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NFL: 5 Fragen zum Blockbuster Trade von Tyreek Hill zu den Miami Dolphins

Tyreek Hill ist die ultimative Big-Play-Waffe der NFL.
© getty
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2. Was bedeutet der Hill-Trade für die Miami Dolphins?

Die Dolphins befinden sich nun schon seit ein paar Jahren im Rebuild und könnten nun - mit Mike McDaniel als neuem Head Coach - die Früchte ernten, die sie durch ihr im Grunde systematisches Tanking der letzten Jahre gesät hatten. Was General Manager Chris Grier in den vergangenen Jahren immer wieder gemacht hat, war es, den Kader abzurüsten und damit künftige Draftpicks zu horten. Zudem wurden Trades rundum den Draft gemacht, um noch mehr Picks einzusammeln.

Der 29. Pick, der Teil des Pakets für Tyreek Hill war, ist etwa der ursprüngliche Pick der San Francisco 49ers, die unter anderem diesen für den letztjährigen dritten Pick insgesamt der Miami Dolphins abgegeben hatten.

Und Hill darf gewissermaßen nun als Kirsche auf der Torte angesehen werden. Hill ist mit seinem unglaublichen Speed ein absoluter Luxus, der eine Offense auf ein neues Level hieven kann. Seit seinem Rookie-Jahr 2016 führt er die Liga mit 28 Touchdown-Receptions an, bei denen der Ball mindestens 20 Air Yards zurückgelegt hat laut Next Gen Stats. Mehr noch: Hill hat die mit Abstand meisten Touchdown-Receptions über mindestens 50 Yards (20) seit 2016. Er ist die ultimative Big-Play-Waffe der Liga.

Und da Miami davor schon Großbaustellen beackert hat, könnte Hill auch tatsächlich das neue Gesicht dieser Offense werden. Die Dolphins verpflichteten zuvor mit Terron Armstead (Saints) einen bitter nötigen neuen Left Tackle und mit Connor Williams (Cowboys) einen sehr zuverlässigen Guard, der nicht nur Quarterback Tua Tagovailoa mehr Zeit zum Passen verschaffen, sondern auch im Run Blocking ein klares Upgrade darstellen wird.

Mit Cedrick Wilson kam noch ein weiterer fähiger Receiver von den Cowboys, während Tight End Mike Gesicki gehalten wurde. Zudem wurde das Backfield mit Chase Edmonds (Cardinals) und Raheem Mostert (49ers) namhaft verstärkt.

Tyreek Hill gibt Dolphins vielmehr Möglichkeiten

Das alles führt dann zu einer Offense, die vielmehr Möglichkeiten hat als noch in den vergangenen paar Jahren, als es fast Pflicht war für Tagovailoa, den Ball so schnell wie möglich loszuwerden, weil schlicht keine Zeit war, das Feld zu scannen, ehe der gegnerische Pass Rush beim QB anklopfte.

Das Potenzial wird durch diese ganzen Neuzugänge, aber allen voran durch Hill, deutlich größer. Und diese Offseason sendet auch gewissermaßen ein Signal an die Konkurrenz: Mit den Dolphins ist nun auch auf dem Transfermarkt wieder zu rechnen. Die Zeit des Tankings ist vorbei!

Allerdings sind mit McDaniel und seiner sicherlich besseren Offensiv-Idee als die des vorherigen Regimes und den Neuzugängen noch nicht alle Sorgen und Zweifel beseitigt. Denn das große Fragezeichen dieser Offense bleibt letztlich eben doch Tua. Nicht nur wegen der schwachen O-Line vor ihm setzten die Dolphins sehr häufig auf Run Pass Options.

Vielmehr ist dies Tuas bevorzugte Spielweise. Er muss so nicht die ganze Defense lesen, sondern eben nur kleine Teile davon. Das erleichtert einem QB das Spiel ungemein. Es vereinfacht aber auch eine Offense, die nun womöglich mehr Potenzial mitbringt. Zudem - und das Thema wird uns durchs Training Camp und mindestens Mal die ersten Wochen der Saison begleiten - stellt sich bei Tua immer noch die Frage nach der Wurfstärke seines linken Arms.

Tyreek Hill: Trade rückt Tua Tagovailoa in den Fokus

Tua hat mit Hill und dem letztjährigen Erstrundenpick Jaylen Waddle gleich zwei extrem schnelle Receiver in seinem Arsenal. Doch wird er sie auch gewinnbringend einsetzen können? Nur zwei Quarterbacks warfen im Vorjahr im Schnitt kürzere Pässe als Tagovailoa mit seinen 7 Average Intended Air Yards - Jared Goff (5,6) und Ben Roethlisberger (6,7).

Und daran änderte Waddle eben auch nichts. Jener wurde im Schnitt bei einer Target-Tiefe von nur 7,1 Yards angespielt - die Hoffnung war, dass er danach durch seinen Speed und seine Beweglichkeit schon alleine noch mehr Yards herausholen würde. Im Schnitt waren es dann 4,2 Yards nach dem Catch pro Reception.

Die große Frage ist nun, ob sich diese Herangehensweise mit einer besseren O-Line und vor allem mit Hill, dessen durchschnittliche Target-Tiefe bei den Chiefs zuletzt bei 10,4 Yards lag, ändern wird. Nach dem Catch nämlich erzielte er im Schnitt auch nur 4 weitere Yards. Seine Stärke ist es vielmehr, an mehreren Verteidigern vorbei zu sausen und dann völlig offen Pässe zu fangen. Wird das mit Tua auch möglich sein?

Weil das unklar ist, ist Hills Verpflichtung vor allem auch ein signifikanter Test für die Dolphins für ihre weitere Zukunft. Gelingt es Tagovailoa nämlich auch dieses Jahr nicht, den großen Durchbruch in der für ihn sicher besten Situation überhaupt in Miami zu schaffen, muss im nächsten Jahr wohl schon ein Nachfolger gefunden werden. Und die Dolphins haben dann trotz des Hill-Trades immer noch zwei Erstrundenpicks und eine bessere QB-Draftklasse als in diesem Jahr zur Verfügung.