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NBA – Die Bucks dominieren bei den Warriors: Die Botschaft ist angekommen

Giannis Antetokounmpo und die Milwaukee Bucks nutzten den Auftritt in Golden State zum Statement.
© getty

Die Milwaukee Bucks haben beim Auswärtsspiel in Oakland ein Statement gesetzt und die Golden State Warriors mit 134:111 aus der eigenen Halle gefegt. Überbewerten sollte man diesen Sieg noch nicht, dennoch war das Spiel ein Ausrufezeichen - und eine Erinnerung: Das sind nicht mehr die alten Bucks.

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"Dieser Sieg schickt eine Botschaft an die Liga", sagte Malcolm Brogdon. "So ein Sieg gegen den amtierenden Meister ist großartig, auch für unser Selbstvertrauen. Wir müssen trotzdem weiter jede Nacht hart spielen."

Den letzten Satz konnte man dabei getrost ausklammern, gehört er doch zum Einmaleins der Klischees im professionellen Sport. Mit der ersten Aussage hatte der Rookie des Jahres von 2017 aber vollkommen Recht: Dieser Sieg war eine Botschaft, ein Statement. Das hier sind nicht mehr die alten Bucks, die Bucks von konfusem Coaching, von unausgeschöpftem Potenzial und mangelnder Spielidee - dieses Team weiß, was es tut. Selbst wenn die neue Philosophie nicht komplett aufgeht.

Blickt man auf den Endstand zwischen den Bucks und Warriors (134:111), müsste man ja eigentlich von zwei Grundvoraussetzungen ausgehen: Brachiale Dominanz von Giannis Antetokounmpo einerseits und starkem Shooting von seinen Mitspielern andererseits. Beides sind schließlich zentrale Säulen des großartigen Saisonstarts in Milwaukee. Letzteres spielte bei diesem Spiel in Oakland allerdings kaum eine Rolle.

Milwaukee Bucks: Keine Abhängigkeit vom Dreier

Kein Team hat in dieser Saison mehr Dreier getroffen als die Bucks, nur die Rockets halten pro Spiel noch häufiger von Downtown drauf, was für Milwaukee eine Kehrtwende im Vergleich zu den letzten Jahren unter Jason Kidd und zuletzt Joe Prunty darstellt.

Schießwütige Neuzugänge wie Brook Lopez, Ersan Ilyasova oder auch Rookie Donte DiVincenzo haben unter Mike Budenholzer grünes Licht und sind eminent wichtig dafür, dass sich Giannis in der Zone austoben darf und mehr Platz hat als jemals zuvor. Diese relativ simple Gleichung hat den Bucks zum 8-2-Start verholfen. Beim neunten Sieg der Saison zeigten sie indes noch ein anderes Gesicht.

Der Wurf wollte nicht fallen (9/35 3FG), dafür dominierte Milwaukee mit Defense, Athletik, Länge und - wer hätte das vor wenigen Monaten gedacht - mit Execution. Die Bucks ließen den Ball wunderbar laufen, spielten 33 Assists, dominierten am Brett (59:46 Rebounds), forcierten 18 Turnover der Warriors und erarbeiteten sich 20:4 Fastbreak-Punkte.

Beispiellose Dominanz in der Zone

Die Gäste waren in fast jeder Hinsicht überlegen, in einer aber ganz besonders: Milwaukee erzielte 84 Punkte in der Zone - so viele hatte Golden State zuletzt im Jahr 2010 gegen die Spurs zugelassen. Dabei fehlte den Dubs in Draymond Green das Zentralnervensystem der Defense, das wollte jedoch niemand als Entschuldigung gelten lassen, auch wenn die Präsenz des besten Help-Verteidigers der NBA sicherlich etwas hätte verändern können.

"Manchmal muss man in dieser Liga auf die Schnauze bekommen, um daran erinnert zu werden, wie schwer es sein kann, Spiele zu gewinnen", gab Warriors-Coach Steve Kerr gewohnt ehrlich zu Protokoll. "Sie waren einfach hungriger als wir", stimmte Klay Thompson zu. "Das war ein hässlicher Abend im Büro."

Man konnte es so ausdrücken. Die Bucks wirkten in diesem Spiel schneller, frischer, explosiver und, wie Thompson sagte, in jeder Hinsicht hungriger als die Warriors: Sie waren schneller an Loose Balls dran, gingen häufiger an die Linie - und sie gewannen auch die individuellen Duelle.

Nicht nur Giannis bereitet Probleme

Antetokounmpo etwa war, häufig im direkten Duell mit Kevin Durant, der bessere Spieler: Schon zur Pause stand Giannis bei 19 Punkten, 7 Rebounds, 3 Assists sowie je 1 Steal und 1 Block. In der zweiten Hälfte durfte er sich dann schon relativ früh ausruhen, nachdem Milwaukee den 13-Punkte-Vorsprung bis zum letzten Viertel auf sage und schreibe 26 Punkte ausgebaut hatte.

Das hatte auch relativ viel mit Eric Bledsoe zu tun und der Tatsache, dass der Point Guard sein direktes Duell gewann. Schon bevor sich Stephen Curry im dritten Viertel am linken Adduktor verletzte, hatte der zuletzt so überragende Superstar gegen den athletischen Bledsoe kaum Land gesehen.

Bledsoe rieb sich in der Defense auf und war offensiv fast fehlerlos (26 Punkte, 10/12 FG, 6 Assists) - mit seinem Ehrgeiz stand er sinnbildlich für das starke Bucks-Kollektiv an diesem Abend, an dem neben ihm und Giannis auch Brodgon (20), Khris Middleton (17) und Pat Connaughton (15) ordentlich punkteten und einmal mehr zeigten, dass die Bucks eben nicht ausschließlich von Dreiern und ihrem griechischen MVP-Kandidaten abhängig sind.

Die besten Teams der NBA laut Net-Rating

RangTeamNet-RatingBilanz
1Golden State Warriors13,610-2
2Milwaukee Bucks12,09-2
3Portland Trail Blazers9,49-3
4Toronto Raptors8,611-1
5Denver Nuggets8,39-2

Giannis Antetokounmpo: "Wir sind angekommen"

Natürlich hatte es auch noch einen weiteren Grund, dass die Bucks hungriger wirkten als die Dubs: Sie sind hungriger. Milwaukee will genau dorthin, wo die Warriors stehen. Für sie hatte das direkte Duell einen wesentlich höheren Stellenwert als für die Dubs, die nach drei Meisterschaften in vier Jahren längst nicht jedes Regular Season-Spiel mit Schaum vor dem Mund angehen.

Ihre echte Saison beginnt frühestens Mitte April, weshalb sogar ein Blowout in heimischer Halle bei ihnen noch mit einer gewissen Lässigkeit abgetan wird. An diesem Punkt sind die Bucks lange nicht. In bisher fünf Jahren mit Giannis wartet Milwaukee noch auf die erste gewonnene Playoff-Serie. Daran ändert auch dieser Sieg nichts - das Spiel präsentierte für sie vielmehr eine Möglichkeit, ein Statement zu setzen.

Diese Möglichkeit haben sie wiederum bestens genutzt. "Wir sind angekommen", sagte Giannis nach dem Spiel, und man konnte das so interpretieren: Das hier sind nicht mehr die alten Bucks. Dieses Team hat Tiefe, einen Plan und einen Superstar, der von Jahr zu Jahr stärker wird. Mit diesem Team ist zu rechnen, auch in der zweiten Aprilhälfte. Diese Botschaft ist nicht nur in Oakland angekommen.

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