NFL

Pittsburgh holt AFC-North-Krone

Von Adrian Franke/Stefan Petri
Antonio Brown (r.) und die Steelers sicherten sich den Titel in der AFC North
© getty

Die Steelers sichern sich im Duell mit Cincinnati die Division - und haben nun einen Kracher vor der Brust. Denn die Ravens haben im AFC-Vierkampf die Nase vorne und müssen in der ersten Playoff-Runde nach Pittsburgh reisen. In der NFC South vermöbelt Carolina die Falcons und darf so auch im Januar ran. J.J. Watt und Justin Houston brillieren, ebenso Geno Smith und die Dallas Cowboys. Seattle, Denver und Green Bay feiern Favoritensiege.

Cookie-Einstellungen

AFC Wild Card Round in der Übersicht:

No. 3 Pittsburgh Steelers - No. 6 Baltimore Ravens (So., 2.15 Uhr)

No. 4 Indianapolis Colts - No. 5 Cincinnati Bengals (So., 19.05 Uhr)

NFC Wild Card Round in der Übersicht:

No. 4 Carolina Panthers - No. 5 Arizona Cardinals (Sa., 22.35 Uhr)

No. 3 Dallas Cowboys - No. 6 Detroit Lions (So., 22.40 Uhr)

Baltimore Ravens (10-6) - Cleveland Browns (7-9) 20:10 (0:0, 3:3, 0:7, 17:0) BOXSCORE

Es war nicht schön und schon gar nicht souverän - zumal es gegen Clevelands dritten Quarterback ging, den ungedrafteten Rookie Connor Shaw. Und dennoch biss sich Baltimore am Ende durch und darf dank der Pleite der Chargers in Kansas City den Einzug in den Playoffs feiern! Darauf deutete allerdings zunächst wenig hin: Baltimore hatte offensiv enorme Probleme und konnte selbst gegen die durch Verletzungen auch hier dezimierten Browns anfangs wenig ausrichten. Resultat: Schon früh gab es erste Buhrufe der Fans.

Ohne die beiden verletzten Tackles Rick Wagner und Eugene Monroe strauchelte auch das Run Game in der ersten Halbzeit und die Browns konnten durch Terrance West den ersten Touchdown des Spiels verzeichnen. Erst im Schlussviertel wachten die Ravens, deren Fans zunehmend durch die auf der Anzeigetafel übertragenen Zwischenstände aus Kansas City aufgepeitscht wurden, endlich auf. Torrey Smith pflückte einen 53-Yard-Pass zunächst spektakulär herunter, direkt beim nächsten Play fing er den 16-Yard-TD-Pass von Joe Flacco (22/36, 312 YDS, 2 TDs) zum Ausgleich.

Die Moral der Browns, die zuvor auch ohne den suspendierten Star-WR Josh Gordon in einem aus ihrer Sicht bedeutungslosen Spiel gekämpft hatten, wie schon seit Wochen nicht mehr, war damit gebrochen. Baltimore riss das Spiel jetzt an sich und machte per TD-Pass zu Kamar Aiken alles klar. Eine Interception von Shaw, der sich wacker geschlagen und phasenweise besser ausgesehen hatte als der verletzte Johnny Manziel in den vergangenen Wochen, beende die Partie endgültig.

Washington Redskins (4-12) - Dallas Cowboys (12-4) 17:44 (7:17, 3:10, 0:0, 7:17) BOXSCORE

Dienst nach Vorschrift? Von wegen! Obwohl es für Dallas in Bezug auf die Playoff-Setzliste wohl um nichts mehr ging, legten die Cowboys phasenweise eine Gala auf den Rasen des Erzrivalen - und das in Rekord-Manier: Dez Bryant (4 REC, 99 YDS, 2 TDs) löste Terrell Owens' Franchise-Rekord mit seinen Touchdowns Nummer 15 und 16 ab, während DeMarco Murray (20 ATT, 100 YDS, TD) Dallas' neuer Rekord-Rusher ist - er ließ den großen Emmitt Smith auch ohne den angeschlagenen Tackle Doug Free hinter sich.

Die Cowboys setzten dabei alles daran, das Spiel möglichst schnell zu entscheiden, selbst ein überraschender Onside-Kick vor dem dritten Touchdown klappte. So lag Dallas zur Pause schon mit 27:10 in Front und führte die Redskins bis dahin phasenweise vor (310:170 Yards). Vor allem Washingtons Cornerback David Amerson erlebte ein weiteres Debakel und wurde mehrfach von seinem Gegendspieler zerlegt. "Wir müssen vieles ändern", haderte auch Coach Jay Gruden nach dem Spiel: "Ansonsten bleiben die Ergebnisse die gleichen."

Einzig echter Lichtblick aus Skins-Sicht war der 40. NFL-TD-Pass von Robert Griffin III: Einen kurzen Screen-Pass trug DeSean Jackson 69 Yards in die Endzone, es war seine achte Reception von mindestens 50 Yards in dieser Saison. Robert Griffin III (27/41, 336 YDS, TD, 2 INTs), der eine durchwachsene Partie erlebte, konnte zudem zumindest den ersten Rushing-TD seit seiner Rookie-Saison beisteuern. Die Cowboys haben damit alle acht Auswärtsspiele dieser Saison gewonnen und gehen brandheiß in die Playoffs, haben aber dennoch Sorgenfalten: LB Anthony Hitchens musste mit einer Knöchelverletzung raus, sein Status ist noch offen.

Tennessee Titans (2-14) - Indianapolis Colts (11-5) 10:27 (0:7, 7:10, 3:0, 0:10) BOXSCORE

Unglaublich, aber wahr: Für die Titans stand bei diesem Heimspiel mehr auf dem Spiel als für die Colts. Indys vierter Platz in der AFC war quasi zementiert, Tennessee kämpfte mit Tampa Bay im Fernduell noch um den Top-Draft-Pick im kommenden Mai.

Ein Sieg wäre für die Franchise aus Nashville also eher kontraproduktiv - und so sah es zu Beginn mit vier Punts in Folge auch aus. Andrew Luck (160 YDS, 2 TDs) hatte auf der Gegenseite dafür relativ leichtes Spiel und legte schon in Halbzeit eins Touchdowns für Coby Fleener und Jack Doyle auf. Letzterer hätte auch Altmeister Reggie Wayne gehören können, doch der Receiver hat einfach nicht mehr den nötigen Speed und wurde nach einem 80-Yard-Pass kurz vor der Endzone eingeholt.

Nach der Pause durfte Luck auf die Bank, hatte zuvor aber noch mit 4.761 Passing Yards den Franchise-Rekord von Peyton Manning (4.700) gebrochen. Positiv für die Colts: Backup Matt Hasselbeck jubelte kurz vor dem Ende über einen TD-Pass - der Mann ist 39. Negativ: Das Running Game (2,1 Yards pro Carry) macht weiter Probleme. Zu den Titans gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Und aufgrund der Pleite der Buccaneers gibt es nicht einmal den ersten Pick im Draft.

Tampa Bay Buccaneers (2-14) - New Orleans Saints (7-9) 20:23 (3:0, 17:7, 0:0, 0:16) BOXSCORE

Nach einer vollkommen vergeigten Saison boten die Saints ihren Fans auch diesmal so ziemlich gar nichts. Wobei die mit einer vollkommen lustlos geführten ersten Halbzeit - man erlaubte den sonst offensiv eher harmlosen Buccaneers gleich 20 Punkte - vielleicht gar nicht mal so unzufrieden waren: Einerseits bedeutet in dieser Phase jeder Sieg einen schlechteren Draft Pick, andererseits würde der Division-Rivale aus Florida mit einem Sieg den Top-Pick im kommenden Draft verlieren.

Tampa-Coach Lovie Smith schenkte seinerseits erst einmal nicht ab, schließlich geht es auch um seinen Job. Josh McCown sah under Center eine Halbzeit ganz ordentlich aus (14/23, TD, INT), das Running Game war einfach nur dominant (39 ATT, 183 YDS). Mit Vincent Jackson und Rookie Mike Evans konnte man zudem das erste Receiver-Duo mit jeweils mindestens 1000 Receiving Yards in der Geschichte der Franchise feiern.

Am Ende erinnerte man sich dann aber offensichtlich doch an den Top-Pick - anders sind die 16 Punkte der Saints, inklusive Safety eine Minute vor Schluss - vielleicht nicht zu erklären. Drew Brees verpasste es knapp, die 5.000 Passing-Yards vollzumachen, dafür stockte er sein Interception-Konto mit drei Picks auf 17 auf. Saints-Coach Sean Payton analysierte anschließend nüchtern: "Es ist nicht die Saison, die wir oder unsere Fans wollten. Aber es war wichtig, jetzt nochmal zu gewinnen."

New York Giants (6-10) - Philadelphia Eagles (10-6) 26:34 (10:14, 6:3, 3:7, 7:10) BOXSCORE

Langsam gehen die Superlative für Giants-Rookie Odell Beckham Jr. aus. Beckham (12 REC, 185 YDS, TD) zerlegte eine weitere Secondary und ist jetzt der zweite Spieler nach Michael Irvin, der in neun aufeinanderfolgenden Spielen mindestens 90 Receiving-Yards verzeichnen konnte. Der Receiver hat zudem mehr Catches als jeder NFL-Receiver in seinen ersten zwölf Spielen vor ihm auf dem Konto.

Markus Kuhn im Interview: "Den Ball durfte ich behalten"

Dennoch konnte auch Beckham nichts an der Pleite seiner Giants ändern: Die Eagles nutzten die Schwächen in der Run-Defense der G-Men eiskalt aus (32 ATT, 164 YDS), so dass auch die Play-Action-Spielzüge wieder besser klappten. Außerdem schlug Philadelphias Special Team einmal mehr zu: Die Eagles blockten einen Giants-Punt und trugen das Ei zurück in die Endzone, es war bereits das dritte Mal, dass dies in dieser Spielzeit gelang.

Zudem warf Eli Manning (28/53, 429 YDS, TD, INT) viele riskante Bälle und beendete das Spiel letztlich auch mit einem Pick. "Die Strafen haben uns wehgetan. Ich fand, dass unsere Defense alles gegeben und sich gesteigert hat", analysierte Giants-Coach Tom Coughlin: "Wir hatten eine Chance und haben in der ersten Halbzeit die Time of Possession kontrolliert - das war unser Plan. Aber wir haben unser Run Game nicht so aufziehen können wie gehofft." Eagles-QB Mark Sanchez (23/36, 292 YDS, 2 TDs, INT), dessen Vertrag ausläuft, betonte: "Die Jungs haben alles gegeben und unsere letzte Chance, als Familie aufzutreten, genutzt."

Seite 1: Ravens in den Playoffs, Dallas schreibt Rekordbücher um, Tampa ganz unten

Seite 2: Pats-Serie reißt, Watt, Houston und Geno brillieren - Chargers trauern

Seite 3: Carolina jubelt, Rodgers heroisch, Pittsburgh gewinnt AFC North

Artikel und Videos zum Thema