NBA

NBA-Teams, die in einer Playoff-Serie ein Comeback nach 1-3-Rückstand schafften: Können die Dallas Mavericks Geschichte schreiben?

Von Stefan Petri
warriors-cavaliers-2016
© getty

Wenn die Dallas Mavericks die NBA Finals gegen die Boston Celtics noch gewinnen wollen, müssen Luka Doncic und Co. einen 1-3-Rückstand wettmachen. Die gute Nachricht: Das ist in der Geschichte der Playoffs schon einigen Teams geglückt. SPOX gibt einen Überblick. Mit dabei: LeBron James, Kobe Bryant, prügelnde Knicks, die vielleicht beste Playoff-Serie aller Zeiten, "Game Six Klay" - und der "Kuss des Todes".

Cookie-Einstellungen

Die Statistik ist hinlänglich bekannt: Kein Team konnte in der Geschichte der NBA-Playoffs bislang einen 0-3-Rückstand noch in einen Sieg drehen. 156 haben es versucht - 156 sind gescheitert.

Trotzdem glauben die Dallas Mavericks an ihre Chance gegen die Boston Celtics. "Wir müssen weiter zeigen, dass wir an unsere Chance glauben", sagte Superstar Luka Doncic am Sonntag. "In Spiel 4 ist uns das gelungen. Wenn wir nicht daran glauben würden, hätten wir das Spiel wahrscheinlich nicht gewonnen."

Die gute Nachricht für Dallas: Es steht nicht mehr 0-3 in der Serie, sondern nur noch 1-3. Und ein 1-3 wurde in der Playoff-Historie schon mehrfach gedreht, sogar in den Finals. Wir zeigen Euch, welche Teams den Mavs Grund zur Hoffnung geben. Das letzte Mal ist übrigens noch gar nicht so lange her ...

NBA Finals: Wo kann ich heute Nacht Spiel 5 sehen?

NBA Finals - Celtics vs. Mavericks: Die Serie in der Übersicht

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
17. Juni (Fr)2.30 UhrBoston CelticsDallas Mavericks107:89
210. Juni (Mo)2 UhrBoston CelticsDallas Mavericks105:98
313. Juni (Do)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics99:106
415. Juni (Sa)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics122:84
518. Juni (Di)2.30 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
6*21. Juni (Fr)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
7*24. Juni (Mo)2 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
comeback-2
© getty

Boston Celtics (2) vs. Philadelphia 76ers (1) - Division Finals 1968

Boston war das erste Team, das ein 1-3 noch drehte - und gewann dabei gleich dreimal auswärts: Sam Jones führte die Celtics in Spiel 7 der Division Finals in fremder Halle mit 22 Punkten zum Sieg und so in die NBA Finals. Center Bill Russell griff sich in Spiel 7 übrigens 26 Rebounds für Boston - Wilt Chamberlain auf der Gegenseite sogar 34.

In den Finals gewann Boston mit 4-2 gegen die Los Angeles Lakers.

Übrigens: 22-mal erreichten Teams nach 1-3-Rückstand ein Spiel 7, nur um dann doch noch zu verlieren (davon viermal nach einem 0-3-Rückstand).

comeback-3
© getty

Los Angeles Lakers (2) vs. Phoenix Suns (4) - Division Semifinals 1970

Nach einem Sieg zum Playoff-Auftakt verloren die Lakers die nächsten drei Spiele gegen die Suns. Dann folgten drei teils sehr klare Angelegenheiten (138:121, 104:93, 129:94). Wilt Chamberlain dominierte Spiel 7 für die Lakers mit 30 Punkten und 27 Rebounds, Jerry West steuerte 15 Assists bei.

In den Finals verloren die Lakers später gegen die New York Knicks in sieben Spielen. Überragender Mann in Spiel 7: Walt Frazier mit 36 Punkten und 19 Assists.

comeback-4
© getty

Washington Bullets (1) vs. San Antonio Spurs (2) - Conference Finals 1979

Die Spurs klauten gegen den Titelverteidiger aus der Hauptstadt gleich Spiel 1 und hielten sich dann zweimal zu Hause schadlos. Doch die Bullets kamen zurück: Bob Dandridge sorgte in Spiel 7 (107:105) mit 37 Punkten für die Entscheidung. Der "Greyhound" war es auch, der mit acht Sekunden auf der Uhr den entscheidenden Treffer zum Sieg erzielte.

In den Finals kam es zum Rematch gegen die Seattle SuperSonics. 1978 hatten die Bullets noch nach sieben Spielen gejubelt. Diesmal drehte Seattle den Spieß um und gewann in fünf Spielen.

comeback-5
© getty

Boston Celtics (1) vs. Philadelphia 76ers (3) - Conference Finals 1981

Es war das Duell der Giganten - und eine der besten Playoff-Serien aller Zeiten: Beide Teams gewannen 62 Spiele in der Regular Season, auf der einen Seite Spielte MVP Julius Erving, auf der anderen der aufstrebende Larry Bird.

Philly holte sich Spiel 1 mit 105:104 und führte nach einem 107:105 daheim in Spiel 4 schon mit 3-1, doch dann kamen die Celtics zurück. Sie gewannen Spiel 5 und 6 jeweils mit zwei Punkten Unterschied (111:109, 100:98) und Spiel 7 schließlich mit 91:90 - enger geht es nun wirklich nicht.

In den Finals gewann Boston schließlich mit 4-2 gegen die Houston Rockets. Es war der erste von drei Titeln für den zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alten Bird.

comeback-6
© getty

Houston Rockets (6) vs. Phoenix Suns (2) - Conference Semifinals 1995

Nach einer schwachen Regular Season (47-35) verbiss sich Titelverteidiger Houston in die Playoffs. Spiel 5 gewannen Hakeem Olajuwon und Co. auswärts in Overtime, Spiel 7 vier Tage später erneut. Dort erzielten Olajuwon und Clyde Drexler jeweils 29 Punkte, aber es war Mario Elies "Kiss of Death", der schließlich das Aus der Suns besiegelte. Da halfen auch 46 Punkte von Kevin Johnson und 23 Rebounds von Charles Barkley nicht.

In den Finals gelang den Rockets schließlich ein Sweep gegen die unerfahrenen Orlando Magic.

heat-knicks-1997
© getty

Miami Heat (2) vs. New York Knicks (3) - Conference Semifinals 1997

Die Knickerbockers hatten eigentlich alles im Griff, doch dann kam es in Spiel 5 zu einem Gerangel, in das gleich sechs Spieler verwickelt waren. Miamis P.J. Brown wurde für den Rest der Serie suspendiert, aber das tat weniger weh als die Sperren von Patrick Ewing und Allen Houston für Spiel 6 und die von Larry Johnson und John Starks für Spiel 7. So konnte Miami die Serie doch noch drehen: Tim Hardaway erzielte in Spiel 7 38 Punkte für die Heat, 37 Zähler und 17 Rebounds von Ewing reichten nicht.

In den Eastern Conference Finals fanden die Heat dann aber ihren Meister: Michael Jordan und seine Bulls brauchten auf dem Weg zum zweiten Titel in Folge nur 5 Spiele.

comeback-8
© getty

Detroit Pistons (1) vs. Orlando Magic (8) - 1. Runde 2003

Erstmals wurde auch die erste Playoff-Runde im Format best-of-seven ausgetragen - und fast wäre es direkt um den Ost-Primus aus Detroit geschehen: Superstar Tracy McGrady legte für die Magic in Spiel 1 43 Punkte, in Spiel 2 sogar 46 Punkte auf. Doch dann legte Rookie Tayshaun Prince T-Mac an die Kette und die Pistons gewannen die Spiel 5-7 jeweils deutlich (98:67, 103:88, 108:93).

Die Pistons waren so der erste Top-Seed, der ein 1-3 noch drehen konnte. In den Eastern Finals wurde Detroit von den New Jersey Nets um Jason Kidd mit 4-0 nach Hause geschickt, doch ein Jahr später gab es dann der großen Triumph und den Titel in den Finals gegen die Lakers.

suns-lakers-2006
© getty

Phoenix Suns (2) vs. L.A. Lakers (7) - 1. Runde 2006

Gegen MVP Steve Nash und die Suns sahen die Lakers bereits wie der sichere Sieger aus, spätestens nach dem ikonischen Game-Winner von Kobe Bryant in der Overtime von Spiel 4 (99:98). Aber Phoenix schlug zurück, schaffte in Spiel 5 den Blowout und triumphierte seinerseits in Spiel 6 nach Verlängerung. Im entscheidenden Spiel 7 gab es dann den Blowout (121:90): Leandro Barbosa führte den Favoriten mit 26 Punkten zum Sieg. In den Western Finals verloren die Suns dann gegen Dallas (2-4).

Es war das erste Mal, dass Coaching-Legende Phil Jackson eine Playoff-Serie nach Führung noch verlor. Seine Bilanz bis dahin: 44-0!

rockets-clippers-2015
© getty

Houston Rockets (2) vs. L.A. Clippers (3) - Conference Semifinals 2015

Die Rockets lagen in Spiel 6 schon mit 19 Zählern zurück, Superstar James Harden schaute bereits von der Bank zu. Doch dann schlug die Stunde von Josh Smith und Corey Brewer, die plötzlich einfach nicht mehr vorbeiwerfen konnten! 40:15 gewann Houston das Schlussviertel und mit 119:107 die Partie. Der Widerstand der Clips war gebrochen, Spiel 7 so eine klare Angelegenheit (113:100).

Bei den Clippers schrieb Coach Doc Rivers unfreiwillig Geschichte: Nach den Magic 2003 verspielte sein Team schon zum zweiten Mal einen 3-1-Vorsprung.

warriors-thunder-2016
© getty

Golden State Warriors (1) vs. OKC Thunder (3) - Western Conference Finals 2016

Die Warriors standen nach Spiel 4 mit dem Rücken zur Wand - und das, obwohl sie in der Regular Season 73 Spiele gewonnen und einen neuen Rekord aufgestellt hatten. Spiel 6 wurde zum Wendepunkt: Klay Thompson nagelte 11 Dreier in den Korb, die Warriors überlebten tatsächlich den Hexenkessel in OKC - und die Legende von "Game 6 Klay" war geboren.

Auch Spiel 7 war knapp, am Ende hatten aber Curry und Co. die Nase vorn und zogen erneut in die Finals ein. Dort warteten die Cleveland Cavaliers um LeBron James ...

warriors-cavaliers-2016
© getty

Cleveland Cavaliers (1) vs. Golden State Warriors (1) - Finals 2016

Mit 3-1 gingen die Dubs in Führung und schienen auf dem Weg zum Titel unaufhaltsam - doch das Blatt wendete sich mit der Sperre für Draymond Green in Spiel 5. Der hatte zuvor in Spiel 4 nach LeBron James geschlagen und diesen in der Leistengegend erwischt - sein viertes Flagrant Foul in den Playoffs und eine automatische Sperre.

LeBron und Kyrie Irving drehten nun auf, machten jeweils 41 Punkte in Spiel 5 und erzwangen schließlich Spiel 7 in Oracle! James' Block gegen Andre Iguodala und Kyries Wurf über Stephen Curry in der Schlussminute gingen in die Geschichte ein, die Cavs machten sich unsterblich.

Das bislang einzige 1-3-Comeback in den NBA Finals. Wird es so bleiben?

nuggets-jazz-2020
© getty

Denver Nuggets (3) vs. Utah Jazz (6) - 1. Runde 2020

Vier Jahre später bogen die Nuggets einen 1-3-Serienrückstand um. Jamal Murray überragte dabei in den Spielen 5 und 6 (42 und 50 Punkte), Nikola Jokic machte in Spiel 7 den Deckel drauf (30 Punkte, 14 Rebounds). Er war es auch, der per Hook Shot 27,8 Sekunden vor dem Ende die Führung besorgte.

Es war ein absoluter Thriller in der Covid-"Bubble": Mike Conley hatte für die Jazz in einer hektischen Schlussphase noch einmal die Chance auf den Sieg, Donovan Mitchell riss schon die Arme hoch - doch sein Dreier sprang doch noch raus.

nuggets-clippers-2020
© getty

Denver Nuggets (3) vs. LA Clippers (2) - Conference Semifinals 2020

Unglaublich, aber die Nuggets legten in zwei aufeinanderfolgenden Serien ein Comeback nach 1-3-Rückstand hin! Angeführt von Kawhi Leonard und Paul George wollten die Clippers endlich um den Titel mitspielen, doch in Spiel 5 drehten die Nuggets auswärts einen Rückstand im Schlussviertel noch um. In Spiel 7, erneut in Los Angeles, strickte Jamal Murray schließlich mit 40 Punkten weiter an seiner Playoff-Legende. Gegen die Lakers war in den Western Finals aber Endstation (1-4).

Während die Nuggets feierten, vergaben die Clippers nach 2015 erneut einen 3-1-Vorsprung - und für Coach Doc Rivers war es persönlich schon das dritte Mal.

Artikel und Videos zum Thema