"Wir sind die Geilsten"

Wer schmückt sich auch in Rio mit Gold?
© getty

Die Vorfreude auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio steigt. Schaffen die deutschen Gold-Helden von London erneut den großen Wurf? Und wie war das eigentlich nochmal 2012? SPOX gibt einen Überblick über gigantische Leistungen, Emotionen, große Feiern und den Status quo.

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Robert Harting (Diskuswerfen)

Die Fotografen lauerten schon vor dem letzten Wurf auf das von einem Urschrei begleitete Ritual. Dann war es endlich soweit. Robert Harting riss sich im Hulk-Stil das Trikot vom Oberkörper. Der favorisierte Cottbusser hatte dem enormen Druck standgehalten und nach einem nervenaufreibenden Duell mit dem Iraner Ehsan Hadadi Gold gewonnen, dank seiner 68,27 Meter im fünften Versuch.

Unvergessen, wie DER Harting nach seinem goldenen Wurf in die Deutschland-Flagge gehüllt zum Hürdenlauf ansetzte. "Die ganzen Kampfrichter am Anfang der Hürdenbahn haben mir verboten, über die Hürden zu laufen. Damit haben sie mich natürlich provoziert. Dann bin ich los gelaufen", schilderte der 30-Jährige die Situation.

Und was geht an der Copacabana? Nach einem Kreuz- und Innenbandriss ist Harting noch nicht wieder fit. Die Titelverteidigung ist aber längst noch nicht vom Tisch. "Mein Chirurg hat mir gesagt, dass 70 Meter wieder drin sind - aber erst 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio." Mach et, Robert!

Ruder-Achter

Ähnlich wie bei Harting galt auch für den Deutschland-Achter das Motto: Alles außer Gold wäre eine Niederlage. Schließlich waren die Mannen des legendären Trainers Ralf Holtmeyer zuvor 35 Mal in Serie ungeschlagen geblieben. Und sie lieferten. Auf dem Dorney Lake ließen Filip Adamski, Andreas Kuffner, Eric Johannesen, Maximilian Reinelt, Richard Schmidt, Lukas Müller, Florian Mennigen, Schlagmann Kristof Wilke und Steuermann Martin Sauer die Konkurrenz staunend zurück.

Endlich! 24 Jahre nach Seoul stand der Deutschland-Achter wieder ganz oben. "Es war ein krasses Rennen, unglaublich hart", sagte Schmidt: "Aber jetzt ist ein Lebenstraum wahr geworden."

Ende August steht nun erst einmal die Weltmeisterschaft in Südfrankreich an, dann richtet sich der Blick in Richtung Brasilien. Sicher ist: Deutschland wird erneut eine bärenstarke Truppe ins Rennen schicken. Allerdings ist die Konkurrenz hart, vor allem die Briten sind herausragend drauf.

Hockey-Herren

Wo Markus Weise ist, da ist der Erfolg. Nach 2004 mit den Damen und 2008 mit den Herren führte der Bundestrainer in London zum dritten Mal in Folge eine deutsche Mannschaft zum Olympiasieg. Im Finale wurden die Niederlande dank eines Doppelpacks von Jan Philipp Rabente mit 2:1 geschlagen.

"Es war ein Cocktail aus totaler Erleichterung, Freude, Überschwang der Gefühle. Stolz über die Leistung der Jungs - alles Mögliche. Keine Ahnung, in welcher Reihenfolge. Es war einfach nur ein supergeiles Gefühl - Wahnsinn", war Weise völlig aus dem Häuschen.

Der akribische Arbeiter überlässt auch im Hinblick auf Rio nichts dem Zufall. Wenn es derzeit auch nicht überragend läuft, wie die jüngste 1:5-Klatsche gegen Oranje bei der Generalprobe für die EM zeigte. Trotzdem: Deutschland und Hockey - das passt einfach. Die Titelverteidigung ist möglich.

Julius Brink/Jonas Reckermann (Beachvolleyball)

Sie fielen sich in die Arme, plumpsten in den Sand der Horse Guards Parade, streckten alle Viere von sich - und vergossen Freudentränen. Ganz Deutschland war von den Auftritten von Julius Brink und Jonas Reckermann entzückt, die sich als erstes deutsches Beachvolleyball-Duo in der Geschichte sensationell olympisches Gold sicherten.

"Unfassbar! Unbeschreiblich!" Von den Emotionen überwältigt brachten die Olympia-Helden unmittelbar nach ihrem 2:1-Sieg im Finale gegen die Brasilianer Alison Cerutti und Emanuel Rego kaum ein Wort heraus.

In Rio ist eine Wiederholung des Märchens leider ausgeschlossen. Reckermann beendete seine Laufbahn 2013, ein Jahr später verabschiedete sich auch Brink. Mal sehen: Vielleicht finden sich ja Nachfolger...

Peter Kretschmer/Kurt Kuschela (Kanu, Zweier-Canadier)

Erstmals bei Olympia und dann gleich Gold. Polizist Kretschmer und Feuerwehrmann Kuschela zogen auf dem Dorney Lake über 1000 Meter eine überragende Show ab. Andrej und Alexander Bachdanowitsch wurden auf den zweiten Platz verwiesen.

Völliger Wahnsinn: Unmittelbar nach ihrem Sieg paddelten Kretschmer und Kuschela zu den weißrussischen Rivalen. Beide Duos balancierten ihre kippligen Boote nebeneinander aus und Kretschmer stellte sich zum Jubel mit einem Bein in jedes Kanu. "Ich hatte Angst. Wenn Peter reingefallen wäre, das wäre vielleicht eine Sportstrafe geworden. Wir hatten ja Gold noch nicht mal in der Hand", meinte Kuschela.

Kretschmer ist nach einem zweijährigen Formtief aktuell wieder auf dem Weg nach oben und kämpft mit seinem neuen Partner Michael Müller bei der WM im August um ein Olympia-Ticket. Kuschela widmet sich mittlerweile dem Kanu-Marathon, nachdem er sich nicht für die WM qualifizierte und deshalb auch nicht in Rio dabei sein wird. Aber klar ist: Im Kanu gibt es immer deutsche Medaillen. Es darf gerne Gold sein.

Seite 1: DER Harting und die Ruder-Götter

Seite 2: Brendel und die goldenen Reiter

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