"Wer keine Ahnung hat, wird buhen"

Alex King (r.) ist zurück beim Verein seiner Jugend: Dem FC Bayern Basketball
© imago

Im Sommer wechselte Alex King von Alba Berlin zum FC Bayern München - am Sonntag steht nun das erste Duell mit seinem Ex-Klub bevor. SPOX sprach mit dem Nationalspieler über Enttäuschungen, das harte Geschäft Basketball und die Rückkehr in seine Heimat. Außerdem: Warum die Dreierquote vom Team abhängt.

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SPOX: Alex, lassen Sie uns direkt zu dem Thema kommen, mit dem Sie in Basketball-Deutschland in diesem Sommer viele Leute überrascht haben: Ihrem Wechsel zum FC Bayern. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Alex King: Der Kontakt hatte schon länger bestanden, schon vor drei Jahren sprach Marko Pesic mit meinem damaligen Agenten über die Möglichkeit eines Wechsels. Ich habe mich damals aber noch dagegen entschieden, weil ich mich erst richtig in der BBL etablieren wollte, bevor ich in meine Heimat zurückkehre.

SPOX: Sie wollten sich anderswo einen Namen machen.

King: Genau. Deswegen entschied ich mich auch 2013, als ich zwei richtig gute Jahre in Würzburg hinter mir hatte, für Berlin und gegen Bayern. Ich bin im Nachhinein auch froh über diese Entscheidung, da meine Entwicklung in Berlin in die richtige Richtung ging. Das war in der letzten Saison leider nicht mehr der Fall, insofern war ich froh, als Marko erneut den Kontakt mit mir gesucht und mir diese Chance gegeben hat. Nachdem die letzte Saison so schwierig war, hat es mich einfach sehr gereizt, was für Ziele hier bestehen und welche Rolle ich dabei einnehmen soll.

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SPOX: Bisher kamen Sie in der BBL erst in drei Spielen zum Einsatz und standen dabei insgesamt 19 Minuten auf dem Court, gegen St. Petersburg im Eurocup dagegen waren es 15:48 Minuten. Wie würden Sie Ihre Rolle beschreiben?

King: Wir sind auf den großen Positionen sehr gut, aber auch sehr jung besetzt. Ich denke, dass ich mit meiner Erfahrung auf den Positionen Drei und Vier gut helfen kann, vor allem defensiv. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin nicht hier, um den Lehrer zu spielen. Aber ich will schon etwas von meinen Erfahrungen weitergeben, auf diese Art und Weise kann ich dem Team wohl am besten helfen. Ich bin einfach ein Team-Player - jeder von uns möchte immer so viel wie möglich spielen, aber ich weiß auch, dass der Coach bei uns ein großes Angebot hat. Ich stelle mich deswegen in den Dienst der Mannschaft und bin bereit, sobald mein Name aufgerufen wird, hart zu verteidigen, Team-Basketball zu spielen und den einen oder anderen Dreier zu versenken.

SPOX: Stichwort Dreier: Letzte Saison brach Ihre Quote nach mehreren sehr guten Saisons auf nur 25 Prozent ein. Haben Sie eine Erklärung dafür?

King: Das lag für mich an mehreren Faktoren - allen voran wahrscheinlich der Zusammenstellung unserer Mannschaft. In meinen ersten beiden Jahren dort hatten wir Kontinuität und viele gute Playmaker, die alle sehr teamdienlich gespielt haben. Da hatte jeder mal den Ball in der Hand und fühlte sich auch wohl damit, weil man wusste, dass alle an einem Strang ziehen.

SPOX: Das war letztes Jahr nicht der Fall?

King: Es war einfach eine von Anfang an schwierige Saison, weil es so einen massiven Umbruch gab. Nach unserem Erfolg in der Euroleague sind nun mal fast alle abgehauen. (lacht) Es wurde natürlich versucht, eine ähnlich homogene Truppe zusammenzustellen, aber das hat eben nicht reibungslos funktioniert. Und um auf meine Dreierquote zurückzukommen: Es gibt dir Selbstbewusstsein, wenn du weißt, dass du den Ball auch nach einem Fehlwurf wieder kriegen wirst. Letzte Saison sah ich den Ball oft überhaupt nicht wieder, wenn ein Wurf daneben ging. Das ist am Ende natürlich Gift für deine Quote und die allgemeine Stimmung, weil man das Gefühl hat, auf Scherben zu laufen. Deswegen hat die letzte Saison nicht viel Spaß gemacht, weder im Team noch individuell.

SPOX: War es Ihnen schon während der Saison klar, dass dies Ihr letztes Jahr bei Alba sein würde?

King: Ich bin eigentlich schon davon ausgegangen, dass mir zumindest ein Angebot vorgelegt werden würde, auch wenn ich nicht sicher war, ob ich das dann auch annehmen würde. Ich wusste ja, dass der neue Sportdirektor Himar Ojeda etwas andere Vorstellungen hatte als sein Vorgänger Mithat Demirel. Es kam dann natürlich noch etwas extremer: Ojeda hat keinen einzigen der auslaufenden Verträge verlängert und auch mir keinen neuen Deal angeboten. Das hat mich schon überrascht.

SPOX: Am Wochenende steht nun das erste Spiel gegen Ihren Ex-Klub an, wenn auch in München und nicht in Berlin. Wie ist bisher die Fan-Reaktion ausgefallen und was erwarten Sie, wenn Sie erstmals in Berlin auflaufen müssen? Bisher kannten Sie das ja nur aus der beobachtenden Perspektive, jetzt sind Sie mittendrin.

King: Das ist nicht so leicht zu beantworten. Ich denke, dass die Fans, die mich kennen und eine Vorstellung davon haben, wie das Geschäft läuft, mich nicht ausbuhen werden und ein gewisses Verständnis zeigen, auch wenn Bayern nicht ihr Lieblingsklub ist. Wer dagegen keine Ahnung hat, wird mich ausbuhen. Aber damit kann ich umgehen, weil ich eben weiß, dass es als Profi manchmal so läuft. Man kann nicht Everybody's Darling sein. Ich für meinen Teil habe mir nichts vorzuwerfen, weil ich drei Jahre alles für Alba gegeben habe. Mich würde es daher freuen, wenn ich nicht ausgebuht werde, aber ich kann es nicht kontrollieren. Deswegen lasse ich mich davon auch nicht aus der Bahn werfen.

SPOX: Sie haben es in Berlin nicht nur in der letzten Saison, sondern auch vorher schon erlebt, dass immer wieder Leistungsträger den Verein verlassen haben und man quasi von vorne anfangen musste, Sie waren bisweilen die einzige Konstante. Nervt so etwas auf Dauer?

King: Ja, das muss man schon zugeben. Man sieht es in den letzten Jahren an Bamberg, die es immer wieder schaffen, ihre Leistungsträger zu halten oder sie teilweise mit noch besseren Spielern zu ersetzen. Ist doch klar, dass das einen großen Vorteil ausmacht. Natürlich spielt Geld dabei auch eine große Rolle - blicken Sie auf Jungs wie Reggie Redding, Alex Renfroe oder Leon Radosevic. Wer über Jahre so hochklassig spielt, wird eben teurer. Nicht jeder kann das zahlen, deswegen kann man den Klubs selbst ja auch nicht böse sein. Bayern hat eben mehr Geld als Alba und Bamberg noch mehr als alle anderen. (lacht) Das muss man so hinnehmen.