Carolina Panthers
Stat to Know 2020: Kein Zweifel daran, über wen Joe Brady seine Offense aufbauen will: Die drei Receiver Anderson, Moore und Samuel hatten alle je über 90 Targets - kein anderer Spieler knackte Team-intern die Marke von 70. Samuel ist jetzt weg, falls die Panthers eine Receiver-Offense bleiben wollen, könnte Rookie Terrace Marshall früh eine prominente Rolle einnehmen.
Offense Grundlage 2021: Flexible West Coast Interpretation
Die Panthers-Offense ist schematisch noch mit am schwersten zu greifen. Joe Brady geht erst in sein zweites Jahr als Offensive Coordinator auf dem NFL-Level, und was er im Vorjahr zeigte, war bereits eine deutliche Veränderung zu vorherigen LSU-Tagen. Mehr Under Center als gedacht, mehr Vielfalt in den Personnel Groupings, ein klarer Fokus auf das Kurzpass-Timing-Spiel. Man kann hier einerseits interpretieren, dass man den Einfluss aus Bradys Saints-Tagen klar erkannt hat - andererseits könnte man auch sagen, dass er seine Offense auf beeindruckend umfassende Art und Weise an Teddy Bridgewater angepasst hat. Die Panthers setzten auffällig stark darauf, den Ball schnell über die Mitte zu verteilen und dann Yards nach dem Catch zu kreieren: D.J. Moore (5,9 Yards nach dem Catch pro Reception) und Robby Anderson (5,3) rangierten beide ligaweit in der Top 10 was Yards nach dem Catch angeht. Die spannende Frage für 2021 lautet dann: Inwieweit muss Brady seine Offense für Darnold anpassen, der nicht ansatzweise der konstante Kurzpass-Ballverteiler ist wie Bridgewater? Gut möglich, dass die 2021er Version der Panthers-Offense Bradys 2019er LSU-Offense näher ist als das, was die Fans in Carolina letztes Jahr gesehen haben.
Chicago Bears
Stat to Know 2020: Mitchell Trubisky war einer der schwächsten Deep Passer in der NFL letztes Jahr: Ganze sechs Pässe (bei 33 Versuchen) brachte er mit einer Target-Tiefe von mindestens 20 Yards an, warf dabei zwei Touchdown-Pässe und vier Picks. Auffällig war, wie sehr Matt Nagy die Play-Action-Quote hochschraubte: Trubisky warf 36 Prozent seiner Pässe via Play Action, der zweithöchste Wert.
Offense Grundlage 2021: West Coast/Spread Hybrid mit Bootleg-Play-Action-Elementen
Im Laufe der vergangenen Saison war bei den Bears eine klare Umstellung feststellbar: Im letzten Saisondrittel setzte Matt Nagy deutlich mehr auf Play Action Rollouts, um Mitch Trubisky aus der Pocket zu bewegen und ihm möglichst einfache Reads zu ermöglichen. Ab Woche 13 blieb seine durchschnittliche Target-Tiefe drei Mal unter 6,5 Yards, die Bears wurden offensiv effizienter - die Limitierungen aber blieben. Dennoch ist gut vorstellbar, dass diese grundsätzliche Umstellung beibehalten wird, auch wenn irgendwann Justin Fields das Ruder übernimmt. Fields bringt als Passer aus der Pocket deutlich mehr Potenzial mit als Trubisky, gerade auch im vertikalen Passspiel, und Rollouts und das Play Action Passpiel kennt er ebenfalls von Ohio State. Ich vermute, dass die Bears-Offense von der grundsätzlichen Identität weiter weg von der Andy-Reid- und noch stärker in die Shanahan-Richtung gehen wird.
Cincinnati Bengals
Stat to Know 2020: Unter allen Quarterbacks mit mindestens 350 Dropbacks wurde Joe Burrow den Ball im Schnitt am sechstschnellsten los (2,44 Sekunden) und warf prozentual die drittmeisten Pässe in enge Fenster (21,5 Prozent). Dennoch stand er bei einem Drittel seiner Dropbacks (32,2 Prozent) unter Druck.
Offense Grundlage 2021: West Coast Adaption, gespielt aus einer Spread Shotgun
Schematisch kommen die Bengals unter Zac Taylor häufig etwas eindimensional und statisch daher. Es ist eine klare 11-Personnel-Offense, häufig mit zwei Wide Receivern auf der einen, sowie einem Outside Receiver und dem Tight End auf der anderen Seite der Formation. Der Ball soll dann schnell im Kurzpassspiel verteilt werden, der Quarterback muss einerseits bereits Pre-Snap ein hohes Spielverständnis mitbringen, andererseits aber auch schnell in seinen Entscheidungen nach dem Snap sein. Joe Burrow sah gemessen an diesen Erwartungen als Rookie bereits erstaunlich gut aus, ehe er sich schließlich verletzte. Die Offense etwas mehr zu öffnen - beispielsweise indem Run Pass Options eine größere Rolle spielen, da Play Action schon vergleichsweise wenig genutzt wird - und mit Motion und mit verschiedenen Formationen mehr zu experimentieren, würde Burrow hinter einer verbesserten Offensive Line zusätzlich helfen.
Cleveland Browns
Stat to Know 2020: Baker Mayfields Pässe bei Play Action generierten im Schnitt drei Yards pro Pass mehr als seine Pässe ohne Play Action - die ligaweit zweitgrößte Diskrepanz.
Offense Grundlage 2021: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action
Die Transformation der Browns-Offense im ersten Jahr unter Kevin Stefanski war eindrucksvoll. Cleveland lief den Ball viel und gut, kombinierte aber vor allem seine Play-Designs im Run Game mit dem Rollout Play Action Passspiel. Das lag Baker Mayfield, der im Laufe der Saison immer besser wurde und einerseits von der Struktur der Offense profitierte, andererseits aber auch im Dropback Passing Game immer sicherer wurde. Die Browns haben eine Top-3-Line in der NFL, mindestens. Die wird das Rückgrat der Offense bleiben bleiben. Passend zu diesem Ansatz und zu diesem Scheme waren die Browns auch eines der Teams, das Personnel Groupings mit mehreren Tight Ends mit sehr hoher Frequenz nutzte: Sowohl 12-Personnel (26 Prozent), als auch 22-Personnel (8 Prozent) und 13-personnel (14 Prozent) waren fixe Bestandteile der Offense. 11-Personnel (ein Running Back, ein Tight End) nutzten derweil nur die Titans und Vikings mit einer niedrigeren Quote als Cleveland (44 Prozent). Diese Balance könnte sich mit der Rückkehr von Odell Beckham und Rookie Anthony Schwartz ein wenig verschieben, im Kern aber bleiben die Tight Ends ein elementarer Teil des Plans.
Dallas Cowboys
Stat to Know 2020: Obwohl CeeDee Lamb über 93 Prozent seiner Snaps im Slot verbrachte, wurde er im Schnitt tiefer angespielt (10,3 Yards durchschnittliche Target-Tiefe) als Amari Cooper (9,5). Beide Receiver beendeten die Saison laut PFF exakt gleichauf mit 1,81 Yards pro gelaufener Route.
Offense Grundlage 2021: Vergleichsweise Oldschool West Coast Offense Interpretation
Nach einer Offseason als vermeintlich neue Analytics-Galionsfigur ist in der Betrachtung von Mike McCarthy etwas Ernüchterung eingekehrt. Sicher, die Ausfälle von Dak Prescott und nahezu allen Leistungsträgern in der Offensive Line limitierte ihn in seinen Möglichkeiten - gleichzeitig aber lässt sich auch festhalten, dass McCarthy eben keine schematischen Lösungsansätze fand und stattdessen in vielerlei Hinsicht ein altbekanntes Bild bot. Viel 11-Personnel, viele Slants, Comebacks und Out Routes, schnelle Screens als ein konstanter Teil der Offense - innovative Neuerungen suchte man hier vergebens. Auffällig war, dass McCarthy bei Early Down mehr auf den Run setzte als erwartet. Dabei waren die Cowboys eines der ineffizientesten Early-Down-Rushing-Teams in der NFL: Nur Houston produzierte letztes Jahr weniger Expected Points Added pro Run bei Early-Down-Runs. Dallas hat eines der besten Wide Receiver Trios in der NFL, und die Cowboys setzen Cooper, Gallup und Lamb auch gerne auf eine Seite der Formation, um daraus dann Matchups zu kreieren. Das zumindest sollten sie mit Prescott beibehalten.
Denver Broncos
Stat to Know 2020: Kein Quarterback warf in der vergangenen Regular Season mehr Bälle tief (mindestens 20 Yards Target-Tiefe) als Drew Lock: 16 Prozent seiner Pässe erfüllten dieses Kriterium. Allerdings resultierten daraus neben drei Touchdowns auch sieben Interceptions.
Offense Grundlage 2021: Hybrid aus West Coast Offense mit Spread- und Air-Coryell-Elementen
Man kommt nicht umhin, bei Denver über die Extreme der beiden Quarterback-Optionen zu stolpern. Spielt Drew Lock, dieser Gunslinger, der furchtlos auch Double Coverage attackiert, aber dem nach wie vor ganz klar die Konstanz fehlt, auch in puncto Reads und Antizipation? Oder spielt Teddy Bridgewater, ein Musterbeispiel für einen Game Manager, der wenige Risiken eingeht, weniger gefährliche Pässe wirft, aber der auch mehr Punts "produziert"? Davon ausgehend, dass die Broncos Lock noch eine echte Chance geben wollen, sich als Franchise-Quarterback zu entpuppen, dürfte er der Favorit sein - was eine Offense schematisch ähnlich der nahelegt, die Pat Shurmur letztes Jahr installiert hat. Primär aufgezogen aus 11- und 12-Personnel, wird viel aus der Shotgun gespielt und im Run Game eine kräftige Dosis an Power-Konzepten eingebaut. Shurmur zieht seine Formation gerne enger zusammen, um dann daraus vertikal auch nach außen zu attackieren. Das ist die große Stärke in Locks Spiel, die vertikalen Shot Plays nach außen. Shurmur ist ein guter Play-Caller, seine Offense wirkte letztes Jahr aber teilweise auch schematisch zu limitiert, schaffte es häufiger nicht, vorteilhafte Matchups zu kreieren und kein Team warf so selten Screens wie Denver. Oftmals fand das Passspiel nur im sehr schnellen Kurzpassspiel und in Shot Plays statt.
Detroit Lions
Stat to Know 2020: Letztes Jahr sah T.J. Hockenson bereits 96 Targets (67 Catches), Team-intern getoppt nur von Marvin Jones. Seine Rolle in der neuen Lions-Offense könnte noch prominenter werden - genau wie die von D'Andre Swift. Dessen 56 Targets sollten deutlich übertroffen werden, zumal Anthony Lynn in der Vergangenheit bereits 2-Back-Sets ohne Fullback gespielt hat, um einen seiner Running Backs als Matchup-Waffe im Passspiel in den Mittelpunkt zu rücken.
Offense Grundlage 2021: Run-Heavy Play-Action-Offense
Bei Teams mit neuem Trainerstab ist es häufig an diesem Punkt noch ein Rätselraten. Manche Coaches kommen ganz offensichtlich, um eine bestimmte Offense zu installieren - in Detroit ist die Suche nach dieser Blaupause deutlich schwieriger. Der neue Head Coach Dan Campbell wird fraglos in Teilen die philosophische Richtung vorgeben, primär aber dürfte Anthony Lynn die Entscheidungen treffen. Der hat schon ganz unterschiedliche Offense gespielt, es liegt aber nicht allzu fern, hier einen Fokus auf das Run Game zu vermuten. Lynn hat nicht nur selbst den entsprechenden Hintergrund als ehemaliger Running Back, wir haben diese Art Offense von ihm in Buffalo auch schon gesehen. Das, in Kombination mit den Voraussetzungen in Detroit - eine potenziell exzellente Offensive Line, große Fragezeichen bei den Wide Receivern - lässt darauf schließen, dass die Lions eine Run-Heavy-Offense spielen werden. Gerade Lynn hat über die letzten vier Jahre bei den Chargers auch einige durchaus Pass-lastige Offenses gespielt, doch war er dabei flexibel darin, sich an die Stärken und Schwächen des Kaders anzupassen. Etwas, das Campbell betont, seit er in Detroit ist. Ich erwarte eine vielseitige Rushing-Offense mit einer Vielzahl an Elementen zur Ablenkung und Täuschung der Defense, in der mit Tempo gespielt wird, und in welcher das Passspiel idealerweise vor allem via Play Action aufbauend auf den Run-Designs für die Big Plays sorgt. Das zumindest wäre auch der bestmögliche Ansatz für Jared Goff.