Boxen - Weltmeister Tyson Fury besiegt Landsmann Dereck Chisora und fordert Aleksander Usyk heraus

Von Stefan Petri
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Weltmeister Tyson Fury hat seinen WBC-Gürtel im Schwergewicht gegen seinen britischen Landsmann Dereck Chisora durch Technischen K.o. erfolgreich verteidigt. Nach zehn einseitigen Runden brach der Ringrichter den bereits dritten Kampf der beiden Kontrahenten vor rund 60.000 Zuschauern im Tottenham Hotspur Stadium vorzeitig ab.

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Anschließend beleidigte Fury den am Ring sitzenden Ukrainer Aleksander Usyk, der die Gürtel der Verbände WBA, IBF und WBO hält - und forderte ihn zu einem Vereinigungskampf auf. "Du bist der nächste, du kleine Schlampe. Ich habe mit Klitschko schon einen Ukrainer fertig gemacht, jetzt bist du dran, du hässlicher Zwerg."

Medienberichten zufolge befinden sich beide Seiten bereits in Verhandlungen über einen Kampf im Frühling in Saudi-Arabien. Ein Termin im Dezember war von Usyk abgesagt worden.

Zuvor hatte sich der 34 Jahre alte Fury gegen den vier Jahre älteren Chisora keine Schwächen erlaubt und den Kampf spätestens ab der dritten Runde nach Belieben kontrolliert. Chisora wusste dem größeren und technisch vielseitigeren Gegner nicht beizukommen und kassierte viel zu viele Treffer, blieb aber auf den Beinen, bis Referee Victor Loughlin kurz vor dem Ende der zehnten Runde ein Einsehen hatte und ihn aus dem Kampf nahm.

Chisora bedankte sich nach der 13. Niederlage seiner Karriere beim Ringrichter: "Als Boxer will man nicht aufhören." Er bezeichnete Fury als Freund und blickte auf einen möglichen Kampf Fury vs. Usyk voraus: "Jeder will, dass es im Schwergewicht nur einen einzigen Champion gibt."

Fury, der Chisora schon vor dem Kampf in den Medien starkgeredet hatte, feierte den Unterlegenen nach dem Abbruch mit Sprechchören und bezeichnete ihn als britischen Volkshelden: "Ich habe ihm Treffer verpasst, die jeden anderen ausgeknockt hätten."

Ob Chisora (33-13-0) seine Karriere fortsetzen wird, ist noch nicht bekannt. Fury (33-0-1) bleibt in seiner Karriere weiter unbesiegt. Von einem Karriereende, wie im April nach dem Sieg gegen Dillian Whyte noch angekündigt, war diesmal zumindest keine Rede.

Tyson Fury vs. Dereck Chisora: Boxkampf im Liveticker zum Nachlesen

Nach dem Kampf: Und das war es dann hier aus dem Tottenham Hotspur Stadium. Tyson Fury ist weiterhin Weltmeister der WBC und dem Vereinigungskampf gegen Alexander Usyk einen Schritt näher gekommen. Sportlich war das hier aber heute Abend ein Muster ohne Wert, das muss man dann doch so deutlich sagen. Ein bisschen Freundschaftsdienst an Chisora war wohl auch dabei. Sei's drum. Einen schönen Abend noch!

Nach dem Kampf: Chisora kommt ebenfalls kurz zu Wort: "Danke an den Referee. Als Boxer will man nicht aufhören. Danke an Tyson, ich weiß das zu schätzen. Wir sind Freunde. Jetzt steht ein großer Kampf für ihn an."

Fury baut sich vor Usyk auf, es folgen die üblichen Mätzchen. Fury: "Usyk, wo bist du? Du bist der nächste, du kleines Häschen!" Er steht vor dem Ukrainer und beschimpft ihn, der grinst bloß. "Lass es uns machen. Ich werde dir den Garaus machen! Was willst du tun?" Zumindest hier ein bisschen Entertainment für die Fans. Der britische Boxer Joe Joyce ist auch da und bietet sich prompt als Alternative an. Jetzt sind wir schon ganz nah dran an der WWE ...

Nach dem Kampf: Jetzt werden die Fotos gemacht, Fury und Chisora scherzen miteinander und posieren für die Kameras. Der "Gypsy King" ist weiterhin Weltmeister der WBC und reckt seinen Gürtel in die Höhe. Er hat auch den dritten Kampf gegen Chisora gewonnen. Fury: "Ich will mich zuerst bei meinem Herrn Jesus Christus bedanken. Und dann danke an dieses unglaubliche Publikum! Ich kann kaum sagen, was mir das bedeutet. Das überwältigt mich, 60.000 Zuschauer hier im Stadion! Ich habe mich heute im Ring gut gefühlt. Er ist ein Kämpfer, es ist ein Vorrecht, dreimal gegen ihn kämpfen zu können. Er ist ein britischer Held."

Dann fängt er an, Dereck Chisora zu besingen! "Oooooh, Derek Chisooooraaaa! Was für ein Kämpfer! Er hat Schläge geschluckt, die andere ausgeknockt hätten."

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Nach dem Kampf: Wirklich große Emotionen löst diese Entscheidung im Stadion nicht gerade aus, es hat sich ja auch abgezeichnet. Ein paar Buhrufe, das war es auch. Die beiden Kämpfer umarmen sich, dann wird die Siegerehrung vorbereitet. Fury sieht nicht so aus, als hätte er gerade zehn Runden im Schwergewicht hinter sich ...

Tyson Fury besiegt Dereck Chisora durch technischen K.o. in der zehnten Runde!

10. Runde: Es dauert, bis Chisora hier von seinem Hocker kommt, auch Referee Loughlin sieht nicht ganz glücklich aus. Noch einmal mobilisiert der Außenseiter die letzten Kraftreserven, aber er findet einfach kein Ziel. Fury kontrolliert die Distanzen, immer wieder versucht er den rechten Aufwärtshaken. Und jetzt, zwölf Sekunden vor dem Ende der Runde, hat der Ringrichter ein Einsehen und geht dazwischen - der Kampf ist vorbei!

9. Runde: "Heeeeey Baby! Uh! Ah!" schallt es durch das Stadion, die Zuschauer müssen sich ja auch irgendwie amüsieren. Im Ring das gleiche Lied. Fury sucht hier und da weiter den Knockout, Chisora ist gerade so gut, dass man hier nicht abbrechen muss. Immer wieder lehnt sich Fury von oben mit seinem Gewicht auf Chisora, das zieht richtig Energie. Von dessen Taktik ist mittlerweile nicht mehr viel übrig. Auch sein Gesicht ist schwer gezeichnet. Wird hier noch abgebrochen?

8. Runde: Fury packt ein paar Kombinationen aus, er hat hier einfach deutlich mehr Möglichkeiten. Chisoras Schwinger landen meistens auf der Deckung oder Furys Hose. Aber er beweist hier Nehmerqualitäten. Wieder heftige Treffer, ein Raunen geht durch das Stadion. Aber Chisora steht noch, auch wenn ihn Fury hier kaum noch aus der Ecke lässt. Nach einem Volltreffer kurz vor dem Gong wackelt Chisora - aber es geht weiter ...

7. Runde: Alles wie gehabt. Chisora macht immer noch mit, geht nach vorn, wenn auch nicht besonders schnell. Wenn er dran ist, kommen ein paar Schwinger, dann wird gehalten. Es scheint zumindest nicht so, als würde Fury hier auf den Knockout gehen. Aber das kann sich ja auch schnell ändern ... der stete Tropfen höhlt hier den Stein.

6. Runde: Wirklich ausweichen kann Chisora hier nicht mehr, es hängt allein von Fury ab, wie lange es hier noch dauert, möchte man meinen. Immer mal wieder ein paar tiefe Jabs von Chisora, bei ihm regiert das Prinzip Hoffnung. Er hat noch Luft, das muss man ihm zugutehalten. Jetzt die Kombination von Fury, der ist weiterhin mit viel Konzentration bei der Sache, keine Mätzchen oder dergleichen. Kurz vor dem Gong nochmal die Kopftreffer. Wirklich gefordert sieht er in seiner Ringecke nicht aus.

5. Runde: Alles wie üblich: Es wird gekuschelt, dann ein paar Schläge, dann wieder der Clinch. Fury wechselt nach einer Minute kurz die Auslage, Chisora geht direkt mit. Ganz komfortabel von Fury, er macht auch selten mehr als nötig, trifft aber deutlich mehr als Chisora. Zwei, dreimal pro Runde stellt er Chisora in der Ecke und landet Schläge, dann geht es wieder in der Ringmitte weiter. Es ist nicht so, als stünde Chisora direkt vor dem Niederschlag und könne sich nicht mehr verteidigen - aber wirklich Sinn ergibt das hier auch nicht.

4. Runde: Chisoras Ecke fordert den Jab und mehr Action, das klappt zumindest zu Beginn der Runde. Aber Fury bleibt auf der Hut, schwere Treffer kann Chisora nicht landen. Jetzt wieder der Champ, der auch den einen oder anderen Uppercut versucht. Er hat hier einfach viel mehr Möglichkeiten. Immerhin sieht Chisora in dieser Runde etwas besser aus, aber nach Punkten wird das hier nichts, das lässt sich schon jetzt sagen.

3. Runde: In dieser Runde geht fast nur noch Fury nach vorn, sein Gegner muss schwere Treffer schlucken und kommt kaum noch aus den Seilen weg. Chisora klammert, Fury legt ihn sich jetzt nach allen Regeln der Kunst zurecht. Ein paar Schwinger packt Chisora noch aus, aber die meiste Zeit bestimmt Fury hier. Jetzt gehen plötzlich beide zu Boden, aber das war kein Niederschlag sondern Amateur-Wrestling. Chisora schon gehörig am Pumpen - wie lange geht das noch gut?

2. Runde: Chisora geht geduckt nach vorn, dann packt er wilde Schwinger aus - die Taktik ist hier schon relativ klar. Keine Anzeichen bisher dafür, dass Fury den Kampf hier nicht ernst nimmt. Chisora immer wieder mit dem tiefen Jab zum Körper, zum Kopf muss er ja auch erst einmal kommen. Fury schiebt und drückt, wenn ihm sein Gegner zu nah kommt. Eine halbe Minute vor dem Ende der Runde sieht das nach Wirkungstreffern von Fury aus, Chisora steht in den Seilen und kassiert. "Du hast eine fantastische Verteidigung, die musst du nutzen", sagt Chisoras Coach nach dem Gong. Ist das so?

1. Runde: Chisora marschiert direkt nach vorn und drängt Fury in die Ecke, der klammert. Der deutlich kleinere Herausforderer muss kommen, und das versucht er auch, tief geduckt will er in Reichweite kommen. Nach 70 Sekunden der erste Schlaghagel von Fury, ein paar Treffer waren dabei. Immer wieder wird geklammert und zum Körper gearbeitet. Fury im Rückwärtsgang mit der Führhand - wenn Chisora zu nahe kommt, wird geklammert. Ordentliches Tempo, der Champ hatte alles im Griff.

Es geht los, die Glocke schlägt zur ersten Runde!

Tyson Fury vs. Dereck Chisora: Boxkampf heute im Liveticker - Start

Vor Beginn: Die Punktrichter und Ringrichter Victor Loughlin werden vorgestellt, dann die Regeln. Es geht um den Schwergewichts-Titel der WBC, zwölf Runden, alles wie gehabt. Und nun die Kämpfer: Bei Dereck Chisora ist es eine verhaltene, gemischte Reaktion - das sieht bei Tyson Fury schon anders aus. Die Sympathien scheinen hier klar verteilt zu sein.

Vor Beginn: Die Zuschauer wissen sich zu amüsieren. Vor dem Kampf wurde "Sweet Caroline" angestimmt, eben dann nach Furys Einmarsch die Killers mit "Mr. Brightside". Und nun die Nationalhymne: "God Save the King" - daran muss man sich erst noch gewöhnen ...

Vor Beginn: Es wird laut, als Fury aus der Kabine kommt. Und welche Musik hat er sich ausgesucht? "It's coming home"! Das passt natürlich wunderbar zur Fußball-WM, aber eben auch zum Titelkampf, der nicht in Las Vegas oder New York stattfindet, sondern in der englischen Hauptstadt.

Vor Beginn: Was hat sich Tyson Fury ausgedacht? Vergleichsweise harmlos sieht das diesmal aus. Eine gelbe Mütze mit seinem Kampfnamen "Gypsy King" vorne drauf, ein roter Mantel, unter dem ein Kapuzenpullover herauslugt. Besonders warm ist es in London natürlich auch nicht. Um den Gefrierpunkt wohl, auch wenn es im Stadion unter den vielen Lichtern etwas wärmer sein wird.

Vor Beginn: Gar nicht so nah, der Ring, der mitten auf dem Rasen des Stadions aufgebaut ist, natürlich überdacht. Chisora ist dann aber doch an den Seilen angekommen, mittlerweile dröhnt Jimmy Hendrix aus den Lautsprechern. Dann ist wohl gleich der Titelverteidiger dran!

Vor Beginn: Es wird langsam ernst! Der Einmarsch von Herausforderer Dereck Chisora in den Ring wird angekündigt - ganz leichte Buhrufe sind von den Rängen zu vernehmen. Von afrikanischen Klängen begleitet kommt Chisora aus seiner Kabine. Auf dem Kopf eine Kappe mit seinem Kampfnamen "War", sein reich verzierter Mantel erinnert an bisschen an königliches Hermelin - und als Sponsor ist "Onlyfans" darauf zu sehen. Okay ...

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Vor Beginn: Genau hinsehen wird natürlich auch Alexander Usyk, der am Ring sitzen wird. Der Ukrainer hält die Gürtel der Verbände WBA, IBF und WBO - sollte Fury heute Abend siegen, könnte der große Vereinigungskampf folgen. "Ich sehe keinen Grund, warum der Kampf zwischen Fury und Usyk nicht schnell kommen kann", sagte Fury-Promoter Bob Arum. "Der Kampf wird kommen - es sei denn, Mr. Chisora landet seinen Treffer."

Vor Beginn: Wie stellte sich die Situation eigentlich beim offiziellen Wiegen am Freitag dar? Tyson Fury brachte 121,9 Kilogramm auf die Waage, damit war er rund dreieinhalb Kilo schwerer als Herausforderer Dereck Chisora mit 118,3 Kilogramm. Beim letzten Kampf der beiden war Chisora noch deutlich leichter: Im November 2014 waren es "nur" 109,5 Kilo.

Vor Beginn: Im Stadion laufen die letzten Vorbereitungen, während die Zuschauer durch eine gigantische Lightshow unterhalten werden. Gerade wurde Fury in seiner Kabine eingefangen, wie er durch seine Aufwärmübungen geht.

Vor Beginn: Es gab den üblichen verbalen Schlagabtausch im Vorfeld des Kampfes. "Er hat einen Kopf wie ein Ziegelstein. Aber ich spiele keine Spielchen, ich werde ihn mit einem Funkenschlag ausknocken", kündigte Tyson Fury an. Dereck Chisora hielt dagegen: "Das wird die beste erste Runde aller Zeiten im Schwergewicht, ihr werdet es lieben. Die erste Runde muss elektrisierend sein, damit das Publikum richtig mitgeht." Er habe das mit Fury abgesprochen - und werde "in den Krieg ziehen".

Vor Beginn: Es ist nicht das erste Mal, dass sich die beiden Engländer im Ring gegenüberstehen. Zwei Kämpfe fanden zwischen ihnen bereits statt. Beide gingen zugunsten von Fury aus, der erneut seine perfekte Bilanz (32-0-1) aufs Spiel setzt. 2011 gewann der Gypsy King via einstimmiger Entscheidung, 2014 dann via Aufgabe in der zehnten Runde. Nun soll der dritte Sieg gegen den bereits 38-Jährigen folgen. Ebenfalls heute auf dem Spiel steht Furys WBC-Titel im Schwergewicht.

Vor Beginn: Das Duell der beiden Schwergewichte wird im Tottenham Hotspur Stadium in London ausgetragen und soll um ca. 22 Uhr losgehen.

Vor Beginn: Hallo und herzlich willkommen zum dritten Kampf zwischen Tyson Fury und Dereck Chisora.

Tyson Fury trifft zum dritten Mal auf Derek Chisora.
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Tyson Fury trifft zum dritten Mal auf Derek Chisora.

Tyson Fury vs. Dereck Chisora: Boxkampf heute im TV und Livestream

DAZN ist ausnahmsweise nicht für die Übertragung des Box-Spektakels verantwortlich, wer live mit dabei sein möchte, wenn sich Fury und Chisora bekämpfen, braucht Zugriff auf Bild+, den Ihr mit einem kostenpflichtigen Abonnement erhält. Dort wird der gesamte Kampf inklusive Vorkämpfe im Livestream angeboten, die Übertragung beginnt bereits um 19 Uhr.

Tyson Fury vs. Dereck Chisora, Boxkampf: Die Fightcard im Überblick

GewichtsklasseKampfTitel
SchwergewichtTyson Fury (England) gegen Dereck Chisora (England)WBC-Weltmeisterschaft
SchwergewichtDaniel Dubois (England) gegen Kevin Lerena (Südafrika)WBA-Weltmeisterschaft
LeichtgewichtYvan Mendy (Frankreich) gegen Denys Berinchyk (Ukraine)EBU-Meisterschaft
LeichtgewichtKarol Itauma (England) vs Vladimir Belujsky (Slowakei)/
HalbschwergewichtHosea Burton (England) gegen (TBA)/
FedergewichtIsaac Lowe (England) gegen Sandeep Singh Bhatti (Indien)/
Super-FedergewichtRoyston Barney Smith (England) gegen Cruz Perez (Argentinien)/
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