"Ich muss mich immer verstecken"

SID
Moses Kipsiro deckte 2014 einen Sex-Skandal auf. Nun muss er um sein Leben fürchten
© getty

Vor knapp einem Jahr deckte Moses Kipsiro einen Sex-Skandal im ugandischen Leichtathletik-Verband auf. Mittlerweile muss der Commonwealth-Sieger um sein Leben fürchten.

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In das schmutzigste Kapitel der afrikanischen Leichtathletik kommt endlich Bewegung. Mehr als ein Jahr nach dem Vergewaltigungsskandal, den 10.000-m-Commonwealth-Champion Moses Kipsiro ans Licht gebracht hatte, drohen dem ugandischen Nationaltrainer Peter Wemali erstmals Konsequenzen.

Während Whistleblower Kipsiro, einer der großen Sportstars des Landes, sogar Morddrohungen bekam und sein Bruder auf offener Straße verprügelt wurde, durfte der Beschuldigte - offenbar gedeckt von der Polizei und dem nationalen Verband UAF - bisher ungestraft seiner Tätigkeit nachgehen.

Seit Donnerstag ist es damit aber vorerst vorbei: Drei minderjährige Läuferinnen sagten vor einer Kommission gegen Wemali aus und bestätigten die Vorwürfe. Auf Druck der lange Zeit ebenfalls untätigen Politik startet die ugandische Polizei nun neue Ermittlungen. Dabei sind die Vorwürfe weder neu noch leichtfertig von der Hand zu weisen.

Beschuldigter ist Polizist

Wemali, pikanterweise selbst Polizist, soll im Trainingslager mehrere Schützlinge zum Sex gezwungen haben. Unter Drohungen und dem Hinweis, dass sich eine Schwangerschaft und eine anschließende Abtreibung positiv auf ihre sportlichen Leistungen auswirken würden. Angeblich soll es seit Jahren zu sexuellen Übergriffen kommen.

Bereits im März 2014 hatten sich die jungen Frauen Kipsiro, Kapitän des Leichtathletik-Teams, anvertraut. Die öffentlichen Aussagen des 28-Jährigen wurden allerdings für ihn zum Bumerang. Er bekam Morddrohungen und musste in die Hauptstadt Kampala umziehen. Die Region, in der er gewöhnlich trainiert, war für ihn zu gefährlich geworden.

Mittlerweile zieht Kipsiro, Trainingspartner des britischen Doppel-Olympiasieger Mo Farah, sogar die Flucht aus seinem Heimatland in Betracht. Zumal sein Bruder bereits tätlich angegriffen wurde. Im Februar wurde er am Rande der nationalen Cross-Meisterschaften verprügelt. Mutmaßlich von sechs Polizisten.

Flucht in ein anderes Land?

"Ich habe Angst, ich kann mich nicht konzentrieren, nicht trainieren", sagte Kipsiro der französischen Nachrichtenagentur AFP: "Ich will mich frei bewegen können, aber ich muss mich die ganze Zeit verstecken. Ich habe mit meinem Manager gesprochen. Wenn sich nichts ändert, werde ich eventuell in ein Land gehen, in dem ich laufen kann." Auch Farah habe ihm bereits Hilfe angeboten.

Hilfe, auf die er von seinem eigenen Verband vergeblich wartet. Im Gegenteil. Bisher hielt die UAF schützend die Hand über Wembali. Stattdessen wurde Kipsiro trotz erfüllter Norm aus dem Aufgebot für die Halbmarathon-WM gestrichen. In diesem Jahr verzichtete der Lauf-Star wegen der Morddrohungen selbst auf die Cross-WM in China: "Ich wollte den jungen Mädchen helfen und ein Vorbild sein, aber ich wurde weggeworfen."

Wemali selbst weist alle Anschuldigungen von sich und sprach von einer von Kipsiro angezettelten Verschwörung gegen ihn. Dies sehen offenbar nicht alle so: Unlängst ging das Haus des Trainers in Flammen auf.

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