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NBA Draft 2021 - Pistons im Eldorado: Cade Cunningham oder Trade? Diese Optionen bietet der Nr.1-Pick

Cade Cunningham gilt als sicherer Nr.1-Pick im Draft 2021.
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Die Detroit Pistons haben die Chance, im NBA Draft 2021 ihren Rebuild mit dem Top-Pick enorm zu beschleunigen. Doch neben dem baldigen Erfolgsversprechen namens Cade Cunningham hat Detroit noch viele weitere interessante Optionen.

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Eine Art "Mini Magic Johnson", ein etwas weniger explosiver Grant Hill oder der nächste Luka Doncic. All diese Namen - und noch einige mehr - hat Cade Cunningham in den vergangenen Monaten in Verbindung mit seinem eigenen gehört.

Vergleiche mit ehemaligen oder aktiven Spielern gehören zum Draft-Prozess dazu wie das Amen in der Kirche, so unsinnig sie manchmal auch sein mögen. Natürlich hat jeder Spieler seine eigenen Stärken, seine eigenen Schwächen, einen eigenen Charakter. Nichts garantiert, dass der jeweilige Akteur auch nur ansatzweise ein ähnliches Niveau erreicht und doch geben diese Vergleiche ein kleines Indiz, wie die Erwartungen gesteckt sind. Bei Cunningham sind sie riesig.

Der 19-Jährige gilt als heißer Anwärter auf den Nr.1-Pick, eine überwältigende Mehrheit der Mock Drafts sieht in dem vielseitigen Guard das beste Talent dieses Jahrgangs. Schon im Laufe der regulären Saison kommentierten Anhänger verschiedener NBA-Fanlager die Pleiten ihres jeweiligen Lieblingsteams mit dem Credo "Fade for Cade", so auch die der Pistons.

Als Detroit in der Draft Lottery Ende Juni tatsächlich das große Los zog, herrschte beim Public Viewing des Front Office inklusive Pistons-Coach Dwane Casey Ausnahmestimmung. Das lag aber womöglich nicht allein an Cunningham. Denn mit dem Nr.1-Pick kommen vor allem eine Flut an Optionen einher, ein Eldorado für jeden NBA-Verantwortlichen.

Pistons vor dem Draft 2021: "Werden jeden Stein umdrehen"

"Wir werden uns alle Möglichkeiten anschauen, wir werden fünf Jungs im Draft beobachten", kündigte General Manager Troy Weaver kurz nach der Lottery an. "Wir werden jeden Stein umdrehen und damit uns selbst in die beste Position bringen, um den richtigen Spieler für die Pistons zu holen."

Detroit werde "aggressiv" sein und mit der Einstellung an den Draft gehen, "dieses Team zu verbessern, mit allen erforderlichen Mitteln", so Weaver. Der 53-Jährige leitet erst seit dem Sommer 2020 die Geschicke in der Motor City, nun hat er den Hauptreis gezogen, um dem jungen Kern um Topscorer Jerami Grant, aber vor allem den Talenten Saddiq Bey, Killian Hayes und Isaiah Stewart ein weiteres Top-Prospect an die Seite zu stellen.

Im Laufe der Saison hieß es unter College-Experten, bis zu fünf Spieler des aktuellen Jahrgangs wären im Vorjahr vor dem damaligen Top-Pick Anthony Edwards gelandet, mittlerweile ist diese Gruppe zumindest noch eine Top 4. Soll heißen: Mit dem ersten Nr.1-Pick seit 1970 könnte Detroit den eigenen Rebuild - Entschuldigung - die "Restauration" der Pistons-Franchise um ein Vielfaches beschleunigen.

Zum Beispiel mit eben jenem Cunningham. Der Guard von Oklahoma State wäre sofort der Eckpfeiler der Pistons-Zukunft, in ihm schlummert das Potenzial eines Franchise-Stars, soweit sind sich die Beobachter einig. Doch woher kommen eigentlich diese Lobpreisungen?

NBA Draft: Das macht Cade Cunningham so stark

Cunningham ist in erster Linie ein hervorragender Spielmacher, der mit seiner Größe von 2,03 Meter die meisten gegnerischen Guards überstrahlt. Er verfügt über ein starkes Allround-Game, paart exzellentes Passing mit einem hohen Basketball-IQ sowie guter Übersicht und trifft seine Dreier (40 Prozent bei 5,7 Versuchen in seinem einen Jahr am College). All das kumuliert macht ihn gerade im Pick'n'Roll zu einer enormen Gefahr und hat ihm die Vergleiche mit Doncic eingebracht.

Er ist ein wandelndes Mismatch für kleinere Guards, auch als Shooter aus dem Dribbling oder nach Screens hat er am College Fortschritte gemacht. Hinzu kommt, dass er in der Defense seinen Mann steht. Egal ob Guards oder Forwards, mit seinen langen Armen (2,13 Meter Spannweite) macht er den meisten Gegnern das Leben schwer.

So führte er ein maximal mittelmäßiges Cowboys-Team zu einer Bilanz von 21-9. Bei March Madness war zwar in der zweiten Runde Schluss, dennoch: "Ich musste mich manchmal selbst daran erinnern, dass er erst 19 Jahre alt ist", staunte sein Coach Mike Boynton. "Er kam mit einer Menge Hype zu uns, berechtigterweise, und ich glaube, er ist der beste Spieler im Land. Punkt."

Das Aber muss man fast mit der Lupe suchen. Tatsächlich ist das Fehlen einer offensichtlichen, eklatanten Schwachstelle ein Argument dafür, dass Cunningham der wohl sicherste Pick unter den gehandelten Top-Talenten ist. Einzig seine durchschnittliche Athletik muss bemängelt werden, ihm fehlt ein explosiver erster Schritt. Ansonsten gebe es "eigentlich nichts, was er nicht gut macht", so ESPN-Analyst Jay Bilas.

"Die gleichen Zweifel wie bei Lukas Athletik und wie sich sein Spiel auf das NBA-Level übertragen lässt, gibt es auch bei Cade", führte ESPNs Draft-Experte Fran Fraschilla weiter aus. "Er wird nicht über Gebäude springen, aber seine Größe, seine Stärke, sein Basketball-Scharfsinn ... das alles ist ähnlich wie bei Luka. Die Teams sollten sichergehen, dass sie nicht den gleichen Fehler nochmal machen."

NBA Draft 2021: Die College-Statistiken von Cade Cunningham

Spiele / MinutenPunkteReboundsAssistsTurnoverFG%3FG%
27 / 35,420,16,23,54,043,840,0

NBA Draft: Passt Cade Cunningham zu den Pistons?

Der heutige Mavs-Star fiel im Draft 2018 bis an Position drei, als Dallas dank eines Trades mit den Hawks zuschlug. Ein ähnliches Schicksal wird Cunningham wohl nicht ereilen, in der Draft-Gerüchteküche hieß es zuletzt, dass er ziemlich sicher an erster Stelle über die Ladentheke gehen wird. Doch auch wirklich mit einer Pistons-Mütze?

Eigentlich passt Cunningham gut ins Teamkonstrukt der Pistons. Er kann Grant beim Thema Shot Creation entlasten, Playmaking-Druck von Hayes nehmen oder auch abseits des Balles neben dem Point Guard funktionieren. Dennoch betonte Weaver kurz nach der Lottery, auch ein Trade des Top-Picks sei eine Option.

The Athletic vermeldete damals, dass auch Jalen Green (G-League Ignite) und Evan Mobley (USC) weit oben auf der Wunschliste der Pistons stehen. Ersterer bringt enormes Potenzial als Scorer mit, letzterer gilt als bester Big Man des Jahrgangs mit einem potenziellen Award als Defensive Player of the Year am Horizont.

NBA Draft: Was braucht es für einen Trade mit den Pistons?

Sollten sich die Pistons tatsächlich für einen Trade entscheiden, beispielsweise mit den an Nr.2 positionierten Houston Rockets oder den Cleveland Cavaliers (Nr.3-Pick), könnten sie sich eines dieser beiden Talente schnappen und zusätzlich weitere Draft-Assets abstauben.

Von The Athletic hieß es zuletzt, insbesondere die Rockets seien heiß auf den Top-Pick. Von ESPN war zu hören, dass unter anderem die Cavs, Rockets, New Orleans Pelicans und Oklahoma City Thunder "Annäherungsversuche" unternommen hätten, um herauszufinden, was die Pistons als Gegenwert für den Top-Pick und damit Cunningham fordern würden.

Ein Deal mit den Pelicans (Nr.10-Pick im diesjährigen Draft) oder den Thunder (Nr.6, 16 und 18) würde wohl auf eine Menge zukünftiger Picks als Gegenwert für Detroit hinauslaufen, beide Teams können sich nicht über genügend Draft-Kapital in den kommenden Jahren beklagen und damit einen Trade womöglich schmackhaft machen.

Nicht ausgeschlossen wäre auch ein Deal mit den Golden State Warriors, womöglich für James Wiseman und die Picks 7 und 14. Allerdings sollen die Dubs wohl eher einen Veteranen als sofortige Hilfe auf dem Trade-Markt anpeilen. Zudem gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass Detroit aus der Top 4 heraustraden will.

Cade Cunningham gilt als sicherer Nr.1-Pick im Draft 2021.
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Cade Cunningham gilt als sicherer Nr.1-Pick im Draft 2021.

NBA Draft: Cade Cunningham die beste Option

Generell wird die Option eines Pistons-Trades als ebenfalls unwahrscheinlich beschrieben. Der wahrscheinlichste Ablauf des Draft-Abends ist Stand jetzt, dass Cunningham an Position eins gedraftet und kommende Saison in Detroit aufläuft - solch ein Talent wie Cunningham wird man sich in Mo-Town nicht entgehen lassen wollen.

Dass Weaver immer wieder erklärte, alle Möglichkeiten ausloten zu wollen, kann am Ende nichts weiter sein als GM-Sprech. Die rivalisierenden Teams müssten ihn wohl schon mit einem Angebot aus den Socken hauen, um eine Chance auf Cunningham zu haben.

Denn auch Weaver weiß: "Seine Stärke ist seine Vielseitigkeit. Abseits des Courts bringt er Führungsqualitäten und eine Gewinnermentalität. Es gibt vieles, was man an ihm mögen muss." So schön eine Vielzahl an Optionen auch sein mag, am Ende muss sich Detroit für eine entscheiden. Die sicherste und die, die den Fans am besten gefallen wird, ist wohl Cade Cunningham.