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NFL: Die Coordinators mit dem größten Einfluss auf die Saison 2023

Von Marcus Blumberg
NFL, Kellen Moore, Bill O'Brien, Eric Bieniemy, Nathaniel Hackett
© getty

In der NFL blickt alles immer auf den Quarterback und den Head Coach, doch auch die Coordinators können großen Einfluss auf die Leistung und den Erfolg der jeweiligen Teams haben. SPOX zeigt Euch heute die Coordinators, die in der Saison 2023 den größten Einfluss auf ihre Teams haben werden - positiv wie negativ.

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Coordinators stehen naturgemäß im Schatten der Head Coaches, doch nicht wenige von ihnen haben großen Einfluss aufs Play Calling, aufs Play Design oder gleich das ganze Scheme.

Doch welche sind die Coordinators in der anstehenden Saison, deren Wirken den größten Einfluss auf ihre jeweiligen Teams haben werden?

NFL, Kellen Moore, Bill O'Brien, Eric Bieniemy, Nathaniel Hackett
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10. Nathaniel Hackett - Offensive Coordinator, New York Jets

"Es mag einer der schlechtesten Coaching-Jobs in der Geschichte der NFL gewesen sein", sagte der heutige Head Coach der Denver Broncos, Sean Payton, über seinen Vorgänger, Nathaniel Hackett, in einem Interview mit USA Today. Auch wenn Payton hier eine Grenze überschritten und den geltenden "Code" unter Head Coaches gebrochen hat: widersprechen möchte ich ihm nicht.

Hacketts Broncos waren ein Desaster. Gut also, dass er nun zu seiner Kernkompetenz, der Offense, zurückkehrt. Oder? Nicht unbedingt! Denn auch wenn seine Spieler, allen voran Quarterback Aaron Rodgers Hackett über den grünen Klee loben und immer wieder betonen, wie sehr die Arbeit unter ihm Spaß mache, sollte man nicht vergessen, dass jener Hackett an einer wichtigen Sache bei den Packers nicht beteiligt war: Play Calling. Das war Sache von Head Coach Matt LaFleur.

Schaut man sich jetzt an, wie die Teams unter Fangio als Play Caller abgeschnitten haben, dann wird deutlich, dass dies nicht wirklich seine Expertise ist. Seine beste Saison als Play Caller war 2017 bei den Jaguars, das Jahr, in dem für Jacksonville scheinbar alles ging. Doch selbst da kam seine Offense gerade mal auf -0,01 EPA/Play, was immerhin Rang 12 in der Liga bedeutete. Tatsächlich hatte eine Offense, deren Plays von Hackett angesagt wurde, über eine ganze Saison nie einen positiven EPA/Play-Wert. Hält dieser Trend an, wird die Saison für die Jets vielleicht doch nicht so großartig wie alle dort annehmen.

NFL, Kellen Moore, Bill O'Brien, Eric Bieniemy, Nathaniel Hackett
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9. Brian Schottenheimer - Offensive Coordinator, Dallas Cowboys

Head Coach Mike McCarthy wird voraussichtlich das Play Callng bei den Cowboys selbst übernehmen. Also wie zu besten Zeiten bei den Packers, als Rodgers keine Gelegenheit ausließ, seine Ansagen zu ignorieren.

Und McCarthy kündigte bereits an, mehr aufs Run Game zu setzen, schließlich gewinnt man so - in den 80er und 90er Jahren - die Spiele. Und man hält seine eigene Defense vom Feld und lässt diese durchschnaufen. Glaubt McCarthy.

Doch wir sprechen hier schließlich über Schottenheimer, in dessen Vita steht, dass er bereits mit Nachdruck die Offense der Seahawks merklich zurückgehalten und dann aktiv mitgeholfen hat, das Rookie-Jahr von Top-Pick Trevor Lawrence in Jacksonville gegen die Wand zu fahren. Naturgemäß darf er nun Dak Prescott und Co. im Weg stehen.

Die Cowboys sehen sich selbst als großer Contender in der NFC (East) und haben weiterhin eine extrem gefährliche Defense angeführt von Micah Parsons. Doch mit diesen Entscheidungsträgern in der Offense könnte das wie schon im Vorjahr fast schon überflüssig werden. Und im Vorjahr war immerhin das Play Calling noch auf Effizienz ausgelegt, etwas, wovon man sich in diesem Jahr womöglich verabschieden wird.

Schottenheim wird großen Einfluss auf den Verlauf dieser Saison haben, vermutlich aber keinen sonderlich positiven.

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8. Jim Schwartz - Defensive Coordinator, Cleveland Browns

Die Cleveland Browns stellten 2022 nach PFF-Grades die siebstschlechteste Defense der NFL. Und das, obwohl sie einige namhafte Spieler wie Myles Garrett in ihren Reihen hatten. Um das nicht zu wiederholen, wurde nicht auf dem Platz aufgerüstet. Auch an der Seitenlinie weht nun ein anderer Wind.

Jim Schwartz hat als Defensive Coordinator übernommen, nachdem er zuletzt zwei Jahre als Defensive Assistant in Tennessee tätig war. Seinen größten Erfolg feierte er allerdings als DC der Eagles, die 2017 den Super Bowl gewannen.

Schwartz bringt sein übliches Wide-9-Scheme mit, was besonders den Edge Rushern Garrett und Neuzugang Za'Darius Smith mehr Freiheiten im Pass Rush bieten dürfte. Sie dürfen nun mit mehr Anlauf außerhalb der Tackles postiert werden.

Insgesamt wird von Schwartz eine klare Leistungssteigerung der Defense erwartet. Nur so dürfte ein Sprung an die Spitze der AFC North möglich sein.

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7. Matt Canada - Offensive Coordinator, Pittsburgh Steelers

Eigentlich sollte für die Steelers-Offense 2022 alles besser werden, schließlich war Ben Roethlisberger, der kaum noch mehr machte als schnelle, kurze Pässe zu werfen, weg. Und sowohl Platzhalter Mitch Trubisky als auch Erstrundenpick Kenny Pickett brauchten vor allem mehr Mobilität mit, um Canadas Scheme besser zur Geltung kommen zu lassen.

Das Ergebnis jedoch war ernüchternd. Man war bestenfalls Mittelmaß, was offensive Produktion anging. Und somit steht gerade für Canada schon jetzt einiges auf dem Spiel in seiner dritten Saison in Pittsburgh.

Er selbst geht von einem Sprung der letztjährigen Rookies Pickett und Wide Receiver George Pickens aus. Doch was, wenn der ausbleibt? Bislang war das, was Canadas Offenses gezeigt haben, überschaubar. Gerade er braucht nun eine klare Leistungssteigerung. Andernfalls dürfe sein Stuhl schnell gehörig wackeln.

Gelingt es aber, die Offense ein paar Schritte nach vorn zu bringen, dann könnten die Steelers wieder angreifen, schließlich war die Defense zuletzt schon gutem Niveau unterwegs, wenn Edge Rusher TJ Watt fit war.

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6. Eric Bieniemy - Offensive Coordinator, Washington Commanders

Die metaphorische Sonne in DC ist nach dem Verkauf der Commanders an Josh Harris wieder aufgegangen, es herrscht Aufbruchstimmung in der Hauptstadt.

Und das liegt sicher auch an der Ankunft von Eric Bieniemy, der nun schon mehrfach als Head Coach übergangen wurde, obwohl die Offense der Chiefs auch sein Werk war in den vergangenen Jahren.

Der Job bei den Commanders ist für Bieniemy nun Herausforderung und Druck zugleich, denn er bekommt nun die Chance, zu zeigen, dass es eben nicht nur an Andy Reid und Patrick Mahomes gelegen hat, dass die Chiefs eine so imposante Offense auf den Platz gestellt haben. Gelingt es ihm, auch mit Sam Howell - zweifelhaft - eine schlüssige Offense auf die Beine zu stellen, dürfte das seine Aktien für seine persönliche Karriere merklich steigern.

Und für die Commanders bedeutet diese Verpflichtung frischer Wind, denn trotz guter Skill-Positionen angeführt von Wide Receiver Terry McLaurin, war das Ergebnis meist überschaubar. Wenn es Bieniemy gelingt, mehr Struktur, mehr Effizienz und ein einfacheres Scheme für seinen QB zu installieren, könnten die Commanders, die neben dem Platz im Aufwind sind, diesen auch auf dem Feld verspüren.

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5. Vic Fangio - Defensive Coordinator, Miami Dolphins

Defensiv-Guru Vic Fangio übernimmt als Defensive Coordinator und sollte diesem Team damit frischen Wind und vor allem sein überaus erfolgreiches Scheme bringen.

Fangios Defenses zeichnen sich durch sehr viel Zone aus, das gegnerisches Pass-Spiel erdrücken kann. Mit Konkurrenten wie den Jets und Bills in der eigenen Division könnte dies ein entscheidender Faktor werden.

Vor allem aber dürfte er das vorhandene Personal besser machen. Eine Leistungssteigerung ist etwa von Safety Jevon Holland zu erwarten, der ohnehin schon seine besonderen Fähigkeiten hat aufblitzen lassen, diese aber noch nicht konstant zeigte.

Auch ist mit einer besseren Form von Edge Rusher Bradley Chubb zu rechnen, den Fangio noch aus gemeinsamen Tagen in Denver kennt.

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4. Brian Flores - Defensive Coordinator Minnesota Vikings

An der Defense der Minnesota Vikings scheiden sich die Geister. Zwar hat sie PFF an vierter Stelle bei den Defense-Grades, doch schaut man auf Football Outsiders, dann rangieren sie mit 6,7 Prozent DVOA auf Rang 27 in Defense. Heißt so viel wie: Die individuellen Vorstellungen sahen ziemlich gut aus, das Zählbare jedoch blieb weitestgehend aus.

Heißt auch: Die Vikings haben sich nicht von ihrer 13-4-Bilanz blenden lassen, die ohnehin eine große Anomalie war. Entsprechend trennte man sich von Ed Donatell, dessen Defenses gerade in Sachen Secondary schon immer ein schwieriger Fall waren.

Dafür kommt nun Brian Flores ins Spiel. Dieser fungierte zuletzt als Senior Defensive Assistant bei den Steelers. Zuvor war er bekanntlich Head Coach der Dolphins (2019 bis 2021) und zuvor in mehreren Rollen im Coaching Staff der Patriots tätig.

Er versteht Defense und steht für Man Coverage und aggressives Blitzing. Der Kader der Vikings könnte mit ihm am defensiven Ruder durchaus funktionieren. Top-Edge-Rusher Danielle Hunter wurde gehalten, Marcus Davenport von den Saints dazu geholt. Zudem hat die Secondary durchaus Potenzial.

Für Flores geht es nun natürlich nicht nur darum, die Defense näher an die gute Offense voranzubringen, sondern auch Eigenwerbung zu betreiben, schließlich wird er sicherlich in Zukunft nochmal einen Head Coach haben wollen. Ein DC-Job ist da ein sehr gutes Schaufenster.

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3. Todd Monken - Offensive Coordinator, Baltimore Ravens

Todd Monken, der zuletzt die potente Offense der Georgia Bulldogs übersah, hat bei den Ravens eigentlich nur eine Aufgabe: Das Passspiel zu öffnen und brauchbar zu machen. Es war die große Schwäche in Greg Romans Offense - es ging viel zu stur über das Laufspiel, was das Team gerade in engen Spielen zu berechenbar machte.

Die Ravens rüsteten erstmals seit Lamar Jacksons Ankunft auf Wide Receiver auf (OBJ, Flowers), doch der wichtigste Neuzugang dürfte Monken sein, der neue Struktur in die Offense bringen soll. Gelingt ihm dies, werden die Ravens ein sehr unangenehmer Gegner sein, zumal die Defense weiterhin wie eine der besseren der NFL aussieht.

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2. Bill O'Brien - Offensive Coordinator, New England Patriots

Wer aktuell auf die Prognosen für die kommende Saison schaut, wird die New England Patriots fast überall auf dem letzten Platz in der AFC East finden. Zu gravierend war die offensive Bankrotterklärung der Vorsaison, zu wenig imposant die Zugänge danach. Und dennoch haben die Patriots die Chance, offensiv einen klaren Schritt nach vorn zu machen und besonders Quarterback Mac Jones in seinem dritten Jahr wieder in die Spur zu bringen.

Der Grund zum Optimismus trägt einen Namen: Bill O'Brien, der neue Offensive Coordinator des Teams. Er hatte diesen Job bereits 2011 inne, war zuvor schon zwei Jahre als Play Caller tätig. 2011 erreichte das Team hauptsächlich durch seine starke Offense den Super Bowl.

Vom Super Bowl brauchen sie in Foxborough erstmal nicht zu träumen, doch eine deutliche Steigerung ist drin, jetzt da die Fehlbesetzungen von Matt Patricia und Joe Judge behoben wurden und wieder ein OC mit Sachverstand Einzug erhält. Ob das für die Playoffs reicht, muss bezweifelt werden, doch dürfte diese Verpflichtung dem Team zumindest eine echte Chance geben, zumal die Defense ohnehin auf einem hohen Level operiert.

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1. Kellen Moore - Los Angeles Chargers

Die Chargers haben seit ein paar Jahren den Luxus, einen der talentiertesten Quarterbacks der NFL mit einem der besten Arme zu haben. Allerdings ähnelte die Nutzung von Justin Herbert in den vergangenen Jahren eher einem Ferrari mit Stützrädern. Unter Joe Lombardi wurde auf kurze Pässe gesetzt, Dump-Offs, Screens und dergleichen. Dabei kann Herbert den Ball aus allen Lagen über das gesamte Feld feuern - sogar präzise.

Kellen Moore, den die Cowboys nicht mehr wollten, weil er - siehe oben - zu viel Wert auf den Pass gelegt hat, könnte nun die Lösung für dieses Problem sein. Sein Play Calling ist seit Jahren eines der fortschrittlichsten und effizientesten der NFL. Und mit Herbert under Center ist es zu erwarten, dass er dessen Arm auch entsprechend einsetzen wird.

Schon im Camp war frühzeitig zu sehen, wo die Reise hingeht - nämlich durch die Luft und zwar tief! Rookie Quentin Johnston und Mike Williams sind zwei formidable Deep Threats, die in diesem Jahr auf einigen Highlight Reels nach Shots von Herbert auftauchen werden. Wir könnten also nach seiner üppigen Vertragsverlängerung den besten Herbert bisher sehen, weil ihm Moore die Stützräder abnehmen wird.