NBA

So nah sind die Mavs den Finals: Worauf es zwischen Dallas und den Minnesota Timberwolves ankommt

Von Robert Arndt
46-doncic
© getty

Die Dallas Mavericks treffen in den Conference Finals auf die Minnesota Timberwolves, die in der Runde zuvor den Champion Denver Nuggets eliminierten. Haben Luka Doncic und Co. gegen die beste Defense der NBA eine Chance, erstmals seit 2011 wieder in die NBA Finals einzuziehen?

Cookie-Einstellungen

Wer vor den Playoffs auf diese Serie getippt hätte, wäre sicherlich um ein Vielfaches reicher. Die Timberwolves fertigten auf ihrem Weg die Phoenix Suns (4-0) ab und gewannen auch in überzeugender Manier ein Spiel 7 beim amtierenden Champion in Denver. Dallas auf der Gegenseite setzte sich gegen die L.A. Clippers sowie Top-Seed Oklahoma City Thunder durch, beide Teams räumten also echte Schwergewichte aus dem Weg.

In dieser Spielzeit trafen beide Teams bereits sechsmal aufeinander, unter anderem zu einem Preseason-Double-Header in Abu Dhabi. Während der Regular Season gewannen die Wolves drei der vier Duelle, allerdings haben sich die Mavericks seither enorm verändert (im letzten Duell bildeten Grant Williams und Richaun Holmes den Frontcourt) und traten nur in einem der vier Spiele in Bestbesetzung an. Kurzum: Wir können diese Vergleiche direkt in die Tonne kloppen. Schauen wir deswegen auf die Kader und worauf es in dieser Serie ankommt.

Timberwolves vs. Mavericks: Zahlen und Fakten

Stat

Timberwolves

Mavericks

Bilanz Regular Season

56-26

50-32

Offensiv-Rating

116,2 (16.)

118,4 (8.)

Defensiv-Rating

109,0 (1.)

115,7 (17.)

Net-Rating

+7,2 (4.)

+2,7 (12.)

Direkter Vergleich

3-1

1-3

MINNESOTA TIMBERWOLVES

Point Guard: MIKE CONLEY

  • Alter: 36
  • Stats Playoffs: 11,3 Punkte, 4,2 Rebounds und 6,5 Assists bei 40,4 Prozent FG und 41,2 Prozent Dreier in 32,4 Minuten (10 Spiele)

Conley wird im System der Wolves gerne unterschätzt, der Spielmacher sorgt für Struktur und ist vor allem für Edwards wichtig, da dieser sich mehr aufs Scoring konzentrieren kann. Mit inzwischen 36 Jahren ist Conley zwar vornehmlich ein Floor Spacer, macht ansonsten aber kaum Fehler und steht auch defensiv weiterhin seinen Mann.

Shooting Guard: ANTHONY EDWARDS

  • Alter: 22
  • Stats Playoffs: 28,9 Punkte, 6,2 Rebounds und 5,9 Assists bei 50,4 Prozent FG und 39,8 Prozent Dreier in 40,1 Minuten (11 Spiele)

Während dieser Postseason kamen immer wieder Jordan-Vergleiche auf, so weit ist Edwards aber noch nicht. Dennoch: Der Antman ist die neue US-amerikanische Hoffnung und besitzt jede Menge Charisma. Sein Spiel ist natürlich auch nicht übel, seine Mischung aus Power und Skill ist sehr selten und zusammen mit seiner Kettenhund-Defense ist Edwards einer der besten Two-Way-Spieler der NBA. Mit gerade einmal 22 Jahren bleibt dazu noch jede Menge Luft nach oben.

Small Forward: JADEN MCDANIELS

  • Alter: 23
  • Stats Playoffs: 12,4 Punkte, 4,5 Rebounds und 1,2 Blocks bei 50,5 Prozent FG und 34,4 Prozent Dreier in 33,5 Minuten (11 Spiele)

Trifft McDaniels seine Würfe, sind die Wolves sehr schwer zu schlagen. Der Forward wird viel Zeit gegen Doncic und Irving verbringen, gerade Doncic hatte in der Vergangenheit Probleme gegen den langarmigen Flügelspieler. Offensiv hat McDaniels vor allem in Transition seine Momente, ansonsten meist in der Ecke platziert.

Power Forward: KARL-ANTHONY TOWNS

  • Alter: 28
  • Stats Playoffs: 18,8 Punkte, 9,3 Rebounds und 2,8 Assists bei 51,7 Prozent FG und 44,0 Prozent Dreier in 32,3 Minuten (11 Spiele)

Towns wurde viel kritisiert, in diesen Playoffs machte der Big Man aber gegen Kevin Durant und Nikola Jokic gute Spiele. Seine vielen Fouls bleiben ein Problem, weil Minnesota sein Shooting kaum ersetzen kann. Dallas hat dagegen keinen Star im Frontcourt, Towns wird sich diesmal eher am Perimeter beweisen müssen, da gerade Doncic dieses Matchup jagen wird.

Center: RUDY GOBERT

  • Alter: 31
  • Stats Playoffs: 12,2 Punkte, 10,9 Rebounds und 1,1 Blocks bei 60,9 Prozent FG in 34,3 Minuten (10 Spiele)

Der neue, alte Defensive Player of the Year! Der Franzose spielte seine beste Saison seit Jahren und konnte auch in der Nuggets-Serie überzeugen, selbst wenn ihn Nikola Jokic einige Male alt aussehen ließ. Mit seiner Rim Protection kann er der X-Faktor für Minnesota sein, vor allem wenn bei Dallas die Dreier nicht fallen.

Minnesota Timberwolves: Die Bankspieler

NICKEIL ALEXANDER-WALKER (Guard)

  • Alter: 25
  • Stats Playoffs: 9,0 Punkte, 2,0 Rebounds und 2,6 Assists bei 38,5 Prozent FG und 32,3 Prozent Dreier in 27,3 Minuten (11 Spiele)

Seine Transformation zu einem Defense-First-Guard ist beeindruckend, womöglich sind die Mavs aber nicht das beste Matchup für NAW. Doncic dürfte zu bullig sein, Kyrie mit seinen Skills deutlich überlegen. Dennoch kann der Kanadier ein wenig Playmaking liefern und ist immer für den einen oder anderen Eckendreier gut.

MONTÉ MORRIS (Guard)

  • Alter: 28
  • Stats Playoffs: 2,6 Punkte, 0,8 Rebounds und 1,1 Assists bei 30,0 Prozent FG und 7,1 Prozent Dreier in 8,3 Minuten (8 Spiele)

Morris kam zur Trade Deadline als eine Art Versicherung und ist dafür bekannt, kaum Fehler zu machen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist seine Offense aber eingebrochen, Coach Chris Finch wird vermutlich nur selten auf den früheren Nuggets-Guard zurückgreifen. Wegen den langen Mavs gibt es für den 1,88-Meter-Mann einfach keinen Platz in dieser Serie.

KYLE ANDERSON (Forward)

  • Alter: 30
  • Stats Playoffs: 2,7 Punkte, 2,6 Rebounds und 2,1 Assists bei 38,5 Prozent FG in 11,9 Minuten (10 Spiele)

SloMo spielte gegen Denver nicht seine beste Serie, vor allem in Sachen Scoring geht beim Forward nicht mehr viel, der aber immerhin als weiterer Playmaker und ordentlicher Verteidiger seinen Wert für das Team hat.

NAZ REID (Center)

  • Alter: 24
  • Stats Playoffs: 10,4 Punkte, 3,6 Rebounds und 0,7 Blocks bei 44,7 Prozent FG und 31,8 Prozent Dreier in 20,8 Minuten (11 Spiele)

Der Sixth Man of the Year war zuletzt etwas schwankend in seinen Vorstellungen, lieferte in der Nuggets-Serie aber mehrfach Big Plays im vierten Viertel, als Towns Foulprobleme hatte. Es war erstaunlich, dass Reid in der Defense seinen Mann stehen konnte, eigentlich ist Offense sein Spezialgebiet. Der 24-Jährige ist einer der besten Stretch Bigs der Liga.

Coach: CHRIS FINCH

In Spiel 4 bei den Phoenix Suns riss sich der Coach seine Patellasehne, sodass der 54-Jährige die Spiele seiner Mannschaft nur sitzend verfolgen kann. Für ihn übernimmt Assistant Coach Micah Nori das Gros der Aufgaben. Finch wurde bei der Wahl zum Coach of the Year Zweiter und trainierte vor zwanzig Jahren auch mal die Gießen 46ers recht erfolglos (4-13).

NBA: Der Kader der Minnesota Timberwolves

PGSGSFPFC
Mike ConleyAnthony EdwardsJaden McDanielsKarl-Anthony TownsRudy Gobert
Monté MorrisNickeil Alexander-WalkerKyle AndersonT.J. WarrenNaz Reid
Jordan McLaughlinWendell Moore Jr.Josh MinottLeonard MillerLuka Garza
41-conley-edwards
© getty

DALLAS MAVERICKS

Point Guard: LUKA DONCIC

  • Alter: 25
  • Stats Playoffs: 27,3 Punkte, 9,7 Rebounds und 9,1 Assists bei 42,3 Prozent FG und 30,1 Prozent Dreier in 42,0 Minuten (12 Spiele)

Doncic hat schon bessere Playoffs gespielt, aber mit seinen zahlreichen Wehwehchen ist es für den Slowenen derzeit ein Kampf. Nun warten mit Edwards und McDaniels wieder zwei elitäre Verteidiger mit jeder Menge Länge auf den Mavs-Star. Umso wichtiger wäre es, wenn der Stepback-Dreier beständig fällt. Immerhin: Die Matchups mit Towns und Gobert gefielen Doncic in der Vergangenheit immer sehr gut.

Shooting Guard: KYRIE IRVING

  • Alter: 32
  • Stats Playoffs: 21,1 Punkte, 4,0 Rebounds und 5,4 Assists bei 48,2 Prozent FG und 44,0 Prozent Dreier in 40,1 Minuten (12 Spiele)

Irving hatte offensiv Probleme in der Thunder-Serie, das könnte sich gegen Minnesota wiederholen, da auch sie gute Perimeter-Verteidiger haben, die Uncle Drew das Leben schwer machen können. Kyrie überzeugte dafür defensiv und half so seinem Team. Es scheint so, als Irving tatsächlich zum Leader der Mavs aufgestiegen ist, wer hätte das vor gut einem Jahr für möglich gehalten?

42-towns
© getty

Small Forward: DERRICK JONES JR.

  • Alter: 27
  • Stats Playoffs: 10,8 Punkte, 3,8 Rebounds und 1,4 Blocks bei 51,0 Prozent FG und 37,5 Prozent Dreier in 30,5 Minuten (12 Spiele)

Die Flügelspieler werden für die Mavs die Serie entscheiden - in die eine oder andere Richtung. Jones Jr. war immens wichtig gegen die Thunder, indem er SGA ärgerte und vorne seine Dreier traf. Kann er das auch gegen Edwards und die Wolves wiederholen? Zumindest defensiv sollte "Airplane Mode" wieder einiges anbieten können, die Distanzwürfe wären ein netter Bonus.

Power Forward: P.J. WASHINGTON

  • Alter: 25
  • Stats Playoffs: 14,3 Punkte, 6,8 Rebounds und 1,1 Steals bei 45,3 Prozent FG und 40,7 Prozent Dreier in 35,5 Minuten (12 Spiele)

Was für Jones gilt, ist auch für Washington zutreffend. Er wird gegen Towns ackern müssen, keine leichte Aufgabe, da KAT deutlich mehr Masse mitbringt. Wichtiger wird aber sein, wie sich Washington gegen Switches verhält, da Towns nicht mehr so oft aufpostet, sondern mehr an der Dreierlinie steht. Dazu bleibt die Frage, ob der Forward sein heißes Shooting fortsetzen wird.

43-gobert
© getty

Center: DANIEL GAFFORD

  • Alter: 25
  • Stats Playoffs: 8,6 Punkte, 5,5 Rebounds und 1,4 Blocks bei 55,1 Prozent FG in 20,7 Minuten (12 Spiele)

Nach Zubac und Holmgren geht es nun gegen Gobert, auch das ist eine Hausnummer. Der frühere Wizards-Big wird aber vor allem defensiv gefragt sein, wenn Edwards in die Zone kommt. Kann Gafford ohne zu foulen, den Ring gut genug beschützen? Ansonsten ist Gafford natürlich offensiv immer für Lob-Anspiele und Offensiv-Rebounds gut.

Dallas Mavericks: Die Bankspieler

DANTE EXUM (Guard)

  • Alter: 28
  • Stats Playoffs: 1,7 Punkte, 0,8 Rebounds und 0,7 Assists bei 24,1 Prozent FG und 18,2 Prozent Dreier in 7,2 Minuten (11 Spiele)

Der Australier spielte eine gute Regular Season, fand in den Playoffs aber noch überhaupt keinen Rhythmus. Gegen OKC war er kaum noch in der Rotation, gegen Edwards könnte man seine Dienste aber vielleicht brauchen. Wenn allerdings Minnesota ihn nicht respektiert und er seine Würfe nicht treffen kann, wird Kidd auf ihn verzichten.

44-naz-reid
© getty

JADEN HARDY (Guard)

  • Alter: 21
  • Stats Playoffs: 2,4 Punkte und 0,8 Assists bei 30,8 Prozent FG und 25,0 Prozent Dreier in 4,9 Minuten (9 Spiele)

Hardy war dagegen die Überraschung der Spiele 5 und 6 und konnte durchaus seinen Beitrag zu den beiden Siegen leisten. Der Guard zeigte sich aggressiv mit Drives und überraschte mit punktgenauen Lob-Anspielen. Der Wurf wackelte zwar und defensiv hat er seine Schwächen, doch hier und da wird Kidd Minuten für den Youngster finden.

TIM HARDAWAY JR. (Guard)

  • Alter: 32
  • Stats Playoffs: 5,8 Punkte, 1,9 Rebounds und 0,4 Steals bei 40,5 Prozent FG und 33,3 Prozent Dreier in 14,3 Minuten (8 Spiele)

Das bedeutete auch weniger Hardaway Jr. Kaum jemand ist so streaky wie er. Mal sind es 20 Punkte, mal wirft der 32-Jährige drei Airballs am Stück. Je weniger abhängig Dallas von ihm ist, desto besser. Auch Kidd scheint das eingesehen zu haben, es war teilweise schon merkwürdig, dass der Coach THJ gegen SGA oder Paul George stellte.

45-anderson
© getty

JOSH GREEN (Forward)

  • Alter: 23
  • Stats Playoffs: 5,3 Punkte, 2,7 Rebounds und 1,3 Assists bei 42,0 Prozent FG und 33,3 Prozent Dreier in 17,3 Minuten (12 Spiele)

Auch Green hatte in diesen Playoffs seine Momente, hier und da traf er einen wichtigen Dreier und ist dazu ein Kandidat, der mit seiner etwas wilden Spielweise für Chaos sorgen kann. Der Australier ist ein aktiver Verteidiger, für den Flügel fehlt ihm manchmal aber etwas die Länge.

DERECK LIVELY II (Center)

  • Alter: 20
  • Stats Playoffs: 8,3 Punkte, 7,0 Rebounds und 1,1 Blocks bei 55,1 Prozent FG in 21,7 Minuten (12 Spiele)

Für einen Rookie spielt Lively exzellente Playoffs, es gibt durchaus Argumente, dass der 20-Jährige starten sollte. Seine Rim Protection ist schon jetzt auf einem hohen Niveau, dazu arbeitete Lively gegen OKC am offensiven Brett und überzeugte auch als Spielmacher aus dem Short Roll.

46-doncic
© getty

MAXI KLEBER (Forward/Center)

  • Alter: 32
  • Stats Playoffs: 5,7 Punkte, 2,7 Rebounds und 1,5 Assists bei 52,4 Prozent FG und 55,6 Prozent Dreier in 19,4 Minuten (6 Spiele)

Reicht es für ein Comeback? Jason Kidd hielt sich zuletzt bedeckt, aber wie schon gegen OKC wäre Kleber eine weitere gute Option, um möglicherweise Gobert aus der Zone zu ziehen. Ob der Würzburger allerdings nach einer Schulterverletzung gleich wieder seinen Wurfrhythmus findet, darf angezweifelt werden.

Coach: JASON KIDD

Erst kürzlich verlängerten die Mavs den Vertrag mit ihrem Coach und dieser zeigte gegen die Clippers und Thunder, dass dies keine schlechte Entscheidung gewesen sein muss. Zwar verlieren die Mavs fast schon traditionell mit ihm das erste Spiel, danach gelingen dem Hall of Famer aber die richtigen Anpassungen. Seit drei Jahren hat Kidd nun die Verantwortung in Dallas, zum zweiten Mal ging es in die Conference Finals, das ist kein schlechter Schnitt

NBA: Der Kader der Dallas Mavericks

PG

SG

SF

PF

C

Kyrie Irving

Luka Doncic

Derrick Jones Jr.

P.J. Washington

Daniel Gafford

Dante Exum

Tim Hardaway Jr.

Josh Green

Markieff Morris

Dereck Lively II

Jaden Hardy

A.J. Lawson

Olivier Maxence-Prosper

(Maxi Kleber)

Dwight Powell

47-jones
© getty

Timberwolves vs. Mavericks : Dieses Team gewinnt die Serie

Es ist ein absolut faszinierendes Matchup, in dem Defense Trumpf sein wird. Die Wolves treffen in Dallas erstmals auf eine gute Paint Defense, die viele von den Dingen wegnehmen kann, die gegen Phoenix und Denver noch funktionierten. Die Mavs werden Minnesota einladen, sie von draußen zu schlagen, vor allem die Rollenspieler der Wolves sind in dieser Hinsicht sehr wackelig.

Viel wird auch an Towns hängen. Kann er Foulprobleme vermeiden, kann er offensiv dominieren und Edwards entlasten? Auf der Gegenseite haben die Wolves mit McDaniels zumindest eine Antwort gegen Doncic, vielleicht fehlen ihm aber auch ein paar Kilo, um Luka wirklich zu ärgern. Doncic hatte nun ein paar Tage Pause, allerdings wird in dieser Serie jeden zweiten Tag gespielt.

Am Ende dürfte entscheiden, wessen Rollenspieler besser von der Dreierlinie treffen, da sich die Stars vermutlich neutralisieren werden. Es dürfte wieder sehr ruppig sein, mit viel Halbfeld-Offense und packenden Kämpfen unter dem Korb. Hier dürfte Dallas die Nase vorn haben, schließlich überstanden sie so bereits ähnliche Serien gegen die Clippers und OKC. Tipp: Mavericks in 7.