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NBA - Erkenntnisse zu Phoenix Suns vs. L.A. Clippers, Spiel 2: Die Mona Lisa der Last-Second-Plays

Die Clippers liegen erneut mit 0-2 zurück.
© getty

Der "Valley-Oop" getaufte Gamewinner von Deandre Ayton wird einen festen Platz in der Suns-Geschichte einnehmen - und das auch vollkommen zu Recht. Die Clippers hatten derweil in Spiel 2 Devin Booker gut im Griff, dafür taten sich neue Problemherde auf. Die Erkenntnisse zum Spiel.

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Die Mona Lisa der Alley-Oop-Gamewinner

Man kann sich gut vorstellen, wie es Chris Paul innerlich aufgefressen haben muss, 0,9 Sekunden vor dem finalen Buzzer nicht auf dem Court zu stehen. Und man kann sich genauso gut vorstellen, wie der Point God nach dem alles entscheidenden Play von seinem heimischen Sofa aufsprang, die Teamkollegen abfeierte und währenddessen noch schnell zwei Tweets in sein Smartphone hackte: "HELLLLLLL YEA!!!!!!!!!!!!!!!!!", hieß es im ersten, "Big time play call Coach Mont!!!!!!!!" im zweiten.

Damit hatte CP3 die letzten neun Zehntelsekunden des 104:103-Erfolgs der Suns in Spiel 2 gegen die Clippers recht gut zusammengefasst. Es war wahrlich ein "spitzenmäßiger" Spielzug, den Head Coach Monty Williams bei einem Punkt-Rückstand und mit nur noch 0,9 Sekunden auf der Uhr aus dem Hut zauberte - wenn auch ein gestohlenes Play, wie Williams später selbst zugab. Nichtsdestotrotz, es sollte das Ausrufezeichen auf ein irres Finish und ein außergewöhnliches Spiel werden. Und seine Spieler führten es in Perfektion aus.

Das Inbounds-Play, Crowder stand mit dem Ball in der Hand sehr weit in der linken Ecke an der Grundlinie, begann mit einem Screen von Deandre Ayton für Cameron Johnson an der Dreierlinie. Anschließend zog der Big in die Zone, bekam dort wiederum einen Screen von Devin Booker gestellt, der ihm gerade so viel Platz verschaffte, um den perfekt gespielten Pass von Crowder durch die Reuse zu stopfen - Führung für die Suns! Zwar packten die Referees nochmal 0,7 Sekunden auf die Uhr, doch L.A. bekam keinen Wurf mehr los.

Der beste Spielzug seines Lebens sei dieser Alley-Oop-Gamewinner gewesen, so Ayton, der allerdings betonte: "Das war definitiv Jaes Gamewinner. Er hat einen großartigen Pass gespielt." Tatsächlich hätte Crowder den Lob Richtung Ring nicht besser spielen können, die Phantom Cam zeigte im Anschluss, dass kein Blatt mehr zwischen Ball und Backboard passte. Doch auch Booker hatte seinen Anteil am Gamewinner. Ungeachtet seiner lädierten Nase stellte er sich Zubac in den Weg, gleichzeitig hatte Nicolas Batum Angst, dass der Ball im Anschluss bei Booker landen könnte und sank deshalb nicht in die Zone ab. So entstand der Freiraum für Ayton.

"Wir wissen nicht, wer 30 Punkte auflegt, wir wissen nicht, wen den Gamewinner trifft. So ist dieses Team nun einmal. Wir spielen füreinander, dieses Miteinander ist der Schlüssel", erklärte der 22-Jährige, der auch abseits seiner Heldentat eine Glanzleistung ablieferte (24 Punkte und 14 Rebounds bei 12/15 FG), an beiden Enden des Courts wohlgemerkt.

Und wie erlebte Coach Williams das Play? "Ich habe gebetet", sagte der 49-Jährige, seine Stoßgebete dürften auch nach dem eigentlichen Spielzug angehalten haben. Die Referees überprüften das Play, konnten aber keine Regelwidrigkeit feststellen, obwohl manche Clippers-Spieler auf Offensive Basket Interference pochten. Das ist bei einem Einwurf aber aufgehoben, von daher hatte alles seine Richtigkeit. Diese Mona Lisa eines Spielzugs, die noch auf Jahrzehnte hinaus in den Highlight-Videos der Franchise auftauchen wird, hätte es nicht verdient gehabt, zurückgepfiffen zu werden.

Die Clippers haben eine goldene Möglichkeit liegen gelassen

Entsprechend der riesigen Freude in der Heimkabine sah die Stimmung im Locker Room der Gäste etwas düsterer aus. "Ich habe in vielen Spielen gespielt und das hier steht ganz weit oben. Das ist schwer zu verkraften, denn wir hatten dieses Spiel schon gewonnen", fasste Patrick Beverley zusammen. Letztlich stand sich L.A. aber auch selbst im Weg und in erster Linie Paul George.

Die Clippers befanden sich in den Schlusssekunden in einer exzellenten Position, um Spiel 2 zu klauen. Es wäre nichts anderes als ein Diebstahl gewesen, Phoenix führte über weite Strecken der zweiten Halbzeit, bevor Mitte des vierten Viertels ein Bruch im Spiel entstand. Gut zweieinhalb Minuten lang setzten beide Teams einen Wurf nach dem anderen daneben, bevor Mikal Bridges seinen ersten Dreier des Abends versenkte. Phoenix hätte sich absetzen können, wenn nicht PG-13 ebenfalls seinen ersten und einzigen Triple im direkten Gegenzug versenkte.

Kurz darauf übernahm George die Clippers-Offense komplett, obwohl er gerade zu Beginn der Partie große Probleme hatte. Doch in der Crunchtime gingen 6 Zähler in Folge auf sein Konto, ein Pullup aus der Midrange brachte L.A. 22 Sekunden vor dem Ende in Front. Die Hausherren leisteten sich einen Turnover, George hatte die Gelegenheit, von der Freiwurflinie auf +3 zu erhöhen und zumindest ein 2-Punkt-Spiel des Gegners obsolet zu machen. Doch er setzte beide Freebies an den Ring.

"Playoff P" und "Pandemic P" gaben sich in der Schlussphase die Klinke in die Hand, doch gerade die Freiwurf-Schwächen waren ungewöhnlich für George. Laut Elias Sports Bureau war es erst das zweite Mal überhaupt in dieser Saison, dass er bei einem Trip an die Linie beide Versuche vergab. In Spiel 2 war die Charity Stripe aber nicht sein Freund, am Ende stand er bei 5/10 FT - seit acht Jahren hat er nicht mehr so viele Freiwürfe in einem Spiel daneben gesetzt.

Weder George noch Clippers-Coach Tyronn Lue wollten den vergebenen Freiwürfen allerdings zu viel Gewicht verleihen. Immerhin kennen sie sich mit 0-2-Serienrückständen in diesen Playoffs aus, doch sollte Kawhi Leonard länger fehlen und Chris Paul in Spiel 3 aus dem Corona-Protokoll zurückkehren, ist ein erneutes Comeback alles andere als ein Selbstläufer. Die Clippers könnten sich noch in den Hintern beißen, diese Chance versemmelt zu haben - vor allem auf diese Art und Weise.

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