NFL

Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 1 in der NFL

Quarterback Jalen Hurts feierte mit den Philadelphia Eagles einen klaren Sieg.
© getty

Die neue Saison hat mit dem ersten vollgepackten Sonntag so richtig Fahrt aufgenommen - und dieser Sonntag hatte es gleich in sich: Die Green Bay Packers gehen völlig überraschend gegen Jameis Winston und die New Orleans Saints baden, die Chiefs und die Browns liefern sich ein Duell, das eine Playoff-Preview sein könnte. Außerdem: Wie besorgt müssen Bills-Fans sein? Und was lässt sich sonst aus Woche 1 mitnehmen?

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Woche 1 eignet sich hervorragend für Overreactions zu einzelnen Teams und Themen. Wir haben so lange auf Football gewartet, uns monatelang Theorien und Prognosen um die Ohren gehauen - wenn es dann endlich handfesten Football zu analysieren gibt, ist die Versuchung groß, sofort übergreifende Schlussfolgerungen zu ziehen, die der Tatsache, dass gerade einmal ein Spiel gespielt wurde, natürlich nicht gerecht werden.

Was man allerdings mit einer gewissen Seriosität auch nach einem Spiel machen kann, ist das Analysieren potenzieller Problemzonen. Welche Unit eines Teams war signifikant schlechter als erwartet? Und wie schnell können die Schwachstellen, die in Woche 1 zu beobachten waren, repariert werden?

Oder anders gefragt: Wer gehört nach dem ersten Spieltag auf die Liste der Teams, die ernste Probleme zu lösen haben?

Green Bay Packers erleben Horror-Start gegen die Saints

Es gibt hier verschiedene Ansätze, um die Packung zu beschreiben, welche die Packers von den New Orleans Saints kassierten - ein herber Dämpfer zum Start in eine Saison, in welcher Green Bay eigentlich endlich den finalen Schritt machen und in den Super Bowl kommen will. Vielleicht zum letzten Mal mit Aaron Rodgers.

Man könnte darüber sprechen, dass die Offense nicht eingespielt war, nachdem sie in der Preseason nicht zum Einsatz kam. Oder darüber, dass die neue Defense sich unter neuem Coordinator noch besser zurechtfinden muss, und in Woche 1 massiv enttäuschte. Vielleicht hat das heiße Wetter in Jacksonville - wo die Saints infolge der Unwetterkatastrophe in Louisiana ihr Heimspiel austragen mussten - auch eine Rolle gespielt. Vielleicht waren es unter dem Strich einige Startschwierigkeiten, die sich schon im nächsten Spiel weitestgehend erledigt haben.

Was aber ohne Zweifel auffällig war - und worauf ich in erster Linie bei Green Bay über die kommenden Wochen achten werde -, ist die Offensive Line.

Die Packers hatten in der LaFleur-Ära bisher über weite Strecken den Luxus einer herausragenden Offensive Line, und bei allem berechtigten Lob für LaFleur als Play-Caller, für Rodgers insbesondere in der vergangenen Saison, muss man festhalten, dass die Line ein elementarer Bestandteil in dieser Art Offense ist. Wenn es eben darum geht, viel über Run-Designs aufzubauen, wenn Rodgers viel Zeit auch außerhalb der Pocket bekommen soll, wenn das Run Game selbst eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Deshalb fand ich es schon im Vorfeld der Saison spannend, zu sehen, wie sich diese Line ohne Corey Linsley, der in der Free Agency zu den Chargers wechselte, und ohne David Bakhtiari, der infolge seiner Verletzung mindestens die ersten sechs Spiele verpassen wird, präsentiert - und wie sich das auf die gesamte Offense auswirkt.

Die anfangs aufgeführten Punkte mögen alle zutreffen. Doch die Saints dominierten die Packers, auf beiden Seiten des Balls übrigens, an der Line of Scrimmage, und Green Bay hatte dafür keine Antworten. Die Packers waren zu viel in langen Second und Third Downs, Rodgers war zu häufig zu schnell unter Druck, und die Offense zerfiel in ihre Einzelteile. Auch weil, und das sollte nicht unerwähnt bleiben, Rodgers mehrere Bälle schlicht verfehlte und im Laufe des Spiels schon fast lustlos auftrat.

Nächste Woche geht es gegen Detroit, und sollte Green Bay hier auch derartige offensive Probleme an den Tag legen, wird der Wind deutlich rauer werden.

NFL Week 1 Recap: Welche Teams wackelten noch zum Auftakt?

Die Offense der Tennessee Titans: Die offensichtliche Wahl hier. Die Titans kassierten mit dem 13:38 gegen Arizona nicht nur neben den Packers die in ihrer Deutlichkeit überraschendste Niederlage in Woche 1 - es war auch die Art und Weise, wie diese Niederlage zustande kam. Die Offensive Line war komplett überfordert, und dann mangelte es an Ideen des neuen Offensive Coordinators Todd Downing, um einen alternativen Game Plan zu entwerfen.

Das war zu lange zu statisch, zu ideenlos. Man wollte unbedingt den Run durchdrücken, dabei war die Offense am besten, wenn sie aufs Tempo drückte und Tannehill vor allem A.J. Brown bediente. Tennessee wird nicht jede Woche an der Line of Scrimmage so chancenlos sein, aber im Kern war das meine größte Sorge für die Titans ohne Arthur Smith: Können sie ihre offensive Effektivität beibehalten?

Es war nicht nur das Scheme selbst, mit welchem Smith Tannehill, Henry und Co. auf ganz neue Höhen hob - es war auch das Gefühl für das Timing innerhalb dieses Schemes. Wann man die Early Down Shot Plays einstreuen muss, wie man die Offense aus Play-Caller-Sicht manövrieren muss, damit sie eben diese Effektivität auch beibehält.

Oder anders gesagt: Downing wird Smith nicht kopieren können, und in Woche 1 wirkte es zu lange so, als würde er genau das versuchen. Die große Frage dann lautet, wie sehr er an einzelnen Schrauben drehen muss, und wie gut insbesondere Tannehill dann noch funktioniert. Die Titans brauchen schnell Antworten auf diese Fragen.

Die Offense der Buffalo Bills: Diese Offense ist personell fast zu 100 Prozent intakt geblieben; man könnte argumentieren, dass mit Emmanuel Sanders statt John Brown - dessen Rolle Gabriel Davis in der Offense übernimmt - sogar ein Upgrade in die Offense kam. Und die wenigen Preseason-Plays mit den Startern sahen exzellent aus - gegen die Steelers war davon wenig zu sehen.

Buffalo fand nie einen offensiven Rhythmus, und das war umso überraschender, da die Bills nicht wirklich gravierend Dinge anders machten als im Vorjahr. Es war viel Spread Empty, es war viel Passspiel, es war kein Run Game, das schematisch die Offense ergänzt oder gar mit trägt - aber all das hatten wir auch letztes Jahr von den Bills gesehen.

Auffällig waren zwei Dinge: Die Steelers kreierten permanent Pressure mit dem 4-Men-Rush. Pittsburgh blitzte für seine Verhältnisse extrem wenig, insbesondere in der ersten Hälfte gab es fast überhaupt keinen Blitz. Stattdessen ließ man sieben Spieler in Coverage droppen, die dann viele schnelle, physische Hits austeilten, wenn Buffalo seine kurzen Pässe warf.

Und der andere Punkt? Josh Allen spielte schlechter. Er verfehlte mehr Pässe als im Vorjahr - wo das immer noch ein Thema war, aber deutlich weniger auffällig -, darunter einen möglichen langen Touchdown. Und er spielte insgesamt viel hektischer. Hektischer in seinen Reads, hektischer in der Pocket, und umso hektischer, als klar war, dass seine Line den 4-Men-Rush der Steelers nicht stoppen kann.

Die Alternativen fehlten dann im Game Plan. Buffalo versuchte, im Run Game einige Hebel zu aktivieren - Allen lief etwa mehrere QB-Draws -, doch hier lag die Antwort gegen diese Front nicht. Die Bills werden nicht jede Woche gegen eine derart starke Defense spielen, aber klar ist: Damit das Konstrukt aus dem Vorjahr funktioniert, muss Allen selbst auf einem hohen Level spielen.

Die Offense der Pittsburgh Steelers: Auch die andere Seite des Balls dürfte es beim Bills-Steelers-Matchup einige Sorgenfalten gegeben haben - auch wenn die Erwartungen rund um die Steelers-Offense mit Sicherheit nicht so hoch waren, wie die rund um die Bills-Offense.

Behält man das im Hinterkopf, kann man hier sogar noch weiter relativieren. Doch die Steelers können sich nicht darauf verlassen, dass die eigene Defense sie wieder in die Playoffs trägt, und um trotzdem in der Postseason mitzumischen, wird man mehr von der eigenen Offense brauchen.

Hier sind zwei Aussagen zutreffend: Die Steelers stabilisierten sich im Laufe des Spiels offensiv ein wenig - und die in der Offseason geäußerten Bedenken waren dennoch mehr als gerechtfertigt.

Die Bedenken könnte man auf drei Kernkomponenten zusammenfassen: Die runderneuerte Offensive Line, das offensive Scheme unter neuem Offensive Coordinator - und die Frage danach, was Big Ben noch im Tank hat. Und auf keine dieser Fragen gab es aus Steelers-Sicht befriedigende Antworten in Woche 1.

Big Ben hatte ein paar gute Plays, einige Male wirkte er aber auch viel zu behäbig und physisch limitiert. Das Passspiel war immer noch fast alles kurz. Die Offensive Line war über weite Teile der Partie ein riesiges Problem, Pittsburgh konnte vor allem im Run Game überhaupt nichts ausrichten, obwohl Erstrunden-Pick Najee Harris jeden Snap spielte. Und die Offense war ein wenig flexibler, aber nicht in einem Ausmaß, dass man von einem Quantensprung sprechen könnte.

Schematisch könnte ich mir sogar vorstellen, dass die Steelers hier noch schrittweise ein stärker verändertes Gesicht zeigen werden.

Die Atlanta Falcons: Die Falcons sahen in Woche 1 wie das schlechteste Team der Liga aus. Ich denke, dass auf 17 Spiele betrachtet das Talent zumindest in der Offense zu groß ist, dass das auch im Januar noch so aussieht - aber die Offense war eine gigantische Enttäuschung. Hier hatte ich erwartet, dass wir von Arthur Smith, Matt Ryan, Calvin Ridley und Kyle Pitts schon zum Start mehr sehen würden. Stattdessen dominierte die Eagles-Front das Spiel. Und als nächstes warten Vita Vea und die Bucs.