NBA

Mit dem Zirkus auf Tour

Steven Adams präsentierte sich bei den Global Games von seiner humorvollen Seite
© getty

Treffen mit Adam Silver und Steven Adams, Tapas-Verwirrung und ein Desaster vor den Toren von Madrid - die NBA Global Games enttäuschen nie. SPOX-Redakteur Ole Frerks blickt zurück auf eine kuriose Woche mit den Oklahoma City Thunder.

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NBA Zone: Bereits am Freitag komme ich morgens in Madrid an - völlig übermüdet, was nach drei Stunden Schlaf nicht wirklich überrascht. Die richtigen Termine stehen erst am nächsten Tag an, also wird im Hotel erst einmal Siesta gemacht und dann die NBA Zone an der Puerta del Rey im Stadtzentrum angesteuert.

Das entpuppt sich als schwierig - mein Hotel ist zwar in der Nähe des Barclaycard Centers, für alles andere braucht man allerdings viel Geduld und im Idealfall einen Helikopter. Den will SPOX trotz all meiner Bitten aber nicht bezahlen, daher bleibt mir leider nur eine rund einstündige Bahnfahrt samt stabilem Spaziergang über 20 Minuten.

In der NBA Zone merke ich folgendes: In Spanien hat Basketball einen höheren Stellenwert als bei "uns", die Schlange vorm Eingang erstreckt sich über beinahe 100 Meter. Drinnen gibt es Highlight-Clips und jede Menge Fakten, die ich von Berufs wegen vermutlich wissen sollte. Zudem gibt es Courts, auf denen abwechselnd Dunk- und Dreier-Contests und kleine Lehrgänge stattfinden. Diese werden von verschiedenen NBA-Legenden geleitet, denen ich selbstverständlich ein paar Fragen stellen will.

Bei Jason Richardson klappt das auch, obwohl er eigentlich noch keine Medienverpflichtungen hat. Der Kerl hat übrigens bessere Zähne als die meisten Supermodels. Das nur am Rande. Shawn Marion ist ebenfalls da, auf meine Anfrage entgegnet er allerdings "nah man, I think that shit is tomorrow." Gut, 50 Prozent Trefferquote am ersten Tag sind ja akzeptabel, denke ich mir.

Wieder beim Hotel angekommen, meldet sich langsam der Magen. Ich bin ja in Spanien, also frage ich an der Rezeption nach, ob es in der Nähe eine empfehlenswerte Tapas-Bar gibt. "No, there's nothing in this area" lautet leider die Antwort. Ich seufze und spaziere zurück zur Bahn.

Desaster in Valdebebas: Am Samstag stehen die ersten "richtigen" Termine an. Zunächst geht's wieder zur NBA Zone, schließlich steht die Matrix ja noch immer auf meiner Liste - und wird auch abgehakt. Am Nachmittag ist dann das erste öffentliche Training der Thunder sowie eine Media Availability dran.

Der Ort bereitet mir vorab Sorgen - meine einzige Information ist "Real Madrid Practice Facility Valdebebas." Ich frage bei meinem NBA-Kontaktmann nach, ob er mir etwas Genaueres sagen kann, da "Real Madrid City" von der Größe her tatsächlich einer Stadt nahe kommt. "No clue, never been there." Läuft, also fahre ich über eine Stunde früher als nötig nach Valdebebas.

Dort warte ich... und irgendwie tut sich nicht viel. Rund 45 Minuten vor dem Termin frage ich, ob es mittlerweile Genaueres gibt. Gibt es nicht. Ich warte weiter. Zehn Minuten verstreichen, dann werde ich langsam ungeduldig und frage einen Real-Mitarbeiter am Haupteingang, wo denn hier bitte Basketball gespielt wird. "Que?" "Baloncesto!" Er schüttelt mit dem Kopf und holt einen jüngeren Kollegen, der im Gegensatz zu ihm Englisch kann. Weitere Minuten verstreichen.

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Auch der Dolmetscher hilft meiner Laune nicht - im Gegenteil. Ich bin auf der komplett falschen Seite, sagt er. Hier kann man nicht durch. Ich muss einmal um das ganze Gelände laufen, "ungefähr 45 Minuten".

Ich gucke auf die Uhr: In knapp 30 Minuten soll es losgehen. Wieder sehne ich mich nach einem Heli, aber hier gibt es nicht einmal einen Bus. Also fange ich an zu rennen, beißende Mittagssonne hin oder her. Gleichzeitig nehme ich es mit der Zeit und meiner fürchterlichen Kondition auf - wie unnötig das ist, erfahre ich leider erst später.

Nachdem ich das Gelände umkurvt habe, komme ich beim Estadio Alfredo di Stefano an, wo die Jugendtruppe von Real ihre Spiele austrägt. In der falschen Sportart, selbstverständlich. Ich frage nach und erfahre, dass auch die Sicherheitsleute keine Ahnung haben, wo hier Basketball gespielt wird. Entgeistert renne ich weiter, allerdings habe ich nur noch 5 Minuten.

Diese sind verbraucht, als ich bei einem Sicherheitscheck ankomme. Der Beamte dort interessiert sich nur leider nicht für meine Eile und telefoniert stattdessen munter weiter, lässt mich aber auch nicht durch. Resigniert informiere ich meinen Kontaktmann, dass es zeitlich wohl eher eng wird.

Nachdem der Beamte sein Telefonat beendet hat, fragt er mich nach meinem Anliegen. "Baloncesto", sage ich. "Too late", entgegnet er. Danke, Alter. Wenn du dein Telefonat zehn Minuten eher beendet hättest...

Das war nix, denke ich mir. Ich versuche mir mit Handzeichen, Englisch und gebrochenem Spanisch wenigstens Gewissheit für morgen zu verschaffen, dass dies der richtige Eingang ist. "Si, tomorrow, basketball", grinst mich der Typ an. Ich seufze, werfe Google Maps an und trete einen 30-minütigen Spaziergang zur nächsten Haltestelle (!) an.

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Ein späterer Anruf hebt meine Laune zumindest ein wenig. Ein Kollege sagt mir, dass bei den Thunder ohnehin "nichts ging" und der ganze Termin sowieso nur zehn Minuten andauerte, da niemand Lust hatte, etwas zu sagen. "Die sind alle wie Westbrook", erfahre ich. Als ich meine Story erzähle, fängt er dann an, hysterisch zu lachen, und lobt mein "gutes Workout" - ich mache eine mentale Notiz, ihn bei unserem nächsten Treffen wüst zu beleidigen.

NBA Cares: Der nächste Tag läuft besser. Ich schaffe es diesmal zum Training und werde sogar nur 10 Minuten am Stück ausgelacht. Ich war aber wohl nicht der einzige - selbst ein Kollege von NBA Entertainment hat den richtigen Eingang am Vortag nicht gefunden. Geteiltes Leid und so, außerdem lohnt sich die Media Availability in diesem Fall.

Nachmittags steht dann noch ein Termin mit Steven Adams an, der im Team-Hotel an einem NBA-Cares-Event teilnimmt und mir danach einige Minuten zur Verfügung steht. Der Center ist im Interview sogar noch lustiger als erwartet - keine Antwort kommt ohne Humor oder Selbstironie. Dass er seinen Coach als "wanker" bezeichnet, tut dabei noch sein Übriges. Mit einem "pleasure meeting you, mate", stapft er im Anschluss davon. "Läuft doch!", denke ich mir.

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