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"Die Patriots sind unser Kryptonit"

Björn Werner (Mitte) besuchte die SPOX-Redaktion
© getty
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SPOX: Was man auch als Journalist zugeben muss: In den USA ist es schon faszinierend, welchen Zugang die Medien haben. In der Bundesliga wäre es niemals denkbar, dass wir alle in die Kabine reinlaufen.

Werner: Das ist krass. Du hast nach dem Spiel zehn Minuten, dann geht die Tür auf und die Journalisten kommen hereingestürmt. Meistens sitzen wir da alle noch halbnackt herum und man kann uns zuschauen, wie wir uns anziehen. Wenn du dann noch einen schlechten Tag hattest, was logischerweise immer mal vorkommt, dann bist du natürlich auch mal genervt und hast keine Lust, mit jemandem zu sprechen. Vor allem, wenn fast nur negative Fragen kommen. Ich garantiere Euch, von zehn Fragen sind neun negativ. Außer du bist gerade Spieler der Woche, aber sonst ist es leider so.

SPOX: Als Spieler haben Sie den Super Bowl verpasst, dafür haben Sie ihn als TV-Experte bei Sat1 erlebt. Sie sind jetzt auch bei Sportsfreude, der Agentur, die auch Frank Buschmann betreuten. Wie war es, an der Seite von Buschi zu sitzen und über Football zu sprechen?

Werner: Es war eine großartige Zeit, die mir viel Spaß gemacht hat. Sie haben mich sofort in ihre kleine Familie aufgenommen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es so anstrengend ist, drei Stunden lang konzentriert über Football zu sprechen. Es war schön, dabei gewesen zu sein, aber eigentlich wäre ich natürlich lieber auf dem Feld gestanden. Als die Patriots im Konfettiregen den Titel feierten, war es schon hart für mich.

SPOX: In puncto Einschaltquote beim Super Bowl wurde mit bis zu 1,64 Millionen und über 40 Prozent Marktanteil in der Nacht ein Rekord aufgestellt. Merken auch Sie, dass die NFL immer größer wird in Deutschland?

Werner: Auf jeden Fall. Es ist deutlich zu sehen, wie Football in Deutschland wächst. Wenn ich sehe, wie viele neue Teams in den letzten fünf Jahren entstanden sind, ist das ein klares Zeichen. In jedem Dorf wird inzwischen Football gesielt, das ist unglaublich. Auch die Bedeutung der internationalen Wettbewerbe wie der WM oder EM nimmt zu. Wir haben das Potenzial, dass noch viel mehr Deutsche den Weg in die NFL finden. Wir müssen die Talente nur richtig fördern und ihnen die Chance ermöglichen, den Schritt nach Amerika zu machen.

SPOX: Es läuft ja nicht so schlecht für die Deutschen. Sebastian Vollmer hat den Super Bowl gewonnen, Markus Kuhn hat als erster Deutscher einen Touchdown erzielt...

Werner: Touchdown durch Markus Kuhn - das war unfassbar! Ich habe ihm gleich geschrieben: 'Hey Junge, wie geil ist das denn?!' Niemand hat ja darüber nachgedacht, dass man es mal in die Geschichtsbücher schaffen könnte auf diesem Wege. Ich habe mich sehr für ihn gefreut. Und natürlich auch besonders für Sebastian Vollmer. Er hat mir vor dem Draft gesagt, dass ich ihn jederzeit anrufen kann, wenn ich Fragen habe oder Tipps brauche, das rechne ich ihm hoch an. Wir haben alle untereinander Kontakt und versuchen, uns gegenseitig zu helfen.

SPOX: Am meisten Kontakt haben Sie bestimmt zu Kasim Edebali von den New Orleans Saints, oder?

Werner: Kasim und ich kennen uns schon ewig und sind Buddys. Wir waren 14 oder 15 Jahre, als wir uns in Schweden bei der Nationalmannschaft kennenlernten. Es hat von Anfang an gepasst zwischen uns. Wir sind richtig gute Freunde und pushen uns gegenseitig. Wir spielen ja auch noch die gleiche Position, sodass wir schon immer unsere internen Battles ausgetragen haben. Was lustig ist: Kasim merkt gerade, wie viel Zeit man in der Offseason haben kann. Du kannst ja nicht den ganzen Tag trainieren und wenn du dann noch keine eigene Familie hast, dann hast du echt viel Zeit am Tag. Deshalb telefonieren wir gerade auch ständig oder spielen Playstation. Ich mit der Hertha, er mit dem HSV. Es war kein Topspiel, ich habe auch nur 1:0 gewonnen.

SPOX: Wir sind bei SPOX ja auch seit einigen Jahren bemüht, unsere NFL-Coverage immer weiter auszubauen. Das soll in der neuen Saison so weitergehen. Wollen wir die Björn Werner Kolumne wieder aufleben lassen?

Werner: Sehr gerne. Das war ein cooles Ding, wir müssen unbedingt wieder anfangen, die Kolumne zu schreiben. Ich habe Lust darauf, den Fans ein bisschen von meinem Leben als NFL-Profi zu berichten. Ich glaube, wir können da einige coole Aktionen starten, die Verlosung meines Trikots soll nur der Anfang sein. Ich bin ohnehin davon überzeugt, dass es in der nächsten Saison mit dem Super Bowl für uns klappt. Ich spüre es, nächstes Jahr klappt's. Wir müssen positiv denken und daran glauben. (lacht)

Seite 1: Werner über die zweite Saison und das Championship Game

Seite 2: Werner über den Draft und Angstgegner New England

Seite 3: Werner über Medien und die SPOX-Kolumne

Alle Super-Bowl-Sieger der NFL im Überblick

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