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NBA – Karl-Anthony Towns und die Minnesota Timberwolves: Das Ende der Geiselnahme

Karl-Anthony Towns will die Freude zurück zu den Minnesota Timberwolves bringen.
© getty

Karl-Anthony Towns ist nach dem Trade von Jimmy Butler endgültig das Gesicht der Minnesota Timberwolves. Das bringt Freiheiten - aber auch eine Menge Druck. Wie wird der Big Man mit der neuen Rolle umgehen?

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Am Sonntag empfangen die Timberwolves die Memphis Grizzlies (21.30 Uhr im LIVESTREAM auf SPOX).

Es liegt eine ziemlich ereignisreiche Woche hinter Karl-Anthony Towns. Am Freitag zeigte er mit 39 Punkten und 19 Rebounds gegen die Kings sein wohl bestes Saisonspiel. Am Montag knüpfte er beim Sieg gegen Brooklyn mit 25 Punkten und 21 Rebounds daran an, der Erfolg wurde indes von der üblen Verletzung von Caris LeVert überschattet.

Weiter ging es am Mittwoch gegen die Pelicans, als Towns vor allem in der ersten Halbzeit dominierte und einem gewissen Anthony Davis zeigte, dass er vom Talent her durchaus in dessen Sphären wandeln kann (am Ende 25 Punkte, 16 Rebounds und der Sieg). Am Donnerstag wurde Towns 23 Jahre alt.

Und dann war da natürlich noch etwas. Am Samstag wurde die lästigste Storyline dieser Saison endlich beendet. Jimmy Butler ist weg - die Timberwolves sind nicht mehr die Geisel ihres einstigen Heilsbringers. Auch Towns ist frei; die Timberwolves sind jetzt endgültig sein Team. Auch wenn sich noch zeigen muss, ob das etwas Gutes oder etwas Schlechtes bedeutet.

Sind Karl Towns und Andrew Wiggins wirklich so schlimm?

Viele Protagonisten haben unter der Butler-Saga gelitten. Butler selbst, auch wenn sein Wunsch letztendlich ja erfüllt wurde. Tom Thibodeau, der bei Heimspielen nun regelmäßig hören darf, dass er gefeuert werden soll. Besitzer Glen Taylor, dem von Franchise-Ikone Kevin Garnett bescheinigt wurde, er wisse "einen Scheiß" über Basketball.

Nicht zuletzt haben natürlich auch die jungen Stars der Wolves ihren Schaden abbekommen. Andrew Wiggins und Towns waren angeblich ja die Hauptgründe dafür, dass Butler wegwollte und dazu bereit war, diesen Wunsch mit allen erdenklichen Mitteln durchzupressen, wenngleich im Hintergrund wohl der finanzielle Aspekt eine noch größere Rolle gespielt hat.

Dennoch: Towns und Wiggins verkörpern, fair oder unfair, die Loser-Mentalität in Minnesota, von der sich Butler ("You can't win without me!") distanzieren wollte. Ob sie wirklich so schlimm sind? Letztendlich geht es für beide von nun an vor allem darum, dieses Bild zu korrigieren. Insbesondere Towns muss von jetzt an zeigen, aus welchem Holz er wirklich geschnitzt ist.

Timberwolves: Werfen dürfen andere

Für fünf Jahre und 190 Millionen Dollar verlängerte der Big Man im Sommer seinen Vertrag in Minnesota, er ist derjenige, der diese Franchise in Gegenwart und Zukunft anführen soll und muss. Er hat die Fähigkeiten dazu, offensiv gibt es in der gesamten NBA kaum ein größeres Talent. Ob er jedoch die Mentalität dafür mitbringt, ist ein anderes Thema.

Towns ließ bisher, das ist mittlerweile bestens bekannt, häufig Einsatz und ein gewisses Spielverständnis in der Defensive vermissen. Vorne tauchte er regelmäßig ab, sowohl in der letzten als auch in dieser Saison; obwohl jeder Mann wusste (sogar Butler), dass Towns Minnesotas beste Offensiv-Option war, waren andere Spieler deutlich stärker involviert - vergangene Saison verzeichneten gleich vier Wolves eine höhere Usage Rate als der einstige Nr.1-Pick.

Karl Towns: Eine "andere Kultur" in Minnesota?

Ein Stück weit ist und war dies Systemen geschuldet, allerdings ist Towns bisher auch nicht als jemand aufgetreten, der seine Ansprüche mit Nachdruck geltend macht. Der herrische "Leadership"-Style Butlers schien eher zu demoralisieren denn zu beflügeln - Towns machte vergangene Saison einige Rückschritte und der Start dieser Saison deutete bis zu Butlers Trade sogar noch weitere an.

Neben dem nonchalanten Wiggins schien der Center auf dem besten Weg zu sein, der nächste hochbezahlte Underachiever ohne Ehrgeiz in Minneapolis zu werden. Sollte das der Fall sein, wird die Playoff-Teilnahme 2018 wohl für eine ganze Zeit lang die letzte für seine Franchise bleiben. Diese hofft jedoch, dass Towns seinen jüngsten Worten gegenüber ESPN Taten folgen lässt: "Ich versuche, eine andere Kultur nach Minnesota zu bringen."

KAT sah dabei davon ab, Butler namentlich zu erwähnen, überhaupt sprach er bisher lediglich positiv über seinen ehemaligen Mitspieler. Man muss indes nicht lange rätseln, um zu dem Schluss zu kommen, dass er sich als neuer Leader des Teams von seinem Vorgänger unterscheiden möchte. "Die erfolgreichsten Teams, bei denen ich bisher war, mochten sich untereinander und hatten Spaß", erklärte Towns. "Das mag albern wirken, aber dadurch entsteht Kameradschaft."

Wintermäntel für die Neuzugänge

Es ist tatsächlich ein anderer Ansatz als der von Butler. Den neuen Teammates Robert Covington, Jerryd Bayless und Dario Saric hat Towns zur Begrüßung Mäntel spendiert, damit sie der gefürchtete Winter in Minneapolis nicht noch trauriger darüber macht, nicht mehr Teil des "Process" in Philadelphia zu sein.

Die Hoffnung soll vielmehr lauten, dass sie Teile eines neuen, ebenso erfolgreichen Prozesses werden. Minnesota hofft auf Addition durch Subtraktion, sowohl charakterlich als auch spielerisch. Gerade Covington ist alles andere als balldominant, aber ein guter Schütze, womit er die Dynamik auf dem Court drastisch verändern und insbesondere Towns Platz zum Operieren verschaffen könnte.

Nun liegt es an diesem, die freigewordenen Spielanteile auch wirklich an sich zu reißen. Die Wolves sind nach wie vor kein schlecht besetztes Team - Spieler wie Jeff Teague, Taj Gibson, RoCo, Saric oder Anthony Tolliver haben alle ihre Qualitäten, Wiggins ist immer noch jung (wenn auch frustrierend) und Josh Okogie spielt als Rookie bereits einen ziemlich guten Part. Dazu steht mit Derrick Rose ein Ex-MVP im Kader, der vor seinen jüngsten Knieproblemen zu den positiven Überraschungen der jungen Saison gehörte.

Der Mann in der Mitte

Auch wenn Rose diese Form beibehält - weder er noch Wiggins sollten im Schnitt mehr Würfe nehmen als Towns. Die Nummer 32 ist die Person, die ultimativ entscheiden wird, ob sich Minnesota wieder jahrelang in die Lottery verkriecht oder ob um ihn herum etwas Erfolgreiches entsteht. Die ersten beiden Spiele verliefen positiv, durchaus auch defensiv, aber so ähnlich - oder noch besser - muss es auch weitergehen.

"Wenn man solche Verträge unterschreibt und der zentrale Baustein eines Teams ist, dann muss man abliefern", erklärte Tolliver. "Er ist unser bester Spieler. Die Leute erwarten jede Nacht 30 und 20 von ihm. Das ist viel Druck, aber es gehört dazu." Korrekt. Und nun liegt es an Towns, zu zeigen, dass er damit zurechtkommt.

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