"Bei einem Vollzeit-Trainer wäre Zipser dabei“

Svetislav Pesic
© getty

Nach dem Auftaktsieg des DBB bei der EuoBasket traf SPOX Trainer-Legende Svetislav Pesic zum Gespräch über Dennis Schröder und die vielen Spieler-Absagen, die laut Pesic auch etwas mit dem Coach zu tun haben könnten.

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Außerdem sprach er über seine Gesundheit, eine mögliche Rückkehr auf die Trainerbank und große Fehler der FIBA.

SPOX: Herr Pesic, die erste Frage ist ja klar: Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

Svetislav Pesic: Ich bin fit! Mir geht es gut.

SPOX: So fit, dass Sie in Erwägung ziehen, wieder selbst zu coachen?

Pesic: Na klar. Ich bin schon ... neugierig. (lacht)

SPOX: Haben Sie schon konkrete Gespräche geführt?

Pesic: Letztes Jahr gab es da schon Gespräche, beispielsweise mit der türkischen Nationalmannschaft und Maccabi Tel Aviv, aber ich habe mich dann doch dagegen entschieden und mich erstmal ausgeruht. Ich habe jetzt drei Operationen hinter mir, deswegen war die Gesundheit ein großer Faktor. Ein Meniskus wurde operiert, ein Knie ersetzt, genau wie eine Hüfte. Das ist kein einfacher Prozess, vor allem ist er langwierig, mit der Reha und solchen Dingen. Ich bin mittlerweile wieder in einer guten physischen Verfassung, aber es ist jetzt eben doch anders: Als ich am Anfang meiner Karriere stand, habe ich nicht viel überlegt, jetzt geht es aber so langsam zum Ende und ein Job müsste daher genau passen. Ich nehme nicht jeden Job, sondern ich will ein Projekt, mit dem ich mich identifizieren kann. Wir werden sehen.

SPOX: Als einziger Coach überhaupt haben Sie die Europameisterschaft mit zwei verschiedenen Mannschaften gewonnen, 1993 mit Deutschland und 2001 mit Jugoslawien. Hat die EuroBasket für Sie dadurch einen besonderen Stellenwert?

Pesic: Es ist ein riesiges Event, keine Frage. Ich glaube, dass es einer der größten Fehler der FIBA war, die EM nur noch alle vier Jahre auszurichten, wie jetzt beschlossen wurde. EM gab es immer alle zwei Jahre und zwar zurecht: Außerhalb der USA ist der Kontinent mit dem meisten Geld und dem meisten Interesse am Basketball nun mal Europa. Deswegen hoffe ich, dass diese Entscheidung schnellstmöglich rückgängig gemacht wird. Eine EM ist etwas Besonderes, unheimlich wichtig für den europäischen Basketball. Ich finde es sehr gut, dass die FIBA nun veranlasst hat, dass es bei der U16, der U18 und so weiter jeden Sommer ein großes Turnier gibt - das stärkt die Entwicklung, das stärkt auch die Identifikation mit der eigenen Nation. Aber das sollte bei den Erwachsenen genauso sein.

SPOX: Nachdem Sie schon den Kalender angesprochen haben - wie bewerten Sie die FIBA-Neuerungen generell? Wird das schwierige Verhältnis mit der EuroLeague und der NBA dadurch nicht noch mehr beschädigt?

Pesic: Das ist ja leider schon ein altes, sehr strapaziertes Thema. Ich finde, dass die primäre Verantwortung der FIBA die Weiterentwicklung des Basketballs ist. Sie muss einen Weg finden, dass alle an einem Strang ziehen. Ich finde es überhaupt nicht schlecht, dass jetzt während der Saison Länderspiele stattfinden sollen, man kann da die europäischen Ligen auch nicht mit der NBA vergleichen. Das wird nie das Gleiche sein und so sollte man auch keine Werbung für den europäischen Basketball machen. Europa hat seine eigene Identität, seinen eigenen Stil. Aber deswegen sind die Nationalmannschaften in Europa auch so wichtig! Sie müssen Identifikation schaffen. Der beste Weg, den Basketball in Europa weiterzuentwickeln, führt über die Nationalmannschaften.

SPOX: Wäre es dann aber nicht umso wichtiger, dass sich die Ligen und die FIBA an einen Tisch setzen und endlich eine Lösung beschließen, mit der beide Seiten leben können, statt gegeneinander zu arbeiten?

Pesic: Unbedingt! Es wurde ja schon versucht, leider bisher immer ohne Erfolg. Es wäre katastrophal für mich, wenn die Nationalmannschaften im November ohne ihre EuroLeague-Spieler antreten müssten. Die Spanier beispielsweise haben ja schon gesagt, dass ihnen niemand verbieten kann, Nationalmannschaft zu spielen. Vielleicht ist das der Weg. Aber natürlich wäre es wichtig, dass die Zusammenarbeit gestärkt wird.

SPOX: Kommen wir auf Ihre Laufbahn zurück - 93 gewannen Sie die EM mit der "kleinen" Basketballnation Deutschland, 01 gewannen Sie mit dem traditionellen Powerhouse Jugoslawien. Was sticht für Sie rückblickend besonders heraus?

Pesic: Beide sind für mich natürlich sehr wichtig, zumal beide wirklich anders zustande kamen. In Deutschland war es ein langer Weg. Als ich anfing, wollte niemand in Deutschland Nationalmannschaft spielen, aber als die Leute nach und nach merkten, dass etwas entstand und dass durchaus auch Erfolgsmöglichkeiten gegeben waren, sind wir langsam angekommen. Dann haben wir uns kontinuierlich entwickelt, es entstand eine ganz neue Generation. Wir haben zunächst bei der Universiade Bronze geholt, die damals noch einen viel größeren Stellenwert hatte als heute. Auch die USA schickten dorthin ihre besten Spieler. 92 qualifizierten wir uns für die Olympischen Spiele, was 93 passierte, wissen Sie ja. Es war ein langer Weg, aber für mich als Trainer war es umso schöner, weil ich die Entwicklung miterlebt und mitgeformt habe. Jugoslawien war für mich auch unheimlich interessant, weil es ja meine Heimat war und gleichzeitig ein Projekt, das auch zu mir passte, auch wenn natürlich andere Voraussetzungen da waren. Wir hatten diese berühmte Generation um Dejan Bodiroga und Peja Stojakovic, haben dominiert, aber das war insgesamt natürlich eine kurzfristigere Sache.

SPOX: Jugoslawien war bereits absolut Basketball-verrückt, Deutschland nicht.

Pesic: Richtig. Ich will nicht sagen, dass wir 93 einen echten Boom ausgelöst haben, aber unsere Mannschaft hat damals schon einiges bewegt. Es gab die ersten TV-Übertragungen, viel stärkere Berichterstattung, größeres Interesse. Die erfolgreiche Generation um Dirk Nowitzki und auch Marko [Pesic, d. Red.], die direkt danach kam, hat das ja weitergeführt und diesen Schwung mitgenommen, Basketball hat sich mehr und mehr etabliert. Emotional war für mich persönlich der Tag vom WM-Finale 2002 der wichtigste und stolzeste Tag meiner Laufbahn - ich wurde als Coach Jugoslawiens Weltmeister und als ich nach links blickte, sah ich auf dem Court die deutsche Mannschaft, die Bronze geholt hatte. Mit Marko und mit zehn weiteren Spielern, die bei mir gespielt haben, als ich Alba und andere Teams gecoacht habe. Ich war in diesem Moment unglaublich berührt. Und jetzt ist wieder eine neue, gute Generation da. Diese wird aber nur an die alten Erfolge anknüpfen, wenn sie kontinuierlich aufgebaut wird und man sich nicht immer nur auf einzelne Turniere konzentriert. Es muss das ganze Jahr über Austausch geben, so wie ich es früher gemacht habe. Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, dass diese Nationalmannschaft dann wieder Titel gewinnen oder zumindest darum mitspielen kann. Es geht in die richtige Richtung: Ich habe vom DBB-Präsidenten [Ingo Weiß, d. Red.] erfahren, dass Deutschland sich um die EM 2021 bewerben will und sozusagen darauf hinarbeitet. Es ist wichtiger als alles andere, ein Ziel vor Augen zu haben.

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