NFL

NFL: Die zehn besten Offseason Moves 2023

Von Marcus Blumberg
NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

Die Offseason ist vorbei, die Preseason der Saison 2023 ist bereits in vollem Gang. Zeit also, einen kurzen Blick zurück zu werfen. Welche Moves stachen positiv heraus? Welche Teams haben sich mit ihren Moves in den vergangenen Monaten entscheidend verbessert?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

So eine NFL-Offseason ist lang. Sie geht vom Ende des Super Bowl Mitte Februar bis zum Start der Preseason im August. Zwar sind auch danach noch Wechsel und dergleichen möglich, doch die großen Weichen werden in der Regel schon viel früher gestellt.

Insofern ist ein erster Blick zurück auf die Offseason in Gänze jetzt durchaus angebracht. SPOX zeigt Euch, welche Transaktionen herausragten.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

10. Bill O'Brien zu den New England Patriots

Wer aktuell auf die Prognosen für die kommende Saison schaut, wird die New England Patriots fast überall auf dem letzten Platz in der AFC East finden. Zu gravierend war die offensive Bankrotterklärung der Vorsaison, zu wenig imposant die Zugänge danach. Und dennoch haben die Patriots die Chance, offensiv einen klaren Schritt nach vorn zu machen und besonders Quarterback Mac Jones in seinem dritten Jahr wieder in die Spur zu bringen.

Der Grund zum Optimismus trägt einen Namen: Bill O'Brien, der neue Offensive Coordinator des Teams. Er hatte diesen Job bereits 2011 inne und war zuvor schon zwei Jahre als Play Caller tätig. 2011 erreichte das Team hauptsächlich durch seine starke Offense den Super Bowl.

Vom Super Bowl brauchen sie in Foxborough erstmal nicht zu träumen, doch eine deutliche Steigerung ist drin, jetzt da die Fehlbesetzungen von Matt Patricia und Joe Judge behoben wurden und wieder ein OC mit Sachverstand Einzug erhält. Ob das für die Playoffs reicht, muss bezweifelt werden. Die Verpflichtung dem Team aber zumindest eine echte Chance geben, zumal die Defense ohnehin auf einem hohen Level operiert.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

9. Darren Waller zu den New York Giants

Die Umstände des Abgangs von Tight End Darren Waller bei den Las Vegas Raiders sind äußerst fragwürdig. Aus sportlichen Gründen wird sich Head Coach Josh McDaniels nicht von einem seiner besten Playmaker getrennt haben. Vielmehr soll ihm missfallen haben, wie sich Waller und seine Freundin - mittlerweile Ehefrau - darüber aufgeregt hatten, dass McDaniels versehentlich den Hochzeitstermin des Paares herausposaunt hatte.

Die Giants jedenfalls dürften begeistert gewesen sein, dass man ihnen einen Spieler dieser Qualität auf dem Silbertablett serviert hat. Er wird das zuletzt schwache Passspiel auf ein neues Level hieven. Waller dürfte der neue Fixpunkt für Daniel Jones sein, zumal man auf der Receiver-Position auch in dieser Offseason keine Bäume ausgerissen hat.

Waller kann In-Line aufgestellt werden, seine größte Gefahr dürfte er aber im Slot ausstrahlen. Und hier wäre er auch ein enormes Upgrade im Vergleich zum vorherigen Personal. Alles in allem könnte das Passspiel der Giants durch ihn deutlich besser werden.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

8. DJ Moore zu den Chicago Bears

Wir können jetzt trefflich diskutieren, ob es die richtige Entscheidung war, den ersten Pick im Draft abzugeben und damit einhergehend auf Justin Fields als Quarterback der Zukunft zu setzen.

Doch die Bears schlugen nun einmal diesen Weg ein. Entsprechend ist es aber löblich, dass es ihnen gelang, im Trade mit den Carolina Panthers nicht nur einige (zukünftige) Draftpicks zu ergattern, sondern eben auch mit DJ Moore einen echten X-Receiver.

Fields als Runner ist bekanntermaßen extrem gefährlich. Fields als Passer dagegen hat 2022 nochmal einen Schritt zurück gemacht im Vergleich zu seiner Rookie-Saison, speziell was Übersicht und Präzision betrifft. Die Theorie der Bears ist nun, dass all besser werden dürfte, wenn man die Umstände für Fields verbessert.

Die Offensive Line wurde allen voran mit Rookie-Offensive-Tackle Darnell Wright verstärkt und der neue Top-Receiver ist Moore. Er soll der Leuchtturm werden, an dem sich Fields orientieren kann, der ihm auch in brenzligen Situationen ein sicheres Target bietet. Moore hat die Statur eines Nummer-1-Receivers und war in den vergangenen Jahren schon einer der wenigen Lichtblicke in einer überschaubaren Panthers-Offense.

Bei den Bears könnte er neben seiner eigenen Stärke auch noch eine große Hilfe sein für seine Nebenleute, allen voran Darnell Mooney. Der könnte nun in den Slot rücken, wo er mit seiner geringen Größe vermutlich besser zurechtkommen wird als outside. Moore könnte das fehlende Puzzleteil sein, um die Bears-Offense zu öffnen.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

7. Orlando Brown Jr. zu den Cincinnati Bengals

"0 Sacks, druckt es auf ein verdammtes T-Shirt!" Das sagte Orlando Brown Jr. nach dem Gewinn von Super Bowl LVII mit den Kansas City Chiefs. Er hatte in der O-Line beträchtlichen Anteil am Erfolg KCs, nachdem die Chiefs zwei Jahre zuvor noch von den Bucs im Super Bowl in diesem Bereich zerstört worden waren.

Umso interessanter war es dann, dass die Chiefs Brown ziehen ließen und sich lieber anderweitig orientierten, was ihre Tackle-Positionen angeht. Zu groß waren seine Ansprüche

Am Ende waren dann die Bengals der lachende Dritte und sicherten sich ein klares Upgrade für ihre ebenfalls suspekte Offensive Line - die ihrerseits ein großer Grund für die Pleite in Super Bowl LVI in Los Angeles war.

Brown gibt Joe Burrow - so er denn rechtzeitig von seiner Wadenverletzung zurückkehrt - den vielleicht besten Left Tackle seiner NFL-Karriere. Die Win-Now-Bengals sollten damit erneut gut positioniert sein.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

6. Jalen Ramsey zu den Miami Dolphins

Die Dolphins haben erkannt, dass sich die Zeit, in der Quarterback Tua Tagovailoa noch günstg ist, dem Ende zuneigt. Entsprechend gingen sie in der Offseason erneut aggressiv vor und schnappten sich per Trade Jalen Ramsey von den Rams. Ramsey ist immer noch einer der besten Cornerbacks der NFL und sollte damit die zuletzt klaffende Lücke gegenüber von Xavien Howard in der Secondary Miamis schließen.

Ramsey ist ein wichtiges Upgrade für ein Team, das zuletzt meist auf den Blitz setzte, um Pass Rush zu kreieren. Mit ihm an Bord dürfte das leichter fallen.

Allerdings sei erwähnt, dass Ramsey mit seiner Meniskusverletzung erst einmal lange fehlen wird, sodass dieses Upgrade zunächst nicht zur Geltung kommen wird. Wenn alles gut läuft, dann wird er jedoch eine echte Verstärkung vermutlich ab November werden. Dann geht die Saison für Miami so richtig los.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

5. Vic Fangio zu den Miami Dolphins

Auch wenn Ramsey erstmal fehlen wird, greift das noch größere Upgrade der Dolphins-Defense schon von Beginn an. Defensiv-Guru Vic Fangio übernimmt als Defensive Coordinator und sollte diesem Team damit frischen Wind und vor allem sein überaus erfolgreiches Scheme bringen.

Fangios Defenses zeichnen sich durch sehr viel Zone aus, so kann das gegnerische Pass-Spiel förmlich erdrückt werden. Mit Konkurrenten wie den Jets und Bills in der eigenen Division könnte dies ein entscheidender Faktor werden.

Vor allem aber dürfte er das vorhandene Personal besser machen. Eine Leistungssteigerung ist etwa von Safety Jevon Holland zu erwarten, der ohnehin schon seine besonderen Fähigkeiten hat aufblitzen lassen, diese aber noch nicht konstant zeigte.

Auch ist mit einer besseren Form von Edge Rusher Bradley Chubb zu rechnen, den Fangio noch aus gemeinsamen Tagen in Denver kennt.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

4. Die Offense-Moves der Baltimore Ravens

Es dauerte eine Weile, doch nun tun die Ravens endlich das, was man von ihnen seit ein paar Jahren schon hätte erwarten dürfen: Sie verbessern die Umstände für Quarterback Lamar Jackson und investieren in Wide Receiver.

Abgesehen davon gaben sie Lamar nach längerem Theater einen neuen Vertrag, was ihn für die kommenden Jahre absichert und ihn angemessen bezahlt.

Darüber hinaus wurde mit Odell Beckham Jr. ein neuer Nummer-1-Receiver verpflichtet, bei dem aber ein gewisses Risiko mitspielt, schließlich kommt er nach über einjähriger Pause von seinem zweiten Kreuzbandriss im zweiten Knie zurück. Doch sollte er wieder sein altes Niveau erreichen, wäre er ein riesiges Upgrade zum bisherigen Personal.

Ein ebenfalls sehr interessanter Move war dann der Erstrundenpick für Slot-Receiver Zay Flowers. Das bedeutet, dass Jackson endlich einen Playmaker im Slot hat. In der Summe stehen da nun mindestens drei fähige Receiver inklusive Tight End Mark Andrews auf dem Feld. Was auch immer Rashod Bateman noch beizutragen hat, ist dann nur noch ein gern gesehener Bonus.

Die jedoch wichtigste Personalie steht gar nicht auf dem Feld: Mit Todd Monken kam ein neuer Offensive Coordinator, der schon bei Georgia mit einer imposanten Offense für Furore gesorgt hat, die nicht nur aus dem Run Game besteht. Er sollte sofort ein Upgrade gegenüber Vorgänger Mark Roman darstellen, dessen Expertise nicht weit über das Run Game hinausging.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

3. DeMeco Ryans bei den Houston Texans

Die Houston Texans haben vieles richtig gemacht in den vergangenen Monaten. Besonders ihre Manöver im NFL Draft ragen heraus: Mit dem zweiten Pick kam womöglich endlich ein neuer Franchise-QB in CJ Stroud, mit dem dritten Pick (via Trade) folgte mit Will Anderson Jr. der wohl beste Pass Rusher seiner Klasse. Darüber hinaus fand man in Runde 2 mit Center Juice Scruggs mindestens noch einen weiteren Day-1-Starter.

Doch all das wäre letztlich nur weitere Augenwischerei, wenn es nicht gelungen wäre, den aufstrebenden Coach DeMeco Ryans zurück nach Houston zu holen. Er war heiß begehrt auf dem Head-Coach-Markt nach seinen starken Leistungen in den vergangenen Jahren als Chef der 49ers-Defense. Ryans gilt als echter Leader und in seiner Rolle als früherer Texans-Star auch noch als Identifikationsfigur. Erstmals seit ein paar Jahren hat man bei dieser Verpflichtung nicht das Gefühl, hier einen "Fall Guy" installiert zu haben. Die Texans wollen anscheinen wirklich mit Ryans in die Zukunft gehen. Und das ist ein klares Statement, vor allem an die Anhänger, die zuletzt wenig Grund zum Optimismus hatten.

Dieses Jahr wird Houston wahrscheinlich noch nicht angreifen, doch die Weichen für eine rosige Zukunft sind nun eindeutig gestellt.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

2. Aaron Rodgers zu den New York Jets

Ich gebe zu, ich bin weiter nicht vollends überzeugt davon, die Zukunft für einen bald 40-Jährigen zu verpfänden, der m Vorjahr seine schlechteste Saison seit mindestens 2017 gespielt hat und nach eigener Auskunft im Grunde schon zurückgetreten war. Doch die Jets wähnen sich nun im Win-Now-Modus und setzen alles auf eine Karte.

Die positiven Aspekte dieser Verpflichtung wurden schon in der Offseason und früh im Camp offensichtlich: Rodgers bringt eine Erfahrung und Routine mit, die in diesem Kader gefehlt hat. Er ist bei weitem ein besserer Leader als es Zach Wilson wohl jemals werden wird. Und er zieht Leute an.

Receiver wie Allen Lazard, Randall Cobb und womöglich auch Mecole Hardman wären ohne Rodgers sicherlich nicht bei Gang Green. Und der aufstrebende Garrett Wilson hat die Chance, mit Rodgers an seiner Seite einen gehörigen Schritt nach vorne zu machen nach seiner Rookie-of-the-Year-Saison.

Rodgers bringt die Jets zurück auf die Landkarte, nachdem sie seit über einem Jahrzehnt im Grunde nur noch eine Randnotiz waren. Man schaue sich nur den Prime-Time-Schedule in dieser Saison an ...

Nun muss Rodgers nur noch beweisen, dass 2022 nur eine Anomalie war und er tatsächlich noch einige Jahre auf hohem Niveau spielen kann und wird, wie er kürzlich bekundete.

NFL, Offseason, Aaron Rodgers, Josh Harris, Lamar Jackson, Jalen Ramsey
© getty

1. Josh Harris bei den Washington Commanders

Kein Spieler, kein Coach, sondern ein Teambesitzer hat sich den Top-Spot in dieser Liste verdient. Josh Harris hat mit seiner Übernahme der Washington Commanders für mehr als sechs Milliarden Dollar eine ganze Fanbase erlöst, die unter seinem Vorgänger Dan Snyder zu leiden hatte.

Mehr noch: Durch die Ablösung von Snyder ist die NFL auch zugleich ihr größtes Ärgernis los. Zwar gibt es da schon noch ein paar andere Dinge, die im Argen liegen, doch Snyders Schatten war lang und überdeckte nicht nur den Sport in DC, sondern fand seinen Weg auch in die Politik und die Wirtschaftsaufsicht.

Dieses Kapitel ist nun geschlossen und einen der traditionsreichsten Franchises der NFL kann wieder nach vorne schauen und sich auf Sport konzentrieren. Und zwar nicht nur in dieser Saison, sondern auch in der nahen und fernen Zukunft. Ein Glücksfall für die gesamte NFL und ihre Anhänger.