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NBA: Der Trade von DeMar DeRozan in der Analyse - Die Chicago Bulls machen ihre zuvor gute Offseason kaputt

Passen DeMar DeRozan und Zach LaVine nebeneinander? Das wird sich in der kommenden Saison zeigen.
© getty
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Der Trade aus Sicht der Bulls

Noch am Montag (US-Zeit) galt Chicago als einer der frühen Gewinner der Free Agency, hatte man mit Lonzo Ball und auch Alex Caruso doch (vor allem defensive) Needs adressiert und Spieler geholt, die auch vom Alter her zum existierenden Kern um Zach LaVine passten. Diesen Status haben sie einen Tag später dann prompt wieder verloren.

Blenden wir für den Moment die abgegebenen Assets aus - es ist diskutabel, dass DeRozan als Spielertyp überhaupt zu den Bulls passt. Seinen größten Wert hatte er bei den Spurs vergangene Saison als großer Playmaker und als Decison-Maker am Ende enger Spiele. Seine 6,9 Assists pro 36 Minuten waren ein Karrierebestwert, oft agierte er als primärer Playmaker bei den Spurs.

Es würde verwundern, hätte er in der Offense von Coach Billy Donovan die gleichen Spielanteile. Ball gibt den Spalding vor allem im Halbfeld bereitwillig ab, LaVine und auch Vucevic sind es aber ebenso gewohnt, die Kugel viel in der Hand zu halten und zu initiieren. Es schadet zwar nie, viele Playmaker und damit viele Optionen zu haben, aber gerade bei DeRozan sinkt der Impact merklich, wenn er den Ball nicht selbst in der Hand hat.

Der Grund ist einer, der ihn schon nahezu die gesamte Karriere über begleitet: DeRozan wirft ungern von draußen, zumeist macht er es auch schlichtweg nicht gut. Die Bulls haben theoretisch gutes Spacing und werden DeRozan Driving Lanes bieten, damit dieser seine Stärken als Freiwurfmaschine zum Einsatz bringen kann, trotzdem wird es eine Herausforderung, die Touches in der Offense zwischen ihm und den anderen Ballhandlern "aufzuteilen".

Können die Bulls mit DeRozan defensiv funktionieren?

Und dann ist da noch der andere Teil des Courts. DeRozans Teams verteidigen traditionell schlechter, wenn er auf dem Court steht, oft sogar ziemlich deutlich. LaVine ist nicht für seine Defense bekannt, auch wenn er vergangene Saison Fortschritte machte. Vucevic ist bemüht, aber fußlahm. Das sind drei Starter und drei der vier Topverdiener im Kader.

Ball, Caruso und Sophomore Patrick Williams (perspektivisch) sind gute Verteidiger, doch auch mit ihnen wird es schwer werden, um die "Big 3" herum eine wenigstens durchschnittliche Defense zu konstruieren. Zumal der Frontcourt nach den Abgängen von Young, Aminu und Daniel Theis sehr ausgedünnt daherkommt. Bei Restricted Free Agent Lauri Markkanen steht die Entscheidung noch aus, verteidigen kann der Finne allerdings ohnehin nicht.

Chicagos Offseason ist noch nicht beendet und es gibt noch Möglichkeiten, den Kader aufzufüllen, etwa mit einem Markkanen-Sign-and-Trade (das wäre ein Hattrick!) oder indem man die Caruso- und Theis-Verträge zu einem doppelten Sign-and-Trade umfunktioniert. Das würde Ressourcen freischaufeln, um noch etwas Balance in den Kader zu bringen.

Chicago verschenkte ohne Not seine Flexibilität

Womit wir beim entscheidenden Stichwort sind: Ressourcen. Die Bulls haben nach dem Vucevic-Trade nun erneut ohne große Not Assets in einen guten, nicht überragenden (und nicht gut ins Team passenden) Ü30er investiert und wie ein Team operiert, das nicht etwa Lottery-Stammgast ist, sondern kurz vor dem Angriff auf die Spitze steht.

Eine gewisse Ungeduld ist bei den Bulls nach etlichen schwachen Jahren verständlich, doch das Resultat ist nun: Chicago wird vielleicht mal wieder die Playoffs erreichen, hat aber wohl keinen realistischen Weg zu einem echten Top-Team. Was auch daran liegt, dass man bis 2026 voraussichtlich nur zwei Erstrundenpicks haben wird. Die Flexibilität, die Chicago derzeit eigentlich haben sollte, wurde an die Magic und nun an San Antonio verschenkt.

Der vorläufige Kader der Chicago Bulls

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Lonzo BallZach LaVineDeMar DeRozanPatrick WilliamsNikola Vucevic
Alex CarusoCoby White Troy Brown Jr.
Devon DotsonAyo Dosunmu
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