Dieser Sieg gehört Thomas Tuchel: Kommentar zum Einzug des FC Bayern München ins Halbfinale der Champions League

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Das Weiterkommen des FC Bayern München gegen den FC Arsenal ist zuallererst ein Sieg des Thomas Tuchel. Der Trainer liegt mit seinen taktischen und personellen Entscheidungen richtig - und unterstreicht seinen Ruf. Ein Kommentar.

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Julian Nagelsmann würde sich in den nächsten "fünf, sechs, sieben Tagen" entscheiden. Julian Nagelsmann würde "nicht nur" mit dem FC Bayern Gespräche führen. Julian Nagelsmann hier, Julian Nagelsmann dort.

Just während Bayerns Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Arsenal, während des bis dato wichtigsten Spiels der Saison, erschienen Stimmen von Nagelsmanns Berater Volker Struth. In einem Podcast äußerte er sich ergiebig über die Zukunft seines Klienten, die ihn womöglich in seine Vergangenheit München führen wird.

Nagelsmanns Nachfolger (und womöglich auch Vorgänger) feierte unterdessen unbeirrt seinen wohl größten Triumph als Trainer des FC Bayern. In eben jenem bis dato wichtigsten Spiel der Saison coachte Tuchel seine Mannschaft zum Einzug ins Champions-League-Halbfinale. Trotz seines bevorstehenden Abschieds, trotz der Nachfolger-Spekulationen, trotz der Verletzungsmisere. Verdientermaßen. Gegen eine der besten Mannschaften der besten Liga der Welt. Dank klugen personellen und taktischen Entscheidungen.

Dieses Weiterkommen des FC Bayern gegen Arsenal ist zuallererst ein Sieg des Thomas Tuchel. Präsident Herbert Hainer lobte den Trainer anschließend für eine "taktische Meisterleistung", laut Leon Goretzka habe Tuchel "genau das richtige Konzept gefunden". Derartige Huldigungen sind in dieser komplizierten Gemengelage um den Trainer nicht selbstverständlich. Das macht sie umso bemerkenswerter.

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Personell und taktisch: Thomas Tuchel traf die richtigen Entscheidungen

Wie schon beim beachtlichen 2:2 im Hinspiel wählte Tuchel auch beim Rückspiel zunächst eine abwartende Ausrichtung. Das widerstrebt zwar dem Münchner Selbstverständnis als Dominanz-Klub und übrigens auch Tuchels Vorstellung von Fußball, ist für den aktuellen Zustand dieser Mannschaft aber die erfolgversprechendste Marschroute.

Arsenal hatte vor allem in der ersten Halbzeit erneut viel Ballbesitz, versprühte aber verhältnismäßig wenig Gefahr. Die Münchner attackierten spät, nur um dann schnell anzugreifen. Nach der Pause wurde Arsenal müder und der FC Bayern gefährlicher - bis Joshua Kimmich zum entscheidenden 1:0 traf. Auf Vorarbeit von Raphael Guerreiro, womit wir bei Tuchels gelungenen Personalentscheidungen wären.

Arsenals größte Stärke ist die rechte Angriffsseite mit dem quirligen Bukayo Saka, dazu der offensivstarke Außenverteidiger Ben White. Beim Hinspiel setzte Tuchel Alphonso Davies und Serge Gnabry auf das Duo an, beim Rückspiel fehlten jedoch beide. Was nun? Statt positionsgetreu Ersatz-Linksverteidiger Guerreiro aufzubieten, vertraute Tuchel links hinten Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui und davor Guerreiro.

Der überraschende Kniff ging auf, beide machten ein hervorragendes Spiel und raubten den Gunners ihre größte Stärke. Auch auf der umkämpften Doppelsechs traf Tuchel mit seinem Vertrauen in das Hinspiel-Duo bestehend aus Leon Goretzka und Konrad Laimer die richtige Entscheidung.

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FC Bayern unter Thomas Tuchel: Wie gemacht für die Champions League

Während in der längst verlorenen Bundesliga konsequent der letzte Biss fehlt, blühen Trainer und Mannschaft in der Champions League regelmäßig auf. Die souveräne Gruppenphase, der 3:0-Sieg beim Achtelfinal-Rückspiel gegen Lazio Rom mit Tuchels gebrochenem Zeh als Sinnbild des Willens. Nun die beiden starken Auftritte gegen Arsenal. Diese Mannschaft und dieser Trainer scheinen wie gemacht für große Königsklassen-Abende.

Bei Tuchel ist diesbezüglich längst ein Muster zu erkennen, K.o.-Spiele liegen ihm offenbar ganz besonders. Mit Borussia Dortmund verpasste er zwar den Meistertitel, gewann aber den DFB-Pokal, dem französischen Serienmeister Paris Saint-Germain bescherte er 2020 das bis heute einzige Champions-League-Finale, ehe er den FC Chelsea 2021 sogar zum Titel führte.

Folgt nun seine dritte Finalteilnahme innerhalb von fünf Jahren? Zuzutrauen ist es Tuchel - zumal er auf dem Weg zu seinen ersten beiden Endspielen jeweils auch gegen den nun anstehenden Halbfinal-Gegner Real Madrid gewonnen hat. Sollte sich Tuchel gar mit dem Champions-League-Titel verabschieden, wäre der Druck auf seinen Nachfolger (und Vorgänger?) noch etwas größer.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
20. April, 18.30 UhrBundesligaUnion Berlin (A)
27. April, 15.30 UhrBundesligaEintracht Frankfurt (H)
30. April, 21 UhrChampions LeagueReal Madrid (H)
04. Mai, 15.30 UhrBundesligaVfB Stuttgart (A)
07. Mai, 21 UhrChampions LeagueReal Madrid (A)
12. Mai., 17.30 UhrBundesligaVfL Wolfsburg (H)