so den Preseason-Hype nur umso weiter befeuerten. Die Chiefs beantworten die Fragen danach, wie die Offense ohne Tyreek Hill aussehen könnte, mit einem dominanten Auftaktsieg in Arizona - gegen eine Cardinals-Defense, deren Mangel an Pass-Rush-Talent zu einer gnadenlosen Überkompensation via Blitzing führte: Arizona blitzte Mahomes erstmals in dessen Karriere bei mehr als der Hälfte seiner Dropbacks. Mahomes legte vier Touchdowns gegen den Blitz auf und die Chiefs erledigten defensiv mit der Defensive Line den Rest.

Die Chargers derweil gewinnen das erste AFC-West-Schwergewichtsduell gegen die Raiders in einer engen Partie, in welcher Derek Carr nicht seinen besten Tag hatte. Ist 2022 endlich das Jahr, in dem die Chargers das Team sein können, das jahrelange Narrative vergessen lässt? So viele Geschichten in Week 1, und manche davon werden die kommenden Wochen und Monate prägen.

Eine schöne neue Saison miteinander!

1. Warnschuss oder R-E-L-A-X in Green Bay?

Jegliche positive Aufbruchsstimmung in Green Bay dürfte nach Week 1 schnell abgehakt sein. Eine deutliche Pleite beim Division-Rivalen Minnesota, die hochtalentierte Defense hatte mehrfach Abstimmungsprobleme - und offensiv wurden alle Bedenken komplett bestätigt.

Und wer weiß, wie dieses Spiel offensiv aus Packers-Sicht gelaufen wäre, hätte Christian Watson die Rookie-Nerven von Anfang an im Griff gehabt: Dann hätte er gleich beim ersten Play einen tiefen Touchdown gefangen, und vielleicht hätte das alles auf den Kopf gestellt.

So kann man sich nur zu gut vorstellen, wie Rodgers, der schon während der Saisonvorbereitung die Rockies aufgrund zu vieler Fehler im Camp in die Pflicht genommen hatte, nach dieser Szene innerlich kochte. Watson hatte Patrick Peterson gut verladen und dann seinen Turbo gezündet, und Rodgers' Gesicht nach dieser Szene sprach Bände.

Natürlich gibt es Punkte, die man aus Packers-Sicht hier anbringen kann: Beide Tackles fehlten verletzt, wobei ich mich bei David Bakhtiari schon so langsam frage, ob wir Green Bays Star-Left-Tackle überhaupt nochmal auf dem Feld sehen. Green Bay war auch im Vorjahr desolat gestartet und hatte gegen die Saints deutlich verloren, für die weitere Packers-Saison spielte das keine Rolle. Und mit LaFleur und Rodgers haben die Packers ein paar Vorschusslorbeeren verdient.

All das ist gut und fair, der wichtigste Punkt aber aus Packers-Sicht dürfte der sein: Die jungen Receiver können sich steigern.

Denn eine Passing-Offense die, wie über weite Teile des Spiels gegen Minnesota, über Tonyan, Aaron Jones und A.J. Dillon läuft, ist in der heutigen NFL nicht zum Kreis der Contender zu zählen. Das kann je nach Matchup funktionieren, insbesondere dann, wenn die Packers den Ball gut laufen können - was gegen die Vikings phasenweise sogar klappte. Aber Rodgers wirkte zögerlich bei einigen Plays in der Pocket, Minnesotas Edge-Rusher ließen diese Pockets schnell verschwinden, und es ist kein Geheimnis, dass gerade Rodgers ein Quarterback ist, der massiv von seinem Vertrauen zu den Receivern lebt.

Wenn Randall Cobb und Allen Lazard - der mutmaßlich eine große Rolle einnehmen wird, wenn er wieder fit ist - die beiden Receiver im Team sind, die diese Rolle am ehesten ausfüllen, ist der Spielraum für Fehler einfach sehr klein, und es gibt keine individuelle Trumpfkarte im Passspiel, und das ist ein Problem. Lazard sollte als Big-Slot-Receiver der Offense ein Element geben, das am Sonntag gefehlt hat. Aber ist er der Spieler, der eine Offense transformiert? Da habe ich doch erhebliche Zweifel. Lazard sollte der Offense eine zusätzliche Schicht geben, ein zusätzliches Element. Aber er ist kein Dreh- und Angelpunkt, keiner, der Räume kreiert.

Green Bay: Ein wenig Sorge ist angebracht

Ich war insbesondere letztes Jahr begeistert davon, wie effizient Green Bay sein Passspiel aufzog. Und natürlich ist es kein Geheimnis, dass Davante Adams dabei häufig der Spieler war, der Räume kreiert hat, selbst wenn er den Ball nicht bekommen hat - und er war sehr regelmäßig das Top-Target in den meisten Play-Designs. Die Grundstruktur der Offense gefiel mir dennoch, und mit einer intakten Offensive Line wird man davon auch wieder mehr bekommen.

Aber dieses Spiel war ein klarer Warnschuss dahingehend, dass die Division in diesem Jahr nicht der Selbstläufer werden könnte, der sie in den vergangenen Jahren war. Dass die Vikings eine Defense haben, die Green Bay Probleme bereiten kann, und gleichzeitig eine explosive Offense, die deutlich mehr gewillt scheint, ihre PS auch aufs Feld zu bringen - angeführt von Justin Jefferson, der vielleicht am Ende wirklich auf 2.000 Receiving-Yards geht und gegen den die Packers viel zu selten Jaire Alexander stellten. Alexander zeigte sich anschließend auch angefressen deshalb. Minnesota hatte einen sehr guten ersten Auftritt, und bei Green Bay sind nach diesem Spiel mehrere Brandherde offen.

Die Packers in den vergangenen Jahren haben uns gezeigt, dass verfrühte Panik rund um dieses Team selten gerechtfertigt ist. Aber in den vergangenen Jahren rangierte der Rest der Division am Saisonende drei bis fünf Spiele hinter Green Bay, und die Packers hatten die ultimative Trumpfkarte in Person von Davante Adams.

Letzteres ist nicht mehr der Fall, und Ersteres vielleicht auch nicht mehr. Deshalb ist die Week-1-Pleite der Packers in diesem Jahr vielleicht auch mehr als eine Überreaktion, und eher ein echter Warnschuss.

Panik ist nicht angebracht. Ein wenig Sorge aber schon.