Dressur-Team patzt - Gold schon fast weg

SID
Der Druck für Matthias Rath und Totilas steigt bei der EM in Rotterdam
© Getty

Keine Anti-Totilas-Stimmung auf den Rängen, aber schlimme Patzer im Viereck: Trotz einer freundlichen Begrüßung durch die niederländischen Gastgeber erlebten Deutschlands Dressurreiter zum Auftakt der Europameisterschaften in Rotterdam ein Debakel.

Cookie-Einstellungen

Nach zwei von vier Reitern hakte Bundestrainer Holger Schmezer das ersehnte Gold schon ab, obwohl Totilas noch gar nicht geritten war: "Das Ding ist gelaufen. Der Abstand ist zu groß. Uns fehlen mindestens vier Prozent."

Schmezer schaute am Ausritt des Stadions immer wieder ungläubig auf die Anzeigetafel. Nur 142,523 Punkte standen da für seine Equipe zu Buche.

"Es wird ganz schwer", meinte er schließlich. Die leicht favorisierten Briten preschten nach zwei von vier Paaren mit 149,256 Punkten auf Platz eins vor den Deutschen und den Niederländern (141,490). "Jeden Tag ist Fischtag, aber nicht jeden Tag ist Fangtag", nahm Isbaell Werth die Schlappe mit Humor.

Highlight durch Dujardin

Die deutschen Reiter konnten die Erwartungen nicht im Ansatz erfüllen. Zunächst enttäuschte Helen Langehanenberg (Havixbeck), die mit dem elf Jahre alten Hengst Damon Hill 71,079 Punkte holte. Dann vergeigte Koschel mit dem elf Jahre alten Wallach Donnperignon (71,444) seinen Auftritt.

"Sein Pferd ging weit unter Form. Auch Christoph selbst kam nicht so zurecht wie erwartet. Traversale, Einerwechsel, viele Fehler", sagte Schmezer über seine sonst so zuverlässige Nummer drei.

Koschel ritt mit versteinerter Miene aus dem Stadion. Erst nach einiger Zeit war er zu vernehmen - per Handy: "So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Jede Diagonale auf die Kamera zu, die Einer- und Zweierwechsel, der starke Galopp - alles war kaputt. Das ist schon verschärft", sagte der Jurist und fügte hinzu: "Insgesamt war mein Pferd heute introvertiert. Wir hätten mehr losziehen müssen. 75 Prozent können wir auch holen."

Für das Highlight des ersten Tages sorgte Charlotte Dujardin. Die Britin mit dem französischen Namen zeigte eine Klasse-Show und kassierte mit dem erst neun Jahre alten Wallach Valegro verdiente 78,830 Punkte. Im Vergleich zur deutschen Nummer drei Koschel eine hohe Hausnummer.

Werth und Rath gefordert

Doch Dujardin ist nicht die einzige Waffe der Engländer, die ein Jahr vor Olympia im eigenen Land die Szene aufmischen. Am Donnerstag gehen Carl Hester mit dem ebenfalls als Wunderpferd gepriesenen Utophia und die WM-Zweite Laura Bechtolsheimer mit Mistral Hojris ins Rennen.

"Von der Papierform her sind uns die Engländer überlegen", sagte dann auch Schmezer, obwohl seine beiden Top-Paare erst am zweiten Tag auftreten. Isabell Werth (Rheinberg) mit El Santo und Matthias Rath (Kronberg) mit Totilas dürfen sich jetzt keine Patzer mehr erlauben.

Für Rath erhöht sich der Druck, bei seiner Championats-Premiere mit Totilas glänzen zu müssen. Zumindest die niederländischen Gastgeber fühlten offenbar mit. Sie verzichteten am ersten Tag auf Anfeindungen wegen des Verkaufs ihres Wunderpferdes Totilas nach Deutschland.

Alles zum Pferdesport

Artikel und Videos zum Thema