Der Zinger startet durch
Ein Grund, dass Melo sich offensive Aussetzer leisten kann, heißt Kristaps Porzingis. Der lettische Lulatsch hat im Vergleich zu seiner Rookie-Saison mehr als nur eine Schippe draufgelegt und kommt bereits auf einen Schnitt von 20,9 Punkten und 7,3 Rebounds. Da bleibt selbst Anthony nichts anderes übrig, als "in Ehrfurcht zu erstarren" und dem Zinger des Öfteren den Ball zu überlassen.
Besonders wichtig: Die Effizienz beim Abschluss in Brettnähe hat sich im Vergleich zur Vorsaison gesteigert. In direkter Korbnähe ist seine Trefferquote von 57,6 Prozent auf 74,5 Prozent angestiegen. Die Small-Ball-Variante mit ihm auf der Fünf könnte also immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Auch für die persönliche Entwicklung ist das Spiel am Brett elementar für ihn, da unter anderem das Spiel gegen die Celtics gezeigt hat, dass er draußen gegen kleine Verteidiger Probleme hat. Boston-Coach Brad Stevens hatte seinen Kettenhund Marcus Smart auf Porzingis losgelassen und ihn so neutralisiert und demoralisiert. Diese Taktik fruchtete einst auch gegen Dirk Nowitzki, der anschließend lernen musste, über seine Gegner drüber zu werfen oder sie in die Zone zu drängen.
Zu Hause ist es doch am schönsten
Die noch viel größere Baustelle liegt aber am hinteren Ende des Feldes. Das Defensiv-Rating von 110,2 bedeutet ligaweit Rang 27, was nicht von ungefähr kommt: Wer auch immer gegen die Knicks spielt, darf sich auf einen Haufen offener Dreier freuen, zumindest dann, wenn das Spiel nicht im Madison Square Garden stattfindet.
Genauso unterschiedlich wie die Bilanz (7-3 zu Hause, 1-6 in der Fremde) ist auch der Erfolg beim Verhindern des gegnerischen Dreiers, der nun einmal der effizienteste Abschluss im Basketball ist. Im MSG treffen die Gegner nur 31,3 Prozent von Downtown, was für die Knicks ein überragender Wert ist. Auswärts jedoch freuen sich die Gegner über eine 41-prozentige Quote, wenn sie woanders spielen. Eine Diskrepanz ist zwar normal, da die Quoten zu Hause traditionell besser sind. Solch ein Unterschied im zweistelligen Bereich ist jedoch verheerend.
Inzwischen stehen die Knicks bei einer Bilanz von 8-9 und sind damit - soweit sich das zu diesem frühen Zeitpunkt sagen lässt - voll im Soll was das Playoff-Rennen angeht. Trotzdem sind sie noch auf der Suche nach dem Erfolgsrezept und nach der Antwort darauf, wer sie eigentlich sein wollen.