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NBA Playoffs – Warriors vs. Blazers, Beobachtungen zu Game 1: Eine viel zu nette Einladung

Stephen Curry war in Spiel 1 um einiges besser aufgelegt als Damian Lillard.
© getty

Die Golden State Warriors haben im ersten Spiel der Western Conference Finals klar mit 116:94 gegen überforderte Portland Trail Blazers gewonnen. Bei den Gästen fiel vor allem das defensive Schema auf, das Stephen Curry komplett in die Karten spielte. Die Beobachtungen zum Spiel.

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1. Stephen Curry bleibt on fire

Die zweite Hälfte von Spiel 6 gegen die Rockets deutete es schon an und auch in dieser Partie war es wieder ganz klar zu sehen: Stephen Curry nimmt sich zwar zurück, wenn Kevin Durant mit auf dem Court steht, er kann aber immer noch den Gang hochschalten, wenn die Situation es erfordert. Gerade im zweiten und im dritten Viertel zeigte Curry in Game 1 eine herausragende Leistung und legte insgesamt 36 Punkte auf.

Curry las sehr gut, was die Defense ihm gab: Oft waren dies Würfe am Perimeter (dazu unten mehr), aber auch wenn das Double-Team kam, spielte er entweder kluge Pässe oder zog zum Korb, um dort selbst abzuschließen. Dass er sich zudem bei der hohen Usage nur einen einzigen Ballverlust leistete, als er sich ein wenig von der Euphorie in der Halle anstecken ließ und einen vollkommen überflüssigen Behind-the-Back-Pass in Richtung Seitenaus anbrachte, rundete die "2016er Stephen Curry"-Performance endgültig ab.

Stephen Curry
© nba.com
Stephen Curry

Die Warriors sind ohne Durant sicherlich fehleranfälliger und haben nicht mehr die "Break in Case of Emergency"-Option in Person des vielleicht tödlichsten One-on-One-Scorers der NBA. Aber nicht zum ersten Mal zeigte sich in dieser Partie, dass sie ohne ihn schneller, dynamischer und auch, so komisch das klingt, mit mehr Begeisterung spielen. Eben mehr wie vor seiner Ankunft.

An niemandem sieht man das mehr als an Curry, der ohne KD wie in seinen beiden MVP-Saisons der offensive Fixpunkt ist und sein Wurfvolumen massiv steigert. In dieser Partie wurde Curry in 35 Minuten 23 Würfe los, schon über die gesamten Playoffs (und die Saison) ist es ein bekanntes Phänomen: In 335 Minuten mit KD auf dem Court scorte Curry in dieser Postseason nur 20,8 Punkte pro 36 Minuten, in 137 Minuten ohne KD beträgt dieser Wert 35,2 Punkte, bei weitaus höherer Effizienz.

Die Statistiken von Stephen Curry in den Playoffs

MinutenPunkte/36 Min.FGA/36 Min.3FG/36FG%3FG%Net-Rating
Durant OFF Court13735,222,313,947,143,48,6
Durant ON Court33520,815,68,444,137,211,6

Wobei man dazu sagen muss: So einfach wie in dieser Partie haben es ihm schon länger keine Gegner mehr gemacht.

2. Was dachten sich die Blazers bei der Drop Coverage?

Bei den ersten Possessions wirkte es noch wie ein individueller Fehler, doch je länger das Spiel andauerte, desto mehr sah man es: Portland ließ den Big Man droppen, wann immer Curry ein Pick'n'Roll lief. So spazierte der beste Shooter in der Geschichte der NBA reihenweise in offene Dreier, nachdem Damian Lillard am Block hängen blieb und sein Big Man irgendwo am Zonenrand rumlungerte, teilweise sogar noch tiefer.

Nach der Serie gegen Houston, in der man ihn immer wieder trappte und für jeden Look hart arbeiten ließ, muss es sich für Curry beinahe wie ein Trainingsspiel angefühlt haben - so viele offene Dreier durfte er selbst in der Regular Season nicht oft nehmen.

Blazers-Coach Terry Stotts wurde nach der Partie gefragt, wie es zu der Entscheidung kam, nachdem Houston Curry in der vorigen Serie mit Double-Teams einige Male gut einschränken konnte. Stotts reagierte passend zu seiner Strategie ein wenig bizarr: "Als er 33 Punkte in der zweiten Hälfte aufgelegt hat, wurde er da getrappt?", fragte Stotts genervt.

Das wurde Curry - und trotzdem war es eine komische Entscheidung, es dann eben gar nicht zu versuchen, nur weil sich der zweimalige MVP gegen Houston so beeindruckend freispielen konnte. Gegen die Blazers musste er für seine Looks viel weniger Arbeit investieren. Nun hat Portland nicht die defensive Qualität der Rockets, trotzdem luden die Blazers Curry weit mehr zum Scoren ein als nötig.

Stephen Curry
© nba.com
Stephen Curry

Zumal nicht nur der fußlahme Enes Kanter als Verteidiger absank - auch der weitaus mobilere Zach Collins hatte anscheinend diese Order bekommen. Für Spiel 2 sollten die Blazers dies unbedingt anpassen, ansonsten dürfte Curry diese Serie von vorn bis hinten dominieren. Vielleicht ist es dazu auch (endgültig) nötig, Collins für Kanter in die Starting Five zu beordern, vor allem dann, wenn dieser wie in Spiel 1 keinerlei offensiven Impact gegen Draymond Green hat.

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