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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 1 in der NFL

SPOX blickt zurück auf Woche 1 in der NFL.
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5. Pittsburghs teurer Sieg - Sorge um die Bengals?

Wenn ich ein Spiel auswählen müsste, das diese "Football-ist-zurück"-Begeisterung verkörpert hat, dann muss es das verrückte Bengals-Steelers-Spiel sein. Nicht für die sportliche Qualität - wenngleich das, was die Steelers-Defense hier gezeigt hat, ohne Frage außergewöhnlich war -, sondern für den Wahnsinn von allem.

Die verschossenen Kicks, die das Drama ins Unermessliche hochschrauben ließen. Mehrere Momente, in denen das Spiel eigentlich vorbei schien - und dann war es doch nicht vorbei. Und selbstredend ein unter dem Strich komplett überraschender Sieger, die Bengals waren als klarer Favorit in diese Partie gegangen.

Und natürlich müssen wir über Joe Burrow sprechen. Die erste Interception war ein Pick Six zu Minkah Fitzpatrick, ein Pass, den Fitzpatrick zwar gut antizipierte, den Burrow allerdings auch nie werfen darf. Beim zweiten Pick wurde Burrow in der Wurfbewegung getroffen, die dritte fing T.J. Watt an der Line of Scrimmage ab und der vierte Pick war ein Wurf tief über die Mitte, wo das Fenster schlicht nie da war.

Es war ein schwacher Auftakt für den Quarterback, der letztes Jahr insbesondere in der zweiten Saisonhälfte heiß lief und es Cincinnati erlaubte, mit diesen Playmakern Spiele auf der individuellen Schiene zu dominieren.

Ein paar Gedanken dazu:

  • Burrow hat beträchtliche Teile der Saisonvorbereitung nach seiner Blinddarm-OP verpasst - ein wenig Rost zumindest lässt sich damit also vielleicht halbwegs erklären.
  • Die Bengals haben klug in die Offensive Line investiert, dabei bleibe ich. Aber sie haben keine Elite-Line gebaut, und ich denke, das war auch jedem klar. Wenn es also gegen eine Elite-D-Line geht, wird es immer noch Phasen geben, in denen die Line überfordert wirkt. Die gab es am Sonntag eindeutig, und manchmal hatte ich den Eindruck, dass die Bengals das so nicht einkalkuliert hatten.
  • Ja'Marr Chase ist immer noch Ja'Marr Chase, und Cincinnati bestritt die zweite Hälfte ohne Tee Higgins, nachdem der sich mutmaßlich eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Die Bengals haben noch immer eines der besten Receiver-Trios in der NFL, und das wird sie auch wieder in einzelnen Spielen tragen können.

Mein Takeaway ist also zweigeteilt: Ich würde auf dieses Spiel nicht überreagieren, weil es in vielerlei Hinsicht nicht repräsentativ für Cincinnatis Offense ist, und weil es nicht in jeder Woche gegen T.J. Watt und Cam Heyward geht.

Und gleichzeitig habe ich mich in einigen Bedenken rund um diese Offense ein wenig bestätigt gefühlt. Nicht wegen der oben genannten Punkte, sondern weil meine größte Frage rund um Cincinnati die war, inwieweit die Bengals schematisch reagieren können, wenn der Plan A nicht funktioniert.

Diese Bedenken waren in erster Linie darauf fokussiert, dass Defenses die Bengals noch deutlich passiver und mehr auf Sicherheit bedacht spielen würden, um Cincinnati die Big Plays weg zu nehmen. Woche 1 war anders, die Probleme für die Bengals-Offense waren mehr Matchup-Probleme, Ausfälle und ein schwacher Joe Burrow - und außerhalb von Chases individueller Klasse fehlte mir der übergreifende Plan B.

Die Bengals werden offensiv besser sein als am Sonntag gegen Pittsburgh. Aber wenn sie wieder einen Playoff-Run hinlegen wollen, und dabei bleibe ich, werden sie einen höheren schematischen Floor und mehr Antworten brauchen.

Pittsburgh Steelers: Ein sehr teurer Sieg

Und die Steelers? Zunächst einmal sickert mehr und mehr durch, dass dieser Sieg wohl teuer erkauft war - nämlich dass die Steelers T.J. Watt für lange Zeit verloren haben. Und wenn man gesehen hat, wie dieses Spiel lief, wie fünf Turnover - darunter ein Pick Six - beinahe nicht für einen Sieg gereicht hätten, dann muss man sich aus Steelers-Sicht schon fragen, wie es jetzt weiter geht.

Und das betrifft auch die Quarterback-Position, selbst nach diesem Sieg.

Wenige Minuten dem Saison-Auftakt war die Meldung durchgesickert, dass der interne Plan der Steelers vorsieht, Rookie Kenny Pickett in dieser Saison raus zu halten und stattdessen auf Mitch Trubisky zu setzen. Vielleicht wollen sie erst abwarten, bis die Offensive Line sich einigermaßen findet, vielleicht sehen sie auch zu viel Nachholbedarf für Pickett fernab dessen, was er im Spiel verbessern kann.

Klar dürfte aber auch sein: Allzu viele solcher Spiele, und die Steelers schulden es ihrer Defense, den Quarterback auszutauschen, um zu schauen, was sie mit Pickett - der in der Preseason gut aussah! - erreichen können.

Und wer weiß, in welche Richtung diese Steelers-Saison jetzt geht. Das war ein eindrucksvoller Sieg, Watt aber ist selbstredend nicht zu ersetzen. Die Offensive Line wird ein Thema bleiben. Die Waffen sind aber da, und die Defense immer noch gut. Ich bin gespannt, wie lange die Steelers bei diesem kolportierten Plan bleiben.