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NBA Above the Break: Mailbag mit den Rockets, Lukas Upside und mehr

James Harden und die Houston Rockets sind die größte Enttäuschung der bisherigen Saison.
© getty

In der neuen Folge Above the Break leert SPOX-NBA-Redakteur Ole Frerks mal wieder sein Postfach. Themen dabei: Die Alarmstimmung bei den Houston Rockets, das Potenzial von Luka Doncic, die Net-Rating-Eigenart der Charlotte Hornets und vieles mehr!

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@EinJuppie: Ab wann müsste man bei den Rockets auch mal über den Job von Mike D'Antoni diskutieren? Mit dem Spielermaterial muss doch mehr drin sein als Platz 14 im Westen.

Richtig: Da müsste mehr drin sein, es ist auch mehr drin. Und Platz 14 klingt ein ganzes Stück dramatischer als 2,5 - also die Anzahl an Spielen, die Houston aktuell hinter dem letzten Playoff-Platz 8 liegt. Der Westen ist nach wie vor so nah beieinander, dass diese Zahl etwas mehr Relevanz haben sollte als der Tabellenplatz zu diesem Zeitpunkt.

Ich habe die Rockets noch nicht abgeschrieben und glaube immer noch, dass sie die Playoffs am Ende erreichen werden. Die Playoffs sind aber natürlich nicht ihr Anspruch, nicht nach dieser Vorsaison. Dass sie die Höhen vom letzten Jahr irgendwann noch erreichen können, erscheint momentan fast unmöglich, zumal Houston oft wirklich fürchterlichen Basketball spielt.

Es liegt in der Natur der Sache, dann irgendwann nach dem Head Coach zu fragen, aber für die Misere ist D'Antoni meiner Meinung nach nicht primär verantwortlich. D'Antoni hat ein System entwickelt, mit dem Houston letzte Saison historische Offensiv-Zahlen produziert hat. Um die Defense hatte sich Jeff Bzdelik gekümmert - das war noch nie die Kernkompetenz von MDA.

Nur: Weder Bzdelik noch D'Antoni haben großen Einfluss darauf, dass sie in dieser Saison nicht die Spieler haben, um diese Systeme konsequent durchzuziehen. Dass der halbe Kader in Shooting- und generellen Formkrisen festgefahren ist, sich Verletzungen breitgemacht haben und das Team damit viel zu dünn besetzt ist, fällt nicht in D'Antonis Kompetenzbereich.

Wenn man einen Verantwortlichen suchen will (in dem Wissen, dass nie eine Person alles Schlechte verantworten kann), müsste man unweigerlich bei Daryl Morey landen. Meiner Ansicht nach werden die Personalien Trevor Ariza und Luc Mbah a Moute oft etwas überbewertet - LMAM stand in dieser Saison bisher viermal auf dem Parkett und war in den Playoffs nicht spielbar, Ariza würde mit seinen aktuellen Quoten (36,8 Prozent FG, 34,8 Prozent 3FG) bestens zu den Rockets dieser Saison passen und war viel zu teuer.

Es ging für mich nicht primär darum, diese Spieler zu halten, vielmehr ging es um den SpielerTYP - und hier kommt dann auch der Vorwurf: Morey hat mit James Ennis genau einen Spieler verpflichten können, der einen (begrenzten) Mehrwert bietet. Insbesondere die Verpflichtungen von Carmelo Anthony und Michael Carter-Williams waren beide für die Katz und wenn man ehrlich ist, sollte das auch wirklich niemanden überraschen. Bei Marquese Chriss lief es ähnlich, Brandon Knight wartet noch auf sein Debüt, wobei er womöglich in dieser Woche zurückkehren könnte.

Günstiges Risiko hin oder her, aber die Offseason der Rockets war einfach schlecht. Nun kann man spekulieren, dass der neue Besitzer Tilman Fertitta finanziell ein wenig den Daumen draufgehalten hat - er bestreitet das zwar, faktisch hat Houston aber zum Beispiel nicht seine komplette Midlevel Exception genutzt, was doch verwundert bei einem Team, das "All In" ist.

Man kann die Frage von hier aus nicht beantworten. Was man eher sagen kann: Die Rockets schlittern momentan in die Bedeutungslosigkeit und die Offseason hatte daran einen größeren Anteil als D'Antoni (wenngleich dieser nicht durch flexible Lösungen auffällt - es fehlen aber auch die Mittel). Was zur nächsten Frage führt ...

@VIKTOR_35A: Welchen Trade müssen die Rockets machen, damit sie es in die Playoffs schaffen?

Einige Chips hat Morey noch zur Verfügung und sein kolportiertes Angebot an die Timberwolves mit angeblich vier Erstrundenpicks signalisierte, dass er durchaus noch etwas machen will (es wäre auch verheerend, wenn er die Not dazu nicht erkennen würde). Dabei muss Hilfe auf dem Flügel priorisiert werden, aber auch auf den großen Positionen könnte ein Backup noch wichtig werden (Nene ist mit 36 wohl nicht mehr die Antwort), es sei denn, man will hier auf Chriss, Isaiah Hartenstein oder Zhou Qi setzen. Und ob Knight der zusätzliche Ballhandler sein kann, der Houston noch fehlt ...

Alle Lücken können die Rockets wohl nicht füllen. Mindestens einen 3-and-D-Spieler brauchen sie aber zwingend noch, wenn sie in dieser Saison noch irgendetwas reißen wollen. Die mögliche Ideallösung wäre Robert Covington gewesen, da er insbesondere bei der Point Guard-Defense den nun doch etwas schneller alternden Chris Paul hätte entlasten können. RoCo hat nun aber bekanntlich schon ein neues Zuhause gefunden.

Eine "perfekte" Lösung gibt es nicht wirklich. Es gibt viele Spieler, die Houston helfen könnten, fast alle bringen aber auch ihre eigenen Problemchen mit: Kent Bazemore und Nicolas Batum etwa (oder Ariza?) sind eigentlich viel zu teuer, würden aber wichtige Lücken stopfen. Ähnliches gilt für Otto Porter. Die Rockets haben noch das üppige Knight-Gehalt als Trade-Masse, diesen Deal müssten sie dem aufnehmenden Team aber wohl mit mindestens einem Erstrundenpick schmackhaft machen.

Es gibt natürlich auch noch günstigere Alternativen, sowohl via Trade als auch via Buyout. Dass Ariza die Saison nicht in Phoenix beenden wird, ist mittlerweile offensichtlich, wobei auch die Lakers hier reingrätschen möchten. J.R. Smith ist die Definition von "verfügbar". Courtney Lee sitzt bei den Knicks in die Ferne starrend auf einem Fensterbrett und wartet auf seine Erlösung via Trade. Markieff Morris dürfte zu haben sein, vielleicht auch DeMarre Carroll oder Kentavious Caldwell-Pope.

Nicht, dass einer der hier genannten Spieler im Alleingang alles retten könnte. Dazu braucht es vermutlich mehrere Deals und selbst dann gibt es keine Garantien - wenn insbesondere CP3 und Eric Gordon weiter so auftreten wie zuletzt, ist die Saison nicht mehr zu retten im Sinne von Titel-Ambitionen. Es sieht mehr und mehr danach aus, wie Kevin O'Connor von The Ringer Anfang der Woche ausführlich darstellte.

Ein Playoff-Team sollte Houston dennoch sein. Der Kern aus Harden, Paul, Capela, Tucker und Gordon hat ja nicht schlagartig alle Qualität verloren (wenn auch einige) - es fehlt aber an den Zuarbeitern, die das System um diesen Kern herum letzte Saison möglich machten. Noch hat Morey zumindest die Chance, wenigstens daran etwas zu ändern.

@1191Leprince: Warum reicht ein Superstar und ein halbwegs vernünftiger supporting cast nicht mehr für eine sichere PO Teilnahme? Frage jetzt explizit nach den Pelicans, die mit Davis einen absoluten Star haben + Holiday, Randle, Mirotic...Was fehlt da?

Allgemein gesagt ist die Talentdichte gerade im Westen extrem. Dass 14 Teams in der Conference zu diesem Zeitpunkt ernste Playoff-Ambitionen haben, ist albern, und auch wenn das von der 90er-00er-Jahre-Fraktion gerne ignoriert wird: Es laufen im Moment unheimlich viele gute Spieler in der Liga rum.

Auf dem vorletzten Platz im Westen rangiert ein Team mit einem der besten fünf Point Guards der Geschichte und dem amtierenden MVP. Platz 10 (Spurs) verfügt über zwei Spieler, die letztes Jahr jeweils im All-NBA Second Team standen. Nicht, dass man deswegen Fan von LaMarcus Aldridge oder DeMar DeRozan sein müsste, aber auch die beiden sind mehrmalige All-Stars und sollten nach konventionellem Wissen "reichen". Aber es gehört einfach noch so viel mehr dazu, mit einer prominenten Ausnahme (LeBron).

Teams brauchen eine Identität, ein System, und zumindest ein gewisses Maß an Tiefe. Hier kommen wir zu den Pelicans. Stichwort "halbwegs vernünftiger Supporting Cast" - da kommt es auf die Definition an. Holiday ist ein veritabler Co-Star, richtig. Mirotic hat vergangene Saison bewiesen, dass er gut zu Davis passt.

Randle ist ein Sixth Man of the Year-Kandidat - allerdings auch nur deshalb, weil man bei diesem Award meist nur auf die (offensiven) Zahlen blickt und Defense zu 100 Prozent ignoriert. In den Minuten, die Randle ohne Davis auf dem Court steht, lässt die Defense 111,6 Punkte pro 100 Ballbesitze zu und auch die Offense bricht ein. Und hiermit ist Randle beileibe kein Einzelfall.

Die Pelicans sind in übertriebenem Maße davon abhängig, dass Davis und Holiday alle sonstigen Schwachstellen kaschieren, defensiv wie offensiv. Gerade Davis ist dazu auch in der Lage: Mit ihm auf dem Court hat NOLA ein elitäres Net-Rating von +7,2, bei Holiday ist es ähnlich (64). Ohne die beiden wiederum? Ohne Davis steht New Orleans bei -8,8, ohne Holiday bei -13,7!

Einerseits spricht das für die Klasse der beiden. Andererseits spricht es gegen ihren Supporting Cast. Klammert man den guten E'Twaun Moore aus, hat NOLA gerade auf den kleineren Positionen kaum Optionen, und die Davis-Backups sind defensiv alle limitiert. Wenn Davis und Holiday nicht alles zusammenhalten, wird es ganz schnell finster für die Pelicans.

Dieses Team ist nach wie vor extrem dünn und beschäftigt zu viele "One-Way-"Spieler" abgesehen von seinen beiden Stars. Seit Jahren schafft es das Front Office nicht, auf dem Flügel nachzubessern und einen "runden" Kader rund um Davis und Holiday zu basteln.

Nicht von ungefähr kreisen die Big-Market-Geier ja längst über der Braue, in der (vielleicht unberechtigten) Hoffnung, dass dieser früher oder später doch unzufrieden wird und einen Trade fordert. Ein Superstar reicht in der heutigen NBA nicht und auch mit zwei Stars gibt es keine Sicherheit, wenn das Team drumherum nicht mit Sinn und Verstand zusammengestellt ist.

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