Murray folgt dem Djoker ins Finale

Von Tickerer: Max Marbeiter / Florian Schimak
Emotionaler Sieg: Andy Murray tat sich im Halbfinale lange Zeit schwer gegen Jerzy Janowicz
© getty

Der Brite tat sich lange Zeit schwer gegen Aufschlagriese Jerzy Janowicz, zog aber am Ende verdient ins Wimbledon-Finale ein. Dort wartet nach einem grandiosen Fünfsatzmatch gegen Juan Martin Del Potro der Weltranglistenerste Novak Djokovic.

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Andy Murray (GBR/2) - Jerzy Janowicz (POL/24) 6:7, 6:4, 6:4, 6:3

Mit durchschnittlich 210 km/h feuerte der 2,03-Meter-Mann aus Lodz, der als erster Pole überhaupt in einem Grand-Slam-Halbfinale stand, Murray seine ersten Aufschläge um die Ohren. Trotzdem hatte er im Vergleich zum Schotten, der in Satz eins sechs Asse servierte, mehr Probleme bei eigenem Service und musste bei 4:5 zwei Satzbälle abwehren. Im Tiebreak war er dann aber der konzentriertere Mann: Mit einem Doppelfehler gab die Nummer Zwei der Welt den Satz ab.

Die Doppelfehler servierte danach aber plötzlich Janovicz und lief im zweiten Durchgang prompt einem Break hinterher. Er hatte danach zwar insgesamt noch vier Breakchancen, aber der britische Lokalmatador wehrte sie allesamt mit nervenstarken Aufschlägen ab und glich nach 89 Minuten Spielzeit nach Sätzen aus.

Mittlerweile dämmerte es auf dem Centre Court, Janovicz beschwerte sich mehrfach über die einsetzende Dunkelheit und forderte beim Stuhlschiedsrichter, dass das Dach geschlossen werden solle. Das pushte ihn zwar kurzzeitig - mit einem fein eingewickelten Stopp nahm er Murray das Service zum 3:1 ab, brach dann bei 4:1 aus seiner Sicht völlig ein und gab fünf Spiele in Folge ab. Er hatte Murray im Lauf des Spiels immer wieder durch Stoppbälle aus dem Rhythmus gebracht, aber im dritten Satz übertrieb er es mehrfach und schenkte seinem Gegner gute Möglichkeiten.

Nach dem dritten Satz wurde das Dach dann tatsächlich geschlossen, was für eine halbstündige Unterbrechung sorgte. Murray war mit dieser Entscheidung überhaupt nicht einverstanden und beschwerte sich lautstark beim Unparteiischen. Die neuen Bedingungen sollten eigentlich Janowicz zugutekommen, da das Spiel nun schneller wurde.

Trotzdem gelang Murray beim Stand von 1:1 ein Break, welches er sich in der Folge auch nicht mehr abnehmen ließ. Mit einem weiteren Break beendete der Schotte nach insgesamt 171 Minuten das Match. Am Sonntag trifft Murray im Finale auf Novak Djokovic, gegen den er 2012 im Finale der US-Open seinen ersten Grand-Slam-Titel holte.

Novak Djokovic (SRB/1) - Juan Martin del Potro (ARG/8) 7:5, 4:6, 7:6 (7:2), 6:7 (6:8), 6:3

Der 1,98 Meter große Argentinier ging mit einem dick bandagierten linken Knie ins Match, zeigte sich davon aber unbeeindruckt und spielte die Grundlinienrallyes gegen den Weltranglistenführenden von Beginn an mutig mit. Im ersten Durchgang war Djokovic aber zu stark, schlug überragend auf und nutzte bei 6:5 seine zweite Breakchance zum Satzgewinn.

Aber "Delpo" wurde jetzt immer stärker, bewegte sich überraschend gut an der Grundlinie und packte seine harten, wuchtigen Schläge aus, die er immer öfter aus dem Lauf unerreichbar für den Djoker platzierte. Bei 3:3 breakte er seinen Gegner zu Null und servierte den Satz dann nach Hause. Beide machten jeweils nur drei unerzwungene Fehler in diesem Satz, das Match war mittlerweile hochklassig.

Im dritten Satz sahen die Zuschauer immer wieder packende Ballwechsel, beide Spieler lieferten sich einen grandiosen Punkt nach dem anderen. Als Djokovic sich bei 6:5 und 0:40 gegen das Service von Del Potro anschickte, den ersten Satz zu kopieren, wehrte der Argentinier alle drei Satzbälle ab, den dritten mit einer unfassbaren Vorhand die Linie entlang. Allerdings unterlief ihm dann im Tiebreak ein folgenschwerer Fehler, als er einen Smash ins Netz setzte und der Serbe so wieder in Führung ging.

Im vierten Satz sah Djokovic nach seinem Break zum 4:3 wie der sichere Sieger aus, aber Del Potro breakte prompt zurück und wehrte im Tiebreak zwei Matchbälle ab, bevor er mit einem krachenden Rückhand-Return einen fünften Satz erzwang.

Im Entscheidungssatz war del Potro aber dann physisch K.o., ließ sich während der Seitenwechsel vom Physio durchkneten und nahm sich nach den Ballwechseln lange Pausen. Bei 3:2 wehrte er noch einmal eine Breakchance ab, zwei Spiele später setzte ihm eine Stopp-Lob-Kombination von Djokovic derart zu, dass er danach zwei leichte Fehler fabrizierte und das Service abgab. Noch einmal musste der Serbe einen Breakball abwehren, dann stand er nach einem Rückhandwinner und über viereinhalb Stunden Spielzeit im Finale.

Die Halbfinals zum Nachlesen: Djokers Krimi & Murrays Kraftakt