"Millionär bin ich noch lange nicht"

Die SPOX-Redakteure Jan Höfling und Jonas Schützeneder trafen Dustin Brown bei den BMW Open
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Paradiesvogel der ATP-Tour? Dustin Brown fällt auf und hat damit auch kein Problem. Im SPOX-Interview spricht der 29-Jährige über Abzüge beim Preisgeld, sein Leben auf der Tour und Ambitionen im deutschen Davis-Cup-Team.

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SPOX: Dustin, als Sohn eines Jamaikaners und einer Deutschen wurden Sie bei den BMW Open stärker als die anderen deutschen Spieler gefeiert. Woran liegt das?

Dustin Brown: Schwer zu sagen. Ich gebe mich einfach so, wie ich bin und zeige viele Emotionen. Wenn dann nach dem Match die vielen Kinder wegen Autogrammen angelaufen kommen, macht mich das schon stolz.

SPOX: Sie konnten in München dank einer Wildcard antreten. Mit Blick auf Ihren Jahresplan: Wie weit kann man als Athlet jenseits der Top 50 überhaupt im Voraus planen?

Brown: Das hängt natürlich von mehreren Faktoren ab. Entscheidend ist, welchen Platz man in der Rangliste belegt. Es erleichtert die Planung enorm, wenn man sicher bei den ganzen Tour-Events dabei ist. Bewegt man sich allerdings zwischen Challenger- und Tour-Events, so wird es deutlich schwieriger. Ich konnte dank der Wildcard, die ich erhalten habe, relativ gut planen.

SPOX: Im Moment befinden Sie sich auf Rang 86 der Weltrangliste. Wie weit ist denn die Spitze tatsächlich entfernt?

Brown: In meinen Augen machen vor allem das ständig wechselnde Level sowie die vielen unterschiedlichen Turniere das Ganze zu einer enorm schwierigen Aufgabe. Wenn man 25 bis 30 Wochen im Jahr Tour-Events wie in München spielt, dann kommen ein paar Turniere zusammen, bei denen man gut abschneidet. Die entsprechenden Punkte kann man sich so sehr gut sichern und erreicht das entsprechende Ranking. Im Vergleich dazu gibt es bei Turnieren, wie etwa in Rom, die Cut 150/160 sind, kaum Punkte. Man darf allerdings nicht vergessen, dass auch dort alle Spieler gutes Tennis spielen können. Sammelt man bei Turnieren wie den BMW Open viele Punkte und kann im Anschluss kaum mehr solche Turniere spielen, wird es schwierig. Muss man dann im nächsten Jahr zur gleichen Zeit bei einem Challenger-Turnier antreten, dann wird es beinahe unmöglich, die Punkte auch zu verteidigen oder weiter nach oben zu gelangen. Da ist viel Geduld gefragt.

SPOX: Bei aller Geduld: Wie weit kann es denn noch nach oben gehen?

Brown: Als nächstes peile ich auf jeden Fall eine Platzierung unter den Top 50 an. Ich denke, dass das Potential dafür auf jeden Fall vorhanden ist. Die Tatsache, dass ich in letzter Zeit viele gute Leute schlagen konnte, gibt mir einen zusätzlichen Schub. Darüber hinaus ist es vor allem die Arbeit mit Kim Wittenberg, der mir praktisch das Tennisspielen beigebracht hat, die mir enorm weiterhilft. Leider war dies in den letzten Jahren aus finanziellen Gründen nicht wirklich oft der Fall.

SPOX: Stichwort Finanzen: Wie sieht denn Ihre Planung aus?

Brown: Im Endeffekt hängt alles zusammen. Spielt man größere Turniere und verbessert sich, dann erhöht sich logischerweise auch das Preisgeld. Da bei mir keine Sponsoren vorhanden sind, die als reine Geldgeber fungieren, finanziere ich alles selbst. Eine gute Planung ist deshalb sehr wichtig. Zwar ist Tennisspielen mein Hauptziel, es ist allerdings auch ein Job und es muss etwas übrig bleiben, von dem ich leben kann.

SPOX: Ihr Gesamt-Preisgeld steht bei über einer Million Euro. Was bleibt davon wirklich?

Brown: Millionär bin ich noch lange nicht. Zunächst handelt es sich um eine Summe, die man ohne Steuern verdient hat. In Amerika fallen davon direkt 30 bis 40 Prozent wieder weg. Dazu kommt der Dollar-Kurs. Außerdem müssen wir in einen Fonds zur Alterssicherung einzahlen. Die erste Runde bei den US Open entspricht beispielsweise 23.000 Dollar. Rechnet man dann weitere Kosten, wie etwa für Hotel oder Flüge, ab, bleibt wirklich nicht mehr viel übrig. Man sagt ja immer, dass man die erste Million machen soll, bevor man 30 ist. Das habe ich zumindest geschafft und es ist auch sicherlich ein schönes Gefühl, allerdings liegt diese Summe leider nicht auf meinem Konto. (lacht)

SPOX: Zumindest sind Sie der beste jamaikanische Tennisspieler aller Zeiten. Macht Sie das stolz?

Brown: Da ich halb Jamaikaner bin, ist es natürlich ein schönes Gefühl und ich bin auch ein wenig stolz. Die Leute kennen mich dort. Wirklich profitieren konnte ich davon jedoch nicht. Eine Förderung und Sponsoren fehlen, finanziell war es deshalb eine schwierige Situation. Das Tennis ist schließlich für uns Spieler ein Job und diesen möchte man bestmöglich ausüben. Es handelt sich dabei auch um einen der Gründe, warum ich nach 15 Jahren für Deutschland spiele.

SPOX: Wie wäre es denn mit einem Start für die deutsche Davis-Cup-Mannschaft?

Brown: Gute Idee! Ich denke, dass jeder, der für ein Land antritt, auch gerne Davis Cup spielen würde. Ich würde mich sehr freuen und kam für Jamaika bereits in den Genuss. Ich werde möglichst viele Turniere spielen und hoffe demnächst eine Platzierung zu erreichen, die mich zum Kandidaten werden lässt.

SPOX: Also besteht auch Kontakt zu Teamchef Carsten Arriens?

Brown: Ein gewisser Kontakt ist immer da, klar. Das Team gegen Frankreich bestand jedoch aus vier anderen Spielern, die ihre Sache schon sehr gut gemacht haben. Ich richte meinen Blick deshalb auf das nächste Jahr und bin im Falle einer Einladung bereit.

SPOX: Sie gelten als Paradiesvogel. Woher kommt diese Zuschreibung und wie viel davon stimmt?

Brown: Authentizität ist sehr wichtig für mich, ich bin wie ich bin. Wenn dies den Leuten gefällt, dann ist es natürlich umso besser. Ich gehe allerdings nicht auf den Platz, um anderen eine Freude zu bereiten. Ich gehe raus und spiele mein Tennis. Ist das Ganze spektakulär und funktioniert, freut mich das natürlich. Jeder ist auf seine eigene Art speziell.

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