Im Namen des Maschinengewehrs

Von Marcus Blumberg
Roger Federer wartet immer noch auf seinen zweiten French-Open-Titel nach 2009
© getty

Die French Open 2015 stehen vor der Tür und SPOX blickt durch das Hawk-Eye auf das Herren-Turnier. Der Sandplatz-Gott ist nicht der Favorit, für die Deutschen sieht's düster aus und Roger Federer steht einer gemähten Wiese gegenüber. Und wer ist eigentlich dieser Roland Garros?

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Der Top-Favorit: ...befindet sich in beeindruckender Verfassung. Novak Djokovic hat bereits die Australian Open in Melbourne gewonnen und in dieser Saison schon fünf Titel insgesamt eingefahren, darunter den ultimativen Frenchie-Test, das Masters Series 1000 von Rom. Überhaupt ist er auf Sand 2015 noch tadellos und hat alle seine Matches für sich entschieden.

Der achtmalige Grand-Slam-Gewinner ist die Nummer Eins der Welt und hat in seiner herausragenden Karriere nur einen Makel: Roland Garros! Er stand zwar in den letzten drei Jahren zweimal im Finale, unterlag jedoch jeweils Rafael Nadal. In diesem Jahr jedoch könnte sich das Blatt wenden.

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Vor einem möglichen Viertelfinale gegen Nadal wären die dicksten Brocken, die der Djoker aus dem Weg zu räumen hätte, Bernard Tomic in der dritten Runde sowie Richard Gasquet oder Kevin Anderson im Achtelfinale. Alles machbar.

Der Titelverteidiger: Traditionell ging Rafael Nadal als haushoher Favorit in die französische Hauptstand. Kein Wunder, hat er doch seit 2005 Roland Garros neun Mal für sich entschieden - nur 2009 nicht, da unterlag er irgendwie Robin Söderling.

In dieser Saison jedoch steht der Sandplatz-Gott nicht ganz oben auf der Kandidatenliste, wenn es darum geht, die Musketier-Trophäe in Empfang zu nehmen. Ihm fehlt die Form, vielleicht auch die letzte Fitness. Der Spanier gewann erst ein Turnier: das 250er in Buenos Aires. Ansonsten unterlag er bei den 1000ern von Monte Carlo im Halbfinale gegen Djokovic, im Finale von Madrid gegen Andy Murray sowie im Viertelfinale von Rom gegen Stan Wawrinka. Erschreckend für Rafa: In Entscheidungssätzen hat er lediglich eine Bilanz von 4-4. Also in jenen, die er sonst immer dominiert hat.

Erschwerend kommt hinzu, dass Nadal eines der schwersten Draws überhaupt vor der Brust hat. Vom Viertelfinale an drohen Duelle mit Djokovic, Murray und Federer. Will er den zehnten Paris-Titel, muss er richtig hart arbeiten!

Beste Vorbereitung (abgesehen vom Djoker): Ähnlich wie die Nummer Eins der Welt, Djokovic, hat auch die derzeitige Nummer Drei, Andy Murray, eine nahezu makellose Vorbereitung auf Sand hingelegt. Wie der Djoker ist der Schotte noch ungeschlagen, wobei er in Rom vor dem Achtelfinale aus Kraftmangel ausgestiegen ist. Zuvor jedoch gewann er München und Madrid in aufeinanderfolgenden Wochen. Kein Wunder also, dass er nach dann zehn Spielen in knapp 14 Tagen eine Pause benötigte.

Im Finale von Madrid schlug er Nadal deutlich in zwei nicht mal hart umkämpften Sätzen (6:3, 6:2) und gab damit schon früh ein Statement ab, dass er mit der Elite auf dem Belag mithalten kann. Einziges psychologisches Manko bei ihm: Er trat in diesem Jahr zwei Mal gegen Djokovic an, verlor einmal im Halbfinale von Indian Wells und natürlich das große Finale von Melbourne am Anfang des Jahres.

Letztes Jahr: Bevor es zum Traumfinale zwischen der Eins und Zwei des Turniers kam und Rafael Nadal seine beeindruckende Serie in Paris fortsetzte, durfte ein hochkarätiges Favoritensterben bestaunt werden. Direkt in Runde eins strich Stan Wawrinka die Segel. Der Schweizer, an Position drei gesetzt, unterlag dem Spanier Guillermo Garcia-Lopez in vier Sätzen.

Landsmann Roger Federer schaffte es wenigstens bis ins Achtelfinale, wo gegen Ernests Gulbis nach Fünf-Satz-Krimi Schluss war. Der Lette wiederum war die Überraschung des Turniers und kämpfte sich bis ins Halbfinale vor, was bis heute sein bestes Karriere-Resultat überhaupt bei einem Grand Slam ist.

Die Halbfinals bestritten Nadal gegen Andy Murray sowie Gulbis gegen Novak Djokovic. Nadal machte mit dem Schotten kurzen Prozess, watschte ihn in drei Sätzen ab und gab insgesamt nur sechs Spiele ab. Gulbis schlug sich gegen den Serben etwas besser, gewann immerhin den dritten Satz.

Im Finale demonstrierte der Sand-König dann einmal mehr, warum er der wohl der beste Sandspieler in der Geschichte des Sports ist. Djokovic wehrte sich nach Kräften, doch am Ende stand ein souveräner Vier-Satz-Erfolg und Roland-Garros-Titel Nummer neun für Nadal.

Dark Horse: Roberto Bautista Agut ist einer, der immer mal wieder gute Ansätze zeigt, dann aber doch wieder Schwankungen drin hat. In den letzten Wochen und Monaten stabilisierte sich der Spanier allerdings und unterlag nur noch gegen Topleute wie Murray, Kei Nishikori oder Tomas Berdych - und gegen Thomaz Bellucci, was wieder mal eine Schwankung darstellte.

Das Potenzial zu höherem ist jedoch da und sein Draw lässt durchaus Raum für eine Serie: Nach Florian Mayer und Lukas Rosol wäre Feliciano Lopez der wahrscheinliche Gegner in Runde drei. Der erste Top-10-Gegner wiederum wäre Nishikori im Viertelfinale. Gegen Topleute steht er 2015 bei 0-4, aber auch schon ein Viertelfinale wäre eine Ansage des 27-Jährigen.

Geschichtsstunde: Das als French Open bekannte Turnier heißt offiziell "Les internationaux de France de Tennis, Roland Garros" oder kurz: "Tournoi de Roland Garros". Doch wer war eigentlich besagter Roland Garros? Er war ein Flieger, sogar der erste, der das Mittelmeer non-stop - von Frejus (Frankreich) bis Bizerte (Tunesien) - überflog. Er kämpfte im ersten Weltkrieg und sorgte für eine bahnbrechende Entwicklung: Er erfand ein Maschinengewehr, das durch seinen Propeller schießen konnte.

Auch die Stadionanlage trägt seinen Namen. Erbaut wurde sie im Übrigen 1928 als Spielstätte für die Titelverteidigung des Davis Cups gegen die USA. Es gab zu der Zeit schlicht keine andere Tennisanlage für solch einen Anlass in ganz Frankreich.

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