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Third and Long - der Offseason-Mailbag: Diese Teams haben einen Schritt zurück gemacht

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zur Offseason.
© getty
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Mailbag: Wie verändern sich Offenses in der NFL?

Chris Pracher: Wie werden die offensiven Antworten auf die vermehrten Two-High-Looks in der Secondary (z.B. Rams, Broncos) aussehen?

"2-High-Looks" beschreibt zunächst natürlich einmal eine Vielzahl an Coverages - das kann eine Cover 2 Man sein, in der Man Coverage gespielt wird mit zwei freien Safeties tief, es kann genauso Cover 2 Zone sein - es kann aber auch Quarters-Coverage sein, und das ist hier der Hauptpunkt der Diskussion.

Die NFL hat sich mittlerweile verstärkt auf Quarters-Coverage verlagert (oder Cover 4, die beiden Safeties und Outside Cornerbacks teilen sich den tiefen Bereich des Feldes in vier Viertel auf, mit einer Vielzahl an möglichen Anpassungen je nach Offense-Formation und Route-Kombination), im Kern handelt es sich dabei um eine Zone-Coverage, die allerdings im Play nicht selten in Man-Coverage-Prinzipien übergeht.

Wie so viele Entwicklungen kommt der Trend zu mehr Cover 4 aus dem College, wo Defenses sich bereits seit einer Weile mit Spread Offenses herumschlagen müssen. Cover 4 bietet mehr Möglichkeiten gegen Offenses, die mit drei oder vier Wide Receivern die ganze Breite und Länge des Feldes nutzen wollen. Im Vergleich zur über Jahre in der NFL dominanten Cover 3 wird zwar ein Safety aus der Box gezogen, allerdings haben Teams wie die Rams und die Broncos gezeigt, dass man auch mit der leichteren Box den Run gut stoppen kann, solange man die Safeties hat, um entsprechend auf Runs zu reagieren.

Die Vermutung liegt also nahe, dass der Cover-4-Trend in der NFL noch längst nicht seinen Höhepunkt erreicht hat - und somit werden Offenses auch mehr Lösungen finden müssen.

Ich habe für die Beantwortung dieser Frage einige der Cover-4-lastigeren Defenses der vergangenen Saison nochmal angeschaut, ohnehin besonders im Kopf geblieben ist mir aus der Saison der Auftritt der Bills gegen Kansas City. Insbesondere im Regular Season Duell waren sie extrem passiv, spielten viel zurückgezogene Coverage, um die Chiefs dazu zu zwingen, das Spiel über lange Drives, kurze Pässe und das Run Game zu gewinnen.

Das gelang Kansas City, mit für Chiefs-Verhältnisse absurden 245 Rushing-Yards, aber der Plan der Bills in seinen Grundzügen war nicht so schlecht. Es mangelte noch an den Details und die eigene Offense konnte in jenem Spiel ihren Beitrag nicht leisten; gleichzeitig liefert dieses Tape auch einige Beispiel dafür, wo Offenses in der kommenden Saison vielleicht noch häufiger attackieren werden.

cover-4
© NFL Gamepass

In den Cover-4-Varianten, die nicht mit Press Coverage gespielt werden, zeigt diese Szene aus dem Bills-Chiefs-Spiel ganz gut, wo die Räume in dieser Coverage entstehen. Es sind vor allem die Flats und alles vor den Cornerbacks, also Comeback-Routes - auch tiefere Comeback-Routes, die häufig "einfache" Completions für fünf, sechs, sieben Yards ermöglichen -, aber auch schnelle Routes in die Flats aus dem Backfield können ein sehr probates Mittel sein.

Insbesondere aus 12-Personnel die Tight Ends regelmäßig in die Flats arbeiten zu lassen, kann sich insofern lohnen, als dass eine defensive Anpassung daran in einer noch leichteren Box für das Run Game resultieren kann. Mit Jet Motion kann man die ohnehin leichte Box zusätzlich in die Breite ziehen und so ebenfalls am Boden Downhill attackieren.

Die anderen offensichtlichen Räume liegen zwischen dem Linebacker- und dem Safety-Level, insbesondere, wenn man den Underneath-Raum noch besetzt, was die Chiefs in dem Fall gar nicht machen. Das ermöglicht es auch, hinter die Safeties zu kommen: Eine tiefe In-Breaking-Route aus dem Slot direkt vor dem Safety zwingt den Safety häufig, mit der In-Breaking-Route zu gehen, was hinter ihm den Raum öffnet. Hier kann dann von der gleichen Seite der Outside-Receiver etwa mit einer Post-Route hineinstoßen. "Mills" nennt man dieses Konzept.

Einen übergreifenden Ansatz gegen die verschiedenen Cover-4-Varianten sehe ich aber darin, dass die Offense Matchups forcieren kann, indem mit einer gewissen Tiefe attackiert wird. Die vertikalen Routes aus dem Slot heraus, um einen Spieler wie Tyreek Hill Eins-gegen-Eins mit einem Safety zu bringen, oder auch Running Backs gegen Inside Linebacker sind natürliche Matchups, die eine Offense gegen Cover 4 erzwingen kann.

Der Trend der vertikalen Slot Receiver, genau wie der Trend der Jet Motion dürfte sich also auf Offense-Seite intensivieren. Auch Play Action, um auszunutzen, dass die tiefen Safeties für ihre Run-Verantwortungen aggressiv nach vorne kommen müssen, kann eine sehr gefährliche Waffe für Big Plays sein.

Rico: Pitts, Chase, Waddle und Smith wurden in der Top 12 gedraftet - wie siehst du die Chancen auf den "Offensive Rookie of the Year"-Award?

Ich hatte mich in meinem Mailbag nach dem Draft bei der Frage nach dem OROY-Award für Trey Lance entschieden. Ich bin bei meinen Lance-Prognosen relativ aggressiv, weil ich nach wie vor denke, dass die Niners Lance früh spielen lassen werden und dass er in Shanahans Offense exzellente Zahlen auflegen wird. Sollte es doch Garoppolo für die ersten Spiele (oder sogar länger) werden, gibt es mit Trevor Lawrence, mit Zach Wilson, mit Justin Fields zu viele Quarterback-Alternativen, die vermutlich auch eher früher als später spielen werden.

Najee Harris wäre die logische Nicht-Quarterback-Wahl in der Prognose, wer die Auszeichnung erhalten könnte, einfach weil er eine enorme Workload erhalten dürfte und dann vermutlich auch die Total Stats haben wird, um viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Seit 2010 hat mit Odell Beckham genau ein Wide Receiver die Auszeichnung bekommen, Running Backs und Quarterbacks sind schlicht deutlich präsenter und in ihrer Rookie-Saison auch meist früher schon auffälliger auf ihrer Position.

Bei den Receivern sehe ich die Chance relativ gering, sie alle werden in Komplementärrollen rücken innerhalb der jeweiligen Receiver-Gruppe. Manche vermutlich prominenter (Chase), andere wohl eher in spezifischen Rollen (Waddle), aber es würde mich wundern, wenn einer der Gruppe so dominant wäre, dass er direkt für diesen Award in Frage kommt.

Kyle Pitts ist in dieser Rechnung für mich die klare Nummer 1. Er könnte als Rookie-Tight-End diverse Rekorde auf der Position brechen und genügend spektakuläre Plays ansammeln, um auch in den entsprechenden Highlight-Reels zu landen. Pitts hat aus der Gruppe für mich in der Prognose auf die Wahl die eindeutig beste Chance, aber selbst das reiht sich hinter den Quarterbacks und auch hinter Najee Harris ein.

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