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"Curry der Unterhaltsamste seit MJ"

Will Cherry (r.) diskutierte mit SPOX über Parsons, Curry und LeBron
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Russell wird der nächste Lakers-Superstar

Will Cherry: Ich denke schon, dass er das Zeug dazu hat. Ebenso wie Jordan Clarkson, mit dem er in Zukunft einen richtig starken Backcourt bilden kann. Russells Wurf ist jetzt schon eine Augenweide und das Selbstvertrauen kommt mehr und mehr, die Harmonie mit Clarkson scheint auch zu stimmen, zudem hat er ein gutes Auge. Ich bin davon überzeugt, dass er ein Star werden kann, wenn die Lakers ihm die Zeit lassen, sich zu entwickeln.

Martin Klotz: Du sagst es, Will. Endlich zeigen die Lakers-Youngsters mal ein wenig von dem Potenzial, was in ihnen steckt. Nicht nur D'Angelo Russell, sondern auch Jordan Clarkson und Julius Randle haben in dieser Saison gute Fortschritte gemacht. Es scheint, als würde man trotz Byron Scott nach den Free-Agency-Enttäuschungen der letzten Jahre (zum gefühlt ersten Mal) selbst ein Team zusammenstellen und entwickeln. Die Frage ist nur: Hat man so lange Zeit? Und die Antwort ist einfach: nein. Die Lakers wollen so schnell wie möglich zurück an die Sonne und werden daher weiterhin versuchen, dicke Fische an Land zu ziehen. Früher oder später beißt einer von ihnen an und Russell wird daher erst einmal zum Sidekick - das ist aber auch gut so. Gebt dem Jungen Zeit und wenn er seine Entwicklung über die nächsten zwei, drei Jahre so fortsetzt, legen ihm die Lakers vielleicht dann die Schlüssel zur Franchise in die Hand. Aufgrund des Anspruchs in Hollywood muss diese Rolle aber erst mal jemand anderes ausfüllen. Aber wer will? Kevin Love? DeMarcus Cousins? Anthony Davis?

Will Cherry: Ich sehe darin überhaupt kein Problem. Ich denke auch, dass die Lakers aufgrund ihrer Historie früher oder später wieder auf dem Markt zuschlagen werden können. Denken wir daran: L.A. war noch nie so lange so schlecht wie aktuell, das ist in der DNA eigentlich nicht vorgesehen. Aber wo wäre das Problem? Solang Russell trotzdem Spielzeit bekommt, wäre ein etablierter Star für seine Entwicklung meiner Meinung nach eine sehr gute Sache. Solange sie ihre Zukunft, also ihre jungen Talente, nicht für eine etwas bessere Gegenwart opfern, mache ich mir um die Lakers keine Sorgen.

Ole Frerks: Ich mache mir um die Lakers eigentlich auch keine großen Sorgen - die jungen Talente gefallen mir. In Russell und mit Abstrichen noch Randle sehe ich künftige Stars, Russell hat sogar das Potenzial zum Franchise Player - in der Hinsicht haben die Lakers den Dauer-Tankern aus Philadelphia beispielsweise schon einiges voraus. Jetzt gilt es allerdings, den jungen Spielern endlich einen kompetenten Coach zur Verfügung zu stellen. Ich bin in der Regel niemand, der ständig Trainerwechsel fordert, aber Byron Scott hat mittlerweile doch oft genug unter Beweis gestellt, dass er außer Phrasen wie "Wir haben nicht hart gespielt" oder "Die Jungs müssen auftreten wie Männer" nicht allzu viel zur Entwicklung eines Teams beitragen kann. Seinen Umgang insbesondere mit Russell über die Medien halte ich für schädlich, es ist daher ein gutes Zeichen, wie sich der Rookie momentan trotzdem präsentiert. Ich denke aber auch, dass die Lakers spätestens im Sommer die Reißleine ziehen. Ein neuer Mann an die Seitenlinie (ich mag die Scott-Brooks-Idee), den einen oder anderen kompetenten Free Agent in den Kader, dann sehe ich die unmittelbare Lakers-Zukunft schon deutlich rosiger, als ich es vor der Saison gedacht hätte. Es würde natürlich auch helfen, wenn sie ihren Top-3-Pick behalten würden - aber dafür ist Scott vermutlich genau der richtige Mann!

Marc-Oliver Robbers: Mir geht das alles schon wieder ein bisschen schnell. Wie viele richtig gute Spiele hatte Russell jetzt? 3-4? In den USA war schon zu lesen, dass er der talentierteste Point Guard seit Kyrie Irving sei. Nicht, dass Damian Lillard aus neuerlichem Frust demnächst reihenweise 40-Punkte-Spiele hinlegt. Ich sehe nämlich durchaus die von Will angesprochene Gefahr, dass den Lakers die Geduld fehlt und sie schnell wieder auf einen externen Superstar setzen werden. Ich würde nicht mal ausschließen, dass Russell eventuell sogar zur Trademasse werden könnte. Die Gerüchte gibt es ja längst - auch wenn die durch die starken Spiele Russells wieder weniger geworden sind. Aber die Lakers haben einfach den Anspruch immer erfolgreich zu sein und der Abgang von Kobe wird dafür sorgen, dass die Fans noch mehr nach einem neuen Superstar lechzen werden. Wenn ich es mir so recht überlege, finde ich es wahrscheinlicher, dass Russell getradet wird, als dass er der nächste Lakers-Superstar wird.