Davis Cup - Jan-Lennard Struff im Interview: "Es gibt keine Spannungen mit Zverev"

Von Jannik Schneider
Jan-Lennard Struff und Alexander Zverev beim gemeinsamen Auftritt beim ATP Cup Anfang 2021 in Australien.
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Wie sind die Gegebenheiten in Innsbruck außerhalb der Tennisplätze?

Struff: Wir haben uns Anfang der Woche getroffen. Einige wie Kevin Krawietz sind von München aus angereist. Andere und ich sind über Wien geflogen. Unser Hotel hier hat Klasse und liegt auf rund 1.300 Metern. Der Ausblick von unserer Terrasse ist wirklich unfassbar. Die Unterkunft ist geil.

Hat der deutsche TennisBund die Unterkunft ausgesucht, so wie man das von der Nationalmannschaft im Fußball kennt?

Struff: Der Veranstalter (Kosmos; das Konsortium um Fußballer Gerard Pique Anm. d. Red) hat zwei Hotels vorgegeben. Fünf der sechs Teams sind in unserem Hotel.

Österreich hat aufgrund der hohen Infektionszahlen einen neuerlichen Lockdown durchgesetzt. Mit dem spanischen Nachwuchsstar Carlos Alcaraz gab es am Standort Madrid bereits den ersten Coronafall. Die Spanier befinden sich in Quarantäne. Dürfen Sie in Innsbruck raus aus dem Hotel?

Struff: Nein, leider gar nicht. Sonst unternehmen wir immer viel mit dem Team, wir gehen gerne raus, spielen Basketball oder unternehmen andere Dinge. Hier herrscht eine strikte Bubble und Ausgangssperre. Hinzu kommen viele organisatorische Termine vor Ort. Zudem fahren wir immer eine halbe Stunde zum Training. Das summiert sich ebenfalls. Aber wir essen abends immer zusammen. Tim Pütz hat ein paar Spiele mitgebracht, da haben wir eine gute Zeit miteinander. Wir haben im Hotel auch einen Teamraum, in dem wir Fußball geschaut haben.

Der englische Telegraph hat am Mittwoch berichtet, dass die neue Davis-Cup-Endrunde ab kommende Saison für fünf Jahre in Abu Dhabi ausgetragen werden soll. Dabei soll es sich um einen finanziell äußerst lukrativen Deal für Kosmos handeln. Kritiker fürchten, dass dort niemals auch nur ein Hauch Davis-Cup-Stimmung aufkommen kann.

Struff: Ich habe das auch gelesen, mich aber noch nicht intensiv damit befasst. 2019 als die Endrunde komplett in Madrid stattfand, war bei den Matches der Spanier die Hütte voll und die Stimmung grandios. Bei unseren und anderen Matches ohne Beteiligung des Heimteams war es schwierig. Dieses Problem gibt es auch bei anderen Sportarten, wenn die Heimmannschaft nicht spielt. Bei uns wäre wahrscheinlich ein harter Kern, eine kleine Fangruppe gekommen, was ich sehr schätze. Dennoch wären bei den meisten Gruppenspielen weniger Fans als bei den traditionellen Heim- und Auswärtsspielen. Ich erinnere mich an die Partien 2018 in Brisbane und in Valencia in der Stierkampfarena vor 8000 fanatischen Fans - das war unfassbar.

Jan-Lennard Struff beim Davis Cup in Innsbruck.
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Jan-Lennard Struff beim Davis Cup in Innsbruck.

Struff über den Fall Shuai Peng: "Das ist ja alles Wahnsinn, krass und heftig"

Es ist ja auch sportpolitisch kritisch. Manch einer spricht von "sportwashing" wie bei der Fußball-WM oder der Formel 1 in Katar. Und Kosmos soll auf die Einnahmen angewiesen sein.

Struff: Ich kann die Kritik verstehen, tue mich aber schwer, mich zum jetzigen Zeitpunkt zu äußern so kurz vor dem Turnier. Ich meine, wenn wir uns jetzt die Situation um Shuai Peng und China anschauen. Wir haben in der Vergangenheit auf der Herrentour ja auch regelmäßig im Herbst dort Station gemacht. Keine Ahnung wie das in der Zukunft sein wird.

Sie sprechen die Situation um Peng Shuai selbst an. Die ehemalige chinesische Weltranglistenerste im Doppel hat Anfang November über die Soziale Plattform Weibo einem ehemaligen chinesischen Vizepräsidenten Vergewaltigung vorgeworfen. Der Post wurde gelöscht. China zensiert seitdem enorm. Die Spielerin galt als vermisst. Ein Lebenszeichen gab es bisher nur über eine fragwürdige Pressemitteilung des IOC. Das gepostete Bild von einem Zoomcall mit Thomas Bach hinterließ mehr Fragen als Antworten. Menschenrechtsexperten werten das als von China mitdiktierte Propagandapolitik. Ist der Fall Thema im Team?

Struff: Ja, natürlich ist das Thema bei uns. Das ist ja alles Wahnsinn, krass und heftig. Ausgetauscht haben wir uns darüber auf jeden Fall. Als Tennisprofi hatte man das nicht für möglich gehalten, aber es ist doch passiert. Wir hoffen als deutsches Team natürlich, dass es ihr gut geht und sie in Sicherheit ist.

Die WTA hat sich als erster Sportverband klar positioniert; CEO Steve Simon hat klare Kante gezeigt. Es könnte nach der Pandemie, momentan sind die Events dort ohnehin ausgesetzt, keine Turniere mehr in China geben.

Struff: Ich bin da ganz ehrlich. Ich hätte auch als Herrenspieler auf der ATP-Tour kein Problem, wenn wir nicht mehr nach China fliegen und dort spielen. Ich muss da nicht unbedingt hin. Aber das ganze Thema ist höchst brisant und schwierig zu greifen für uns.

Davis Cup 2021: Die Gruppen im Überblick

GruppeTeilnehmerOrt
ASpanien, Russland, EcuadorMadrid
BKanada, Kasachstan, SchwedenMadrid
CFrankreich, Großbritannien, TschechienInnsbruck
DKroatien, Australien, UngarnTurin
EUSA, Italien, KolumbienTurin
FSerbien, Deutschland, ÖsterreichInnsbruck

 

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