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NFL Draft 2022: Die besten Cornerbacks der Klasse - Physische Freaks mit klaren Fragezeichen

Derek Stingley ist einer von zwei überragenden Cornerbacks im Draft 2022.
© getty
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Ahmad "Sauce" Gardner - Cincinnati

Wenn man als Cornerback in drei Jahren College als Starter keinen einzigen Touchdown zulässt, dann ist das etwas, was Aufmerksamkeit erzeugt. Sauce Gardner ist genau das gelungen. In 33 Spielen gab er keinen einzigen TD ab und ließ auch nur ein Passer Rating von 31,2 bei Pässen in seine Richtung zu.

Im College Football Playoff dominierte er mit Jameson Williams von Alabama einen der Top-Receiver des diesjährigen Drafts und ließ bei vier Targets als nächster Verteidiger nur 14 Yards zu. Gardner weiß also zu überzeugen, wenn es zählt.

Konkret steht Gardner in erster Linie für seine imposante Erscheinung. Er misst 1,91 Meter und bringt fast 91 Kilogramm auf die Waage. Mehr noch: Mit seinen langen Armen kommt er auf eine Spannweite von mehr als 2 Metern. Und er weiß seine physischen Vorteile gewinnbringend einzusetzen.

Seine Paraderolle auf dem College war in Press-Man-Coverage. Er spielte allein 851 Press-Coverage Snaps in seiner Karriere und führte alle College-Football-Cornerbacks 2021 mit 397 Press Coverage Snaps an.

Dort gewann er meist bereits an der Line, weil er sich meist schon wie in einem Boxkampf verhält und den Release damit effektiv verzögert und so die Route schon im Ansatz zerstört. Er verfügt über zudem über eine gute Beschleunigung, die es ihm erlaubt, auch nach dem Release in der Route zu bleiben, auch wenn er kein Speedster ist (er lief eine 4,41 über 40 Yards).

Sauce Gardner: Kaum Erfahrung in Zone-Coverage

Er spielte auch hin und wieder in der Box, im Slot oder zurückgezogen, aber seine Hauptrolle war in Press Coverage. Das bedeutet aber unweigerlich auch, dass er nicht allzu viel Erfahrung mit Zone Coverage hat, was die Frage aufwirft, wie souverän er diese Rolle ausfüllen kann. In der NFL wird er wohl zwangsläufig gerade zu Beginn mehr Zone als bislang spielen müssen.

Allerdings zeigte er guten Augen und ein gutes Spielverständnis, was ihm erlaubt, auch während des Plays sein Assignment anzupassen. Ein weiterer Pluspunkt für ihn ist, dass er mit seiner Statur schwer zu schlagen ist, wenn es um Contested Balls geht - er lässt einem Receiver schlicht kaum Platz.

Was Gardners Defizite angeht, ist es hier schon schwieriger, gravierende Probleme zu finden. Er ist eben sehr groß für einen Cornerback und wenn man ihn mal in Bewegung bringt, hat er Nachteile, was die Beweglichkeit angeht. Manchmal neigt er dazu, seine Technik zu vernachlässigen und sich mehr auf seine physischen Vorteile zu verlassen - eine Angewohnheit, die in der NFL schnell bestraft wird. Er ist etwas steifer in den Hüften, was Richtungswechsel erschwert. Zudem muss er an seiner Beinarbeit arbeiten.

Auch zeigte er öfter Schwächen beim Tackling. Allerdings ist dies etwas, woran man arbeiten kann, vielleicht auch mit ein paar Extraschichten im Kraftraum, wobei hier auch die noch etwas schmächtigen Beine gestärkt werden sollten.

Auch spielte Gardner eben bei den Bearcats, die nicht in einer der Power-5-Conferences aktiv sind. Entsprechend wird sich die NFL fragen, wie gut er wirklich sein kann gegen echte Gegner. Diesen Vorwurf muss sich allerdings jedes Draft-Prospect von kleineren Schulen gefallen lassen. Letztlich sollte dieser aber kein großes Hindernis sein.

Sauce Gardner: Zu viele Strafen für die NFL

Woran Gardner aber besonders arbeiten muss, ist seine Tendenz, etwas zu kontaktfreudig zu werden, wenn der Receiver sich von ihm löst. Das führte zu einigen Strafen, die auch in der NFL gerade zu Beginn zum Problem werden könnten. Es ist aber auch ein Punkt, der mit besserer Technik und Disziplin relativ leicht korrigiert werden kann.

Gardner ist wohl einer der zwei besten Cornerbacks dieser Draft-Klasse. Und mit seiner Press-Man-Affinität passt er damit in ein spezielles Scheme. PFF vergleicht ihn etwa mit Jimmy Smith, der bei den Ravens lange Jahre unter Defensive Coordinator Don Martindale in solch einer Rolle gespielt hat.

Martindale ist nun bei den New York Giants tätig. Könnte die Spur für Gardner also in den Big Apple führen? Die Giants jedenfalls werden Martindales bekannte Defense mit viel Man Coverage und aggressiven Blitzes spielen. Und die Giants haben zwei Top-10-Picks (5, 7) und könnten sich noch von Cornerback James Bradberry trennen. Insofern würde dies sehr gut passen.