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NBA Saisonvorschau: Dallas Mavericks, Sacramento Kings, Portland Trail Blazers - Bleiben die Playoffs für Doncic und Co. ein Wunschtraum?

Von Robert Arndt
Scoot Henderson von den Portland Trail Blazers.
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Am 25. Oktober beginnt die neue NBA-Saison, bis dahin analysieren wir alle 30 Teams. Zum Abschluss kommen im Westen die Dallas Mavericks, Sacramento Kings und Portland Trail Blazers: Wie gelingt dort der Rebuild nach dem Trade von Damian Lillard? Wendet sich bei den Kings das Glück? Und: Bleiben die Playoffs für Luka Doncic und Co. ein Wunschtraum?

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Bis zum Saisonstart werden wir alle 30 Teams in zehn Teilen unter die Lupe nehmen. Hier gibt es eine Übersicht mit den bereits erschienenen Previews für die anstehende Saison 2023/24.

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DALLAS MAVERICKS

Neuzugänge

  • Draft: Dereck Lively II (#12), Olivier-Maxence Prosper (#24)
  • Trade: Richaun Holmes (Kings)
  • Free Agency: Seth Curry (Nets), Dante Exum (Partizan), Grant Williams (Celtics), Derrick Jones Jr. (Bulls)

Abgänge

  • Trade: Davis Bertans (Thunder), Reggie Bullock (Spurs)
  • Free Agency: Justin Holiday (Nuggets), Christian Wood (Lakers), Frank Ntilikina (Hornets), Theo Pinson (Free Agent), JaVale McGee (Kings)

Dallas Mavericks: Die wichtigsten Statistiken 2022/23

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
38-44 (Platz 11 im Westen)115,9 (6.)116,1 (25.)-0,2 (20.)
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Dallas Mavericks: Die Strategie der Offseason

Der Druck auf die Mavs wächst langsam, aber stetig. Luka Doncic ist nur noch zwei Jahre von einem möglichen Supermax-Vertrag entfernt, die Lücke zur Spitze im Westen ist allerdings gewachsen. Umso wichtiger war es, dass Kyrie Irving im Sommer einen neuen Vertrag unterschrieb, ansonsten wäre der Trade im Februar ein ähnliches Desaster gewesen wie der Umgang mit Jalen Brunson, der sich 2022 den New York Knicks anschloss.

Die Mavs versuchten diesen Sommer zumindest einiges: Williams und Curry bringen Tiefe, auch die Rookies Dereck Lively und Olivier-Maxence Prosper sollen eher kurz- denn langfristig helfen. Dazu sind Exum und Jones Jr. weitere Rollenspieler, denen Rotationsminuten zugetraut werden können.

Die fehlende Tiefe war fast die komplette Saison ein Problem, hier sollten die Mavs nun etwas besser aufgestellt sein. Dazu wurde der Kader ein wenig verjüngt, auch Spieler wie Hardy oder Green ist ein Sprung zuzutrauen. Letzterer könnte bis zum Saisonstart noch eine Vertragsverlängerung unterzeichnen. Gibt es keine Einigung, droht womöglich ein Abgang im Sommer.

Gleichzeitig ist der Australier auch als möglicher Trade-Chip (gleiches gilt für Hardy) zu sehen, sollte Dallas erneut während der Saison größere Veränderungen vornehmen wollen. Es ist nicht auszuschließen, da eine Spielzeit wie im Vorjahr einfach nicht mehr passieren darf. Nur 37 Siege mit einem Luka Doncic im Kader ist fast schon ein Kunststück.

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Dallas Mavericks: Die Schwachstellen

Ja, der Kader sieht etwas besser aus, dennoch gibt es weiterhin tiefe Löcher. Die Situation auf der Fünf sticht hierbei heraus: Es spricht schon Bände, wenn Coach Jason Kidd mit Lively in zwei Preseason-Spielen einen Rookie starten lässt, der offensichtlich noch nicht bereit ist. Vieles spricht damit erneut für Dwight Powell, der aber einfach kein Starting Center in der NBA sein sollte.

Dazu fehlt es dem Kader weiter an guten Ballhandlern - sieht man mal von Doncic und Irving ab. Beide werden Spiele verpassen und wenn das passiert, wird es für Dallas schnell sehr eng. Das führt auch dazu, dass die Mavs vermutlich wieder enorm abhängig vom Dreier sein werden. Mit Ausnahme von Seth Curry gibt es im Kader jedoch kaum jemanden, der konstant 40 Prozent von Downtown werfen kann.

Dallas Mavericks: Der Kader in der Übersicht (Gehälter in Mio. Dollar)

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Luka Doncic (40,1)Kyrie Irving (37)Josh Green (4,8)Grant Williams (12,4)Dwight Powell (4)
Dante Exum (3)Seth Curry (4)Olivier Maxence-Prosper (2,7)Maxi Kleber (11)Dereck Lively II (4,8)
Jaden Hardy (1,7)Tim Hardaway Jr. (17,9)Derrick Jones Jr. (2,7)Markieff Morris (3,2)Richaun Holmes (12)
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Dallas Mavericks: Der Hoffnungsträger

Seit Jahren wird nun vor jeder Saison gemutmaßt, dass endlich die MVP-Saison von Luka Doncic kommen wird. Aus unterschiedlichen Gründen war dem aber nicht so. Mal war der Slowene nicht in Form, mal das Team zu schlecht. An der Qualität Doncics gibt es keine Zweifel, allerdings sorgt sein Auftreten auf dem Feld vermehrt für kritische Stimmen.

Mal ist es die Körpersprache, mal die unnötigen Diskussionen mit den Schiedsrichtern, mal die fehlende Bereitschaft in der Defense. Zu oft ließ sich Doncic von den Emotionen des Spiels treiben und schadete bisweilen so sogar seinem Team. Kann er das endlich abstellen? Trotz aller Beteuerungen ist das noch nicht passiert. Deshalb hat auch Doncic nach der vergangenen Seuchensaison einiges zu beweisen. Er muss mit gutem Beispiel vorangehen und nicht ständig Nebenkriegsschauplätze eröffnen. Und so schnell wie möglich fit werden.

Dallas Mavericks: Das Fazit

Ein Titelkandidat sind die Mavs nicht, doch eine gute Rolle im Westen ist möglich, wenn vieles richtig läuft. Auf der anderen Seite müssen die Mavs auch gleich fünf Teams hinter sich lassen, die im Vorjahr besser waren, um sich direkt für die Playoffs zu qualifizieren. Hier ist jeder herzlich eingeladen, diese Übung selber zu machen, um zu schauen, wer diese Mannschaften sein könnten.

Schließlich haben andere Teams auch aufgerüstet, sodass es kein leichter Weg wird. Es ist nicht auszuschließen, dass die direkte Playoff-Teilnahme wieder nur ein Wunschtraum bleiben wird, vor allem wenn Doncic oder Irving für einen gewissen Zeitraum ausfallen. Die Unruhe in Dallas ist auf jeden Fall greifbar. Gerade deshalb wäre ein erneut schwacher Saisonstart fatal.

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SACRAMENTO KINGS

Neuzugänge

  • Draft: Colby Jones (#34)
  • Trade: Chris Duarte (Pacers)
  • Free Agency: Sasha Vezenkov (Olympiakos), JaVale McGee (Mavericks)

Abgänge

  • Trade: Richaun Holmes (Mavericks)
  • Free Agency: Chimezie Metu (Suns), Terence Davis (Free Agent), Neemias Queta (Celtics), P.J. Dozier (Partizan), Matthew Dellavedova (Melbourne United)

Sacramento Kings: Die wichtigsten Statistiken 2022/23

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
48-34 (Platz 3 im Westen)118,6 (1.)116,0 (24.)2,6 (8.)
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Sacramento Kings: Die Strategie der Offseason

Zum ersten Mal seit 2006 erreichten die Kalifornier die Playoffs und lieferten dort dem amtierenden Champion Golden State einen harten Kampf (3-4). Hätte man ihnen das vor der Saison gesagt, hätten die Kings das sofort unterzeichnet, letztlich wäre aber auch ein Erfolg möglich gewesen. Vieles lief für Sacramento richtig: Die Chemie stimmte, es gab kaum Verletzungen und die Neuzugänge schlugen fast alle ein.

Folgerichtig wurde der Kern der Mannschaft zusammengehalten und an den Rändern ergänzt. McGee wird in die Len-Rolle als zweiter echter Center schlüpfen, Duarte ersetzt Terence Davis und EuroLeague-MVP Sasha Vezenkov bietet eine weitere wurfstarke Option auf dem Flügel. Viel mehr machten die Kings auf dem Free-Agency-Markt nicht, obwohl mehr möglich gewesen wäre.

Stattdessen kümmerte man sich um die eigenen Spieler: Barnes bekam einen neuen Deal, dazu wurde der Vertrag von Sabonis neu verhandelt, um den Litauer direkt im Anschluss mit einem fetten Maximalvertrag auszustatten. Das wäre nicht nötig gewesen, allerdings gehen die Kings so sicher, dass Sabonis in der nahen Zukunft keine Wechselgedanken hegt.

Zusammen mit Fox war der Big die prägende Figur der Kings-Saison, auch wenn er in den Playoffs große Probleme gegen die Warriors hatte. Aus Kings-Sicht ist es nach so vielen schweren Jahren aber absolut verständlich, hier auf Nummer sicher zu gehen - auch wenn man letztlich ein paar Dollar zu viel auf den Tisch legte.

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Sacramento Kings: Die Schwachstellen

Mit dieser Offseason haben die Kings noch einmal ihr Profil geschärft, auch weil der recht schwachen Defense keine neuen Elemente hinzugefügt wurden. Die Kings gehörten zu den schlechtesten Teams am Ring, Sabonis ist aufgrund seiner kurzen Arme kein Shotblocker, vom Flügel kommt hier ebenfalls kaum Unterstützung.

Dazu ist die Situation hinter Sabonis weiter ungenügend. McGee war in Dallas nicht mehr spielbar, Len hatte zumindest hier und da ordentliche Momente. Durch die Verpflichtung von Vezenkov könnte Sacramento aber auch Lyles häufiger auf die Fünf schieben, es wäre ein weiterer Move pro Offense. Dazu bleibt auf der Drei eine Lücke: Barnes und Murray sind eher Vierer, bringen aber zumindest ausreichend Länge mit.

Sacramento Kings: Der Kader in der Übersicht (Gehälter in Mio. Dollar)

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
De'Aaron Fox (32,6)Kevin Huerter (15,7)Harrison Barnes (17)Keegan Murray (8,4)Domantas Sabonis (30,6)
Davion Mitchell (5,1)Malik Monk (9,9)Chris Duarte (4,1)Trey Lyles (8)JaVale McGee (3,2)
-Colby Jones (2)Kessler Edwards (1,9)Sasha Vezenkov (6,3)Alex Len (3,2)
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Sacramento Kings: Der Hoffnungsträger

Die Kings surften auf einer Euphoriewelle, viele Spiele entschied Sacramento im vierten Viertel dank toller Energieleistungen von De'Aaron Fox, der verdient den neuen Award "Clutch Player of the Year" gewann. Kann er dies bestätigen? Wenn etwas Jahr für Jahr schwankt, dann sind es meist Clutch Play aufgrund der geringen Stichprobe.

Dennoch waren seine Shooting-Stats über die Saison recht konstant: 51 Prozent aus der Mitteldistanz sowie 77 (!) Prozent am Ring waren persönliche Bestwerte. Kann Fox das halten, insbesondere aus der Midrange? Wenn ja, dann ist Fox tatsächlich der offensive Superstar, der er im Vorjahr war - und das war vor allem im Schlussviertel oft der entscheidende Faktor zugunsten Sacramentos.

Sacramento Kings: Das Fazit

Können die Kings die starke Vorsaison wiederholen? Grundsätzlich spricht wenig dagegen, allerdings war das Team von Mike Brown immer gesund und profitierte gewissermaßen auch von den schwächelnden Topteams, die etwas höher eingeschätzt wurden. So ist es gut möglich, dass Sacramento sein Niveau hält, aber dennoch vom ein oder anderen Team in der Tabelle überholt wird.

Dennoch werden die Kings mit ihrem Tempo und ihrer Offensiv-Stärke weiter ein unangenehmer Gegner bleiben und erneut im Rennen um die Playoffs voll mit dabei sein. Wie schon im Vorjahr sollte bis Platz drei alles möglich sein. Die Postseason ist dann wieder ein ganz anderes Thema.

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PORTLAND TRAIL BLAZERS

Neuzugänge

  • Draft: Scoot Henderson (#3), Kris Murray (#23), Rayan Rupert (#43)
  • Trade: Deandre Ayton, Toumani Camara (beide Suns), Jrue Holiday (Bucks)
  • Free Agency: Moses Brown (Nets)

Abgänge

  • Free Agency: Cam Reddish (Lakers), Drew Eubanks (Suns), Trendon Watford (Nets), Justise Winslow, Kevin Knox, (alle Free Agents)
  • Trade: Damian Lillard (Bucks), Jusuf Nurkic, Nassir Little, Keon Johnson (alle Suns)

Portland Trail Blazers: Die wichtigsten Statistiken 2022/23

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
33-49 (Platz 13 im Westen)114,0 (18.)118,0 (28.)-4,0 (26.)
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Portland Trail Blazers: Die Strategie der Offseason

Alles auf Null in Portland: Nach langen drei Monaten haben die Blazers Franchise-Ikone Damian Lillard nach Milwaukee abgegeben und starten endlich in ein neues Zeitalter. Man ist geneigt zu sagen, dass dieser Schnitt zu spät kam, letztlich erhielt Portland dann aber doch ein anständiges Paket für den 33-jährigen All-Star-Guard, der mehr Punkte als jeder vor ihm für die Blazers erzielt hat.

Mit Nr.-3-Pick Scott Henderson steht der Nachfolger schon parat, der 19-Jährige wäre in anderen Jahren wohl der unumstrittene Top-Pick gewesen. Stattdessen fiel er Portland an Drei in den Schoß. Um ihn soll nun das neue Team aufgebaut werden. Dazu halten die Blazers große Stücke auf den letztjährigen Rookie Shaedon Sharpe, der ebenfalls im Backcourt ansässig ist.

Durch die Trades von Lillard und Jrue Holiday haben die Blazers in Ayton und Williams zwei junge Center mit Stärken in der Verteidigung, was Portland in der Lillard-Ära stets abging. Die Zeit wird zeigen, ob beide zusammen funktionieren oder ob ein weiterer Trade folgt. Unabhängig von den beiden gibt es dafür weitere Kandidaten im Kader.

Brogdon wird das Interesse diverser Contender wecken. Dazu dürfte auch Grant trotz seiner massiven Vertragsverlängerung (5 Jahre, 160 Mio.) ab dem 15. Dezember umgehend ein Trade-Kandidat sein, auch wenn der Deal happig ist. Und wenn es nicht klappt, ist es auch nicht tragisch, da Portland nun Zeit hat, sich neu aufzustellen.

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Portland Trail Blazers: Die Schwachstellen

Trotz Ayton und Wiliams werden die Blazers zu den schlechteren Teams in Sachen Defense zählen. Der Backcourt um Henderson, Sharpe oder auch Simons ist sehr klein und an vielen Stellen verwundbar. Dazu werden die jungen Guards erst lernen müssen, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Es sollte nicht überraschen, wenn die Blazers hohe Turnoverwerte haben. Das Team ist neu, dazu könnte es Spacing-Probleme geben, da im Kader nicht viel Shooting vorhanden ist. Aber so ist das nun mal mit Teams im Neuaufbau.

Portland Trail Blazers: Der Kader in der Übersicht (Gehälter in Mio. Dollar)

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Scoot HendersonAnfernee SimonsMatisse ThybulleJerami GrantDeandre Ayton
Malcolm BrogdonShaedon SharpeKevin KnoxKris MurrayRobert Williams III
-Rayan RupertJabari WalkerToumani CamaraMoses Brown
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Portland Trail Blazers: Der Hoffnungsträger

Dass Portland tatsächlich in der Lottery bis an Drei sprang, war eine äußerst glückliche Fügung für eine Franchise, die in der Vergangenheit wenig Glück im Draft hatte. Dass dort mit Scoot Henderson auch noch ein potenzieller Franchise-Star wartete? Umso besser!

Henderson hat schon zwei Jahre G-League auf dem Buckel, für ihn sollte der Übergang in die NBA deutlich einfacher werden als bei Collegespielern. In Head Coach Chanucey Billups hat Scoot einen guten Lehrmeister, dazu wird von allen Seiten dessen Professionalität gelobt. Vieles spricht dafür, dass Henderson in Portland einschlagen und Damian Lillard schnell vergessen machen wird.

Portland Trail Blazers: Das Fazit

Der derzeitige Blazers-Kader besitzt durchaus Qualität, namentlich Grant, Ayton oder Williams plus die vielen jungen Spieler. Das ändert aber nichts an dem Umstand, dass Portland im Westen ein heißer Anwärter auf die schlechteste Bilanz ist.

Während der Saison dürften weitere Trades folgen, danach werden sich Portlands Blicke auf die Draft Lottery richten. Zusammen mit der Entwicklung von Henderson und Co. sollten das die Ziele der Franchise sein.

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