WM

WM Kompakt am 16. Dezember: Miese TV-Quoten! "Beste WM aller Zeiten" zündet in Deutschland nicht

Von Jochen Tittmar
Gianni Infantino hat die fabelhaftesten Ideen und ulkigsten Ansichten. Warum die WM in Deutschland kaum interessiert, weiß aber wohl selbst er nicht.
© imago images

Deutschland ist in Weihnachts-, nicht aber in WM-Stimmung. Ein namenloser Amerikaner wird am Sonntag zum wohl größten Frankreich-Fan auf der Welt. Thomas Hitzlsperger hat David Beckham empfohlen, das Maul zu halten. Und: Kurányi kaputt! In Topform dagegen: das WM Kompakt.

Cookie-Einstellungen
Katar, WM 2022, Leere Plätze
© imago images

WM 2022 in Katar - Katarstimmung des Tages: Die TV-Quoten in Deutschland

Die "beste WM aller Zeiten" (sic!) will in Deutschland einfach nicht ins Rollen kommen. Gut, nun ist die DFB-Elf ja bereits solange draußen, dass Weihnachten näher ist als ihr letztes WM-Spiel, aber das ist laut Expertinnen und Experten keine Ausrede. Das sieht auch Kerstin Niederauer-Kopf so. Sie ist Vorsitzende der Geschäftsführung der AGF Videoforschung, die im Auftrag einiger TV-Sender seit 1988 Zuschauerzahlen ermittelt. "Eigentlich waren die Voraussetzungen günstig, um bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft neue Quotenrekorde zu erzielen", sagte sie und nennt vor allem die dunkle Jahreszeit als Argument. Mehr Fernsehnutzung, weniger Public Viewings und vor allem auch eine angespannte Wirtschaftslage, die das Ausgehen für viele erschwert.

Nun gibt es in Deutschland aber einen spürbaren Rückgang der Quoten. "Wir haben es mit Veränderungen im Mediennutzungsverhalten zu tun, die wir sonst gar nicht kennen", sagt die Reichweitenforscherin. Axel Balkausky, Sportkoordinator bei der ARD, bestätigt das: "Im Vergleich zur letzten WM haben wir im klassischen linearen Fernsehen sowohl in den absoluten Zahlen als auch den relativen Marktanteilen etwa ein Drittel der Zuseher verloren." Die Nutzung von Livestreams und auch Magenta Sport könnten dies nicht auffangen. Wie man die Zahlen dreht und wendet: Sie bleiben schwach.

Und für den DFB kommt es noch übler: Balkausky konstatiert, dass schon bei normalen Länderspielen der Deutschen die Quoten in den vergangenen Jahren zurückgegangen sind. Die FIFA muss sich hingegen weniger Gedanken machen. In anderen Ländern der Welt stimmen die Zahlen. Aber warum in Deutschland nicht? Hier ein paar mögliche Gründe:

  • Bei den Daily Soaps ist es gerade einfach spannender als in Katar
  • Nicht der Fußball, sondern das einarmige Reißen auf den Weihnachtsmärkten ist Volkssportart Nummer eins in Deutschland
  • Durch eingesparte Heizkosten sind reihenweise TV-Geräte in den deutschen Wohnungen unterkühlt
  • Ein großartiges Turnier pro Jahr reicht den meisten - und sind wir ehrlich: Die EM in England war im Sommer der Hammer!
Frankreich, Weltmeister, WM 2022, Katar
© getty

WM 2022 in Katar - Wette des Tages: Der namenlose Ami

Amerikanische Medien haben einen namenlosen Mann ausfindig gemacht, der zumindest während des WM-Finals am Sonntag Frankreichs größter Fan sein dürfte. Denn: Siegen Les Bleus gegen Argentinien, gewinnt der Kerl über eine halbe Million US-Dollar - gesetzt hatte er lediglich 26 Dollar.

Der Mann schloss eine Wette auf sieben verschiedene Ereignisse ab. Sechsmal lag er bereits richtig, und zwar beim Stanley-Cup-Sieg der Colorado Avalanche, den Meistertiteln des Los Angeles FC, von Manchester City sowie der AC Milan, dazu bei den Titelgewinnen des Universitätsteams von Kansas im College-Basketball und der Golden State Warriors in der NBA.

Verteidigt Frankreich den WM-Titel, klingt die Kasse ganz schön heftig: 557.770, 91 US-Dollar stehen auf dem Spiel. Schnell den Währungsrechner angeschmissen, macht mit Kurs vom 16. Dezember schlanke 524.294,89 Euro. Er sei sehr zuversichtlich, sagt der Amerikaner bei Bleacher Report.

05-beckham
© getty

WM 2022 in Katar - Kritik des Tages: Thomas Hitzlsperger

Kein WM Kompakt ohne Empörung, Skandal oder Kritik, auch zwei Tage vor WM-Ende nicht. Diesmal an der Reihe: Thomas Hitzlsperger gegen David Beckham.

Becks hat sich vom Katari ja sauber vor der Karren spannen lassen. Dafür hagelte es - na, wer kommt drauf? - Kritik von allen Seiten. Gerade zuletzt wieder in England, nachdem Comedian Joe Lycett aus Protest gegen Beckhams umstrittene Zusammenarbeit 10.000 Pfund geschreddert hatte.

Ein Sprecher von Beckham sah sich daher gezwungen, ein freilich wachsweiches Statement zu veröffentlichen. In seiner schaurigen Gesamtheit sparen wir Euch das, weil vorhersehbar, daher hier nur Auszüge in Ansätzen:

  • "David [...] hat immer daran geglaubt, dass der Sport die Kraft hat..."
  • "Fußball, die beliebteste Sportart der Welt, hat die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen..."
  • "Wir sind uns bewusst, dass es im Nahen Osten unterschiedliche und stark ausgeprägte Ansichten zum Thema Engagement gibt..."
  • "... dass diese Gespräche zu mehr Verständnis und Empathie gegenüber allen Menschen führen werden und dass Fortschritte erzielt werden.

Die Reaktion von The Hammer auf Twitter veröffentlichen wir dagegen in Gänze: "Was für ein Haufen Unsinn ... Ich möchte nicht sehen, dass er irgendeine Art von Diversitätsangelegenheiten unterstützt. Das ist einfach nicht echt. Nimm das Geld und halt's Maul."

Kevin Kuranyi
© imago images / Sportfoto Rudel

WM 2022 in Katar - Verletzung des Tages: Kevin Kurányi

Kommen wir zu einem ehemaligen Mitspieler von Hitzlsperger: Kevin Kurányi. Der kickt zuletzt immer mal wieder bei irgendwelchen Spaß-Matches mit (Prost!), diesmal dürfte es ihm aber offensichtlich weniger Freude bereitet haben.

Beim von der FIFA veranstalteten Legenden Cup in Doha kickte der Ex-Nationalspieler mit Leuten wie Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann oder Francesco Totti. Als Mitglied des Teams Northern Bears zog er sich nun allerdings eine wohl recht zünftige Knieverletzung zu.

"Ich habe gleich gemerkt, dass im Knie etwas kaputtgegangen ist. Mehr kann ich momentan noch nicht sagen", sagte Kurányi der Bild. Mit dem Krankenwagen ging's unmittelbar ins Dohanenser Hospital, offenbar hat es den Meniskus und/oder das Kreuzband beschädigt. Gute Besserung!

Katar, Arbeiter
© getty

WM 2022 in Katar - Forderung des Tages: HRW

Kurz vor dem Finale hat Human Rights Watch (HRW) den Druck in der Debatte um einen Entschädigungsfonds für Arbeitsmigranten noch einmal erhöht. "Wenn die FIFA und Katar keine Abhilfe für die weitreichenden, nicht behobenen Missstände schaffen, denen die Migranten, die das Turnier vorbereitet und durchgeführt haben, ausgesetzt waren, werden sie ein Erbe der Ausbeutung und Schande hinterlassen", sagte Rothna Begum von HRW.

Das Endspiel am Sonntag falle auf den Nationalfeiertag Katars und den Internationalen Tag der Migranten. Dies sei "ein passender Zufall angesichts der unverzichtbaren Rolle" der Arbeitsmigranten, sagte Begum: "Das Mindeste", was die FIFA tun könne, sei, den Beitrag der Arbeiter anzuerkennen und sich zu verpflichten, "all jenen Abhilfe zu schaffen, die misshandelt wurden und durch die Maschen gefallen sind".

Mehrere Menschenrechtsorganisationen fordern von der FIFA seit Mai Entschädigungszahlungen für Arbeiter, die nach der WM-Vergabe 2010 ums Leben gekommen sind, verletzt oder ausgebeutet wurden. Bislang hätten die FIFA und Katar "ungenaue und irreführende Behauptungen" darüber aufgestellt, dass die bisherigen Systeme in dem Emirat ausreichen.

Der Entschädigungsfonds der katarischen Regierung (Workers' Support and Insurance Fund) sei aber "auf Lohndiebstahl beschränkt" und der Zugang "mit zahlreichen Hindernissen behaftet", schrieb HRW. Zudem befasse sich der Fonds nicht mit Verletzungen, Todesfällen am Arbeitsplatz oder Lohndiebstahl in den zehn Jahren vor der Einrichtung im Jahr 2020.

WM 2022
© getty

WM 2022 in Katar - Unsterblichkeit des Tages: CRO vs. MAR

Zum Sportlichen! Am Samstag wird ja wieder gekickt, Kroatien vs. Marokko im Spiel um Platz drei. Ein bedeutungsloses Aufeinandertreffen?

Natürlich nicht, hat Hoffenheims Andrej Kramaric deutlich unterstrichen. Kroatiens Stürmer sagte auf einer PK, es gehe in dieser Partie für beide Länder schlicht um "Unsterblichkeit".

"Ich glaube, wenn man diese Frage den marokkanischen Spielern stellt, werden sie sie nicht so sehen", sagte Kramaric zum Thema Goldene Ananas. "Sie kämpfen um ihr Leben, denn wenn man bei einer Weltmeisterschaft eine Medaille gewinnt, wird man in seinem Land zu einem unsterblichen Helden. Genau das werden wir auch tun."

Lionel Messi, WM 2022, Katar, Weltmeistertitel, Argentinien
© getty

WM 2022 in Katar - Umfrage des Tages: FanQ

Die Fußball-Fans in Deutschland gönnen Lionel Messi den möglichen ersten WM-Triumph. In einer Umfrage der Voting-App FanQ im Auftrag des Sportinformationsdienstes ist der 35-Jährige der beste Spieler der K.o.-Runde mit 63,1 Prozent der Stimmen.

Auf Platz zwei im Ranking folgt Kylian Mbappé mit großem Abstand (13,6 Prozent). 57,2 Prozent beantworten zudem die Frage, ob Messi bei einem WM-Sieg der größte Fußballspieler der Geschichte wäre mit einem "Ja". Für 62,3 Prozent ist Argentinien im Finale der Favorit gegen die Franzosen. Rund 1000 Fans nahmen an der Umfrage teil.

WM 2022 in Katar: Die verbliebenen Spiele im Überblick

Datum

Begegnung

Runde

17. Dezember, 16 Uhr

Kroatien - MarokkoSpiel um Platz 3

18. Dezember, 16 Uhr

Argentinien - FrankreichFinale
Artikel und Videos zum Thema