NBA

"Sportler sind immer Egos"

Mats Hummels (l.) sprach mit SPOX über die kommende NBA-Saison
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Durant löst Curry als wichtigsten Warrior ab

Florian Regelmann: Nein, die Warriors werden immer Currys Team bleiben. Die Thunder waren Durants Team, aber jetzt hat er sich anderen Stars angeschlossen und solange Curry da ist, wird sich auch nichts daran ändern, dass die Dubs sein Team sind. Für mich hätte es daher auch nicht die gleiche Bedeutung, wenn Durant jetzt mit den Warriors Meister wird, als wenn er es mit OKC geschafft hätte. Und nochmal zu Curry: Der Typ ist für mich auf dem Roger-Federer-Level, das nur ganz wenige Sportler erreichen. Es gibt fast nichts Besseres, als ihm beim Spielen zuzusehen, und ich bin ein riesiger Fan. Dass man LeBron nach den letzten Finals höher einschätzt, ist sicher verständlich, aber Durant? Curry bleibt für mich der beste und wichtigste Warrior.

Martin Klotz: Da bin ich anderer Meinung, Flo. Für den Moment nach der Championship mögen Medien und Anti-Warriors-Fans zwar versuchen, den Titel darzustellen, als hätte er weniger Wert - doch das ist unfair. Jeder Free Agent in der Geschichte hatte die Möglichkeit, sich jedem beliebigen Team der Liga anzuschließen. Und viele von ihnen haben erst in neuem Trikot ihren Premieren-Ring geholt. Ob KD vor seinen drei Titeln mit den Warriors (ja, so wird es kommen) bei den Thunder gespielt hat - darin wird in ein paar Jahren Fisch eingewickelt. Durant in Oakland passt einfach, und zwar als MVP. Er wird der Fixpunkt der Offense sein, denn auch wenn Curry im Halfcourt-Set den Ball in den Händen hält, wird Durant fast jeden Fastbreak abschließen. Entweder als Rim Runner oder als Trailer per Dreier. KD drückt den Dubs seinen Stempel auf.

Ole Frerks: Ganz schwer. Die drei besten Spieler der Welt sind meiner Meinung nach LeBron und danach Curry und Durant - aber wie ich die beiden sortiere, ist nicht gerade in Stein gemeißelt. In einem Vakuum würde ich mich wohl eher für KD entscheiden, einfach weil er als 7-Footer das Spiel noch tiefer beeinflussen kann und auch defensiv ein richtiges Monster sein kann, wenn er will - wie in den ersten vier Spielen der Conference Finals zum Beispiel. Nachdem die Warriors nun ohne Bogut und Ezeli dastehen, ist er für mich sogar der beste Ringbeschützer im Team und daher noch deutlich wichtiger, wenn beispielsweise Green mal wieder eine Sicherung rausspringt. Er ist zwar der "Neue", aber ich denke, dass die anderen und gerade Curry am Anfang stark dafür sorgen werden, dass er sich wohl fühlt und vielleicht noch ein paar mehr Würfe bekommt. Meiner Meinung nach hätte er daher vermutlich bessere MVP-Chancen als Steph. Macht ihn das auch zum besseren Spieler? Schwer zu sagen. Es schadet sicher nicht, beide in seinem Team zu haben...

Mats Hummels: Ich sehe das etwas anders, Ole. Klar ist KD ein Superstar, aber letzten Endes hat er sich einem sehr gut funktionierenden Team angeschlossen und wird sich daher vorerst etwas unterordnen. Durant will niemandem auf die Füße treten. Was noch viel wichtiger ist: Curry ist der Point Guard. Er wird weiter in jedem Angriff den Ball in der Hand halten und die Aktionen initiieren. Auch hier ist es schwer zu sagen, ob er deswegen zwangsläufig der Beste ist. Aber er wird meiner Ansicht nach der dominanteste Spieler im Team bleiben. Es ist gut möglich, dass er am Anfang besonders darauf achtet, Durant ins Spiel zu involvieren. Aber die letzten zweieinhalb Jahre ist er sehr gut damit gefahren, selbst zu übernehmen, wenn die Situation kritisch wird - warum sollte er das jetzt ändern?

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Ole Frerks: Durant ist genau daran eigentlich auch gewöhnt. Meinst Du, das könnte in Golden State zum Problem werden? Am Talent werden sie ja nicht scheitern, vielleicht aber an der Teamchemie?

Mats Hummels: Die Möglichkeit besteht - Sportler sind immer Egos. Egal, wie sehr man sich unterordnet und an die Mannschaft denkt, man will trotzdem auch immer für die eigene Leistung anerkannt werden. Aber im Fall der Warriors sehe ich diese Gefahr nicht so groß, nach allem, was ich so gelesen beziehungsweise in den letzten Jahren auch gesehen habe. Das wirkt einfach wie ein sehr intaktes Gebilde, bei dem sich niemand etwas neidet. Ob es langfristig so bleiben kann, ist dann natürlich die Frage. Am ehesten wird da vielleicht Draymond Green Probleme machen, der ja schon in den vergangenen Playoffs sehr über die Stränge geschlagen hat und für mich auch viel zu glimpflich davongekommen ist. Einige seiner Aktionen waren einfach grob unsportlich, da war für mich eine Grenze erreicht. Aber vielleicht hat er aus seiner Sperre in Spiel fünf ja jetzt dazugelernt.