NBA

NBA - SPOX-Kommentar zum Ausscheiden der L.A. Clippers: Den Schalter muss man sich verdienen

Kawhi Leonard konnte seinen Traum vom zweiten Titel innerhalb von zwei Saisons nicht erfüllen.
© getty

Die L.A. Clippers sind auf peinliche Weise an den Denver Nuggets und ihren eigenen Erwartungen gescheitert. Der vielleicht größte Stolperstein dabei war ihre Hybris. Ein Kommentar von NBA-Ressortleiter Ole Frerks. Hier geht es zu den Highlights der Partie.

Cookie-Einstellungen

Ein großes Aufbäumen war nicht zu sehen. Die Clippers schafften es in der zweiten Halbzeit eines denkwürdigen siebten Spiels zwar immer mal wieder, starke Defensiv-Possessions hinzulegen, einen Lauf gab es aber nicht, weil ihnen vorne die Fortune und einiges mehr fehlte.

L.A. versuchte im Lauf dieser Spielzeit, mehrere Klischees und altgediente Wahrheiten im Basketball zu widerlegen. Als da wären: Kontinuität ist wichtig, in entscheidenden Situationen muss man sich auf die Teamchemie verlassen können. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Man muss gemeinsam gespielt, gekämpft und oft auch gelitten haben, um große Erfolge in den Playoffs zu erreichen.

Die Clippers hingegen gingen die gesamte Saison wie ein Team an, das diesen Punkt längst erreicht hatte, obwohl die beiden wichtigsten Spieler neu in der Mannschaft waren. Verletzungen spielten eine Rolle, aber auch in gesundem Zustand traten sie oft auf, als wären sie die Warriors der vergangenen Jahre - eingespielt, mit Trophäen ausgezeichnet und zurecht ein wenig arrogant.

L.A. hatte in Kawhi Leonard einen Spieler, der sich diesen Status individuell verdient hat, der vergangene Saison in Toronto bewiesen hat, dass er in den Playoffs den berühmten Schalter umlegen kann. Der Rest des Teams wähnte sich in der Lage, dies ebenfalls tun zu können. Diese Hybris führte am Ende mindestens ebenso sehr ins Verderben wie die Gala-Vorstellungen von Nikola Jokic.

Die Nuggets waren nicht das talentiertere Team

Auch jetzt, nachdem die Nuggets dreimal in Folge einen zweistelligen Rückstand (!) gedreht und die zweite Serie in Folge nach 1-3-Rückstand (!!!) noch gewonnen haben, würde vermutlich niemand argumentieren, dass sie das talentiertere oder tiefere Team dieser Serie waren. Die Clippers waren nach nahezu jeder Metrik besser, jede der drei Niederlagen zum Stück lag bereits in ihren Händen.

Doch Denver hat schonungslos aufgezeigt, wie fragil so ein Gebilde sein kann, wenn das richtige Fundament fehlt. Die Nuggets ließen sich nicht aus der Ruhe bringen, fühlten sich wohl mit ihrer Identität, betonten immer wieder, dass der Druck auf der anderen Seite lag. Die Clippers hingegen hatten auch im letzten Spiel ihrer Saison noch keine definitive Identität gefunden.

Kawhi Leonard und Paul George enttäuschten maßlos

Ein Team, dessen Kader vor Tiefe und Two-Way-Qualität nur so strotzt, hatte in den entscheidenden Momenten oft keine bessere Idee, als einen seiner beiden Stars auf eigene Faust irgendetwas kreieren zu lassen. Das kann ein Rezept für einzelne Possessions sein, aber nicht für ganze Viertel. Und vor allem nicht dann, wenn beide so blutleer auftreten.

Leonard und George trafen in Spiel 7 gemeinsam 10/38 Würfen und hatten zusammen EINEN Freiwurf (den George verfehlte). Im letzten Viertel kamen überhaupt keine Punkte mehr hinzu. Es ist kein Wunder, dass sich nun große Häme in ihre Richtung entlädt, selbst von anderen Spielern wie insbesondere Damian Lillard, der mit den Clippers seine eigene Rechnung offen hatte.

Es war eine schlichtweg grauenhafte Vorstellung der Clippers, der Situation und der eigenen Reputation nicht angemessen. Wobei: Diese Reputation war letztendlich wie so vieles bei den Clippers nur von theoretischem, nicht von praktischem Wert. Die vermeintlich wahre Qualität dieses Teams sieht man dann vielleicht ja im nächsten Jahr. Sie haben nun zumindest gemeinsam gelitten.

Die Statistiken der Clippers-Stars gegen Denver

Punkte/SpielFG%3FGFTRebounds/SpielAssists/Spiel
Kawhi Leonard24,344,214/3934/398,65,9
Paul George21,743,523/6029/335,43,6
Artikel und Videos zum Thema