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NBA Playoffs: Fragen zum Aus der Golden State Warriors: Wo muss der Rotstift angesetzt werden?

Von Robert Arndt
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Die Golden State Warriors sind bei ihrer Mission Titelverteidigung an den Los Angeles Lakers gescheitert. Auf die Dubs wartet nun ein wilder Sommer, wobei Veränderungen unvermeidbar sein werden.

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Können die Warriors noch einmal ein Team stellen, das Stephen Curry die Chance auf einen fünften Ring gibt?

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Warum fanden die Warriors in dieser Saison keine Konstanz?

"Wir haben alles aus dieser Truppe herausgepresst, was wir konnten", bilanzierte Draymond Green. "Wir haben unseren Titel nicht verteidigt und das nervt. Es ist aber die Realität." Der Forward zeigte sich nach dem Aus erstaunlich aufgeräumt. Vermutlich wusste auch er schon lange, dass diese Warriors-Edition schlichtweg nicht gut genug war, um den Titel zu verteidigen.

Ähnlich sah es auch Head Coach Steve Kerr, der trotzdem mit gewissem Stolz über seine Mannschaft sprach: "Wir waren lange Zeit in der Regular Season nicht einmal in den Playoffs. Dass wir es dann noch geschafft haben, eine epische Serie gegen Sacramento gewannen und den Lakers einen Kampf boten, hat uns zu einem der acht besten Teams der Liga gemacht. Und da gehören wir auch hin."

Das tun sie, gleichzeitig sind die Warriors nicht mehr die Mannschaft, die sie vor einigen Jahren und in Teilen auch im Vorjahr noch waren. Die Abgänge von Otto Porter Jr., Nemanja Bjelica und zeitweise Gary Payton II konnten nicht kompensiert werden, der Spagat zwischen Jung und Alt funktionierte nicht und endete im Trade von James Wiseman und der Rückholaktion von Payton, der zu diesem Zeitpunkt aber verletzt war.

Warriors vs. Lakers: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
13. Mai4 UhrGolden State WarriorsLos Angeles Lakers112:117
25. Mai3 UhrGolden State WarriorsLos Angeles Lakers127:100
37. Mai2.30 UhrLos Angeles LakersGolden State Warriors127:97
49. Mai4 UhrLos Angeles LakersGolden State Warriors104:101
511. Mai4 UhrGolden State WarriorsLos Angeles Lakers121:106
613. Mai4 UhrLos Angeles LakersGolden State Warriors122:101
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Was Verletzungen betrifft, kamen die Dubs ohnehin gut weg. Stephen Curry verpasste einige Spiele, dazu die Probleme von Payton - das war es aber schon und machte die wechselhafte Regular Season umso erstaunlicher. Das Wiseman-Thema, der Vorfall rund um Green und Jordan Poole in der Vorbereitung (Zitat Kerr: "Größte Krise, die wir je hatten"), dazu die zweimonatige Absenz von Andrew Wiggins wegen privater Probleme - viele der Warriors-Brandherde waren im eigenen Haus.

Hinzu kamen die fast schon absurden Probleme in Auswärtsspielen, die Golden State letztlich den Heimvorteil in den Playoffs kostete. Gegen die Kings konnte dies zwar widerlegt werden, doch in der Lakers-Serie trafen die Dubs in Los Angeles keinen Blumentopf. Dazu war die Defense nicht mehr auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Die Lakers zwangen Golden State mit simpler Pick'n'Roll-Offense in die Knie, da die Warriors zu viele Schwachpunkte hatte.

Die große Stärke, das ständige Switchen, war nicht mehr erkennbar - ein weiterer Aspekt, wenn man von der Transformation der Warriors spricht.

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Warriors: Welche Probleme warten in der Offseason?

Wie bringt man nun das Schiff wieder auf Kurs? Das ist die große Frage und wer diese beantworten muss, ist ebenfalls noch unklar. GM Bob Myers' Vertrag läuft im Sommer aus und um ihn ranken sich schon seit Monaten Gerüchte. Will er überhaupt verlängern? Hat er den Job bei den Clippers im Visier oder verabschiedet sich Myers aus dem Tagesgeschäft und wechselt lieber ins Medienbusiness? Einen eigenen Podcast hat er immerhin ja schon.

Das ist Domino Nummer eins für die Dubs. Sollte Myers gehen, dürfte das Vakuum intern gefüllt werden. Assistant Mike Dunleavy Jr. gilt als logischer Kandidat, aber auch der Sohn von Besitzer Joe Lacob Kirk soll schon jetzt jede Menge Einfluss haben. Wer auch immer die Entscheidungen trifft, sie werden teilweise hart sein.

Denn die Offseason der Warriors dreht sich (mal wieder) darum, wie sehr Lacob (und die anderen Mitbesitzer) bereit sind, das Portemonnaie zu öffnen. Rund 211 Millionen Dollar stehen an Gehältern zu Buche, wenn man davon ausgeht, dass Draymond Green seine Option zieht. Das zieht laut Spotrac eine Luxussteuerrechnung von 235 Millionen nach sich und würde 500 Millionen erreichen, wenn die Warriors ihren Kader schließlich auffüllen.

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Das ist eine Dimension, die selbst für Golden State kaum noch zu stemmen ist. Lacob nannte in der Vergangenheit stets 400 Millionen als Schmerzgrenze und kam diesem Betrag 2022/23 auch sehr nahe. Allerdings war es leichter zu vertreten, als Golden State als Meister eine solche Entscheidung traf, dazu ist der neue Kollektivvertrag wie dafür gemacht, Teams wie Golden State auf die Füße zu treten.

Die Warriors werden Geld sparen müssen, einen ihrer Spitzenverdiener wird es vermutlich treffen, die Frage ist nur wer. Was aber auch angemerkt werden muss: 2024/25 könnte sich die Situation schon etwas entspannen, wenn vor allem der Deal von Klay Thompson (nächste Saison: 43,2 Mio.) ausgelaufen ist. Es ist möglich, dass die Warriors dann sogar wieder unter die Grenze rutschen. So weit sind wir aber noch nicht ...

Warriors: Alle Gehälter in der Übersicht (in Mio. Dollar)

Spieler (Alter)Position23/2424/2525/2626/27
Stephen Curry (35)Guard51,955,859,6UFA
Klay Thompson (33)Guard43,2UFA--
Jordan Poole (23)Guard28,730,933,135,3
Draymond Green (33)Forward27,6*UFA--
Andrew Wiggins (28)Forward24,326,328,230,2*
Gary Payton II (30)Guard8,79,1*UFA-
Kevon Looney (27)Center7,58,0***UFA-
Jonathan Kuminga (20)Forward6,07,6**RFA-
Donte DiVincenzo (26)Guard4,7*UFA--
Moses Moody (20)Guard3,95,8**RFA-
Patrick Baldwin Jr. (20)Forward2,32,4**4,4**RFA
Ryan Rollins (20)Guard1,72,0***RFA-

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

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Was passiert mit Draymond Green?

Die Kommentare nach Spiel 6 lassen eigentlich nur einen Schluss zu. Green wird auch in der kommenden Saison für Golden State auflaufen, lediglich die Parameter sind noch nicht geklärt. Laut The Athletic ist es wahrscheinlich, dass der Forward seine Spieler-Option über 27,6 Millionen Dollar nicht wahrnimmt und stattdessen einen neuen (wohl etwas kleineren) Vertrag für mehr Jahre bekommt.

Bei allen Eskapaden des 33-Jährigen kristallisierte sich erneut heraus, wie unverzichtbar er noch immer für Golden State ist. Green ist der beste Verteidiger der Warriors und weiter einer der besten der kompletten NBA. Zum achten Mal erreichte er in seiner Karriere ein All-Defensive Team. Sein Einfluss in der Lakers-Serie war zwar geringer als gewohnt, dennoch bleibt er das Herzstück und scheint noch keine Verschleißerscheinungen zu zeigen.

Allerdings kann der Preseason-Eklat nicht vom Tisch gewischt werden. Laut Ramona Shelburne (ESPN) dividierte der Schlag gegen Jordan Poole das Team auseinander. Auf der einen Seite die langjährigen Spieler, auf der anderen Seite die Youngster. "Viele Leute können sich gar nicht vorstellen, welch enormen Einfluss eine solche Aktion hat", gab sich Poole kürzlich recht kryptisch, als er noch einmal darauf angesprochen wurde.

Durch seine sportlichen Leistungen und womöglich auch den Willen, einen team-freundlicheren Vertrag zu unterschreiben, hat Green trotzdem gute Karten, weiter für die Warriors aufzulaufen. Vor allem Curry wird sich dafür stark machen, seine Prime gilt es so lange es geht zu maximieren.

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Warriors: Muss Jordan Poole getradet werden?

Das richtet stattdessen den Fokus auf Jordan Poole, der schwache Playoffs spielte und in der Regular Season enorm schwankend agierte. In der Serie mit den Lakers war er dann überhaupt kein Faktor mehr. Wild in der Offense, eine Zielscheibe am hinteren Ende. 10,3 Punkte und 3,5 Assists bei 34 Prozent aus dem Feld und 25 Prozent von Downtown - so lesen sich seine Zahlen für diese Postseason. In der kommenden Saison wird Poole 27,5 Millionen Dollar kassieren.

Und genau hier könnte der Rotstift angesetzt werden. Zusammen mit Wiseman und Jonathan Kuminga war Poole das Aushängeschild der "neuen Warriors", der nächsten Generation nach Curry und wurde im vergangenen Sommer mit einem Vertrag über vier Jahre und 123 Millionen Dollar ausgestattet. Die Denke dahinter war simpel: Poole ist ein Asset, welches nicht abgegeben werden darf. Im Zweifel kann man ihn später immer noch traden.

Jordan Poole: Seine Stats in der Saison 2022/23

WettbewerbSpieleMINPTSFG%3P%AST
Regular Season8230,020,443,033,64,5
Playoffs1321,810,334,125,43,5
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Und genau an diesem Punkt sind die Warriors nun angelangt, auch wenn sich die Parameter etwas verändert haben. Pooles Trade-Wert ist nach dieser wackeligen Saison gesunken, gleichzeitig kann es sich Golden State nicht erlauben, für 27 Millionen keine Produktion in den Playoffs zu erhalten. Wie erwähnt, dafür gab es Gründe.

Der Vorfall mit Green, die wechselnde Rolle. Mal startete Poole, mal musste er die Second Unit anführen. Konstanz kam so nie rein und auch das schien an Poole, der sich selbst als Starter sieht, zu nagen. Womöglich könnte ein Tapetenwechsel beiden Seiten helfen und Poole zeigte zumindest ja auch, dass er für die Regular Season ein guter Spieler sein kann. Scorende Guards werden immer gebraucht, mit 23 Jahren sollte Poole auch noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt sein.

Bei den Warriors war der Fit dagegen nie der Beste, weil Poole gerne den Ball in der Hand hält, Golden State aber hier bessere Optionen hat.

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Warriors: Wie viel hat Klay Thompson noch im Tank?

In der Theorie könnte man alternativ auch über einen Trade von Klay Thompson sprechen, doch dessen Salär von über 43 Millionen Dollar für das kommende Jahr sind eine Hausnummer. Zwar versenkte in der Regular Season kein Spieler mehr Dreier als der zweite Splash Brother, doch zur Wahrheit gehört auch, dass Thompson fürchterliche Playoffs spielte. In der Lakers-Serie traf der fünfmalige All-Star gerade einmal 34 Prozent aus dem Feld, in Spiel 6 waren es 3/19.

Das kann ein Ausrutscher gewesen sein, dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Thompson seit seiner Verletzungen einiges eingebüßt hat. Auch 2022 spielte Klay keine gute Postseason, nur hier und da explodierte der Shooter und polierte so seine Stats auf. Ein echter Star ist Thompson nicht mehr, auch wenn er es hier und da noch aufblitzen lässt.

2024 wird Thompson Free Agent, wie auch Green betonte der 33-Jährige, dass er keinerlei Ambitionen hege, die Warriors zu verlassen. Im Frühjahr meldete ESPN noch, dass Thompson ein weiteres maximales Angebot der Warriors erwarte, dies wird ein Wunschtraum bleiben. Sollte Klay wirklich bleiben wollen, wird auch er einen deutlich kleineren Deal annehmen müssen, der eher seinem Wert entspricht.

Womöglich wird es im Sommer auch noch nicht zu einer Verlängerung kommen und beide Parteien warten die kommende Saison ab. Vielleicht kann Thompson sich noch einmal steigern, erwarten sollte man dies aber nicht.

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Warriors: Welche Spieler könnten im Sommer noch gehen?

Mit ziemlicher Sicherheit wird Donte DiVincenzo die Dubs nach nur einer Saison wieder verlassen. Der Guard hat eine Option über 4,7 Millionen Dollar für das kommende Jahr, diese wird er wahrscheinlich nicht ziehen, da er Angebote im zweistelligen Millionenbereich erhalten sollte. DiVincenzo stellte zwar klar, dass er gerne weiter für die Warriors auflaufen würde, diese können dem 26-Jährigen jedoch maximal 4 Jahre und 23 Millionen anbieten.

Der frühere Bucks-Guard war in den Playoffs einer der Lichtblicke. Er spielte solide Defense, traf seine Dreier und arbeitete an den Brettern - so etwas sucht jedes Team. Stattdessen wird Golden State hoffen müssen, dass Moses Moody diese Rolle nun einnehmen kann. Von allen Youngstern lieferte dieser noch am meisten in der Lakers-Serie.

Warriors: Diese Spieler werden Free Agents

Spieler (Alter)PositionGehalt 22/23Anmerkungen
Donte DiVincenzo (26)Guard4,6Spieler-Option
Draymond Green (33)Forward24,9Spieler-Option
JaMychal Green (32)Forward/Center2,6Unrestricted
Andre Iguodala (39)Forward2,9Unrestricted
Anthony Lamb (25)Forward0,3Restricted
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Jonathan Kuminga kam dagegen nur in der Garbage Time zum Einsatz, obwohl er in der Regular Season teils gute Ansätze zeigte. Steve Kerr scheint dem früheren Nr.7-Pick dennoch nicht zu vertrauen, was für Frust beim 21-Jährigen sorgte. Laut The Athletic will der Forward im kommenden Jahr eine klare Rolle, was durchaus verständlich ist. Geschieht dies nicht, stehen auch hier die Zeichen auf Abschied.

Seine Athletik könnten die Warriors gut gebrauchen, allerdings ist Kuminga weiter kein Shooter und dies ist ein Problem, wenn auch Green und Kevon Looney in der Rotation sind. Letztlich haben es die Warriors nicht geschafft, ihn angemessen zu integrieren, um auch in den Playoffs solide Minuten zu erhalten. Das ist bitter und hilft auch seinem Trade-Wert wenig. Zusammen mit Poole, Moody oder im Zweifel auch Looney haben die Warriors neben ihrem eigenen Draft-Pick wenig in einem Trade anzubieten.

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Warriors: Wie kann die Prime von Stephen Curry maximiert werden?

"Draymond, Klay, Steph - unsere wichtigsten Spieler haben noch jede Menge im Tank und ich glaube, dass wir weiter das Potenzial haben, um eine Meisterschaft zu spielen", meinte Kerr im Anschluss. Für den Coach hat dieses Team sein Ablaufdatum noch nicht erreicht und das ist eine faire Einschätzung, wenn man einen Top-5-Spieler wie Stephen Curry in seinen eigenen Reihen weiß.

Klar ist aber auch, dass der 35-Jährige Hilfe braucht. Die Optionen in der Free Agency werden begrenzt sein, da die Warriors lediglich Verträge zum Minimum verteilen können. Stattdessen richtet sich der Fokus auf Trades und die Möglichkeit einige Youngster abzustoßen. Der zweigleisige Gegenwart-Zukunft-Plan von Lacob ist gescheitert, sodass Golden State alles versuchen wird, zumindest einige Jahre um einen weiteren Titel mitzuspielen.

Hier mal stichpunktartig die Dinge, welche die Warriors gebrauchen könnten.

  • Ein Big, der werfen kann: Im Vorjahr erwiesen sich Porter Jr. und Bjelica als wertvoll, diese Lücke konnte JaMychal Green nie schließen. Zu oft spielten die Dubs mit zwei Non Shootern. Dass Golden State dennoch Zweiter bei der Dreierquote wurde, ist durchaus bemerkenswert.
  • Ein Two-Way-Guard: Im Prinzip einen weiteren Donte DiVincenzo, vielleicht mit etwas angepassten Skillset. Außer Curry fehlt weiter die Dynamik am Perimeter. Selbst Poole war nicht gut darin, Druck auf den Ring auszuüben.
  • Ein weiterer Forward: Es war bezeichnend, dass ausgerechnet Moody zeitweise gegen LeBron verteidigen musste. Den Warriors gingen die Optionen aus, nachdem sich Wiggins mit einer Rippenverletzung herumplagte.

Alles werden die Warriors nicht erreichen können, stattdessen muss man hoffen, dass die Kernspieler besser agieren. Thompson muss sich steigern, Wiggins wird ein X-Faktor im kommenden Jahr sein, gleiches gilt für die Entwicklung von Moody. Es ist nicht auszuschließen, dass die Warriors noch einmal voll angreifen, der Weg an die Spitze ist aber steiniger geworden.

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