Bradl: "Es ist eine Schande"

SID
Nach einem Sturz im letzten Rennen in Assen musste Bradl für seinen Heim-GP absagen
© getty

So schön wie sonst werden die Autogramme von Stefan Bradl wohl nicht aussehen. Doch die Fans am Sachsenring können damit leben, wenigstens kommt ihr Liebling trotz seines Startverzichts wegen einer Verletzung an der rechten Hand überhaupt zum Heimrennen nach Hohenstein-Ernstthal. Dass der 25-Jährige nach einem Kahnbeinbruch erstmals in seiner Motorrad-Karriere nicht beim einzigen deutschen Grand Prix starten kann, tut natürlich dennoch weh.

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"Es ist wirklich eine Schande, dass ich mein Heimrennen verpasse", sagte Bradl traurig: "Wenn die Maschinen aus der Box fahren, wird es wehtun." Die Vernunft hat gesiegt, die Entscheidung gegen eine Teilnahme am Spektakel vor gut 90.000 Zuschauern am Renntag war für den MotoGP-Piloten unumgänglich: "Alle Ärzte haben mir gesagt: Du bist dumm, wenn du fährst." Er könne schließlich "nicht mal mit dem Roller durch die Gegend fahren".

Bei einem Sturz vor eineinhalb Wochen in Assen/Niederlande war Bradl folgenschwer auf seine Hand gefallen, schon zwei Tage später kam er in Augsburg unters Messer. Doch die Zeit zur Erholung reichte einfach nicht aus, am Montag gab Forward Yamaha bekannt, dass der Zahlinger nicht fahren und durch den Italiener Claudio Corti (28) ersetzt werden wird.

Das Aus für den letzten Lauf vor der Sommerpause schmerzt in vielerlei Hinsicht. Bradl verliert im Kampf um den Sieg in der drittklassigen Open-Kategorie, erklärtes Saisonziel, weiter an Boden. Dazu geht dem früheren Moto2-Weltmeister eine Gelegenheit verloren, sich für 2016 zu empfehlen. Im Sommer werden traditionell die Verträge für das kommende Jahr verhandelt, und mit den bisherigen Vorstellungen hat Bradl nicht gerade auf sich aufmerksam gemacht.

Eine Saison zum Vergessen

Seine vierte Saison in der Königsklasse ist für den besten deutschen Fahrer ein mittelschweres Desaster. Wegen Elektronikproblemen an der Maschine fuhr Bradl meist nur hinterher, abgesehen vom achten Platz in Barcelona folgte Enttäuschung auf Enttäuschung. Dass er in Assen abflog, gerade, als es endlich aufwärts ging, passt ins Bild. Bislang ist es ein Jahr zum Vergessen.

Eigentlich wollte sich Bradl bei Forward wieder für Höheres empfehlen. Nach dem unfreiwilligen Abschied vom werksunterstützten und mit besserem Material ausgestatteten LCR-Honda-Rennstall ging es darum, wieder eine Stufe aufzusteigen. Mittlerweile stellt sich die Frage, ob Bradl nicht eher nach unten schauen muss.

Das Moto2-Team Intact GP will Bradls Kumpel Sandro Cortese einen zweiten Fahrer an die Seite stellen und könnte eine Option sein. Auch für Leopard Racing ist Bradl offenbar ein Kandidat. Mit dem Rennstall der Kiefer-Brüder Stefan und Jochen hatte Bradl vor vier Jahren den WM-Titel geholt.

Bradl setzt sich USA-GP als Ziel

Für Bradl ist aber weiter ein MotoGP-Platz das Ziel. Es geht darum, sich mit den Besten der Besten zu messen, darum müssen schnellstmöglich Ergebnisse her. Der Kahnbeinbruch macht Bradl mit Blick auf die zweite Saisonhälfte keine Sorgen. Die Reha ist in vollem Gange. "Ich werde versuchen, die vierwöchige Pause vor dem nächsten Rennen in Indianapolis bestmöglich zu nutzen. Ich bin sicher, dass ich dann wieder bei 100 Prozent bin", so Bradl.

Schon jetzt ist der Bayer dabei, die verlorene Beweglichkeit des Handgelenks wiederherzustellen. Es wird ihn nicht daran hindern, am Sachsenring Presse- sowie Sponsorentermine wahrzunehmen - und seine Fans zu treffen. Bradl will sich für die große Unterstützung nach der OP bedanken. Auch wenn er sicherlich nicht lange den Stift schwingen kann.

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