NBA

NBA Free Agency, Gewinner und Verlierer: Kyrie Irving hat die Dallas Mavericks ausgetrickst

Von Robert Arndt
LeBron James
© getty

Das erste Wochenende der Free Agency ist "durch" und der Großteil des Geldes ist bereits verteilt. Wer darf sich als Gewinner fühlen - und wer hat noch Nachholbedarf?

Cookie-Einstellungen

Wir küren die Gewinner und Verlierer der ersten Tage der Free Agency.

10-kyrie
© getty

NBA Free Agency, Gewinner: Kyrie Irving

Am Ende ist es kein Maximalvertrag für Kyrie Irving geworden, aber 3 Jahre und 126 Millionen Dollar sind auch nicht zu verachten. Erst recht nach all dem, was in den vergangenen Jahren so passiert ist.

Die Weigerung, sich zu impfen? Längst vergessen! Der Antisemitismus-Skandal in Brooklyn? War da was? Die Liste von kleinen und größeren Skandalen ist lang bei Kyrie, und doch erhielt der Guard von den Mavs noch einmal einen fetten Deal. Obwohl Irvings Markt von Adrian Wojnarowski (ESPN) bei "nahe 0" eingestuft wurde.

Angebliche Treffen mit den Lakers, Heat und Suns? Absurd, niemand aus diesem Trio hätte Irving bezahlen können! Trotzdem reichte es, weil Dallas eben noch verzweifelter als Kyrie selbst ist. Alleine der Gedanke, dass die Mavs zum zweiten Mal in Serie den zweitbesten Spieler des Teams ohne Gegenwert verlieren könnten, veranlasste Mark Cuban und Co., diesmal nichts anbrennen zu lassen.

15-kyrie
© getty

Die einzige "Gefahr" waren die Rockets, doch die hatten ohnehin andere Pläne. Hätte Irving bei den Lakers oder Suns einen Minimalvertrag angenommen? Sicherlich nicht. Aber so funktioniert die NBA einfach nicht. Dallas muss Luka Doncic zufriedenstellen und dieser will weiter mit Irving auf dem Feld stehen.

Und auch wenn es oftmals rumpelte (5-11 mit beiden auf dem Feld), legte Kyrie in 20 Spielen 27 Punkte sowie 6 Assists im Schnitt auf. Bleibt das auch so? Irving ließ sich in Dallas bisher nichts zuschulden kommen, er spielte schließlich um einen neuen Vertrag. Das muss ihm bewusst gewesen sein. Dazu kommen die vielen kleinen Verletzungen, die Irving immer wieder zum Zuschauen zwangen.

Es gibt in der NBA kaum einen Star, der weniger verlässlich als Irving ist. Dennoch gingen die Mavs dieses hohe Risiko ein. Sicher, es kann funktionieren, doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen dies alles um die Ohren fliegt? Vermutlich höher als ein Kyrie-Engagement in Phoenix zum Minimum.

07-pascal-siakam
© getty

NBA Free Agency, Verlierer: Toronto Raptors

Klassisch verzockt haben sich dagegen die Raptors. Jakob Pöltl verlängerte für 4 Jahre und 80 Millionen Dollar, Gary Trent Jr. zog seine Spieler-Option. Wie schon vor einigen Monaten wurde viel darüber spekuliert, ob die Kanadier nach zwei enttäuschenden Spielzeiten diesmal das Team aufbrechen würden, doch sie taten es aus freien Stücken erneut nicht.

Pascal Siakam oder O.G. Anunoby wurden nicht getradet, stattdessen verließ Point Guard Fred VanVleet die Raptors gen Houston - ohne jeglichen Gegenwert. Zur Trade Deadline war das Interesse groß am Aufbauspieler, stattdessen behielten die Raptors den 29-Jährigen (und tradeten einen First Rounder für Pöltl), um schließlich im Play-In-Tournament an den Chicago Bulls zu scheitern.

Was genau ist hier der Plan? Ist wirklich der neue Coach Darko Rajakovic die Lösung? Die Raptors wursteln scheinbar weiter vor sich hin. VanVleet wurde durch Dennis Schröder schnell ersetzt, das Niveau von VanVleet hat der Braunschweiger aber nicht. VanVleet war der womöglich beste Schütze in einem Team ohne Shooter, daran hat sich wenig geändert.

Dieses Team ergibt wenig Sinn auf dem Papier, dazu laufen die Deals von Siakam und Anunoby im kommenden Sommer aus. Bei letzterem heißt es übrigens, er will eine größere Rolle und mehr im Ballhandlung involviert rein - das riecht nach Konfliktpotenzial. Spätestens jetzt wäre der Moment für einen klaren Schnitt da gewesen. Toronto weigerte sich aber erneut - und wird wieder graues Mittelmaß sein, wenn nichts mehr passiert.

12-vanvleet
© getty

NBA Free Agency, Gewinner: Fred VanVleet

Und VanVleet? Der setzt weiter auf sich selbst und gewinnt immer wieder. 2016 kam FVV ohne jegliche Garantie ins Training Camp der Raptors, nun unterschreibt er als erster nicht gedrafteter Spieler einen dreistelligen Millionendeal. 130 Millionen für drei Jahre sind Houston die Dienste von VanVleet wert, das konnte dieser unmöglich ablehnen.

Seine Rolle ist Texas ist klar. Der 29-Jährige soll der Anführer sein, das gute Vorbild, welches den Rockets zuletzt abging. Jalen Green, Amen Thompson - sie alle können von VanVleet lernen, dem nichts in seiner NBA-Karriere geschenkt wurde. Mit Ime Udoka ist zudem ein neuer Coach da, welcher Spielzeit nicht herschenken wird. Wie gut die Rockets nun mit Vets wie VanVleet, Dillon Brooks oder Jeff Green sein werden, wird sich zeigen. Aber eine Lachnummer wie in den Vorjahren sind die Texaner nicht mehr.

Daryl Morey, Philadelphia 76ers
© getty

NBA Free Agency, Verlierer: Philadelphia 76ers

Überhaupt gibt es im Osten bislang kaum Gewinner (Damian Lillard könnte das womöglich zeitnah ändern). Für den Moment sieht es für die Sixers nicht besonders gut aus: Mit Georges Niang und Jalen McDaniels haben zwei Rotationsspieler das Team verlassen, auf der Zugangsseite steht lediglich der Name von Patrick Beverley.

Gerade auf dem Flügel sieht es derzeit sehr dünn aus, dazu kommt natürlich der Trade-Wunsch von James Harden. Auf GM Daryl Morey warten harte Tage, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Und wenn Harden die Sixers verlässt: Hat Philly womöglich eine Chance auf Damian Lillard?

Die Sixers müssen sich etwas einfallen lassen, ansonsten könnte MVP Joel Embiid schnell unruhig werden. Tobias Harris hatte zuletzt ja auch öffentlich gestänkert. Nicht umsonst kreisen die New York Knicks wie die Geier um Philly.

LeBron James
© getty

NBA Free Agency, Gewinner: Los Angeles Lakers

Mit Ausnahme von Dennis Schröder konnten die Lakers die Band zusammenhalten, der Braunschweiger wurde durch Gabe Vincent adäquat ersetzt. Dafür gelang es GM Rob Pelinka das Trio aus Austin Reaves, Rui Hachimura und D'Angelo Russell zu halten. Okay, der Deal für Hachimura (3 Jahre, 51 Mio.) ist womöglich etwas groß, doch dass Reaves die maximalen 56 Millionen für vier Jahre annahm, ist ein echter Gewinn.

Der Shooting Guard lässt so vermutlich 40 Millionen auf dem Tisch liegen (wenn ein anderes Team ein Angebot gemacht hätte), dazu akzeptierte auch Russell (2 Jahre, 37 Mio.) eine Senkung seines Salärs. Die Zeiten, in denen die Lakers drei Großverdiener und zahlreiche Minimalverträge hatten, sind vorbei. Stattdessen gibt es nun sechs Deals, die zwischen 4 und 18 Millionen Dollar schwer sind und für Flexibilität sorgen.

Auch die Neuen sollten helfen. Vincent ist zwar nicht der Spielmacher, der Schröder ist, dafür ist der ehemalige Heat-Guard ähnlich lästig in der Defense und verfügt über einen besseren Wurf. Letztlich ist es der Typ Guard, mit dem LeBron gut funktionieren kann - nicht umsonst soll er Gerüchten zufolge Chancen auf die Starting Five haben. Taurean Prince könnte für gerade einmal 4,5 Millionen Dollar ein Steal sein. Der 29-Jährige ist ein klassischer Hustle-Spieler, der zudem seine Dreier trifft. Auch das passt zum Stil der Lakers.

Ein kleines Loch bleibt auf der Center-Position, wobei hier noch eine Rückkehr von Mo Bamba im Gespräch ist. Jaxson Hayes, der sich in New Orleans nie durchsetzen konnte, ist eine Wildcard, gleiches gilt für Cam Reddish auf dem Flügel. Auf dem Papier ist diese Mannschaft besser als im Vorjahr und hat die Tiefe, um auch mal ein paar Spiele ohne LeBron James oder Anthony Davis auszukommen. Das war bis zur Trade Deadline das große Problem und ist ein Grund dafür, warum mit L.A. auch im kommenden Jahr zu rechnen sein wird.

06-booker-durant
© getty

NBA Free Agency, Gewinner: Phoenix Suns

Wir geben es gerne zu, wir waren sehr skeptisch vor der Offseason der Suns, doch was Phoenix mit limitierten Möglichkeiten erreichte, kann sich durchaus sehen lassen. Mit der Big Three haben die Suns jede Menge Creator, nun galt es, Komplementärspieler für den Flügel zu finden und das taten die Suns.

Ein brutaler Steal ist die Verpflichtung von Eric Gordon. Der stämmige Shooting Guard ist zwar schon 34, hätte aber wohl deutlich mehr kriegen können - und heuerte jetzt für zwei Jahre und insgesamt 6 Millionen Dollar bei den Suns an.

Damion Lee und Josh Okogie wurden gehalten, dazu kamen mit Keita Bates-Diop, Chimezie Metu sowie Yuta Watanabe gleich drei Flügelspieler mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen - alle zum Minimum. Vor allem Bates-Diop, ein vielseitiger Verteidiger mit solidem Wurf, könnte eine der Überraschungen werden, während Watanabe an der Seite von Durant gefühlt jeden Dreier aus der Ecke traf.

Mit Drew Eubanks kam zudem ein fähiger Backup-Center, der in Portland auch häufiger starten durfte. So wurde der Abgang von Jock Landale kompensiert, der von den Rockets Geld bekam, welches die Suns einfach nicht hatten (4 Jahre, 32 Mio.).

So sind es nun 13 garantierte Verträge plus Jordan Goodwin und Ish Wainright. Offen ist nur noch, ob Torrey Craig, im Vorjahr zumeist Starter auf dem Flügel, zurückkehren wird. Für ihn wird das Minimum aber nicht reichen, es soll einige Interessenten geben. In der Theorie könnten die Suns 12,4 Millionen für das kommende Jahr zahlen, allerdings treibt dies die Luxussteuerrechnung weiter in die Höhe (derzeit 8,5 Millionen Dollar über dem gefürchteten "Second Apron".

nikola-jokic
© getty

NBA Free Agency, Verlierer: Denver Nuggets

Das lief nicht nach dem Geschmack des Meisters. Denver vertraute während des Championship-Runs auf genau acht Spieler, nun haben die beiden besten Bankspieler das Team verlassen. Jeff Green schloss sich überraschend den Houston Rockets an (1 Jahr, 6 Mio.), dazu überrumpelten die Indiana Pacers die halbe Liga mit einem wilden Angebot für Bruce Brown.

45 Millionen für zwei Jahre? Das war zu gut für Brown, um es abzulehnen. Der 26-Jährige hat bisher "nur" 15 Millionen eingespielt, es war nur logisch, dass für Brown auch das Gehalt ein wichtiger Faktor sein würde. Geld, das die Nuggets schlichtweg nicht bieten konnten.

Bisher wurden lediglich DeAndre Jordan (Minimum) und Reggie Jackson gehalten und Guard-Veteran Justin Holiday wohl für das Minimum geholt. Vor allem der Jackson-Deal wirft Fragen auf: War es wirklich nötig, einem Spieler, der in den Playoffs keine Rolle spielte, die Taxpayer Midlevel Exception zu geben (2 Jahre, 10,3 Mio.)? Und dann auch noch eine Spieler-Option? Das ist schon sehr merkwürdig und gibt den Nuggets kaum Spielraum, um den Kader aufzufüllen. Derzeit steht Denver bei elf Spielern plus die drei gedrafteten Rookies, die noch keine Verträge unterzeichnet haben.

Vermutlich hofft Denver darauf, dass Christian Braun sowie auch Peyton Watson den nächsten Schritt machen und die Rookies Julian Strawther, Jalen Pickett und Hunter Tyson zumindest in der Regular Season Minuten abspulen können. Das ist riskant, aber viel bessere Optionen sind inzwischen auch nicht mehr auf dem Markt.

NBA
© getty

NBA Free Agency, Gewinner: Große Flügelspieler

Auf die Größe kommt es an. Wer in der NBA über 2 Meter misst, der hat gute Chance, ansprechend bezahlt zu werden. Hier mal eine Liste von Forwards, bei denen die Kasse ordentlich klingelte.

  • Jerami Grant (5 Jahre, 160 Mio.)
  • Cam Johnson (4 Jahre, 108 Mio.)
  • Kyle Kuzma (4 Jahre, 102 Mio.)
  • Max Strus (4 Jahre, 63 Mio.)
  • Rui Hachimura (3 Jahre, 51 Mio.)
  • Georges Niang (3 Jahre, 26 Mio.)

Wir sprechen hier in erster Linie von Rollenspielern, die bestenfalls die dritte, eher die vierte Option ihrer Teams sind. Und doch erhielten sie alle einen warmen Geldregen. Denver, Golden State, Milwaukee - sie alle machten es in den vergangenen Jahren vor, wie man mit Größe auf jeder Position gewinnen kann.

Das letzte Beispiel waren die Nuggets, die mit ihrer Physis und Länge in jeder Serie Vorteile hatten. Und da die NBA-Teams nun mal gerne gegenseitig voneinander abkupfern, ist dieser Trend kein Zufall.

Damian Lillard, Jerami Grant
© getty

NBA Free Agency, Verlierer: Portland Trail Blazers

Was müssen wir hier noch groß sagen? Damian Lillard will weg, bislang gibt es außer den beiden Rookies noch keinen einzigen Neuzugang. Stattdessen wurde Jerami Grant fürstlich entlohnt (5 Jahre, 160 Mio.) und wird 2027/28 mit 34 Jahren rund 36 Millionen Dollar bekommen. Uff!

Mal sehen, was die Blazers für Lillard bekommen. Doch für den Moment sieht es in Rose City nicht besonders rosig aus.