NBA

NBA-Rookie Evan Mobley macht die Cavaliers zum Überraschungsteam: Der eine Turm für jede Schlacht

Evan Mobley glänzt in der NBA bisher vor allem in der Defensive.
© getty

Die Cleveland Cavaliers sind überraschend stark in die Saison gestartet und gefallen dabei vor allem mit ihrer Defense. Das liegt ausnahmsweise in erster Linie an einem Rookie - Evan Mobley sticht aus einem ohnehin spannenden Jahrgang noch einmal heraus.

Cookie-Einstellungen

Es gibt Rookie-Jahrgänge, bei denen es sehr viel Zeit braucht, bis man abschätzen kann, wie viele Spieler dauerhaft eine Rolle in der Liga spielen werden, und welche Rolle das sein wird. Das ist auch keine Überraschung: Die Spieler absolvieren immer öfter nur ein Jahr am College, in den vergangenen Jahren erschwerte dann auch noch die Pandemie das Ankommen.

Es ist daher ratsam, den Spielern Zeit zu geben, der 2020er Jahrgang verdeutlicht diesen Bedarf abgesehen von einigen Ausnahmen wie allen voran LaMelo Ball recht gut. Und das macht es gleichzeitig umso bemerkenswerter, dass der aktuelle Jahrgang sich so wenig Zeit zu lassen scheint.

Zwei der ersten sieben Picks haben noch gar nicht gespielt, darunter der Nr.1-Pick Cade Cunningham, der von allen Beobachtern als am meisten "NBA-ready" eingeschätzt wurde. Es steht jetzt schon fest, dass der Pistons-Rookie im Vergleich zum restlichen Jahrgang etwas aufzuholen hat.

Bei SPOX kehrt demnächst die Rookie Watch zurück, daher handeln wir nicht jeden Frischling im Detail ab, aber folgendes ist bisher schon aufgefallen:

  • Josh Giddey ist nach LeBron James der jüngste Spieler der NBA-Geschichte mit 10 Assists in einem Spiel. Wirkt relevant, auch wenn sein Team es nicht ist.
  • Jalen Green hat in seinem dritten NBA-Spiel den Rookie-Rekord der Rockets mit acht getroffenen Dreiern gebrochen.
  • Scottie Barnes legte in seinem zweiten NBA-Spiel 25 Punkte und 13 Rebounds auf und wirkte in mehreren Spielen wie der neue Chef in Toronto.
  • Franz Wagner begeistert die Magic mit seiner Spielintelligenz, auch defensiv, und punktet viel besser als erwartet (13,6 Punkte bei 51,9 Prozent FG und 41,7 Prozent 3FG). Er wirkt für den Moment angekommener als Nr.4-Pick Jalen Suggs, der aber auch schon seine Momente hatte.
  • Chris Duarte erzielte bei seinem NBA-Debüt 27 Punkte, mehr als jeder Pacers-Rookie vor ihm.

Und dann ist da noch Evan Mobley, eine der treibenden Figuren hinter einer der größeren Überraschungen des Saisonstarts. Nicht zuletzt wegen dem Nr.3-Pick haben die Cleveland Cavaliers bisher drei ihrer fünf Spiele gewonnen, und das gegen legitime Teams. Die "graue Maus" hat bereits Siege gegen die Hawks, die Nuggets und die Clippers gefeiert.

Die Cavaliers lassen drei Türme starten

Cleveland eröffnet Spiele dabei mit einer Starting Five, die einigermaßen wirr daherkommt: Neben zwei kleinen Guards (Darius Garland und Collin Sexton) beginnen zwei legitime 7-Footer (Lauri Markkanen und Mobley) sowie Jarrett Allen, der offiziell bei 6-11 (2,11m) steht und mit seiner imposanten Haarpracht nach mindestens 2,50m aussieht.

Die Cavs setzen auf Länge, und das nicht nur in kurzen Segmenten. Das Lineup mit den bisher zweitmeisten Minuten ersetzt einfach nur Garland durch Ricky Rubio, die drei Riesen stehen pro Spiel 17 Minuten gemeinsam auf dem Court. Mit Kevin Love kommt von der Bank ein weiterer nomineller Big Man, Cavs-Coach J.B. Bickerstaff nutzt das Überangebot als Stärke seines Teams.

Bisher funktioniert das überraschend gut, weil vor allem die Defense voll da ist, Cleveland steht aktuell beim neuntbesten Defensiv-Rating der NBA. Und das ist zu einem großen Anteil auf Mobley zurückzuführen. Der jüngste Spieler im Kader ist oftmals derjenige, der alles zusammenhält, und das in gänzlich unterschiedlichen Rollen.

Evan Mobley: Jede Rolle passt

Mobley agiert nominell als Power Forward, in der Realität wechselt seine Rolle pro Spiel mehrfach. Er glänzt als sekundärer Ringbeschützer (bisher 2 Blocks pro Spiel) neben dem ebenfalls exzellent gestarteten Allen, er schafft es im Pick'n'Roll, vor den Guards zu bleiben, selbst wenn diese beispielsweise Trae Young heißen. Er ist nahezu lächerlich lang und trotzdem so beweglich, dass er auch von der Weakside heranrauschen und die Fehler seiner Teamkollegen gerade bügeln kann.

Sein Highlight-Tape gegen die Clippers wirkte besonders beeindruckend, aber es war nicht das erste Mal. Auch gegen die Hawks etwa spielte Mobley teilweise oben in einer 3-2-Zone, bei der er gleichzeitig mehrfach unten als Ringbeschützer agierte. Er war schlichtweg überall und offenbart bisher - abgesehen von der Kraft vielleicht - erstaunlich wenig Lücken.

"Die Position, die er in der Zone spielt, ist nicht leicht", lobte Bickerstaff. "Du musst vorne der Quarterback sein und gleichzeitig merken, was hinter dir passiert. Es ist ungewöhnlich für junge Spieler, dass er das direkt umsetzen kann. Er hat sich unser Vertrauen sehr schnell verdient. Es ist fast unfair, was wir von ihm verlangen, aber er setzt es einfach um."

Evan Mobley ist jetzt schon ein defensiver Game-Changer

Gerade Letzteres ist nicht zu unterschätzen, da Rookie-Bigs relativ selten defensiv direkt in der Lage sind, nicht nur Highlight-Plays zu liefern, sondern das Spiel auch richtig zu lesen und Fehler zu vermeiden. Jaren Jackson Jr. kommt da in den Sinn, ein weiterer Spieler mit scheinbar grenzenlosem defensiven Potenzial, der in seinen ersten NBA-Jahren so viele Fouls beging, dass er dieses Potenzial kaum realisieren konnte.

7 Fouls pro 100 Ballbesitze leistet sich Jackson über seine Karriere, bei Mobley sind es bisher sehr erfreuliche 4,1. Er kann damit schon jetzt einen großen Einfluss ausüben und trägt so dazu bei, dass die komische Aufstellung der Cavs tatsächlich verteidigen kann. Vor allem Markkanen profitiert vom Rookie: Steht der Finnisher ohne Mobley auf dem Court, haben die Cavs ein Defensiv-Rating von 122, das ein Team wie Miami vermutlich auch mit nur vier Spielern hinbekommen würde. Mit Mobley: 103,9. Das ist sehr gut.

Und das zieht sich so durch den Kader. Die Stichprobe ist natürlich noch sehr gering, aber Stand jetzt erlaubt Cleveland in den Minuten ohne Mobley 111,8 gegnerische Punkte, und nur 102,4 mit ihm. Das ist ein überragender Start, bedenkt man, dass er mit der Zeit nur noch sicherer werden sollte.

Evan Mobley: Offensiv blitzt das Potenzial durch

Auch offensiv sind die ersten Resultate vielversprechend. Bisher trifft er zwar nur am Korb effizient, die Wurfbewegung sieht jedoch solide aus und mit der Zeit sollte er sich auch mit dem Dreier (bisher nur vier Versuche) wohler fühlen. Er hat einen guten Touch und einige Moves im Post, auch wenn die fehlende Kraft hier eher mal zum Tragen kommt.

Er ist für einen Big Man ein sehr guter Passer und profitiert auch hier von seinem Spielverständnis. Er nimmt zudem nicht viel, was Bickerstaff positiv hervorhob. "Je länger man ihn auf dem Court lässt, desto mehr geschehen gute Dinge. Und man muss nicht viel dafür tun, um ihn zu involvieren. Man muss nicht seine Offense lahmlegen, damit er isoliert werden kann."

Für das Scoring haben die Cavs derzeit ohnehin einige Optionen, sieben Spieler legten über die ersten Spiele im Schnitt über 10 Zähler auf. Mobley muss das überraschend variable Team offensiv nicht tragen, er kann in seine Rolle als NBA-Scorer hineinwachsen. Wenn er weiter so verteidigt, wird Cleveland ihm so oder so jede Möglichkeit dafür einräumen. In einem Team mit einer Heerschar an Bigs ist bereits abzusehen, wer langfristig der wichtigste von allen sein wird.

Evan Mobley: Seine Statistiken in der NBA

SpielePunkteeFG%ReboundsBlocksStealsAssistsOffensiv-RatingDefensiv-Rating
513,8508,621,22,2103,9102,4
Artikel und Videos zum Thema