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NBA - MVP-Ranking im Januar: Neuling sammelt sich zum Angriff, neuer Top-Favorit an der Spitze

In Denver dreht sich berechtigterweise alles um Nikola Jokic.
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Es gibt gleich mehrere Veränderungen im MVP-Ranking: Der Januar hat einen neuen Top-Favoriten gebracht, der mit seinen Stats selbst NBA-Legenden alt aussehen lässt. Auch ein Neuling findet sich erstmals in dieser Saison in der Top 5 wieder - und könnte bald noch weiter klettern.

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Das Verletzungspech hat wieder zugeschlagen seit unserem letzten MVP-Ranking im Dezember. Vor einem Monat knackte Kevin Durant noch die Top 5 der wertvollsten Spieler der Saison, gut eine Woche später setzte ihn eine Knieverletzung außer Gefecht. Der Nets-Star fiel damit in den vergangenen zehn Spielen aus und wird wohl auch noch eine Weile pausieren.

Da kann KD noch so starke Zahlen auflegen, im heißen MVP-Rennen der Saison 2022/23 wird es so extrem schwer für ihn. Wobei: Ein anderer prominenter Name hat sich von seinen Blessuren aus den ersten Saisonwochen erholt und würfelt mittlerweile unsere Top 5 durcheinander, der einzige Januar-Neuling im MVP-Ranking von SPOX.

Wir sollten daher betonen: Hierbei handelt es sich um einen Zwischenstand. Es sind erst gut 60 Prozent der Spielzeit durch, entsprechend kann sich im MVP-Rennen bis zum Saisonende noch einiges tun. Hoffen wir, dass wir zumindest vor weiteren Verletzungen verschont bleiben. Nun aber zu unserer Top 5, so würde Stand Ende Januar unser MVP-Ballot aussehen:

Einziger Vorwurf an Giannis Antetokounmpo: die für seine Verhältnisse unterdurchschnittliche Effizienz.
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Platz 5: GIANNIS ANTETOKOUNMPO (Milwaukee Bucks)

  • Platzierung im Vormonat: 3.
  • Teambilanz: 33-17, Platz 2 in der Eastern Conference
  • Stats 2022/23: 31,7 Punkte, 12,0 Rebounds und 5,3 Assists bei 53,4 Prozent aus dem Feld und 27,4 Prozent von Downtown (in 39 von 50 Bucks-Spielen)

Es bleibt dabei, wie schon fast die gesamte Saison über hinkt der Grieche in Sachen Effizienz seinen spektakulären Vorjahren und der Konkurrenz etwas hinterher (58,7 Prozent True-Shooting zu 60,3 Prozent über die gesamte Karriere und 63,3 Prozent in den beiden Vorjahren). Das ist aber auch schon der einzige Seitenhieb, den man bei Antetokounmpo setzen kann.

Historisch betrachtet spielt er trotzdem eine unfassbare Saison. Er ist einer von nur drei Spielern, die über eine Saison mindestens 30-10-5 bei einer Feldwurfquote von mindestens 50 Prozent auflegen beziehungsweise auflegten: Kareem Abdul-Jabbar, Wilt Chamberlain und eben Giannis. Keine ganz so schlechte Gesellschaft, aber in Sachen historischer Bestmarken haben eben auch die Konkurrenten im MVP-Rennen ein wenig was zu bieten, dazu später mehr.

Im Januar musste der Greek Freak sechsmal pausieren, die Bucks haben vier dieser Spiele verloren. Seither hat Milwaukee aber wieder viermal in Folge gewonnen mit dem Sahnehäubchen eines 50-Burgers griechischer Art (50 Punkte, nette Dunk-Show, 20/26 FG) zuletzt gegen New Orleans. Damit hat er zum zweiten Mal in diesem Monat die 50 geknackt nach seinem Career-High gegen die Wizards (55).

Es sagt einiges aus, dass Antetokounmpo mit solchen Zahlen und als Anführer eines 33-17-Teams eben doch nur Fünfter wird im MVP-Ranking. Das Talentlevel in der NBA und vor allem an der Spitze war wohl noch nie so hoch wie in dieser Saison. Und: Keiner in der Top 5 ist älter als 28 Jahre, zwei sind sogar unter 25, dahinter scharrt unter anderem Ja Morant (23) mit den Hufen. Die Liga ist in ausgezeichneten Händen.

Joel Embiid hat im direkten Duell mit Nikola Jokic ein Ausrufezeichen gesetzt.
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Platz 4: JOEL EMBIID (Philadelphia 76ers)

  • Platzierung im Vormonat: nicht gerankt
  • Teambilanz: 32-17, Platz 3 in der Eastern Conference
  • Stats 2022/23: 33,6 Punkte, 10,0 Rebounds, 4,2 Assists und 1,7 Blocks bei 53,4 Prozent aus dem Feld und 35,8 Prozent von Downtown (in 37 von 49 Sixers-Spielen)

Keine gute Woche für den Kameruner: Erst wird er von den All-Star Startern ausgegrenzt, dann von Moe Wagner düpiert, jetzt landet er im SPOX-Ranking auch noch außerhalb der Top 3. "Ich bin das gewohnt. Das dient mehr als Motivation, um weiter rauszugehen und den Titel zu gewinnen", sagte Embiid am Wochenende angesprochen auf den All-Star-Starter-Snub (zum SPOX-Ranking hat er sich noch nicht geäußert).

Es ist ein Thema, das sich durch die vergangenen Monate zieht: Embiid legt den Fokus auf die Championship, individuelle Awards sind ihm egal, nachdem er zweimal in Folge hinter Nikola Jokic Zweiter in der MVP-Wahl wurde. Sagt er zumindest: "Ich bin damit fertig, für mich selbst zu argumentieren. Alles Wichtige liegt da draußen." Vielleicht ist es auch nur ein Schutzmechanismus, um sich vor weiteren Enttäuschungen zu schützen. Denn an Jokic kommt er Stand jetzt wieder nicht vorbei.

Dabei vereint der Center exzellente Argumente im MVP-Rennen auf sich. 33,6 Punkte sind ein Career-High und ein NBA-Bestwert, er könnte sich zum zweiten Mal in Folge die Scorer-Krone schnappen. Dabei legt er einen überragenden True-Shooting-Wert von 64,1 Prozent auf, ebenfalls Career-High. Er ist ein besserer Verteidiger als die vor ihm platzierten MVP-Kandidaten. Dazu ein Statement-Sieg mit 47-18-5 wie zuletzt gegen den amtierenden MVP. Jokic meinte zuvor schon, Embiid sei "wahrscheinlich" der dominanteste Spieler der Liga.

Auch bilanztechnisch haben sich Embiid und die Sixers nichts vorzuwerfen, Philly gehört nach einem enttäuschenden Saisonstart mittlerweile wieder zur Riege der Top-Contender. Doch da liegt die Krux: Beim MVP-Award geht es eben um die gesamte, bisherige Saison. Die Sixers brauchten eine Weile, um in Fahrt zu kommen, Embiid verpasste in den ersten Saisonwochen einige Spiele. So hat er elf Spiele weniger als Jayson Tatum, neun Spiele weniger als Luka Doncic und sechs Spiele weniger als Jokic absolviert, entsprechend stand er deutlich weniger Minuten auf dem Court.

In einem solch engen MVP-Rennen wie in dieser Saison können auch die absolvierten Spiele eine entscheidende Rolle einnehmen. Gleichzeitig kann sich in dieser Hinsicht bis zum Ende der Spielzeit noch viel ändern und Embiid entsprechend nach oben klettern.

NBA: Gespielte Minuten der Top 5 im MVP-Ranking

PlatzSpieler (Team)MinutenPunkte pro Spiel
1.Jayson Tatum (Celtics)179831,1
2.Luka Doncic (Mavs)169133,4
3.Nikola Jokic (Nuggets)144125,1
4.Giannis Antetokounmpo (Bucks)130131,7
5.Joel Embiid (Sixers)128833,6
Luka Doncic muss die Mavs meistens im Alleingang tragen - er braucht dringend mehr Hilfe.
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Platz 3: LUKA DONCIC (Dallas Mavericks)

  • Platzierung im Vormonat: 4.
  • Teambilanz: 27-25, Platz 6 in der Western Conference
  • Stats 2022/23: 33,4 Punkte, 8,9 Rebounds und 8,3 Assists bei 50,1 Prozent aus dem Feld und 35,5 Prozent von Downtown (in 46 von 52 Mavs-Spielen)

Embiid hat einen James Harden als Co-Star, Tatum einen Jaylen Brown, Jokic einen Jamal Murray oder Aaron Gordon. Gut möglich, dass fast jeder aus der hier genannten Top 4 in dieser Saison einen weiteren All-Star an seiner Seite hat. Aber Doncic? Der spielt tagein, tagaus relativ allein auf weiter Flur. Christian Wood bekam immerhin 146.774 Fan-Stimmen im All-Star-Voting, Platz 19 im West-Frontcourt, Platz zwei unter allen Mavs-Akteuren.

Es ist nichts Neues, dass Dallas ohne seinen Superstar kaum einen Stich landet. Die Texaner stehen bei 0-6 in Spielen, in denen sich Doncic nicht das Trikot überstreift. Eine willkommene Ausnahme war der Sieg gegen Phoenix, bei dem sich der Slowene wenige Minuten nach Tip-Off verletzte und die Kollegen, allen voran Spencer Dinwiddie, in die Bresche sprangen. Doch selbst gegen die Pistons war offensichtlich, wie stark Dallas auf eine Explosion von Doncic angewiesen ist.

An normalen Abenden trägt er eine unheimliche Last (33,4 PPG bei 61,1 Prozent True Shooting und 37,5 Prozent Usage!), was auf Dauer kein Erfolgsrezept ist, zumindest nicht, wenn die Championship das Ziel sein soll. Aber auch in den Spielen mit Doncic steht Dallas bei einer Bilanz von 27-19, da haben Tatum (34-14) und Jokic (31-12) einen klaren Vorteil.

Natürlich kommt auch hier das Argument zu tragen, dass die Celtics und Nuggets über mehr Talent im Kader verfügen. Viel mehr kann Doncic fast nicht mehr leisten, als er es mit seinen irren Performances bereits tut. Doch Tatum und Jokic sind individuell teils genauso stark unterwegs. Deshalb darf man im Gesamtkontext des MVP-Rennens die Teambilanzen ebenfalls nicht ignorieren.

Jayson Tatum ist der beste Spieler des besten Teams der NBA - kein schlechtes MVP-Argument.
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Platz 2: JAYSON TATUM (Boston Celtics)

  • Platzierung im Vormonat: 1.
  • Teambilanz: 36-15, Platz 1 in der Eastern Conference
  • Stats 2022/23: 31,1 Punkte, 8,7 Rebounds und 4,4 Assists bei 46,5 Prozent aus dem Feld und 35,0 Prozent von Downtown (in 48 von 51 Celtics-Spielen)

Apropos besserer Kader: Die Celtics haben zweifelsohne einen der besten der Liga, von Position eins bis neun kann sich das alles sehen lassen. Dennoch: Tatum macht dieses Team erst elitär. Mit ihm auf dem Court sind die Kelten um 8,8 Punkte pro 100 Possessions besser als ohne ihn. Doncic' Wert liegt übrigens bei +11,5, ein anderer aber sprengt diese Kategorie (Ihr könnt Euch wahrscheinlich denken, wer).

Es ist also bei Weitem nicht so, dass Tatum einfach nur von einem guten Team um sich herum profitieren würde. Im Vergleich zur Vorsaison hat er seinen Punkteschnitt um mehr als 4 Zähler auf einen Karrierebestwert von 31,1 hochgeschraubt. Auch in Sachen Rebounds (8,7) und Assists (4,4) stellt er persönliche Bestmarken auf beziehungsweise ein. Und all das bei einer enorm gestiegenen Effizienz von 60,7 Prozent True Shooting.

Der 24-Jährige ist der beste Spieler des besten Teams der Association, allein das ist immer ein gutes MVP-Argument. Mit Abstand hat er die meiste Spielzeit aller MVP-Kandidaten angesammelt - tatsächlich haben in der kompletten Liga nur drei Spieler mehr Minuten abgerissen als Tatum (Anthony Edwards, Mikal Bridges, Julius Randle).

Trotzdem muss er seine Spitzenposition in diesem Monat abgeben, nachdem er bislang jedes MVP-Ranking angeführt hatte. Das hat wenig mit Tatum selbst zu tun, vielmehr mit der überragenden Klasse der neuen Nummer eins.

In Denver dreht sich berechtigterweise alles um Nikola Jokic.
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Platz 1: NIKOLA JOKIC (Denver Nuggets)

  • Platzierung im Vormonat: 2.
  • Teambilanz: 34-16, Platz 1 in der Western Conference
  • Stats 2022/23: 25,1 Punkte, 10,9 Rebounds und 9,9 Assists bei 62,9 Prozent aus dem Feld und 39,0 Prozent von Downtown (in 43 von 50 Nuggets-Spielen)

Auflösung unseres Mini-Quizzes: Natürlich ist es Jokic, der alle On/Off-Zahlen in der aktuellen Saison ins Lächerliche zieht. Laut Cleaning the Glass beträgt der Unterschied bei den Nuggets zwischen "Jokic Ja" und "Jokic Nein" ganze 22,8 Punkte pro 100 Possessions! Das ist der mit Abstand beste Wert der NBA, vor den Teamkollegen Gordon und Kentavious Caldwell-Pope - die stehen aber nur selten ohne Jokic auf dem Court und profitieren daher stark von dessen Brillanz.

Der 27-Jährige führt darüber hinaus die meisten Advanced-Stats-Metriken wie Win Shares, Box Plus/Minus, VORP oder RAPTOR von FiveThirtyEight an, meist mit deutlichem Vorsprung (nur bei ESPNs Real Plus-Minus hat Tatum die Nase vorn). Und wer mehr auf die klassischen Zahlen Wert legt: Dank eines starken Januars hat Jokic seine Dreierquote nach oben geschraubt (39 Prozent, zweitbester Wert seiner Karriere) und legt nun fast ein Triple-Double bei 70,2 Prozent True Shooting auf. Wie gesagt, über 60 Prozent sind eigentlich schon sehr gut ...

In der Geschichte der NBA finden sich überhaupt nur 17 Akteure, die diesen Effizienzwert über eine komplette Saison übertroffen haben - fast alle davon sind klassische Play-Finisher eines Typs DeAndre Jordan (der hilft nun, die On/Off-Zahlen von Jokic aufzuhübschen) oder Dwight Powell. Nur mit Ausnahme von Artis Gilmore 1981/82 kommt keiner von ihnen an die Anzahl der Wurfversuche pro Partie des Jokers heran.

Selbst in einem einzelnen Spiel ist ein Triple-Double bei über 70 Prozent TS äußerst selten, Magic Johnson kam auf 22 solcher Partien, James Harden auf 19 - jeweils in ihrer gesamten Karriere wohlgemerkt. Jokic steht in seiner NBA-Laufbahn bei 42 solcher Spiele und knackt diese Zahlen fast im Durchschnitt über eine gesamte Saison. Irre ist da noch untertrieben.

Ganz nebenbei führt er damit die Nuggets zur besten Bilanz der Western Conference und zu aktuell Platz zwei ligaweit. Das Argument, er könne aufgrund von Voter Fatigue nach zwei MVPs in Folge nicht noch einmal gewinnen, hat er schon längst in die Tonne gekloppt. Jokic spielt eine bessere Saison als in den Vorjahren, sein Team ist besser und ein klarer Titelanwärter - Stand jetzt hat es sich der Joker absolut verdient, dem "3 MVPs in Folge"-Klub nach Larry Bird, Wilt Chamberlain und Bill Russell beizutreten.

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