NFL

Power Ranking nach Woche 4: Neue Favoriten - alte Kellerkinder

SPOX blickt im 4-Wochen-Takt auf die gesamte Liga - im Power Ranking!
© imago images/Dirk Shadd
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16. Las Vegas Raiders (2-2)

Platzierung vor Saisonstart: 22.

Manchmal ist eine Offseason eben doch nicht genug, um drastische Veränderungen innerhalb eines Teams umzusetzen. Die Raiders scheinen so ein Fall zu sein: Trotz signifikanter Investitionen in die Defense ist der Pass-Rush zu zahnlos und die bereits von Verletzungen geplagte Coverage zu anfällig. Die Offense derweil gibt Raiders-Fans Woche für Woche einzelne Kostproben, was möglich sein könnte, wenn Carr einen designten Deep Shot perfekt an den Mann bringt - und danach verlagert Las Vegas sich wieder auf ein stark auf Yards nach dem Catch setzendes Kurzpassspiel. Doch limitieren Defenses dieses Kurzpassspiel - wie etwa die Patriots vor zwei Wochen - fehlen die Antworten. Auch die Offensive Line spielt längst nicht so gut wie in den vergangenen Jahren. Die Raiders sind kein schlechtes Team und mit Henry Ruggs haben sie einen potenziellen offensiven Game-Changer gefunden. Aber wie viel mehr als Mittelmaß ist in der aktuellen Konstellation wirklich zu erwarten?

15. Dallas Cowboys (1-3)

Platzierung vor Saisonstart: 4.

Die Art und Weise, wie die Cowboys sich Woche für Woche selbst in den Fuß schießen, hat für den neutralen Beobachter zwar hohen Unterhaltungswert - die brutale Fumble-Frequenz (sowie das brutale Fumble-Pech bislang, sechs von sieben wurden verloren) sollte aber nicht zu sehr von den übergreifenden Themen dieses Teams ablenken: Die Offense ist brandgefährlich und sobald die Turnover ein wenig runter geschraubt werden, wird sich das auch noch deutlicher bemerkbar machen. Die Defense auf der anderen Seite ist ein wöchentlicher Meltdown in einer Art und Weise, die nicht nur mit mangelnder individueller Qualität in der Secondary und Schwachstellen auf Linebacker zu erklären ist. Auch die Defensive Line, wo jede Menge Qualität vorhanden ist, enttäuscht bislang durch die Bank weg - mit Ausnahme von Aldon Smith. Damit muss man dann auch entweder die Einstellung oder das Coaching oder beides hinterfragen. Mit dieser Offense ist es weiterhin schwer vorstellbar, dass Dallas nicht irgendwann einen Lauf hinlegt. Dafür kann die Defense aber nicht eine derartige Vollkatastrophe sein.

14. Tennessee Titans (3-0)

Platzierung vor Saisonstart: 13.

Als erstes Team, das einen großflächigen Corona-Ausbruch hatte, sind die Titans hier mit einer kleineren Sample Size unterwegs - die drei Siege lassen in jedem Fall ein geschöntes Bild erahnen. Ryan Tannehill spielt in Ordnung und A.J. Brown zurückzuerhalten sollte der Offense einen merklichen Boost geben. Doch nach wie vor sind die Titans massiv vom Erfolg des Play-Action-Passspiels abhängig, das Run Game dagegen ist inkonstant, wird aber beharrlich umgesetzt und die Defense ist deutlich wackliger als vermutet. Hier wäre eine Rückkehr von Adoree' Jackson ein Boost, jedoch auch kein Allheilmittel. Tennessee hat nach wie vor die Qualität - insbesondere in dieser Division -, um ein Playoff-Ticket zu lösen. Aber gleichzeitig haben die Titans zu viele Schwachstellen, um sie Richtung Top-10 zu rücken.

13. Cleveland Browns (3-1)

Platzierung vor Saisonstart: 21.

Die Browns finden offensiv mehr und mehr ihren Rhythmus und es macht Spaß, diesem Prozess zuzuschauen. Die Offensive Line gehört zur absoluten Liga-Spitze, genau wie das Run Game und Baker Mayfield funktioniert innerhalb der Offense-Struktur. Wenn jetzt Odell Beckham so weitermachen kann, könnte das im weiteren Saisonverlauf eine richtig gefährliche Offense werden. Defensiv derweil ist Myles Garrett ein legitimer DPOY-Kandidat, die Secondary dagegen muss sich noch steigern. Cleveland hat das Potenzial, um um die Playoffs mitzuspielen und wirkt wie ein Team, das sich im weiteren Saisonverlauf noch merklich steigern könnte.

12. New England Patriots (2-2)

Platzierung vor Saisonstart: 18.

Das Spiel gegen die Chiefs am Montag darf man kaum ernsthaft bewerten. Ohne Cam Newton, mit einer Anreise am Spieltag - und dennoch schaffte es Bill Belichick defensiv, die Partie lange eng zu halten, begünstigt durch einige Chiefs-Fehler. Natürlich unterstreicht das aber auch die Qualität der Patriots-Defense. Offensiv bleibt noch abzuwarten, welches denn das wahre Gesicht der Patriots ist: Der Shootout gegen Seattle war eindrucksvoll, aber ist das konstant zu wiederholen? Mit Edelman als primärer vertikaler Waffe? Oder sind Auftritte wie gegen Miami und Las Vegas eher der Standard für diese Offense; ein stark um das Run Game herum aufgebauter Ansatz, mit dem Passspiel eher als Ergänzung und einer guten Defense als Gegenstück dazu? Dieses Szenario wirkt wahrscheinlicher und damit pendeln sich die Patriots vermutlich in genau diesem Bereich - oberes Mittelfeld, knapp außerhalb der Top-Teams - ein. Ein immenser Coaching-Vorteil gegenüber den allermeisten anderen Teams macht New England dennoch nach wie vor zu einem äußerst unangenehmen Team.

11. New Orleans Saints (2-2)

Platzierung vor Saisonstart: 2.

War das Spiel gegen Detroit eine Trendwende - oder war es eben ein Spiel gegen die Lions-Defense? In jedem Fall war es das erste Mal in dieser Saison, dass Drew Brees den Eindruck machte, auch weiterhin Defenses vertikal attackieren zu können. Mit der absehbaren Rückkehr von Michael Thomas wird die Offense insgesamt wieder einen Schritt nach vorne machen, Brees' Arm aber bleibt das größte Fragezeichen - zumindest was die Offense angeht. Die Offensive Line ist weiterhin gut, Alvin Kamara spielt eine exzellente Saison. Deutlich vielseitiger dagegen sind die Fragezeichen in der Defense und hier enttäuschen die Saints bislang fast durch die Bank weg. Die Secondary ist ein großes Problem, Marcus Davenport wird nicht fit und bislang kann Cam Jordan den Pass-Rush nicht alleine stemmen. Die Saints gehören noch immer zum Kreis der Playoff-Teams, aber die offensiven Probleme - zumindest der ersten drei Spiele - sowie die defensiven Sorgen lassen New Orleans zumindest für den Moment aus dem Kreis der engsten Titelanwärter raus fallen.

10. Indianapolis Colts (3-1)

Platzierung vor Saisonstart: 10.

Vielleicht eine der positivsten Überraschungen der bisherigen Saison ist die Defense der Indianapolis Colts. Zwar waren die Gegner (Jaguars, Vikings, Jets, Bears) nicht unbedingt der offensive Top-Maßstab, doch eine positive Entwicklung lässt sich dennoch attestieren. Die Verpflichtung von DeForest Buckner scheint tatsächlich der Schlüssel gewesen zu sein, auf den sie in Indianapolis gehofft haben: Die Defense kommt ohne Blitzing zum Quarterback und spielt dahinter disziplinierte Zone Coverages, was in Kombination mit Pressure zu Turnovern führt. Gleichzeitig ist die Offense zwar gerade bei den Receivern von Verletzungen geplagt, aber Philip Rivers spielt solide und wenn jetzt noch T.Y. Hilton besser reinfindet, sollte die Offense noch gefährlicher werden. Mit ihrer Offensive Line, mit Rivers und mit einer Defense, die wenige Big Plays zulässt, sind die Colts ein äußerst unangenehmer Gegner und ein Kandidat, um auch potenziell stärkeren Teams ein Bein zu stellen.

9. Pittsburgh Steelers (3-0)

Platzierung vor Saisonstart: 12.

So richtig gut kann man dieses Steelers-Team noch nicht greifen und die Tatsache, dass das vierte Saisonspiel gegen die Titans Corona-bedingt verlegt werden musste, hilft in puncto Sample Size nicht. Klar ist, dass die Offense mit Big Ben zurück am Steuer um ein Vielfaches besser spielt als letztes Jahr - aber wie viel genau? Die Offense wirkt noch inkonstant, das vertikale Passspiel klappt nur vereinzelt und Roethlisberger genau wie seine gut besetzte Receiver-Gruppe hatten jeweils schon ihre Wackler. Gleichzeitig ist die Defense im Pass-Rush fast noch gefährlicher als im Vorjahr, zumal die Steelers gerade in den ersten beiden Spielen extrem Blitz-lastig agierten. Die Coverage dahinter aber ist bislang deutlich wackliger als in der vergangenen Saison und so ist die Defense auch anfälliger. Die Giants haben das in Woche 1 vereinzelt aufgedeckt, Deshaun Watson in der ersten Hälfte des Woche-3-Duells dann noch deutlicher.