Monsieur Sagnol & das neue Bordeaux

Von Manuel Behlert
Seit Mai 2014 wird Girondins Bordeaux von Willy Sagnol trainiert
© getty
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Vor der dritten Saison unter Gillot verließen Ben Khalfallah, Obraniak, Modeste und der lange Jahre herausragende Linksverteidiger Tremoulinas den Verein, die Einnahmen hielten sich mit insgesamt knapp über zehn Millionen Euro allerdings in Grenzen. Auch die Neuverpflichtungen Brechet, Hoarau und Orban sorgten nicht für Begeisterungsstürme, denn die Saison war erneut enttäuschend.

In der Ligue 1 belegte man Platz 7 und in der Europa League scheiterte man bereits in der Gruppenphase. Im Sommer 2014 trennte man sich von Gillot, der es in drei Jahren nicht geschafft hat die Mannschaft weiterzuentwickeln. Das Spiel der Girondins war unkonstant, taktisch uninspiriert und die besonderen Momente fehlten einfach. Willy Sagnol übernahm das Traineramt von Gillot.

Die Entwicklung unter Sagnol

Sagnol war in seiner Zeit in München als zuverlässiger Rechtsverteidiger mit einer sehr guten Einstellung bekannt. Wenn man an seine Zeit im aktiven Fußball denkt, fällt einem zuerst folgende Situation ein: Der Ball erreicht Sagnol auf der rechten Seite in etwa zwischen der Mittellinie und dem gegnerischen Strafraum.

Sagnol kontrolliert den Ball, hebt kurz den Kopf und flankt aus dem Halbfeld punktgenau in Richtung Elfmeterpunkt. Dort wartet ein Offensivspieler, zum Beispiel Ballack oder Makaay und befördert den Ball in die Maschen.

Von 2000 bis 2009 schnürte der sympathische Franzose die Fußballschuhe für den deutschen Rekordmeister.

Nach seinem Karriereende begann Sagnol eine Ausbildung zum Sport-Generalmanager in Limoges, arbeitete als TV-Experte und unterschrieb nach Stationen als Aufsichtsratsmitglied in St. Etienne und als U21-Trainer der französischen Nationalmannschaft in Bordeaux.

Kader nach Sagnols Wünschen

Sagnol krempelte in Bordeaux einiges um und hatte von Beginn an seine eigenen, klaren Vorstellungen, die er umsetzen wollte. Henrique, Bellio, Brechet, Sacko und Orban sind nur einige Beispiele von Spielern, die im Sommer 2014 abgegeben wurden. Dafür gab der neue Trainer vielen jungen Spielern aus der eigenen Jugend und der B-Mannschaft die Chance auf einen Platz im Kader, außerdem wurden mit Thelin, Ilori, Khazri und Contento vielversprechende und relativ junge Spieler verpflichtet.

Chantome und Pallois verstärkten als erfahrene Spieler den Kader. In der Debütsaison konnte sich Bordeaux zwar nur um einen Platz auf Rang 6 verbessern, allerdings konnte Sagnol ganze zehn Punkte mehr einfahren als Vorgänger Gillot.

Zudem spielte die Mannschaft besser, nach anfänglichen Problemen und teils etwas wirren Formationen mit Rückschlägen (unter anderem ein 0:5 zuhause gegen Lyon) stabilisierte sich die Mannschaft und es war eine klare Linie zu erkennen.

Im Endeffekt hatte Bordeaux am Saisonende dennoch 20 Punkte Rückstand auf Platz 1, allerdings näherte man sich wieder den internationalen Rängen.

Unter Sagnol gab es viele enge Spiele, Girondins steht nicht für viel Spektakel, man schoss in der vergangenen Saison in 38 Spielen lediglich 47 Tore, trotzdem gelangen 17 Siege in der Liga. Das Abschneiden im Pokal war allerdings relativ schwach, das Team schied im Coupe de France bereits in der 2. Runde aus und erreichte im Coupe de la Ligue auch lediglich das Achtelfinale.

Weiterentwicklung der eigenen Talente

Am Wochenende startet die Saison in Frankreich und Willy Sagnol vertraut seiner Mannschaft, stellt die Weiterentwicklung der Spieler und des Systems über große Neuverpflichtungen. Mit Gajic holte man aus Belgrad einen Außenverteidiger, mit Guilbert und Soni wurden zwei Spieler aus dem Nachwuchs in den Profikader berufen.

Die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Spieler und die weitere Stabilisierung der Mannschaft steht in der kommenden Saison im Vordergrund. Außerdem will Sagnol seine taktischen Vorgaben der letzten Saison weiter perfektionieren und im Spiel an den notwendigen Stellschrauben drehen.

Ein konkretes Saisonziel gibt es eher nicht, vielmehr geht es darum, die positive Entwicklung weiter zu bestätigen und sich mit einer talentierten und ambitionierten Mannschaft gut zu verkaufen - vielleicht springt ja der internationale Wettbewerb dabei heraus.

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Girondins Bordeaux im Steckbrief