Philadelphia Eagles
Stat to Know 2020: Jalen Hurts lief letztes Jahr 39 Mal für 349 Yards. Davon kamen nur 180 Yards bei designten Runs zustande, 169 bei Scrambles. Damit die Offense mit Huts funktionieren kann, wird er vermutlich noch deutlich besser ins designte Run Game eingebunden werden müssen.
Offense Grundlage 2021: West Coast Offense mit Option Run Game
Philadelphia hat sich bewusst in ein Testjahr auf der Quarterback-Position manövriert: Jalen Hurts bekommt die Chance, sich als Starter zu beweisen - geht das schief, hätte man im kommenden Draft die Munition, um für einen Quarterback hoch zu traden. Das soll zudem mit einem neuen Head Coach funktionieren, der aus schematischer Sicht eine ungewöhnliche Wahl ist: Sirianni, als ehemaliger Assistent von Frank Reich, ist alles andere als eine schematische Abkehr von Doug Pederson, der gerade entlassen wurde. Viele designte Pässe im Kurzpassspiel zu Tight Ends und Running Backs dürften genauso auf der Tagesordnung stehen wie auch eine gewisse Dosis Run Pass Options - auch wenn Sirianni sich hier noch zögerlich gibt. Vielleicht kann Rookie-Receiver DeVonta Smith die Offense etwas mehr öffnen? Klar ist: Damit Hurts, der als Passer doch deutliche Defizite an den Tag legte und noch lange nicht auf NFL-Level in puncto konstanter Accuracy ist, funktionieren kann, wird das designte Run Game noch deutlich mehr um ihn herum aufgebaut werden müssen.
Pittsburgh Steelers
Stat to Know 2020: Kein Quarterback wurde den Ball letztes Jahr schneller los als Ben Roethlisberger: Der Wurf erfolgte im Schnitt in nur 2,14 Sekunden. Einzig Andy Dalton (2,34) war ansonsten schneller als 2,35 Sekunden.
Offense Grundlage 2021: Quick Pass Spread Offense
Die Offense der Steelers wird einiges an Anpassungen benötigen, will man 2021 wieder um die Playoffs und mehr mitspielen. Die 2020er Version war zu eindimensional: Eine extrem hohe Pass-Frequenz aus Spread-Formationen, bei denen der Ball schnell und kurz gespielt werden sollte, um so möglichst viele positive Plays aneinander zu reihen. Damit gingen mehrere Probleme einher, vielleicht am auffälligsten war, wie isoliert Pass- und Run-Designs in der Folge voneinander waren, was zusätzlich dazu beitrug, dass das Run Game häufig wie ein Fremdkörper daherkam. Auch war der Spielraum für Fehler minimal. Eine Statistik unterstreicht die mangelnde Verzahnung von Run und Pass Designs besonders gut: Ben Roethlisberger warf laut PFF 9,6 Prozent seiner Pässe via Play Action - er war der einzige Quarterback in dieser Kategorie unter 17 Prozent. Die Steelers haben ein gut besetztes Receiving Corps, die Offensive Line dagegen kommt mit einigen Fragezeichen daher - und ein neuer Offensive Coordinator, Matt Canada, der im Vorjahr der QB-Coach war, schwingt das Zepter. Will man das Hall of Fame Game in irgendeiner Art und Weise berücksichtigen, könnte es ein Hinweis darauf sein, dass unter Canada zumindest deutlich mehr Motion Einzug erhält.
San Francisco 49ers
Stat to Know 2020: Es gab 2020 sechs Quarterbacks, die mindestens 150 Dropbacks verzeichneten und dabei den Ball im Schnitt nicht tiefer als sieben Yards warfen. Zwei davon spielten für die 49ers - Jimmy Garoppolo (6,5) und Nick Mullens (6,9).
Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action
San Franciscos offensives Scheme dürfte mittlerweile für die meisten Fans auch ein Begriff sein - einerseits, weil Shanahan über die letzten Jahre so viel Erfolg damit hatte, andererseits aber auch, weil immer mehr Teams es kopieren und man inzwischen unter anderem in Minnesota, Green Bay, Cleveland, Los Angeles und Tennessee Varianten davon sieht. Das Outside Zone Blocking Scheme ist der Motor, darauf bauen die Designs im Play Action Passspiel - insbesondere in Form von Rollouts - auf. Mittlerweile werden auch Jet Sweeps und dazugehörig Jet Motion ein immer größerer Faktor, aber der Kern der Offense ist so in sich schlüssig und effektiv, dass Shanahan Jahr für Jahr meist an einzelnen Schrauben dreht, die Grundstruktur aber immer intakt bleibt. Spannend ist spezifisch bei den Niners die Frage: Wann übernimmt Rookie Trey Lance? Dann könnte man eine größere Anpassung erleben, wenn Shanahan nämlich - wie einst für RG3 in Washington - seine Offense um ein Option Run Game erweitert, welches mit Lance fraglos kommen und noch eine weitere Dimension hinzufügen wird.
Seattle Seahawks
Stat to Know 2020: Kein Quarterback warf letztes Jahr mehr Touchdown-Pässe gegen Druck als Russell Wilson (14), oder mehr Touchdowns bei Pässen mit einer Target-Tiefe von mindestens 20 Yards als der Seahawks-Quarterback (13).
Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action
Mit Ex-Rams-Assistent Shane Waldron sind die Seahawks das nächste Team, das sich eine Variante der Shanahan-Offense ins Haus holt. Sean McVay hat seine eigene Interpretation davon, die Kernsäulen aber sind das Zone Blocking Scheme und damit harmonierend Play Action. Das könnte gerade für Seattle sehr positive Effekte haben: Es sollte Wilson erlauben, innerhalb der Play-Struktur außerhalb der Pocket zu arbeiten, und gleichzeitig Pete Carrolls Wunsch nach dem Run Game als eine Basis der Offense entsprechen. Ein Kernproblem in Seattles Offense, welches auch letztes Jahr sichtbar war, ist der permanente Drahtseilakt, wenn die Offense maßgeblich darüber funktioniert, was Wilson gegen Druck und mit Big Plays kreiert. Das kann für einige Zeit gut gehen, und dann ist es spektakulär - aber zu häufig fehlte der Offense die sichere Baseline, auf die sie gegebenenfalls zurückfallen kann. Im Idealfall kann Waldron diese installieren und gleichzeitig sowohl Wilson, als auch Carroll zufriedenstellen.
Tampa Bay Buccaneers
Stat to Know 2020: Inklusive Playoffs beendete Brady die Saison mit einer durchschnittlichen Target-Tiefe von 9,8 Yards - Platz 1 in der NFL und für Brady der höchste Wert seit 2003. Seine 1.233 Passing-Yards im vertikalen Passspiel (Pässe mit einer Tiefe von mindestens 20 Yards) in der Regular Season wurden nur von Aaron Rodgers (1.242) übertroffen.
Offense Grundlage 2021: Flexible Air Coryell Interpretation
Bruce Arians' Offense ist seit Jahren bekannt dafür, gnadenlos vertikal zu attackieren, unabhängig davon, wer gerade Quarterback spielt. Das war zuletzt in Arizona zu beobachten, selbst wenn Starter Carson Palmer ausfiel, und man sah es letztes Jahr auch mit Brady, der in erster Linie nicht gerade für sein vertikales Passspiel bekannt ist. Wenn der Quarterback sie umsetzen kann - was Brady spätestens ab der zweiten Saisonhälfte immer besser gelang -, ist Arians' Offense eine der unterhaltsamsten in der NFL. Pre-Snap-Motion und Empty Backfield einerseits, viele Play Action Shot Plays aus engen Formationen und 2-Tight-End-Sets, all das sind immer sichtbare Teile der Offense, genau wie das Kreieren von Matchups über Motion und Formationen. Im Laufe der Saison passten die Bucs die Offense auch merklich an, waren weniger eindimensional in ihrer Herangehensweise, etwa was das Early Down Run Game angeht.
Eines der Shot-Plays, welches Arians häufiger nutzt, insbesondere gegen Man Coverage/Single High StrukturenTennessee Titans
Stat to Know 2020: Kein Team warf den Ball bei Early Down in neutralen Situationen (First und Second Down, Siegwahrscheinlichkeit zwischen 20 und 80 Prozent, letzte zwei Minuten beider Halbzeiten herausgerechnet) seltener als die Titans: Bei gerade einmal 43 Prozent dieser Plays warf Tennessee einen Pass. Das dafür umso besser, wenn Ryan Tannehill in diesen Situationen in den Dropback ging, produzierte Tennessee mehr Expected Points Added pro Play als jedes andere Team.
Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action
Unter Arthur Smith war die Marschrichtung klar: Eine mehr als kräftige Dosis Derrick Henry bei Early Down, Dropback-Situationen bei Third Down und Shot Plays via Play Action bei First und Second Down, schematisch das Ganze verpackt mit dem Outside Zone Blocking Scheme. Smith ist jetzt weg und Todd Downing übernimmt, der bei seiner letzten Coordinator-Station - die Raiders 2017 - keine derart klare schematische Handschrift hatte. Die letzten beiden Jahre verbrachte er als Tight-Ends-Coach in Tennessee, er hat also Smiths Offense hautnah miterlebt, dennoch könnten sich einige Dinge ändern. Beispielsweise liegt die Vermutung nahe, dass Tennessee nach dem Abgang von Jonnu Smith und mit den Neuzugängen Julio Jones, Josh Reynolds und Dez Fitzpatrick mehr 3-Receiver-Sets spielen werden. Letztes Jahr spielten die Titans nur 38 Prozent ihrer Snaps aus 11-Personnel, lediglich Minnesota lag noch darunter - die 12-Personnel-Quote dagegen lag bei 35 Prozent, und hieraus kamen auch viele der Shot Plays. Behält die Offense also ihre Effizienz, wenn Downing an einigen Stellschrauben dreht, selbst wenn der Kern weiter gleich bleibt?
Washington Football Team
Stat to Know 2020: Alex Smith' durchschnittliche Target-Tiefe von 5,4 Yards war mit weitem Abstand der niedrigste Wert in der NFL. Smith warf auch lediglich 13,5 Prozent seiner Pässe in enge Fenster. Washingtons neuer Quarterback Ryan Fitzpatrick führte die Liga in dieser Kategorie an (21,7 Prozent), während kein Quarterback ligaweit den Ball bei tiefen Pässen schneller loswurde als Fitz.
Offense Grundlage 2021: Air Coryell Spread-Interpretation
Washingtons Offense mit dem "Fitzpatrick-Upgrade" wird sehr spannend zu beobachten sein. Das Team aus der Hauptstadt setzte 2020 bereits häufiger auf Spread-Elemente, damals maßgeblich mit dem Ziel, den Ball schnell im Kurzpassspiel zu verteilen: Tight End Logan Thomas sah in der Folge 114 Targets, gefolgt von Running Back J.D. McKissic (109). Einzig Terry McLaurin (135) war Team-intern noch über den beiden Kurzpass-Spezialisten. Washington dürfte weiter eine Spread-Offense umsetzen, was auch Fitzpatrick als schnellem Ballverteiler entgegenkommt. Gleichzeitig dürften mehr vertikale Elemente Einzug erhalten, mit Dyami Brown als neuer Outside-Option, dem der Routinier Eins-gegen-Eins-Shots geben wird. Das häufig ineffiziente Run Game dürfte auch dank Curtis Samuels Rolle bei Jet Sweeps einen Boost bekommen.