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NBA - Dallas Mavericks-Rookie Jaden Hardy: Einst Top-5-Talent, dann Absturz in die zweite Runde

Die Mavs hoffen, dass sich Zweitrundenpick Jaden Hardy zum Steal des Drafts entwickelt.
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Die Dallas Mavericks haben sich in der zweiten Runde des Drafts 2022 eine Scoring-Maschine geschnappt, die vor nicht allzu langer Zeit als Top-5-Talent galt. Doch nach einem Jahr in der G-League sind die Aktien von Jaden Hardy stark gefallen - aus verschiedenen Gründen.

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Es hätte eigentlich ein entspannter Draft-Abend für die Mavs werden können. Der eigene Erstrundenpick ging schon im Vorfeld des Drafts 2022 im Trade für Christian Wood nach Houston. In der zweiten Runde durfte Washington anstelle der Mavs picken, da Dallas im Deal um Kristaps Porzingis zu den Wizards den eigenen Second Rounder oben drauflegen musste.

Die Texaner gingen also ohne eigenen Pick in den Draft, doch je später der Abend wurde, desto mehr wich die Entspannung im Front Office der Texaner einem geschäftigen Treiben. Denn je länger der Abend dauerte, desto klarer wurde es, dass Jaden Hardy ziemlich tief fallen würde.

"Wir waren schockiert, dass er immer weiter gefallen ist", sagte Mavs-GM Nico Harrison später. "Ich kann nicht sagen, was sich die anderen Teams gedacht haben. Ich bin sehr froh, dass er nach unten gerutscht ist. Wir sind begeistert." Denn Dallas ließ sich die Chance auf den Spieler, den "wir am meisten mochten", nicht entgehen.

Die Verantwortlichen ließen die Leitungen glühen und fädelten einen Trade mit den Sacramento Kings ein. Zwei zukünftige Zweitrundenpicks (2024 und 2028) ließen sich die Mavs den 37. Pick in diesem Jahrgang kosten, um Hardy ins Team zu holen. Eine absolute Scoring-Maschine zu High-School-Zeiten, die lange Zeit auf einer Stufe mit Chet Holmgren und Paolo Banchero gehandelt wurde. Aber eben auch nicht grundlos bis in die zweite Runde abgestürzt ist.

Jaden Hardy war wohl nicht ganz begeistert, im NBA Draft bis in die zweite Runde warten zu müssen, um seinen Namen zu hören.
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Jaden Hardy war wohl nicht ganz begeistert, im NBA Draft bis in die zweite Runde warten zu müssen, um seinen Namen zu hören.

Mavs-Rookie Hardy: Ein Beal-Klon mit 62-Punkte-Spiel

Der 1,93 Meter große und 90 Kilogramm schwere Guard stammt aus einer Basketball-Familie. Sein Vater spielte am College, genau wie sein älterer Bruder Amauri, der für UNLV sowie Oregon auflief. Die beiden Brüder wuchsen in Detroit mit dem orangefarbenen Leder auf, als Amauri nach Nevada zog, begleitete ihn die gesamte Familie.

Jaden dominierte fortan in Nevada die örtlichen High-School-Hallen. Als Junior legte er im Schnitt 30,4 Punkte, 9,1 Rebounds und 8,4 Assists auf, er sahnte Auszeichnungen als Nevada Gatorade Player of the Year oder McDonald's All-American ab - und schenkte einem Gegner einmal 62 Punkte bei einem Overtime-Sieg ein.

All das machte ihn zu einem Five Star Recruit und zu einem Top-5-Talent landesweit, Vergleiche mit Bradley Beal wurden laut. In der ESPN Top 100 der Klasse von 2021 landete Hardy gar auf Platz zwei - nur Holmgren wurde besser eingeschätzt. Prominente Colleges wie Kentucky, Arizona und UCLA waren hinter dem Guard her, doch der wählte einen anderen Weg. Die Profi-Karriere lockte.

Wie zum Beispiel Jalen Green oder Jonathan Kuminga vor ihm, schloss sich Hardy im Sommer 2021 den G-League Ignite an für die auch sein Bruder mittlerweile auflief. "Ich habe das Gefühl, dass mein Spiel besser zum Pro-Level passt. Und da will ich hin", erklärte Hardy damals. Doch den Draft-Prognosen Hardys tat dieses eine Jahr in der G-League nicht gut.

Mavs-Rookie Jaden Hardy: Die Stärken und Schwächen

Sein High-School-Portfolio sah ungefähr so aus: Scoring, Scoring, Scoring. Viele Experten sahen in ihm den besten Scorer seines Jahrgangs, doch im Ignite-Trikot lief es nicht mehr so rund. 19,5 Punkte verbuchte der Guard pro Partie, dazu 4,3 Rebounds und 3,6 Assists bei allerdings 3,4 Ballverlusten (26 Spiele). Klingt solide, bis zum Blick auf die Effizienz. Hardy versenkte nur 37,6 Prozent seiner Feldwurfversuche und magere 30,9 Prozent von Downtown. Das reichte gerade mal für eine True-Shooting-Percentage von 50 Prozent.

Dabei präsentierte er sich in der zweiten Saisonhälfte noch deutlich verbessert im Vergleich zum Saisonstart. Hardy hat die Größe und das Ballhandling, um aus Isolations oder aus dem Pick'n'Roll zu seinen Spots zu kommen und für sich zu kreieren. Doch zu oft spielt er mit Scheuklappen, was in einer schlechten Wurfauswahl resultiert, wenn er zu sehr den eigenen Abschluss erzwingen will und den freien Mitspieler übersieht.

Schwierigkeiten hatte er vergangene Spielzeit auch beim Abschluss in direkter Ringnähe, auch wenn das beim Summer-League-Debüt gegen die Bulls kaum ein Problem war. Hardy ließ die Mavs-Fans mit seinem Auftritt (28 Punkte, 9/19 FG, 2/7 Dreier) schon mal in einen ersten Hype verfallen, auch Neuzugang Christian Wood gefiel, was er in Las Vegas sah: "Danke Dallas Mavericks, dass ihr Jaden Hardy gedraftet habt. Er ist ein Steal."

Die letzten Minuten der Niederlage gegen die Bulls verliefen für den 20-Jährigen allerdings unglücklich. Er leistete sich mehrere Turnover (insgesamt 6 bei 3 Assists) und scheiterte bei einem potenziellen Gamewinner. Im zweiten Spiel wollte dann der Wurf nicht fallen (14 Punkte, 4/15 FG), 5 Assists standen 4 Turnover gegenüber. Generell muss er sich als Playmaker verbessern, auch in der Defense, wo er gerne mal den Fokus verliert und zur Schwachstelle wird. Die Anlagen sind eigentlich da.

Auch die eines guten Schützen. Das zeigen zwar die Statistiken aus der G-League-Saison nicht, doch Hardy sollte einer der besseren Shooter aus dieser Draft-Klasse sein. Vor allem in Dallas an der Seite von Luka Doncic wird es wichtig sein, dass Hardy seine Catch-and-Shoot-Dreier trifft (immerhin 36,6 Prozent in der G-League laut Synergy Sports).

NBA Draft: Extra-Motivation für Mavs-Rookie Hardy

Hardy wird die Frage beantworten müssen, ob sein Potenzial bei einem Volume-Scorer endet oder ob er auf dem höchsten Niveau tatsächlich effizient punkten und darüber hinaus seine Fähigkeiten weiterentwickeln kann. Spannend wird auch sein, wie viele Möglichkeiten der junge Guard überhaupt bekommt in einem Team, das eigentlich mehr als nur Playoff-Ambitionen hat.

Immerhin statteten die Mavs ihren Zweitrundenpick direkt mit einem Vertrag über drei Jahre aus. "Dieser Typ kann punkten. Er ist stark, er ist athletisch, er ist ein Scorer. Uns gefiel, wie er bei Ignite gewachsen ist. Nach einem durchwachsenen Start wurde er immer besser", freute sich Harrison über den Pick. Laut ESPN rangierte Hardy auf dem internen Draft-Board der Mavs auf Rang 19, viele Mock-Drafts hatten ihn im 20er Bereich gegen Ende der ersten Runde.

Sein Absturz lag aber wohl nicht nur an den durchwachsenen sportlichen Leistungen der Vorsaison, angeblich sollen viele Teams von Verspätungen zu Trainingseinheiten und Hardys Benehmen abgeschreckt worden sein. Die Mavs-Verantwortlichen sehen es dennoch als Glücksfall, dass sie an Position 37 zuschlagen konnten.

Sie hoffen auf den Steal des Drafts, doch der wird noch Zeit brauchen. Genügend Motivation sollte Hardy immerhin mitbringen. Die NBA hatte den ehemals als Lottery-Pick gehandelten Scorer am Draft-Abend in den Green Room eingeladen. Dort harrte er bis zur zweiten Runde aus, bis die Mavs ihn erlösten und er die Hand von Deputy Commissioner Mark Tatum schütteln durfte. "Das wird mich für immer verfolgen, ich war Letzter im Green Room", sagte Hardy. "Das gibt mir eine Extra-Portion Motivation. Ich freue mich, ein Maverick zu sein und kann es nicht abwarten, an die Arbeit zu gehen."

NBA: Die Draft-Picks der Dallas Mavericks seit Luka Doncic

Jahr1. Runde2. Runde
2022-Jaden Hardy (#37)
2021--
2020Josh Green (#18)Tyrell Terry (#31)
2019-Deividas Sirvydis (#37)
2018Luka Doncic (#3)Jalen Brunson (#33), Ray Spalding (#56)
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